Fraport setzt Flir IR-Kameras für den Perimeterschutz ein
Mit dem Frankfurter Flughafen managt die Fraport AG nicht nur den größten Flughafen der Bundesrepublik. Mit seinen zirka 78.000 Beschäftigten ist der Flughafen Frankfurt auch die...
Mit dem Frankfurter Flughafen managt die Fraport AG nicht nur den größten Flughafen der Bundesrepublik. Mit seinen zirka 78.000 Beschäftigten ist der Flughafen Frankfurt auch die größte lokale Arbeitsstätte in Deutschland. Das riesige Betriebsgelände umfasst mehr als 21 Quadratkilometer - geschützt unter anderem mit Wärmebildkameras von Flir.
Neue Landebahn - Neues Sicherheitskonzept
Im Rahmen des Ausbauprogramms des Frankfurter Flughafens mit der neuen Landebahn Nord/West stellte sich die Frage nach einem schlüssigen, undurchlässigen Sicherheitskonzept für den Perimeterschutz des neuen Bereichs. Durch die Vorgaben der zuständigen Landesluftfahrtbehörde - in diesem Fall das hessische Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, der ICAO (International Civil Aviation Organisation sowie der baulichen Gegebenheiten vor Ort war klar, dass für den Perimeterschutz nur eine Kombination verschiedener technischer Lösungen sinnvoll sein würde: Zäune, CCTV-Kameras und Wärmebildkameras. Daher lud der Fraport-Einkauf verschiedene Hersteller zu einer Marktschau mit einem großen Feldversuch ein. Torsten Siats - bei Fraport zuständig für Telekommunikation, Funk & CCTV - erinnert sich: „Es waren sicher 4-5 fünf Zaunhersteller und mindestens 5-6 Anbieter von Videosystemen, die unter gleichen Bedingungen zeigten, was sie können. An zwei Masten hingen damals gut 40 verschiedene Kameras, dazwischen eine Perimeterroute mit verschiedenen Zauntypen."
Feldversuch mit Wettersimulation durch die Flughafenfeuerwehr
Manfred Reinhard aus dem Bereich Flug- und Terminalmanagement und Unternehmenssicherheit von Fraport ergänzt mit einem Schmunzeln: „Bei unserem Feldversuch profitierten wir davon, dass wir mit unseren Simba-Großlöschfahrzeugen völlig unterschiedliche Wetterbedingungen im großen Stil simulieren können - von tropischem Regen bis hin zu feinstem Nebel." Auch diese experimentellen Simulationen bestätigten klar, dass letztlich eine Kombination verschiedener Perimeterschutz-Maßnahmen sinnvoll ist, denn jede Technologie hatte unterschiedliche Stärken und Schwächen. „Bei normalen Tageslichtbedingungen erkennen wir auf CCTV-Kameras eventuelle Gefahren am einfachsten. Nachts und bei widrigen Wetterverhältnissen haben sie aber Schwächen", weiß Manfred Reinhard, und sein Kollege Torsten Siats ergänzt: „Wärmebildkameras funktionieren sehr gut bei Tag und Nacht, auch bei leichtem Nebel und Rauch, aber bei tropisch-starkem Regen kommen auch sie an ihre Grenzen. Das nasse Wasser wirkt dann wie eine Wand, die für Wärmestrahlung undurchlässig wird."
Das Sicherheitskonzept
Das Ergebnis des Feldversuchs war ein detailliertes Sicherheitskonzept. Darin entschied sich Fraport für eine Kombination aus Zaun, über 50 CCTV-Kameras und ca. 40 Wärmebildkameras an besonders sensiblen Bereichen des Schutzperimeters. War die technische Planung des, waren die Kameras von Anfang an sehr starken Seitenwinden ausgesetzt. Dadurch kam es bei Regen in Verbindung mit starkem Wind immer wieder zu Alarmen, die durch Regentropfen ausgelöst wurden, die quasi waagerecht zum Boden vom Wind auf das Objektiv geweht wurden. Die Flir-Kameras der F-Serie haben zwar serienmäßig einen Sonnen- bzw. Regenschutz. Der ist aber nicht verlängerbar, so dass ein Mitarbeiter der Fraport-Videoabteilung eine kreative eigene technische Lösung entwarf. „Wir hätten uns darauf ein Patent sichern sollen." erklärt Manfred Reinhard heute scherzhaft, denn Flir hat in seiner FC-Serie S mittlerweile genau dieses Konzept eines verstellbaren Sonnen- bzw. Regenschutzes realisiert.
Praktisches System: Austauschbare Kamera-Kassetten
Noch eine weitere Änderung wurde später notwendig: Für einige ausgewählte Standorte benötigte Fraport eine höhere Reichweite der Wärmebildkameras. Dafür eignet sich das Model Flir F-324 mit seinem 19-mm-Objektiv, das ein Objekt in der Größe einer menschlichen Person aus fast 500 m Entfernung entdecken kann. Für den Austausch der Kameraeinheit war die Bauweise der F-Serie ideal: Flir hat ein praktisches Kassetten-System entwickelt, dank dem Anwender, die höhere Blickwinkel/Öffnungswinkel benötigen, keine komplett neuen Kamerasysteme kaufen müssen. Dadurch lassen sich Sensoren und Optiken schnell aufrüsten oder reparieren. Anwender müssen ihre Kamera nicht einschicken, ein Upgrade oder der Austausch der Kassette ist lediglich eine Frage von wenigen Minuten.
Datenschutz
Eine Besonderheit der Wärmebildkameras machen sie auch unter Datenschutz-rechtlichen Aspekten interessant: Wärmebildkameras zeigen keine individuellen Gesichtszüge, sondern bilden nur Temperatursignaturen ab. Daher sind sie in allen Fällen, in denen es um besonderen Datenschutz geht, im Vergleich zu CCTV-Kameras unproblematisch einsetzbar.
Kalibrierung und Schulung
Die richtige Kalibrierung aller Kameras war eine komplexe Aufgabe, die auch zeitlich eigentlich einen vollen Jahreszeitenzyklus benötigt, denn im Winter herrschen ganz andere Bedingungen als in einem heißen Sommer, in einem nassen Herbst wieder andere als im Frühling. Interessant für die Kalibrierung von Wärmebildkameras sind nicht - wie man vielleicht denken sollte - besonders hohe oder besonders tiefe Temperaturen. Kniffliger ist eher der mittlere Temperaturbereich, in dem es eben nicht viele Temperaturdifferenzen gibt zwischen Umgebung und Objekten. Außerdem muss dabei beachtet werden, dass die Kameras natürlich nicht zu jeder Zeit für Servicekräfte zugänglich sind, da diese Servicekräfte einerseits Alarme auslösen würden und andererseits, da der Flugbetrieb natürlich nicht gestört werden darf. Um die Kameras optimal zu kalibrieren und zum besseren Verständnis der dahinterstehenden Technologie schulte Marcel Wiechmann vom Flir-eigenen Infrarot-Trainings-Center ITC die Fraport-Mitarbeiter in einem Inhouse-Seminar vor Ort.
Detektion und Software
Die Aufgabe der Kameras ist natürlich in erster Linie, potentielle Eindringlinge zuverlässig zu erkennen. „Priorität ist: Wenn irgendjemand oder irgendetwas den Perimeter des Flughafens verletzen will, muss das System das bemerken." erklärt Bernhard Amthor, bei Fraport in der Information & Kommunikation u. a. zuständig für den Bereich Video. „Zweite Priorität: Wenn das nicht so ist, soll möglichst auch kein Alarm ausgelöst werden. Im Sinne der Effizienz wird immer angestrebt, die Zahl der Fehlalarme zu minimieren. Zu 100 % klappt das natürlich nie - und auch das hat manchmal durchaus charmante Aspekte: Z. B. einen einsamen Fuchs, der nachts zu einer bestimmten Zeit immer seine Runden am Zaun entlang zieht und für das Fraport-Team zu einem guten Bekannten geworden ist und als entsprechendes Objekt detektiert und weitergeleitet wird."
Bei der Auslösung eines Alarms ist eine ganze Kette an Software beteiligt: Wenn die Flir-Infrarotkamera eine Bewegung wahrnimmt, löst das einen Alarm im Aimetis-System aus. Das Bewegungsdetektions-System der Firma Aimetis ist in der Lage, zwischen Bewegungen in unterschiedliche Richtungen zu unterscheiden. Oft sind nur Bewegungen in eine bestimmte Richtung auffällig - um nicht z. B. durch von oben landende Flugzeuge fälschlicherweise einen Alarm auszulösen. Daher kann die Software von Aimetis so eingestellt werden, dass nur bestimmte richtungsspezifische Bewegungen gemeldet werden. Die Software meldet ein solches Ereignis dann an das Video-Management-System (VMS) der Firma Schille. Das VMS gibt das Ereignis an das Einsatzleitsystem der Sicherheitsleitstelle weiter - und erst dort wird ein Einsatz eingeleitet.
Wartung, Garantie und Energieeffizienz
Die Flir-Kameras sind prinzipiell wartungsfrei, aber Fraport wartet standardmäßig alle Kameras zweimal pro Jahr, da machen die F-Serie-Kameras keine Ausnahme. Auf die aktuellen Kameras gibt FLIR eine 2-jährige Garantie, auf die Detektoren (nach Registrierung der Kamera nach dem Kauf) sogar eine zehnjährige Garantie. Das kommt auch beim Controlling gut an, denn dank langer Einsatzzeiten verteilen sich die Anschaffungs- und Ersatzkosten auf einen längeren Zeitraum. Bei den Betriebskosten sind Wärmebildkameras trotz ihres anfangs im Vergleich zu CCTV-Kameras höheren Anschaffungspreises sowieso unschlagbar. Weil auch nachts keine zusätzliche Beleuchtung notwendig ist (die Infrarotkamera „sieht" auch unter dunkelsten Sichtbedingungen), kann auf zusätzliche Scheinwerfermasten komplett verzichtet werden. Diese Energieeffizienz passt gut zum „Airport Environmental Partnership"-Programm, in dem sich Fraport gemeinsam mit Luftfahrtgesellschaften, Energieversorgern und der Deutschen Flugsicherung für den Klimaschutz einsetzt.
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