18.08.2014 • TopstoryFlugsicherheitWärmekammerDenios

Flugsicherheit in Katar: Notrutschen-Test mit Denios-Klimakammer

Eine Wärmekammer in einen Wüstenstaat zu liefern: Das klingt ähnlich absurd, als wolle man einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen. Wenn diese Wärmekammer aber auch über die Funkt...

Eine Wärmekammer in einen Wüstenstaat zu liefern: Das klingt ähnlich absurd, als wolle man einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen. Wenn diese Wärmekammer aber auch über die Funktion einer Gefriertruhe verfügt, handelt sich es um ein technisches Multitalent, das exakt den Kundenanforderungen entspricht: Die Fluggesellschaft Qatar Airways testet demnächst auf dem Flughafen in Doha in regelmäßigen Abständen die Funktionalität ihrer Notrutschen unter extremen Temperaturbedingungen - in eben dieser Wärme- und Kühlkammer von Denios.

Gut, dass es sie gibt; noch besser, wenn man sie nicht braucht: Notrutschen in modernen Verkehrsflugzeugen. Sie bleiben für die meisten Passagiere unsichtbar, da sie - zum Glück - nur selten zum Einsatz kommen. Dennoch muss sichergestellt sein, dass sie im Fall der Fälle funktionieren. Deshalb wird dieses Sicherheitsequipment von allen Fluggesellschaften in regelmäßigen Abständen auf seine Funktionalität überprüft.

Test unter realistischen Bedingungen

Je nach Flugzeugtyp sind die Notrutschen im unteren Türbereich oder unterhalb im Flugzeugrumpf verstaut. Wie das Flugzeug selbst, werden sie dabei extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Von Starts und Landungen auf heißen Wüstenflughäfen, bis hin zu extremen Minustemperaturen bei einer Flughöhe von bis zu 15.000 Meter. Umso wichtiger ist es, dass die Notrutschen unter realistischen Bedingungen getestet werden. Zu diesem Zweck hat Qatar Airways bei der ostwestfälischen Firma Denios eine Klimakammer beauftragt, um die Notrutschen der eigenen Luftflotte während der jährlich durchgeführten Funktionstests einer Temperaturschwankung von 80 K auszusetzen. Die Spanne reicht von - 20 °C bis +60 °C.

Durch Druckluft werden die Notrutschen im Notfall explosionsartig aufgeblasen. Das Auslösen der Notrutsche am Boden wird auch als „flat firing" bezeichnet. Damit wird überprüft, ob sich die Notrutschen im vorgesehenen Zeitfenster aufblasen. Bevor dieser Test durchgeführt wird, kommen die Notrutschen in die Klimakammer, um kurz hintereinander beiden Extremtemperaturen ausgesetzt zu werden. Erst dann erfolgt der Funktionstest.

Heizung verhindert Einfrieren der Türen

Die von Denios konstruierte und gebaute Klimakammer hat eine Grundfläche von ca. 8 m2. In ihr werden die Notrutschen erst auf + 60 °C erwärmt, dann auf -20 °C abgekühlt. Um dieses extreme Spektrum abbilden zu können, verwendet der Hersteller nur Isolierungsmaterialien mit hohem Dämmwert. Die Hochleistungsklimaanlage besteht aus einer Inneneinheit und dem außenliegenden Kompressor, der wegen der Innenaufstellung und zur Reduzierung der Lautstärkeentwicklung gekapselt ist. Ebenfalls auf dem Dach der Anlage ist der Verdampfer platziert. Als Türfeststellanlage sind bei geöffneter Kammer Haltemagnete vorgesehen.

Da bei einer Abkühlung auf -20 °C die Türen zufrieren würden, ist im Türrahmen eine separate Heizung verbaut. Im Inneren sorgen Temperaturfühler für ausreichend Messdaten, um die Kammer gleichmäßig zu temperieren. Die Steuerungssoftware befindet sich im außen liegenden Schaltschrank. Zusätzliche Ausstattungsdetails sind die LEDBeleuchtung und die Druckentlastungsklappe in der Decke der Klimakammer, falls eine der Notrutschen während des Temperiervorgangs ungewollt ausgelöst wird. Die Klimakammer ist unterfahrbar und kann daher mit Hochhubstapler beschickt werden. Abnehmbare Kranösen sorgen für die nötige Flexibilität am Aufstellort.

Erfolgreiche Kooperation im Nahen Osten

Bei der Konzeption und Umsetzung dieses Projektes konnte die Denios auf seine jahrzehntelange Erfahrung aus dem Bereich Wärme- und Klimatechnik sowie Brand- und Explosionsschutz zurückgreifen. Begleitet und koordiniert wird der Auftrag von der Firma Franke Care System Middle East, die mit ihrer Niederlassung in Doha/Katar über die notwendigen Kontakte in die Region und die Erfahrung in der Umsetzung von Projekten im Nahen Osten verfügt.

 

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