Dräger: Service-Konzept zur Überwachung kritischer Arbeiten auf Industrieanlagen
Dräger hat mit seinem Service-Konzept „Inara“ eine neue digitale und mietbare Überwachungslösung entwickelt, die voraussichtlich ab dem Frühjahr 2024 verfügbar sein wird. Das System übernimmt die Aufgaben des klassischen Sicherungspostens auf einer Industrieanlage und überwacht kritische Arbeiten.
Kritische Arbeiten auf Industrieanlagen müssen zum Schutz der Mitarbeitenden kontinuierlich überwacht werden. Bisher übernehmen Sicherungsposten diese Aufgabe. Sie kontrollieren zum Beispiel beim Befahren enger Räume, Silos und Behälter oder bei Heißarbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen der Prozessindustrie, ob alle vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Sollte es dennoch zu einem Vorfall kommen, leiten sie die Meldekette ein. Insbesondere während Stillständen werden viele kritische Arbeiten durchgeführt und entsprechend viele Sicherungsposten auf der Anlage benötigt. Um die Sicherheit bei der Durchführung dieser Arbeiten weiter zu erhöhen und Arbeitsunfälle noch effektiver im Sinne der Vision Zero – die Vision einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen – zu vermeiden, hat Dräger eine neue digitale und mietbare Überwachungslösung entwickelt, die voraussichtlich ab dem Frühjahr 2024 verfügbar sein wird. Mehr über Dräger Inara erzählt Simon Helbig, Projektleiter im Bereich Rental & Safety Services, im Interview mit der GIT-SICHERHEIT.
GIT SICHERHEIT: Herr Helbig, was genau verbirgt sich hinter der Bezeichnung Inara?
Simon Helbig: Inara ist der digitale Sicherungsposten auf einer Industrieanlage. Das System übernimmt die Aufgaben des klassischen Sicherungspostens und überwacht viele kritische Arbeiten. Dabei ermöglicht es mit seinen explosionsgeschützten Kameras Einblicke in Behälter, die über das Sichtfeld des heutigen Sicherungspostens hinausgehen. Das erhöht die Sicherheit für die Mitarbeitenden deutlich. Darüber hinaus sinkt der Bedarf an Sicherungsposten, da viele Arbeiten mit der Unterstützung von Inara mit einem deutlich geringeren personellen Aufwand kontrolliert werden können. Die Mietlösung macht es zudem sehr flexibel.
Für wen ist die Sicherheitslösung gedacht und welche Lücken soll sie schließen?
Simon Helbig: Die Anwendung von Inara ist für eine Vielzahl von Tätigkeiten möglich, die detailliert überwacht werden müssen. Vor allem in der chemischen und petrochemischen Industrie finden während der Anlagenstillstände viele Befahrungen und Heißarbeiten parallel statt. Das führt zu einem sehr hohen, aber temporären Überwachungsbedarf. Die dafür notwendigen Personalressourcen können immer schwieriger beschafft werden. Inara kann diese Lücke schließen und dabei helfen, kritische Arbeiten sicherer und planbarer zu überwachen. Davon profitieren vor allem die Verantwortlichen für die Anlagenstillstände, da sie das Sicherheitspersonal reduzieren können. Inara erhöht auch die Transparenz und sorgt für einen geringeren Dokumentationsaufwand. Bisher läuft vieles noch papierbasiert ab. Das System funktioniert vollständig digital, speichert die gesammelten Mess- und Videodaten direkt im Cloud-Backend und erstellt automatische Reports. Auf die Daten kann zentral zugegriffen werden.
Inwiefern kann die Überwachung durch eine Produkt- und Software-Lösung übernommen werden?
Simon Helbig: Wir stellen unseren Kunden eine plan- und verfügbare Geräteflotte, ein effizientes Installations- und Service-Konzept, eine sichere Überwachung und einen Echtzeitdatentransfer ins Cloud-Backend zur Verfügung. Die Meldekette wird durch den zentralen Monitoring Operator ausgelöst, der auf eine Sicht- und Sprachverbindung zu den Mitarbeitenden im Feld zurückgreifen kann und gleichzeitig in Kontakt mit dem Field Operator steht. Zudem verfügt Inara über eine visuelle und akustische Alarmgebung, die die Mitarbeitenden im Feld bei drohenden Gefährdungen warnt, sodass sie den Gefahrenbereich sicher verlassen können. Zusätzlich prüft eine Zutrittskontrolle, dass nur berechtigte Personen die Tätigkeiten ausführen.
Wie läuft die Miete des Systems ab? Und wie aufwändig ist die Installation?
Simon Helbig: Inara ist im Prinzip ein Komplettpaket. Unsere Kunden buchen die Überwachung pro Tag und Arbeitsstelle, inklusive Personal. Das System benötigt einen Monitoring Operator und einen Field Operator, die von uns gestellt werden. Dabei bleiben die Nutzer sehr flexibel, da sich das System schnell erweitern lässt, sollten sich die Bedürfnisse ändern oder ungeplante Personalengpässe entstehen. Das ganze System lässt sich innerhalb von 15 Minuten aufbauen, womit wir derzeit deutlich schneller als bisherige Monitoring-Lösungen sind.
Das Inara-System
Kernelement des Inara-Überwachungssystems ist die Workplace-Box, die eine audiovisuelle Alarmierung und Zugangskontrolle sicherstellt. Zudem fungiert sie als „Data-Hub“ für den Datentransfer von der Arbeitsstelle an den Router. Die Übertragung kann kabellos per WiFi oder optional mit Kabel erfolgen. Über die Workplace-Box ist eine direkte Sprachverbindung zum zentralen Kontrollraum möglich. Die Box besitzt eine Batterie, die eine autarke und portable Überwachung von Schichtzeiten bis zu 12 Stunden ermöglicht. Zusätzlich können bis zu zwei externe Batterien angeschlossen werden. Eine Kameraeinheit stellt die visuelle Überwachung der Arbeitsstelle sicher. Je nach Überwachungssituation kann die Anzahl der Kameras variieren. Die Kamera wird per Kabel direkt mit der Workplace-Box verbunden.
Ein mobiler Router überträgt die Daten von der Anlage per LTE an das cloud-basierte Backend. Die mit Bluetooth ausgestatteten Gaswarngeräte Dräger X-am 2800 und X-am 5800 überwachen konstant die Arbeitsatmosphäre. Das cloudbasierte Backend stellt die remote Überwachungszentrale des Systems dar. Der Monitoring Operator überwacht mit Hilfe von Inara mehrere Arbeitsstellen mit insgesamt bis zu 25 Kameras aus dem Kontrollraum heraus. Er beobachtet alle Arbeitsplätze, gibt Einstiege frei und steht über die Sprachverbindung der Workplace-Box für die Durchführenden der kritischen Arbeiten zur Verfügung. Der Field Operator ist das Bindeglied zwischen den im Anlagebereich tätigen und durch das Monitoring überwachten Mitarbeitenden sowie dem Monitoring Operator. Bei Bedarf wird er durch den Monitoring Operator kontaktiert, um Gefahrenpotenziale im Feld zu beseitigen oder Erstmaßnahmen durchzuführen.
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