KI in Deutschland: Zu wenig Investments und fehlende Experten
Der Verband der Elektrotechnik hat mit dem Tec Report 2019 Industrielle KI Die nächste Stufe der Industrialisierung?, eine Umfrage unter den 1.300 Mitgliedsunternehmen und Hochsch...
Der Verband der Elektrotechnik hat mit dem Tec Report 2019 „Industrielle KI – Die nächste Stufe der Industrialisierung?“, eine Umfrage unter den 1.300 Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik zum Thema Künstliche Intelligenz in Deutschland durchgeführt. Die Studie ergab, dass Deutschland immer weiter hinter den führenden KI-Nationen, allen voran China und den USA, zurückbleibt. Es fehle an Investments, Infrastruktur und vor allem an Experten.
„Wir müssen uns jetzt auf unsere Stärken besinnen. Unsere große Chance liegt in der Verbindung von KI und unserem Know-how in der industriellen Produktion, Automatisierung und dem Maschinenbau. Wir, also Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik, sollten uns alle gemeinsam darauf konzentrieren, KI in die Anwendung hinein zu bringen und Geschäftsmodelle in die industrielle Nutzungsphase zu implementieren“, so Ansgar Hinz, CEO des VDE, bei der Vorstellung der Studie auf der Hannover Messe.
KI-Nationen USA, China und Japan
Aktuell sind die USA, dicht gefolgt von China und Japan, führend beim Thema KI.
Nur zehn Prozent der deutschen Unternehmen und sieben Prozent der Hochschulen sind überzeugt, dass deutsche Hochschulen in der KI-Forschung mit den USA und China mithalten können. Jeweils sechs von zehn Befragten erwarten die Implementierung industrieller KI in China und in den USA bis 2025, in Deutschland sieht die Mehrheit eine spätere Umsetzung.
Für 71 Prozent der Unternehmen ist dafür das mangelnde Wissen in KI in Deutschland ein großer Faktor, gefolgt vom Fachkräftemangel und gesetzlichen Hürden mit knapp 50 Prozent. Die Hochschulen gaben ebenfalls den Fachkräftemangel mit 67 Prozent, mangelndes Fachwissen und fehlendes Budget mit je 53 Prozent an. 59 Prozent der Unternehmen und jede zweite Hochschule sind überzeugt, dass in Deutschland und Europa, im Vergleich zu den USA und China, nicht genügend Mittel für die Umsetzung revolutionärer technischer Veränderungen bereitgestellt werden.
„44 Prozent der Unternehmen und Hochschulen rechnen für 2019 mit steigenden Budgets für Forschung und Entwicklung, mehr als die Hälfte mit gleichbleibend hohen F+E-Ausgaben. Deutschland setzt auf Innovationen, das ist eine sehr erfreuliche Nachricht“, erklärt Prof. Hans Schotten, Mitglied des VDE-Präsidiums und wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz.
„Allerdings wollen 69 Prozent der Unternehmen in der Elektrotechnik unter zehn Prozent ihrer Ausgaben in die Erforschung von KI stecken. Dies könnte in vielen Fällen zu wenig sein. Hier ist das Potential von KI offensichtlich noch nicht überall erkannt“, warnt Schotten.
Industrie 4.0. als neue Chance für Deutschland
Auch bei dem Innovationsranking Industrie 4.0 sind die asiatischen Wettbewerber - China, Japan und Südkorea - führend.
Deutschland landet nur im Mittelfeld dieser tabellarischen Übersicht, Europa insgesamt bildet das Schlusslicht.
„Es stimmt uns aber optimistisch, wenn 66 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen und 73 Prozent der Hochschulen in Industrie 4.0 eine große Chance sehen, die Marke „Made in Germany“ wieder zum Glänzen zu bringen“, sagt Hinz.
64 Prozent aller Befragten sind überzeugt: Industrie 4.0 und der Trend weg von der Massenproduktion hin zur individuellen Fertigung eröffnet Deutschland Chancen zur Wiederbelebung der Wettbewerbsfähigkeit für neue, innovative Arbeitsplätze und zur Steigerung der Attraktivität der Marke „Made in Germany“.
Raus aus der Komfortzone
„Das Grundproblem ist, dass sich die deutsche Industrie lange auf ihrem Status Quo ausgeruht hat und damit schlichtweg in vielen Bereichen den Anschluss an die USA und China verpasst hat, die die Digitalisierung auf allen Ebenen vorantreiben“, erklärt Ansgar Hinz die negative Stimmung.
60 Prozent der Hochschulen und 50 Prozent der Unternehmen seien hiervon überzeugt. Sie glaubten auch, dass die Industrie Schwierigkeiten damit hat, mithilfe der Digitalisierung revolutionäre Geschäftsmodelle zu entwickeln.
„Um es auf den Punkt zu bringen: Wir müssen raus unserer Komfortzone“, fordert der VDE-Chef. Dafür müsse jetzt an unterschiedlichen Stellschrauben gedreht werden, allen voran an der Innovations-Exzellenz, der Branchenkonvergenz und an unserer Risikobereitschaft.