Workwear mieten statt kaufen

Michael Wendler, Head of Sales Division Kübler Clean at Work, erklärt im Interview, welche Vorteile das Mieten von Arbeitsschutzkleidung mit sich bringt. Durch professionell gereinigte Bekleidung und Sicherstellung der Schutzfunktionen können außerdem Arbeitsunfälle vermieden werden.

Michael Wendler, Head of Sales Division bei Kübler Clean@Work. © Paul H....
Michael Wendler, Head of Sales Division bei Kübler Clean@Work. © Paul H. Kübler Bekleidungswerk GmbH & Co. KG

Die „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen bei der Arbeit“ (PSA-Benutzungsverordnung) gibt Auskunft darüber, wer PSA bereitstellen muss, wer sie unter welchen Kriterien auswählt und auch wer verantwortlich zeichnet für die Reinigung und Aufbewahrung. So heißt es in § 2, Satz 4 der PSA-BV: „Durch Wartungs-, Reparatur- und Ersatzmaßnahmen sowie durch ordnungsgemäße Lagerung trägt der Arbeitgeber dafür Sorge, dass die persönlichen Schutzausrüstungen während der gesamten Benutzungsdauer gut funktionieren und sich in einem hygienisch einwandfreien Zustand befinden.“ Demnach hat der Arbeitgeber also bei PSA im Bereich Workwear auch Sorge für die Reinigung und Instandhaltung zu tragen. Gerade in solchen Fällen kann das Mieten von Workwear für den Arbeitgeber durchaus von Interesse sein, denn hierbei wird zumeist vertraglich die Reinigung und Reparatur mit übernommen. Wann das Mieten gegenüber Kaufen eine sinnvolle Option ist und welche Aspekte dabei zu beachten sind, wollte GIT SICHERHEIT von Michael Wendler, Head of Sales Division Kübler Clean@Work, erfahren.
 

GIT SICHERHEIT: Herr Wendler, laut Gesetz steht der Arbeitgeber in der Pflicht, wenn es um die Reinigung und Reparatur von persönlicher Schutzausrüstung geht. Wann lohnt sich gerade bei Arbeitsschutzkleidung die Miete?

Michael Wendler: Grundsätzlich fällt Arbeitsbekleidung mit zertifizierten Schutzfunktionen wie Flammen-, Hitze-, Schweißer-, Störlichtbogen-, Chemikalienschutz, Antistatik etc. unter die PSA. Damit ist der Arbeitgeber verpflichtet, die richtige Bekleidung zur Verfügung zu stellen und auch für die korrekte professionelle Wäsche zu sorgen. Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel und durch die Sicherstellung und Überwachung der Schutzfunktionen durch den Textilservice können Arbeitsunfälle vermieden werden. Bei der Gesundheit des Menschen geht es nicht darum, ob es sich lohnt, sondern dass dieser geschützt ist. Darüber hinaus gibt es Schutzfunktionen wie den Chemikalienschutz, die über die Haushaltswäsche gar nicht aufrechterhalten werden können. Hinzu kommt, dass die erforderlichen Chemikalien (z. B. Fluorcarbon) nicht in der Drogerie um die Ecke erhältlich sind. Leider ist dies vielen Unternehmen immer noch nicht bewusst.


Gibt es Qualitätsunterschiede bei Mietkleidung und Kaufkleidung – schließlich unterscheidet Kübler selbst zwischen Produktlinien für Miet- und Endkunden?

Michael Wendler: Generell werden an die Bekleidung für den Textilservice aufgrund der thermischen, physikalischen und auch chemischen Belastungen höhere Anforderungen gestellt als an reine Kaufkleidung für die Haushaltswäsche. Das beginnt bereits bei den Stoffen, die höhere Farbbeständigkeiten und geringere Einlaufwerte aufweisen müssen. Bei der Fertigung von Mietkleidung werden spezielle Reißverschlüsse, Druckknöpfe, Reflexmaterialien etc. eingesetzt, die speziell für die industrielle Wäsche ausgelegt sind. Die Bekleidung ist von vornherein auch anders konzipiert, um Reparaturen und spezielle Individualisierungen durch Veredlung mit Emblemen zu ermöglichen. 

PSA-Artikel entwickeln wir grundsätzlich für die industrielle Wäsche, da diese nicht nur vom Arbeitgeber gestellt, sondern auch professionell gereinigt werden muss. Bei unseren Neuentwicklungen im Bereich Workwear achten wir bereits seit einigen Jahren darauf, dass diese sowohl als reiner Kaufartikel als auch im Textilservice einsetzbar sind. Eine Ausnahme bilden preisagressive Artikel, die Anforderungen an industrielle Wäsche nicht erfüllen.


Nachhaltigkeit ist ein allgegenwärtiges Thema, das gerade vor der Textil- und Bekleidungsindustrie keinen Halt macht. Bietet das Mieten von Workwear in dieser Hinsicht Vorteile gegenüber dem Kauf – Stichwort: Höhere Standzeiten?

Michael Wendler: Eindeutig ja, denn Nachhaltigkeit beginnt bereits mit der Beschaffung von Arbeits- und Schutzbekleidung. Der Textilservice steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen durch langlebige Textilien, modernste Energiemanagementsysteme und Verwertungskonzepte. Durch professionelle Pflege und auch Reparatur bleibt die Bekleidung länger im Einsatz. Dies ist sehr wichtig, denn die Textilindustrie verursacht ca. 5  % der globalen Emissionen. Darüber hinaus verbraucht der Textilservice deutlich weniger Wasser und Energie im Vergleich zum Einsatz der Haushaltswaschmaschine. Zusätzlich werden erforderliche Chemikalien zum Aufrechterhalten von Schutzfunktionen (z. B. Fluorcarbon zur Aufrechterhaltung des Chemikalienschutzes) dosiert eingesetzt und gelangen nicht unkontrolliert ins Abwasser.


Was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass der Arbeitgeber auch „normale“ Arbeits- und Berufskleidung besser mieten statt kaufen sollte? 

Michael Wendler: Auch das Mieten von normaler Arbeitskleidung hat viele Vorteile. Der Arbeitgeber bekommt vom Textilservice ein sogenanntes „Rundum-Sorglos-Paket“. So berät der Textildienstleister bereits bei der Auswahl der richtigen Bekleidung, egal ob normale Workwear oder Schutzbekleidung. Er übernimmt anschließend die Größenabnahmen bis hin zur Bereitstellung von individualisierter Bekleidung und tauscht im Lebenszyklus defekte Bekleidung aus, wenn diese nicht mehr reparabel ist. Viele Textilserviceunternehmen bieten diesen Service durch ihr Wäschereinetzwerk auch deutschlandweit und über die Grenzen hinaus an, so dass Unternehmen mit mehreren Standorten aus einer Hand versorgt werden können. 

Wirtschaftlich gesehen haben Unternehmen durch die Miete den Vorteil einer geringeren Erstinvestition. Für die Mitarbeiter ist es ein Benefit, dass sie die Kleidung nicht selbst waschen müssen. In einer Haushaltswaschmaschine lässt sich im Übrigen eine mit Öl- und Fett verschmutzte Bekleidung nicht hygienisch sauber waschen. Außerdem gelangen Reste der Öle und Fette über die Waschflotte sowie Ablagerungen in der Waschmaschine auch in die private Kleidung. Über den Textilservice werden die sogenannten Kreuzkontaminationen vermieden.

Ein weiterer und wichtiger Aspekt ist der Unternehmensauftritt. Mit einheitlich und professionell gepflegter Bekleidung repräsentieren die Mitarbeiter ihr Unternehmen optimal nach außen.


Kannibalisieren sich Miete und Kauf als Geschäftsmodell eigentlich gegenseitig oder ergänzen sie sich?

Michael Wendler: Eine Kannibalisierung der Geschäftsmodelle lässt sich aus der Sicht von Kübler nicht feststellen. Viele Hersteller unterscheiden ausschließlich zwischen den Geschäftsmodellen Miete oder Kauf. Wir bieten unseren Kunden für Workwear drei Geschäftsmodelle an. Schutzkleidung gehört, wie schon erläutert, generell in den Textilservice, um die Aufrechterhaltung und Kontrolle der Schutzfunktionen sicherzustellen. 

Wenn ein Unternehmen das Rundum-Sorglos-Paket vom Textilservice möchte, wird es die Bekleidung mieten. Will ein Unternehmen die Bekleidung kaufen, kann es sie über den Fachhandel beziehen. Zwischenzeitlich gibt es aber auch viele Unternehmen, die die Bekleidung kaufen wollen und zusätzlich die professionelle Wäsche wünschen. Für diese Zielgruppe haben wir schon vor Jahren mit unseren Partnern aus dem Textilservice und dem technischen Fachhandel ein entsprechendes Geschäftsmodell entwickelt, bei dem der Textildienstleister und der Fachhändler gemeinsam zum Endkunden gehen. Die Bekleidung wird über den Händler käuflich erworben. Der Textildienstleister übernimmt das Waschen sowie den kompletten Service, wie Größenabnahme, Pflegen, Reparieren, Schrankservice.


Wird Ihrer Ansicht nach das Mieten von PSA – insbesondere von Workwear – in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen und wenn ja, warum?

Michael Wendler: Diese Frage beantworte ich mit einem klaren Ja. In unserem Unternehmen ist der Geschäftsbereich Clean@Work (Vertriebsbereich für Textilservice und Rettungsdienstkleidung) der seit Jahren am stärksten wachsende Bereich. Wie schon erwähnt, gehört PSA grundsätzlich in den Textilservice und wenn man den Fokus auf Nachhaltigkeit setzt, gilt das für normale Workwear ebenso. Ganz wichtig ist auch, dass durch professionell gereinigte Bekleidung und Sicherstellung der Schutzfunktionen Arbeitsunfälle vermieden werden können. Dieser Aspekt wird leider zu oft außer Acht gelassen.

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Paul H. Kübler Bekleidungswerk GmbH & Co. KG

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