12.03.2015 • TopstoryAutomationBeschallungsanlagenBosch

Gert van Iperen im Gespräch mit GIT SICHERHEIT

Vernetzte, intelligente Sicherheitslösungen, vereinfachte Kommunikation über standardisierte Protokolle, Integration der gesamten Gebäudetechnik - das sind starke und anhaltende Tr...

Vernetzte, intelligente Sicherheitslösungen, vereinfachte Kommunikation über standardisierte Protokolle, Integration der gesamten Gebäudetechnik - das sind starke und anhaltende Trends der gesamten Branche. GIT SICHERHEIT.de sprach darüber mit Gert van Iperen, Vorsitzender des Bereichsvorstands im Geschäftsbereich Security Systems, Bosch.

GIT SICHERHEIT.de: Herr van Iperen, wenn ein Gebäude „smart" ist, kann das was Feines sein - aber es sollte eben nicht nur smart, sondern auch sicher sein.  Wie versteht man das Thema bei Bosch Sicherheitssysteme?  

Gert van Iperen: Smart und sicher sind ja keine Gegensätze, die Erhöhung der Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt bei allen Smart-Home- oder Connected Building-Konzepten. Auch wenn wir in der Vergangenheit dafür nicht immer den Begriff „smart" verwendet haben - intelligente und vernetzte Sicherheitslösungen sind seit längerem eine Kernkompetenz von uns. In Connected Building- oder Smart Home-Lösungen von Bosch bringen wir unsere umfassende Erfahrung in der Sicherheitstechnik ein. Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas im Januar hat Bosch gezeigt, wie sich Energietechnik, Sicherheitstechnik, Hausgeräte und Fahrzeuge intelligent miteinander vernetzen lassen. Zudem arbeitet Bosch gemeinsam mit ABB und Cisco an einer offenen Software-Plattform für die Vernetzung von unterschiedlichen Geräten im Haus und entwickelt in der neuen Gesellschaft Bosch Connected Devices and Solutions sensorbasierte Lösungen für die Segmente Smart Home, Transport, Logistik, Verkehr, Smart Activity und Industrie 4.0. Auch hier bringen wir unsere Expertise im Bereich Sicherheitssysteme ein und können von dem Know-how der anderen Bosch-Bereiche profitieren.

Bosch Sicherheitssysteme deckt ja alle in Frage kommenden Komponenten von Brand- bis Einbruchmeldeanlage, von Video bis Sprachalarmierung, von Zeit bis Zutritt sowie von Leitstellentechnik bis Gebäudemanagement ab. Die Vernetzung ist sicherlich das wichtigste Thema derzeit, wenn es um Innovationen in diesem Bereich geht?  

Gert van Iperen: Ja, die Vernetzung ist derzeit der wichtigste Trend in unserem Markt und unter anderem auch die Voraussetzung für Connected Building- oder Smart Home-Lösungen. In der Videotechnik ist das am offensichtlichsten weil IP hier schon bis zur Sensorebene etabliert ist. Doch auch in den anderen Bereichen basiert die Infrastruktur immer häufiger auf IP-Netzwerken.

Die Früchte der Vernetzung werden hauptsächlich durch ein ausgereiftes Gebäudemanagementsystem geerntet. Könnten Sie Ihr System einmal skizzieren?

Gert van Iperen: Unser Building Integration System (BIS) ermöglicht ein effizientes, integriertes Gebäude- und Sicherheitsmanagement in einer einzigen Lösung. Es basiert konsequent auf offenen IT-Standards, was nicht nur die Konfiguration und den Betrieb vereinfacht, sondern auch die Integration von Bosch-Systemen und Drittsystemen. Das System ist sehr modular aufgebaut und lässt sich daher einfach an individuelle Anforderungen anpassen. Weltweit haben wir bereits mehr als 2.500 Systeme und mehr als 10.000 Subsysteme mit über 5 Mio. Detektoren und Kameras installiert.

Wie heben Sie sich beim Thema Gebäudemanagement von Wettbewerbern auf dem Markt ab?

Gert van Iperen: Bei unseren Projekten handelt es sich meistens um große, komplexe auf den Kunden zugeschnittene Projekte. Hier spielt die BIS eine große Rolle. Das Hauptmerkmal der Building Integration System (BIS)-Plattform ist die Fähigkeit, alle Technologien zu integrieren - sowohl die breite Palette an Bosch-Produkten mit all ihren Features wie auch Fremdprodukte. Hierbei können wir auf die jahrelange, weltweite Erfahrung von Bosch mit BIS und Alarmmanagementsystemen zurückgreifen und zwar in den unterschiedlichsten Anwendungen. Ein konkretes Projektbeispiel ist die bekannte ikonische Mehrzweck-Immobilie „The Star" in Singapur, für welche wir eine vollintegrierte Sicherheitslösung geliefert haben. Die Bosch-Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und Beschallungsanlage werden über das Bosch Building Integration System gemanagt, das einen zentralen Betrieb ermöglicht und die Koordination zwischen den beiden Betreibern des Gebäudes wesentlich vereinfacht.

Lassen Sie uns einen Blick auf die einzelnen Sicherheitskomponenten werfen und diese auf ihren Stand hin abklopfen: Nehmen wir die Brandmeldeeinrichtungen. Wie stark wird dieser Bereich bei Bosch durch die sukzessive eingeführte Rauchwarnmelderpflicht beeinflusst?

Gert van Iperen: Ich glaube, man muss hier differenzieren. Wir haben im Jahr 2012 erstmals eine Familie von Brandmeldern für Privathaushalte in unser Portfolio aufgenommen. Das war allerdings nicht primär durch die Rauchwarnmelderpflicht bedingt, sondern ist auch im Lichte des damals aufkommenden Trends zum Smart Home zu sehen. Die zusätzliche Abdeckung des Privatkundensegments hat natürlich einige Veränderungen gebracht - in erster Linie, dass man hier zusätzliche Vertriebskanäle benötigt.

Was hat sich insoweit in der (Sensor-)Technik in jüngerer Zeit getan?

Gert van Iperen: Eine große Herausforderung beim Einsatz von Brandmeldern ist die zunehmende elektromagnetische Umweltverschmutzung. Als technische Geräte sind Brandmelder strahlungsempfindlich, und starke elektromagnetische Felder können die Funktionsfähigkeit beeinträchtigen und insbesondere Fehlalarme auslösen. In unseren neuesten Brandmeldern messen wir daher die elektromagnetischen Felder kontinuierlich und ermöglichen dem Betreiber über Trendanalysen, das Überschreiten von Grenzwerten vorherzusehen und entsprechend zu reagieren. Schon während der Installation bekommt auch der Errichter wichtige Daten zu kritischen Umgebungswerten, so dass er diese von Beginn an berücksichtigen kann.

Kommen wir noch zur Videotechnologie aus dem Hause Bosch. Was sind hier die wichtigsten Neuerungen?  

Gert van Iperen: Hier ist zum einen unsere Starlight-Technologie zu nennen, bei der wir sehr deutliche Fortschritte bei der Lichtempfindlichkeit gemacht haben. Dadurch liefert die Kamera Bilder in Farbe, wo andere Kameras nur noch Schwarz-Weiß-Bilder wiedergeben und Schwarz-Weiß-Bilder, wo andere Kameras gar kein Bild mehr anzeigen können. In diesem Jahr werden wir eine Familie von hochauflösenden Panoramakameras mit bis zu 12 Megapixel einführen, darunter solche mit Fisheye-Objektiv, die durch ihre 360-Grad-Abdeckung das Problem der toten Winkel lösen.

Gibt es noch echte Innovationen im Bereich Intelligente Videotechnologie?

Gert van Iperen: Ja, die gibt es durchaus, vor allem im Bereich der Software. Unsere Content Based Imaging Technology zum Beispiel kombiniert die Informationen des Sensors, der Bildverarbeitung, des Encoders sowie der Intelligenten Videoanalyse, um jede Szene in optimaler Bildqualität darzustellen. Features wie intelligente Rauschunterdrückung, automatische Belichtungssteuerung oder Nebelentfernung können die Bildqualität deutlich erhöhen und die Bitraten um bis zu 50 Prozent reduzieren, was sich erheblich auf die Kosten der Speichersysteme und damit der Gesamtlösung auswirkt. Innovationen gibt es darüber hinaus auch in den Anwendungen der Videotechnologie. Gerade die intelligente Videoanalyse ermöglicht völlig neue Applikationen jenseits der reinen Überwachung. Nehmen Sie etwa People-Counting-Anwendungen und die Analyse von Besucherströmen - hier ist Video nicht mehr nur ein Sicherheitsfaktor, sondern bringt noch zusätzlichen Mehrwert für das Unternehmen.

Wie wichtig sind im Bereich Sicherheitssysteme jeweils Branchenlösungen aus Ihrer Sicht und aus der Sicht Ihrer Kunden?

Gert van Iperen: Jeder Kunde, egal aus welcher Branche, hat bei der Sicherheit ganz individuelle Anforderungen. Deswegen legen unsere Kunden und auch wir zunächst einmal sehr viel Wert auf flexible und skalierbare Lösungen, die sich leicht an diese individuellen Anforderungen anpassen lassen. Wichtig ist zudem eine offene Architektur auf der Basis von Standards, die eine Integration branchenspezifischer Lösungen ermöglicht. Hierfür ist dann im Errichtergeschäft natürlich Branchen-Know-how erforderlich, aber letztlich wird das Sicherheitssystem doch immer auch eine Individuallösung sein.

Was erwartet uns aus dem Hause Bosch Sicherheitssysteme noch im Verlauf des Jahres 2015?

Gert van Iperen: Sie dürfen von uns weiterhin innovative Produkte erwarten, etwa die bereits erwähnten Panoramakameras sowie innovative Lösungen zur Brandfrüherkennung. Ansonsten kann ich hier natürlich noch keine konkreten Ankündigungen machen, aber wir werden im Verlauf des Jahres 2015 sicher weitere Produkte für Privathaushalte einführen und uns intensiv mit dem Smart Home beschäftigen.

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