Sicher wie die Eisenbahn
Die neue Werkshalle für die Fahrzeug-Instandhaltungs- und Behandlungsanlage in München-Pasing erstreckt sich auf 15.500 m2. Auf fünf Gleisen können Züge, im Fachjargon Garnituren i...
Die neue Werkshalle für die Fahrzeug-Instandhaltungs- und Behandlungsanlage in München-Pasing erstreckt sich auf 15.500 m2. Auf fünf Gleisen können Züge, im Fachjargon „Garnituren“ in die Halle fahren – dort werden sie gereinigt und instandgesetzt. Die ganze Anlage arbeitet mit modernster Technologie, quasi abwasserfrei. Gewartet werden die Elektro-Triebzüge ET 442 und ET 445 oder auch die lokbespannten Doppelstock-Züge von DB Regio Bayern. Das Gelände wurde u. a. mit einem Zutrittskontrollsystem von PCS Systemtechnik ausgestattet.
Die Eisenbahn muss pünktlich sein, das wünschen sich alle Passagiere. Dass die Logistik und Instandsetzung ein Kraftakt ist, wissen die wenigsten. Ein Blick hinter die Kulissen von DB Regio Bayern zeigt: Die Fahrzeug-Instandhaltung in der neuen Betriebshalle Pasing ist eine Werkstatt der besonderen Dimension. Um die Wagons und Loks reinigen und warten zu können, kommt eine ganze Maschinerie ins Rollen. Und dann muss die Instandsetzung und Reinigung schnell und mit wenig Ausfallzeiten realisiert werden, damit die Fahrzeuge so rasch wie möglich wieder in den Umlauf gehen können. Damit dies alles auf technisch höchstem Niveau gelingt, realisierte DB Regio Bayern ein Zukunftsprojekt und eröffnete am 4. Oktober 2017 eine neue Fahrzeug-Instandhaltungs- und Behandlungsanlage in München-Pasing, kurz Fiba genannt.
Auf ca. 15 Fahrzeuge im Betrieb kommt ein Fahrzeug in Reserve. Daher müssen die Garnituren, die sich gerade in der Werkstatt befinden, in kürzester Zeit wieder hergestellt sein, damit der Fahrplan im Takt bleibt. Da die Züge aus dem Hauptbahnhof der Halle zugeführt werden müssen, dafür also eine Trasse und ein Lokführer gebraucht werden, müssen die Einsatzzeiten detailliert geplant werden. Gearbeitet wird daher auf dem Betriebsgelände der Fiba rund um die Uhr. Schließlich sind die Einsatzzeiten der Züge teuer, der Zeitplan auf den Strecken minutiös eingeteilt.
Sicherheitskonzept inklusive Zutrittskontrolle
DB Regio befasste sich 2012 mit einem neuen zukunftsorientierten Konzept für die Fiba. Dabei stand von Anfang an auch das Sicherheitskonzept des Geländes inklusive Brand- und Arbeitsschutz im Fokus. Beim Thema Objektschutz war man sich einig: eine Absicherung des Betriebsgeländes sowie der einzelnen Büroräume innerhalb des Gebäudes sah das Planungsteam als unbedingt notwendig an, schon um Unfälle zu vermeiden oder kriminelle Einbruchsversuche zu verhindern, muss das Betreten des Werksgeländes eingeschränkt werden.
Auf der Suche nach einem geeigneten Lieferanten für die Sicherheitstechnik wandte sich das Planungsteam an die Experten im Konzern. Sie empfahlen für den Objektschutz die Firma PCS Systemtechnik, die bereits mehrere Standorte der DB mit Zutrittskontrolle ausgestattet hatte. So stand bereits zu Beginn ein Produktportfolio fest, mit dem die Planungen für das Sicherheitskonzept angegangen werden konnten: RFID-Leser für Aufputzmontage als auch zum Einbau in Gegensprechanlagen – sowie zusätzlich nicht-vernetzte Offline-Türbeschläge.
Für Dagobert Trummer (Leiter Anlageninstandhaltung und Infrastruktur der FIBA) war es die richtige Entscheidung, PCS Systemtechnik von Anfang an in die Planung miteinzubeziehen, „denn wenn man sich das erste Mal mit dem Thema Zutrittskontrolle befasst, weiß man ja nicht unbedingt, wo die Fallstricke liegen. Ich war daher froh, dass mich die Profis von PCS beraten haben“. So konnte bereits im Rohbau die richtige Verkabelung für die spätere Zutrittskontrolle berücksichtigt werden.
Vorteile der elektronischen Zutrittskontrolle
Projektleiter Trummer sieht jetzt – ein Jahr nach Inbetriebnahme – schon viele Vorteile einer Zutrittskontrolle im Vergleich zu einer Schließanlage. So erhalten die Mitarbeiter keinen Schlüssel mehr, sondern einen wesentlich günstigeren RFID-Chip (Transponder), mit dem sie die die Drehsperren und Türen öffnen können. Wird der Transponder vergessen oder vermisst, ist das kein Drama, und im Gegensatz zu einem verlorenen Schlüssel, auch kein großer finanzieller Verlust. Er ist schnell ersetzt, der alte wird im System deaktiviert. Über das Zutrittsprofil des Mitarbeiters sind die neuen Zutrittsrechte definiert und daher rasch auf den neuen Chip übertragen.
Der besondere Clou ist die Kombination der Online-Zutrittskontrolle mit den mechatronischen Türsystemen. In der Fiba sind an den meisten Bürotüren und Werkstatttoren Offline-Türterminals installiert. Dies hat den Vorteil, dass auch Brandschutz- oder Metalltüren mit in die Zutrittskontrolle eingebunden werden können. Die Zutrittsrechte für die elektronischen Beschläge werden täglich bei der ersten Online-Buchung auf den Transponder des Mitarbeiters geschrieben und gelten für jeweils 24 Stunden.
Zutritt über Konzernausweis
Eine besondere Herausforderung bei DB Regio ist der Umstand, dass auch etwa 600 Lokführer der DB das FIBA-Gelände betreten können müssen, wenn ihre Garnitur in die Werkstatt muss. Da sie nicht zum festen Mitarbeiterstamm gehören, werden die Personaldaten nicht von DB Regio verwaltet. Die Frage stand im Raum, wie man es möglich machen kann, dass dieser Personenkreis auch Zugang zum Gebäude erhält.
Der Lösungsansatz knüpfte die Zutrittsrechte nicht an die Person, sondern an das Zutrittsmedium. Die Konzernausweise für Lokführer wurden für einen bestimmten öffentlichen Bereich zur Fiba freigeschaltet. Damit können die Lokführer zu jeder Tages- und Nachtzeit das Gelände betreten, auch wenn die Büros für sie verschlossen bleiben. Sie müssen nicht im Regen stehen, bis ihr Zug wieder abfahrbereit ist.
Schranke und Vereinzelungsanlage mit Fahrrad-Durchfahrt
Mit den Transpondern werden die Schranken und Vereinzelungsanlagen an der Zufahrt zum Werksgelände geöffnet. Vorteilhaft war, dass die Intus-Leser auch für den Einbau in eine Behnke Gegensprechanlage geeignet sind. Sie wurden in zwei verschiedene Höhen installiert: für normale Pkws und etwas höher für die zufahrenden Lkws. Nicht nur motorisierte Fahrzeuge müssen auf das Gelände: neuerdings fahren die DB-Mitarbeiter auch auf Dienstfahrrädern zwischen einzelnen Werken hin und her. Deshalb wurde auch an die Zufahrt für Radfahrer gedacht: Ein Vereinzelungsschleuse mit Zutrittsleser öffnet eine Fahrradsperre und erlaubt den Radfahrern die Durchfahrt.
Auch an ein Notfallszenario wurde gedacht: muss im Falle eines Brandes die Feuerwehr schnell auf das Gelände, besitzt sie sowohl einen Feuerwehr-Generalschlüssel („F-Schlüssel“) als auch einen DB-Transponder mit vollen Zutrittsrechten – als zusätzliche Sicherheit – zur Daueroffenschaltung. Eine doppelte Absicherung, wenn es im Brandfall schnell gehen muss.
Videomanagement unterstützt den Betrieb
Die Fiba von DB Regio ist rund um die Uhr im Einsatz. Dabei unterstützt die Videoüberwachung die Abläufe im laufenden Betrieb. So ist an der Schrankenanlage eine Videokamera installiert, die aktuelle Bilder an die Zentrale übermittelt, so dass schnell geklärt werden kann, wer das Gelände betreten will. Nicht nur Mitarbeiter müssen zur Fiba, auch Lieferantenverkehr braucht Zufahrt, zum Beispiel Fahrer des Wertstoffhofes. Die Live-Bilder des Außenbereichs laufen im Lager online und sorgen so dafür, dass keine Werte entwendet werden.
Beim Rangieren der riesigen Eisenbahnwägen ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Wo sind freie Gleise, welche Lok ist wieder betriebsbereit, wo befinden sich Menschen auf dem Gelände? Um das Rangieren der Loks sicherer und effizienter zu gestalten, bringt die Videoüberwachung Transparenz über das Geschehen. sorgt dafür, dass die Bilder verschiedener Außenkameras zusammenlaufen und über einen einzigen Arbeitsplatz verwaltet werden können. Nur am Bildschirm ist die komplexe Situation überschaubar und zu sehen, auf welchen Gleisen gerade eine Lok steht und welche freie Strecke dem nächsten Zug zugewiesen werden kann.
Für Sonderfälle gerüstet
Das gesamte Zutrittssystem wird von der Software Dexicon verwaltet. Dort werden die Zutrittsrechte der einzelnen Mitarbeiter verwaltet. Auch wiederkehrende Einsatzfahrzeuge sind wie Personen im Zutrittssystem vertreten: da sie mit wechselnden Fahrern kommen, werden die Autos quasi als Person geführt und der jeweilige Zutrittsausweis einem Teamleiter zugeordnet. So funktioniert auch die Zufahrt für unregelmäßige Besucher ohne Probleme.
Trummer findet die Anwendung der Software sehr anwenderfreundlich und freut sich darüber, dass die Personenverwaltung so einfach ist. Bei Projektstart, räumt er ein, musste ein gewisser Aufwand betrieben werden, um die große Zahl der Offline-Beschläge einzulernen. Das sei eine Fleißarbeit gewesen, die sich aber gelohnt habe. Das Zutrittssystem sei äußerst flexibel und hat auch alle besonderen Ausnahmefälle gut in den Griff bekommen. Vor allem aber ist er vom Service und der Kundenorientierung des PCS-Teams überzeugt. Denn ein gutes, zuverlässiges Produkt sei das eine, aber die Unterstützung beim laufenden Betrieb schätzt er besonders. So laufen heute die Videoüberwachung sowie die Zutritts- und Zufahrtskontrolle in der Fiba in Pasing 100% nach Plan.
DB Regio Bayern
DB Regio Bayern ist Teil der DB Regio, die in sieben Regionen und die fünf größten S-Bahnen gegliedert ist. Gemeinsam mit DB Fernverkehr und DB Arriva bildet DB Regio das Ressort Personenverkehr der Deutschen Bahn.
In rund 2.800 Zügen sind von früh morgens bis weit nach Mitternacht im Jahr rund 100 Millionen Fahrgäste unterwegs. Rund 600 Bahnhöfe werden täglich bedient. Dabei legen die Züge von DB Regio Bayern im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die den Schienenpersonennahverkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, im Jahr 64 Millionen Zugkilometer zurück.
Mehr als 1.660 Triebfahrzeugführer und rund 880 Kundenbetreuer im Nahverkehr sind bei Regio Bayern tätig. In den Werkstätten in Nürnberg, München Pasing, Kempten, Würzburg und Hof sorgen rund 500 Mitarbeiter für die Instandhaltung der mehr als 900 Fahrzeuge
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