Unabhängige Prüfinstitute gewinnen zunehmend an Bedeutung

Die VDE-Zeichen bescheinigen die Konformität des Produktes mit nationalen und internationalen Normen sowie die Erfüllung gesetzlicher Schutzanforderungen. Doch wer das VDE-Dreieck ...

Sven Öhrke, CEO bei VDE Global Services und Mitglied des Vorstands des VDE...
Sven Öhrke, CEO bei VDE Global Services und Mitglied des Vorstands des VDE Testing and Certification Institute

Die VDE-Zeichen bescheinigen die Konformität des Produktes mit nationalen und internationalen Normen sowie die Erfüllung gesetzlicher Schutzanforderungen. Doch wer das VDE-Dreieck als Prüfsiegel erhalten will, muss auf strenge Prüfingenieure gefasst sein. Denn „wir sind hart!“, sagt Sven Öhrke, CEO bei VDE Global Services und Mitglied des Vorstands des VDE Testing and Certification Institute im Gespräch mit GIT SICHERHEIT.

GIT SICHERHEIT: Herr Sven Öhrke, Sie haben sich die „e-diale“ Zukunft auf die Fahnen geschrieben – und möchten daran mitwirken. Zunächst mal philosophisch gefragt: Welche Rolle möchten Sie dabei einnehmen?

Sven Öhrke: Unser Anspruch ist, das Bestmögliche für eine „e-diale“ Zukunft zu gestalten. Nehmen Sie als Beispiel die „e-diale“ Smart City mit einem Energie- und Mobilitätssystem, das auch als Blaupause und Exportmodell dienen kann. Dazu müssen digitale Technologien und Anwendungen verzahnt, Branchen und Sektoren verknüpft und Experten und Entscheider unterschiedlicher Branchen und Disziplinen übergreifend vernetzt werden. Und genau hier setzt der Technologieverband VDE mit seiner „e-dialen“ Plattform an. Rund 100.000 Experten treiben im VDE Zukunftstechnologien voran.

Bei der Zertifizierung geht es ja zunächst darum, ob ein Gerät auch gut funktioniert – aber die Sicherheit von Produkten spielt dabei eine ebenso zentrale Rolle?

Sven Öhrke: Der Online-Handel boomt und damit auch die Gefahr, dass immer mehr Billigprodukte mit gravierenden Sicherheitsmängeln Einzug in die Haushalte finden. Sicherheitsprüfungen durch anerkannte, neutrale Prüfhäuser, wie dem gemeinnützigen VDE-Institut werden deshalb immer wichtiger, denn der Verbraucher kann gar nicht mehr unterscheiden, welches Produkt qualitativ hochwertig und damit sicher ist. Wir führen regelmäßig eigene Marktrecherchen durch mit dem Ergebnis, dass Hersteller von Billigprodukten zu oft entweder ungeeignete Materialien verwenden, die Sicherheitsaspekte nicht ausreichend berücksichtigen oder an der Verarbeitung sparen – mit fatalen Auswirkungen für Gesundheit und Leben der Verbraucher. Die gefundenen Mängel bergen unter anderem Brandgefahr, Gefahr eines elektrischen Schlages sowie Funktionsstörungen in sich. Auch die „smarten“ Produkte im Haushalt, die sich mit dem Internet verbinden, können eine Gefahr für den Verbraucher darstellen. Kann das Produkt nicht mit Hilfe etablierter Sicherheitsmethoden geschützt werden und kann neue, sicherere Software nicht upgedated werden, öffnet das Hackern Tür und Tor ins eigene Zuhause. Mit krimineller Energie beladene Personen können dann ihre Opfer unbemerkt überwachen oder Malware auf die Geräte aufspielen. In der Vergangenheit wurden bereits mehrere Millionen vernetzte Heimgeräte von Privatnutzern, oftmals unbemerkt, „gekapert“ und das ist erst der Anfang.

… auch Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind wichtige Prüfkriterien?

Sven Öhrke: Je mehr Elektroprodukte in der Anwendung sind, um so wichtiger wird natürlich auch deren Nachhaltigkeit in der Produktion und im täglichen Betrieb. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist das Thema Energieeffizienz. Gerade Kühl- und Wärmegeräte, wie Kühlschrank, Tiefkühler, Herd, Backofen, etc., und Geräte welche häufig im Stand-by Betrieb verwendet werden, sollten möglichst energieeffizient sein. Der durchschnittliche Stromverbrauch eines Haushalts in diesen Anwendungsbereichen liegt bei fast 70 %, weshalb der Blick auf das Energy-Label bei diesen Geräten besonders empfehlenswert ist. Dabei schont der niedrige Energieverbrauch nicht nur den Geldbeutel sondern auch Ressourcen und damit die Umwelt.

Das VDE-Zeichen gib es immerhin schon seit 1920 – also fast seit 100 Jahren. Es gibt inzwischen natürlich einen beachtlichen Strauß von Zertifizierungen unter allen möglichen Aspekten. Wie sehen Sie sich hier positioniert?

Sven Öhrke: Wir sehen uns sehr gut positioniert. Zum einen spricht hierfür das kontinuierliche Wachstum unserer Prüf- und Zertifizierungsorganisation, das wir seit 1920 erleben. Zum anderen sind wir weltweit das einzige neutrale und gemeinnützige Institut, das auf den Säulen des VDE aufbauen kann. Der VDE vereint Wissenschaft, Prüfung und Normung unter einem Dach. So werden die Ergebnisse unserer Prüfungen wissenschaftlich ausgewertet und fließen in die Weiterentwicklung elektrotechnischer Normen ein. Die aktive Mitarbeit des VDE-Instituts in der Normung ermöglicht uns eine schnelle Reaktion bei Normenänderungen und eine verlässliche Grundlage bei der Anwendung und Vermittlung der normativen Anforderungen. Dies sind wichtige Vorteile für den VDE-Kunden im Entwicklungsprozess seines Produktes.

Die Digitalisierung und das Internet der Dinge sind Treiber ganz neuer Produkte – gerade hier gibt es sehr viele „Billiganbieter“. Welchen Nutzen hat hier der Hersteller von einer VDE-Zertifizierung?

Sven Öhrke: In Zeiten der Digitalisierung sind Prüfungen durch unabhängige Institute wichtiger denn je. In unserem Institut bestehen oft mehr als 50 Prozent der Erstprüfungen an elektrotechnischen Produkten die Prüfanforderungen nicht. Und das sind Hersteller, die bereit sind in die Qualität und Sicherheit ihrer Produkte zu investieren und ihre Produkte uns zur Qualitäts- und Sicherheitsüberprüfung schicken. Und wir sind hart. Wer das VDE-Dreieck als Prüfsiegel erhalten will, muss solange nachbessern bis unsere Prüfingenieure zufrieden sind. Die unterschiedlichen VDE-Zeichen bescheinigen die Konformität des Produktes mit nationalen und internationalen Normen sowie die Erfüllung gesetzlicher Schutzanforderungen und bieten Wettbewerbsvorteile durch hohen Bekanntheitsgrad, Höchstmaß an Produktsicherheit und weltweit anerkannter Prüfqualität. Einkäufer und Verbraucher auf der ganzen Welt kennen das VDE-Zeichen und nutzen es als sichere Orientierungshilfe beim Kauf. Auch der Groß- und Einzelhandel weiß, dass VDE-geprüfte Produkte beim Endverbraucher gefragt sind. Das VDE-Zeichen ist die Premiummarke für hohe Prüf- und Servicequalität und bietet dadurch kundenspezifische Vorteile bei der Risikominimierung im Konstruktions- und Fertigungsprozess. Die neutrale Prüfung durch das VDE-Institut bedeutet mehr Sicherheit bei der Entwicklung, Herstellung und dem Einsatz von Elektroprodukten. VDE-Zeichen werden von Herstellern, Handel, Behörden und Endverbraucher nicht nur als Prüfsiegel, sondern als Auszeichnung verstanden.

An Ihren Prüfzeichen orientieren sich Industrie, Handel und Endverbraucher. Welche Rolle spielen sie insbesondere für den Verbraucher? Wie messen Sie das?

Sven Öhrke: Der VDE führt in regelmäßigen Abständen unabhängige Verbraucherumfragen durch. Die aktuellste in Deutschland durchgeführte Verbraucherstudie ergab, dass drei Viertel der Befragten erwarten, dass Elektroprodukte von einer neutralen Stelle getestet werden. Rund zwei Drittel der Befragten lassen sich bei ihrer Kaufentscheidung durch Sicherheitslabels des VDE beeinflussen. Das VDE-Zeichen, das 67 Prozent der Verbraucher kennen, gilt dabei als das Sicherheitssymbol für den Endverbraucher. Dabei gehören „Sicherheit“ und „Prüfzeichen“ zusammen mit „Funktionstüchtigkeit“, „Preis“ und „Stromverbrauch“ zu den wichtigsten Kriterien für einen Kaufentscheid.

Sie sind ja – etwa in Form des Labornetzwerkes VDE Global Services international aufgestellt. Wie steht es um die internationale Anerkennung der VDE-Zertifizierung?

Sven Öhrke: Auch bei internationalen Herstellern ist das VDE-Zeichen ein gefragtes Qualitäts- und Sicherheitsmerkmal. Denn mit unserem internationalen Zertifizierungsservice ermöglichen wir Herstellern die komplikationsfreie Anerkennung von VDE-Prüfberichten in nationalen Zulassungsverfahren und bietet ihnen damit Vorteile einer schnellen weltweiten Markteinführung der Produkte. Mit Laboren rund um den Globus prüfen wir direkt vor Ort. Hersteller aus aller Welt setzen das VDE-Zeichen bzw. für Deutschland das VDE-GS-Zeichen hervorragend als Marketinginstrument für „Sicherheit“ und „Qualität“ ein. Sieht der Käufer oder die Käuferin, dass ein Produkt aus China ein VDE-Zeichen trägt, weiß er oder sie, dass das Produkt die harten Prüfungen des VDE bestanden hat und damit qualitativ hochwertig ist. VDE-geprüfte Produkte haben nachweislich eine geringe Reklamationsquote. Dafür sorgen unsere verlässlichen Prüfergebnisse sowie unsere Fertigungsinspektionen und eigene Marktkontrollen. Letztendlich spiegeln VDE-geprüfte Produkte den jeweils aktuellen Stand der Technik wider und bieten dadurch Herstellern eine verbesserte Rechtssicherheit bei unerwarteten Problemen bei der Anwendung des Produktes im täglichen Gebrauch.

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