Betreiber moderner Arenen müssen Sicherheit und Fanerlebnis gleichzeitig optimieren

Spätestens seit den Terroranschlägen in Paris im November 2015 und in Istanbul im Dezember 2016 ist klar, dass die Anforderungen an die Sicherheit von Stadien sich grundlegend gewa...

Spätestens seit den Terroranschlägen in Paris im November 2015 und in Istanbul im Dezember 2016 ist klar, dass die Anforderungen an die Sicherheit von Stadien sich grundlegend gewandelt haben. Standen früher vor allem rivalisierende und teilweise gewaltbereite Fangruppen im Mittelpunkt der Betrachtung, müssen Stadionbetreiber heute auch auf potentielle Anschläge im Stadion selbst und in seinem Umfeld vorbereitet sein.

Stadionbetreiber stehen vor einem Dilemma. Denn die Fans, von deren Zuspruch sie letztlich leben, erwarten ein großartiges Erlebnis – und durch Sicherheitsmaßnahmen wie vor allem strenge Kontrollen und starke Polizeipräsenz kann dies schnell getrübt werden. Zudem wird es immer schwieriger, sie überhaupt für einen Stadionbesuch zu begeistern, da sie auf relativ kostengünstige TV-Abonnements und modernste Technik zurückgreifen können, um sich das Spiel ins heimische Wohnzimmer zu holen. Zudem sind sie dort in der Lage, das Spiel über mobile Technologien anzureichern, etwa indem sie Szenen aus unterschiedlichen Perspektiven wiederholen, im Hintergrund Statistiken abrufen oder über soziale Medien spielbegleitend auch mit anderen Fans kommunizieren.

Um die Profitabilität eines Stadions zu gewährleisten, muss der Betreiber am Spieltag daher ein mindestens vergleichbares Erlebnis bieten. Zwar gibt es für die meisten Fans nach wie vor nichts Besseres als live dabei und damit selbst Teil der Action zu sein, aber die Konkurrenz durch Hi-tech im Wohnzimmer wird immer stärker. Für Stadionbetreiber bedeutet dies die Notwendigkeit, die gleichen Technologien vor Ort bereitzustellen, die der Fan auch im eigenen Wohnzimmer nutzen kann.

Zwischen den Spielen
Solche Events finden allerdings nur an durchschnittlich 25 Tagen pro Jahr statt. Stadionbetreiber müssen daher auch daran denken, was mit dem Stadion an den verbleibenden 340 Tagen passiert, wie die getätigten Investitionen geschützt sind und zum anderen die Betriebskosten minimiert werden können. Ein Ansatz zur Umsatzmaximierung ist die Akquisition anderer Events, was jedoch ein hohes Maß an Flexibilität bei der Stadiontechnik einschließlich der Sicherheitssysteme erfordert. Bei den Betriebskosten ist zu bedenken, dass auch zwischen Spieltagen und anderen Events Kosten für die Sicherung des Stadions gegen Feuer, Einbruch und Vandalismus entstehen und möglicherweise auch ungenutzte Bereiche teilweise geheizt oder klimatisiert werden müssen. Auch hier kann intelligente Technik helfen – etwa bei der Energieeffizienz oder bei der Minimierung von Personalkosten.

Insgesamt muss ein Stadionbetreiber heute folgende Herausforderungen unter einen Hut bekommen:

  • Sicherheit als oberstes Gebot während der Veranstaltung – im Stadion und im Umfeld
  • Gewährleistung eines hervorragenden Fanerlebnisses
  • Maximierung der Umsätze von Restaurants, Imbissständen, Fanshops und anderen Konzessionären
  • Minimierung der Betriebskosten
  • Gewährleistung der Sicherheit auch zwischen den Spieltagen
  • Erhöhung der Anzahl an Events im Stadion außerhalb von Spieltagen
  • Maximierung der Flexibilität des Stadions (kurze Umbauzeiten, mehr Events, höhere Umsätze)

Interaktive Technik steigert Fanerlebnis
Die Antwort auf diese Herausforderung sind smarte Stadien, in denen Sicherheitstechnik nicht nur unaufdringlich und damit ohne Beeinträchtigung der Besucher installiert werden kann: Sie kann auch durch Integration interaktiver Technologien das Fanerlebnis spürbar verbessern. So können hochwertige Kameras zur Videoüberwachung gleichzeitig im Stadion verteilte Großbildschirme, Mobiltelefone der Fans oder gar interaktive Sitze mit Informationen aus nahezu jeder Perspektive versorgen. Sie können oft unaufdringlich am Stadiondach installiert werden und liefern dennoch hochqualitative Übersichts- wie auch Detailaufnahmen.

So profitieren Fans und Stadionbetreiber gleichermaßen von den Vorteilen der Videotechnologie, ohne dass die Zuschauer das Gefühl haben, ständig überwacht zu werden. Hohe Auflösungen und Panoramakameras sorgen dabei dafür, dass die Anzahl der Kameras und damit auch die Kosten der Videoüberwachung minimiert werden. Das aus Sicherheitsgründen ohnehin erforderliche Public-Address-System sorgt im smarten Stadion auf Basis einer intelligenten Videoanalyse vor Matchbeginn, während der Pausen und nach Spielschluss sowohl für gut verständliche Hinweise auf wenig belastete Eingänge oder die kürzesten Schlangen an Imbissständen und WC-Anlagen als auch für Musikeinspielungen in Konzertqualität. Zudem gewährleistet es eine hohe Verständlichkeit von Sponsoreneinblendungen und kann so einen unmittelbaren Beitrag zum Betriebsergebnis leisten.

Nutzen für die Fans
Fans erhalten in einem solchen Smart Stadium ein großartiges persönliches Erlebnis mit hochwertigem Entertainment sowie kürzeren Warteschlangen und exakten Wegbeschreibungen, um schneller durch überfüllte Stadien und Parkmöglichkeiten zu navigieren. Stadionmitarbeiter auf der anderen Seite profitieren von Echtzeit-Informationen über das Geschehen am Veranstaltungsort, so dass sie jederzeit effizient und zielgerichtet reagieren können. Durch die Integration smarter Technologien ist es beispielsweise möglich, bei einem Sicherheitsvorfall die nächsten Ordnungskräfte zu lokalisieren und ihnen Live-Bilder und die genaue Lokation des Vorfalls auf ihre Handys zu übermitteln.

Dies nicht nur im Stadion selbst, sondern auch im gesamten Perimeter mit seinen öffentlichen Wegen, Parkplätzen und -häusern, Restaurants und anderen Einrichtungen. Denn das Risiko eines Vorfalls beginnt und endet nicht am Stadioneingang. Strenge Sicherheitsvorkehrungen innerhalb des Stadions können, wie in Paris geschehen, durchaus einen Angriff auf ein „weicheres“ Ziel in der unmittelbaren Umgebung auslösen. Durch die notwendige Integration der gesamten Peripherie ähnelt ein smartes Stadion heute den in Entwicklung befindlichen Smart Cities, deren Konzepte daher häufig auf Stadien übertragen werden können.

Zentrales Management
Eines dieser grundlegenden Konzepte ist beispielsweise die Integration der Sicherheitstechnik über ein zentrales Managementsystem, wie sie etwa Bosch mit seinem Building Integration System (BIS) realisiert. Ein solches System kann zudem noch in das übergeordnete Gebäudemanagement eingebunden werden. Heutige Stadien sind komplexe Gebilde, die teilweise sogar Hotels, Konferenzzentren und ähnliche Einrichtungen umfassen, die auch jenseits der Spieltage genutzt werden. Zudem werden sie immer stärker zu Multifunktionsarenen, in denen unterschiedlichste Veranstaltungen mit variierenden Sicherheitsanforderungen stattfinden.

Fußballspiele stellen nach wie vor die höchsten Anforderungen an die Sicherheit. Systeme, die auf solche Ereignisse ausgelegt sind, werden auch für andere Events ausreichend sein. Bei Konzerten beispielsweise spielt jedoch unter Umständen die Videoüberwachung des Spielfelds eine deutlich größere Rolle als beim Fußballspiel, da viele Besucher sich dort niederlassen statt auf den Tribünen, um näher an ihren Idolen zu sein. Sicherheitssysteme in modernen Stadien benötigen daher ein hohes Maß an Flexibilität.

Auch die Kostenoptimierung setzt hier eine hochgradige Skalierbarkeit der gesamten Gebäudetechnik einschließlich der Sicherheitstechnik voraus, da die Anforderungen aktuell genutzter Bereiche sich deutlich von denen unbenutzter unterscheiden. Hier können beispielsweise Bewegungsmelder und Zutrittskontrollsysteme Nutzungsinformationen an die Heiz- und Klimatechnik übermitteln, die so bedarfsgerecht eingesetzt werden kann. Auch der Einsatz von Reinigungskräften kann zum Beispiel anhand solcher Informationen optimiert werden.

Cybersicherheit wird wichtiger
Ein weiterer Aspekt, der bei smarten Stadien zu berücksichtigen ist, ist die Cybersicherheit. Da die gesamte Infrastruktur eines solchen Stadions IP-basiert ist und der Betreiber zur Optimierung des Fanerlebnisses eine Vielzahl von IP-basierten und mobilen Applikationen öffentlich verfügbar machen muss, steigt die Gefahr des unerlaubten Eindringens in nicht ausreichend gesicherte Systeme. Eine Manipulation mag bei Anwendungen wie der Getränkebestellung zwar ärgerlich, aber ansonsten weitgehend folgenlos sein – gelingt es jedoch einem Besucher, in IP-basierende Sicherheitssysteme einzudringen, kann dies katastrophale Folgen haben. Auch die Beeinträchtigung der Verfügbarkeit solcher Systeme durch heute sehr verbreitete DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) muss natürlich unter allen Umständen vermieden werden.

Ein smartes Stadion entsteht am einfachsten auf der grünen Wiese, denn nur dann kann man ohne Rücksicht auf bereits existierende Investitionen planen. Doch auch bestehende Stadien lassen sich Schritt für Schritt aufrüsten, indem man analoge Technologien sukzessive durch digitale ersetzt, die sich besser untereinander und auch mit den innovativen Services integrieren lassen, die der Fan heute erwartet.

Business Partner

Logo:

Bosch Building Technologies

Fritz-Schäffer-Straße 9
81737 München
Deutschland

Kontakt zum Business Partner







Meist gelesen