08.07.2019 • Topstory#smarthomesicherBSICloud

Interview mit Günther Ohland von der Smart Home Initiative Deutschland

GIT Smart Home Security: Herr Ohland, das Internet der Dinge wird jeden Tag größer auch dank der immer beliebter werdenen Smart-Home-Anwendungen in den Privathaushalten. Die damit...

Interview mit Günther Ohland von der Smart Home Initiative Deutschland

GIT Smart Home Security: Herr Ohland, das Internet der Dinge wird jeden Tag größer – auch dank der immer beliebter werdenen Smart-Home-Anwendungen in den Privathaushalten. Die damit zusammenhängende Technik und die Vielfalt an Anwendungen werden immer weiter ausgebaut. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Entwicklungen der jüngsten Zeit?

Günther Ohland: Zu den wichtigsten, und für den Verbraucher relevantesten Neuerungen ist die Technische Richtlinie für Breitband-Router, die das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor kurzem vorgestellt hat. Diese Richtlinie wendet sich an Hersteller und legt fest, dass Router, die für den Konsumenten bestimmt sind, ab Werk sicher sind. Wer sich einen Router etwa im Elektronikmarkt oder im Internet kauft, muss dann nicht erst Sicherheit des Geräts herstellen, in dem er es konfiguriert. Jedes Gerät ist nach dieser Richtlinie mit individuellem Username und Passwort ausgestattet. Diese Zugangswörter hießen bislang häufig einfach nur „admin“ – das musste man selbst ändern.

Das klingt schon nach einem wichtigen Fortschritt – der Router ist ja immerhin das Tor zur virtuellen Welt. Hier werden private Daten im Heimnetzwerk aber auch mit dem Internet ausgetauscht...

Günther Ohland: Im Grunde war auch bisher die Gefahr eher irreal. Ein Krimineller hat kein Interesse daran, das Licht im Flur anzumachen – er wird auch kein Lösegeld mit Espresso-Entzug erpressen... Dennoch fürchteten sich viele Leute vor unbefugtem Zugriff. Jetzt wird die Schnittstelle zum Internet, hinter dem vermeintlich das Böse lauert, jedenfalls viel sicherer als sie jemals war. Die Wahrscheinlichkeit, eine Videokamera zu übernehmen oder ein Schloss zu öffnen, ist noch mal sehr viel geringer geworden. Es ist unendlich viel einfacher, mit mechanischer Gewalt durch eine Tür zu kommen, als unter dem erheblichen intellektuellen Aufwand, den es bedeuten würde, ihr Schloss zu hacken. Das ist eine gute  Nachricht.

Was hat sich noch getan in der smarten Welt?

Günther Ohland: Große Internetunternehmen wie Amazon und Google trommeln in letzter Zeit verstärkt und mit großem PR-Aufwand, das Thema Cloud nach vorne zu bringen. Sie erwecken den Eindruck, dass alles, was nicht Cloud ist, letztlich hoffnungslos altmodisch sei. Die Daten seien besser bei ihnen aufgehoben, anstatt beim eigenen kleinen Rechner zuhause in der Wohnung. Sie argumentieren dabei auch mit der sich zuhause schwieriger darstellenden System­pflege, etwa in Form von Backups, etc. Allerdings bezweifle ich, dass die Daten bei diesen Konzernen gut aufgehoben sind.

Warum so misstrauisch?

Günther Ohland: Es geht solchen Unternehmen natürlich nicht um Altruismus – sie wollen die Daten auswerten und damit Geld verdienen. Der Verbraucher muss ich immer fragen, ob er das will. Smart-Home-Lösungen können Daten sammeln über meine Lebensgewohnheiten. Wenn ich das nicht will, kaufe ich solche Produkte nicht. Bei einem Produkt made in Germany trifft man auf dergleichen übrigens in aller Regel nicht. Bei Google Nest oder vielen chinesischen Produkten gehört das aber dazu. Sie sind deshalb oft etwas billiger – aber man gibt dadurch eben seine Daten preis: Wie stark heize ich? Wie viel Strom verbrauche ich zu welchen Zeiten? Mit solchen Daten verdienen diese Unternehmen Geld – vor allem durch Werbung. Registrieren die Sensoren etwa, dass Sie drei mal in der Nacht zur Toilette gehen, kriegen Sie vielleicht Reklame für bestimmte Medikamente ins Haus. Wenn Sie das nicht wollen, sind Sie auf solche Produkte ja nicht angewiesen, egal wie angesagt sie gerade auch sein mögen.

Zurück zur Cloud – es gibt ja auch gute Gründe die für ihre Nutzung sprechen...

Günther Ohland: Absolut richtig. Für Unternehmen mit mehreren, insbesondere internationalen, Niederlassungen oder Filialen ist die Cloudtechnologie zum Beispiel sehr wichtig. Sie eröffnet viele Möglichkeiten, Daten aus unterschiedlichen technischen Systemen verschiedener Länder zu übernehmen, zusammenzuführen und aufzubereiten. Das erleichtert die zentrale Verwaltung von Liegenschaften – auch dann, wenn dort überall mit unterschiedlichen technischen Standards und Systemen gearbeitet wird.

Was empfehlen Sie, zu tun?

Günther Ohland: Für Privatleute wie für Unternehmen gilt der Grundsatz: Eine Cloud ist gut, wenn ich sie beherrsche. Für Unternehmen empfiehlt sich die Verwendung einer eigenen – und wenn das nicht möglich ist, kann man generell darauf achten, wo die Daten gespeichert werden. Die Datenschutzgrundverordnung kann ich in Deutschland zwar gerichtlich durchsetzen – aber nicht außerhalb unserer Rechtsordnung. Schwierig wird es natürlich vor allem außerhalb der EU – also auch in den USA oder in Fernost. Insbesondere für Private ist das Thema Datensicherheit und Cloud überhaupt schwer zu handhaben. Und Unternehmen, auch kleine, sollten sich überlegen, ob die Bilder ihrer Videokameras etwa in China zu sehen sein sollen. Im Zweifel sollte man lieber ein paar Euro mehr anlegen.  

Wie sieht es überhaupt mit den Kostenentwicklung aus – insbesondere für Smart-Home-Security-Produkte?   

Günther Ohland: Die Technik für Smart Home-Security-Systeme wird dank günstiger werdender Komponenten zunehmend preisgünstiger – und das ist vor allem eine wichtige Botschaft für Planer, Architekten und Bauherren. Das ermöglicht nämlich, dass man bei einem Neubau eine smarte Basisinfrastruktur heute erstellen kann – und zwar kostenneutral im Vergleich mit einer konventionellen Nachrüstung. Das ist vergleichbar mit der Telefonverkabelung: Aus Kostensicht ist es irrelevant, ob jede einzelne Partei letztlich ein Telefon anschließt. Es gibt keinen Grund mehr für Bauherren, aus Kostengründen auf eine smarte Basisinfrastruktur zu verzichten. Der Bewohner kann dann Smart-Technik – etwa Rauchmelder, die im Alarmfall gleich das Licht einschalten und Rollläden hochfahren, jederzeit nach Bedarf nachrüsten, ohne Schmutz und Verkabelung, also ohne gleich die halbe Wohnung umbauen zu müssen.

Die Smart-Home-Initiative Deutschland

2008 wurde sie die Smart-Home-Initiative Deutschland in Berlin gegründet – von Günther Ohland, Michael Sandrock und Alexander Schaper. Sie versteht sich als gewerkeübergreifende und interdisziplinäre Kommunikationsplattform, die dem aktiven Erfahrungsaustausch zwischen den regionalen Smart-Home-Organisationen und Anbietern aus Forschung, Entwicklung, Industrie, Handel und Handwerk dient.Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen starken und international wettbewerbsfähigen Smart-Home-Markt zu fördern und die Bereiche zu bedienen, die die vorhandenen Branchenverbände auf Grund ihrer Strukturen und Branchenfokussierung nicht bedienen können. Die Mitglieder der Initiative kommen aus allen Bereichen der smarten Gebäudetechnik: Elektro- und Informationstechnik, Elektronik, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik (CE), Medizintechnik, Industrie, Handel, Handwerk, Architektur, Forschung und Lehre.
www.smarthome-deutschland.de

 

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