bvfa-Statistik: Todesfälle infolge von Bränden in Senioren- und Pflegeheimen
Die Zahl an Bränden in den stationären Einrichtungen der Alten- und Behindertenpflege bewegt sich in den letzten Jahren auf kontinuierlich hohem Niveau. Für 2018 verzeichnet der bv...
![Dr. Wolfram Krause, Geschäftsführer bvfa](/media/story_section_gallery/10848/img-01-krausewolfram-gsm1118.jpg)
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Die Zahl an Bränden in den stationären Einrichtungen der Alten- und Behindertenpflege bewegt sich in den letzten Jahren auf kontinuierlich hohem Niveau. Für 2018 verzeichnet der bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. bereits bis Mitte August 89 Brände mit 13 Toten und 144 Verletzten. 2017 waren bei einer vergleichbaren Anzahl an Bränden 5 Todesopfer zu beklagen. Der Verband beklagt, dass Einrichtungen bisher zu selten Sprinkleranlagen verwenden.
Die Entwicklung von Bränden in sozialen Einrichtungen ist laut bvfa weiterhin dramatisch: Im Jahr 2018 weist die gerade vorgestellte Statistik des Verbands bereits Mitte August mit 13 Brandopfern fast dreimal mehr Todesopfer auf als im Vorjahr (2017: 5 Brandopfer) über das gesamte Jahr. Die Anzahl an Verletzten befinde sich mit 144 Personen schon auf vergleichbarem Vorjahresniveau (2017: 158 Verletzte). Im vierten Jahr in Folge verzeichne man damit eine gleichbleibend hohe Anzahl an Zwischenfällen.
Die Statistik zeigt, dass es noch immer viel zu oft in sozialen Einrichtungen in Deutschland brennt – im Schnitt mehr als zwei Mal wöchentlich. Betroffen sind besonders hilfsbedürftige Menschen, für die weitaus umfangreichere Brandschutzmaßnahmen erforderlich sind, als bisher zum Einsatz kommen. In der Regel sind Sprinkleranlagen in Alten- und Pflegeheimen gesetzlich nicht vorgeschrieben, können allerdings im Ernstfall Leben retten. Sprinkleranlagen erkennen Brände automatisch und löschen im besten Fall das Feuer bereits im Anfangsstadium bzw. minimieren die Rauchentwicklung und verschaffen wichtige Zeit für die Bewohner und Pflegekräfte, um sich und andere zu retten.
Die Studie steht kostenfrei zum Download zur Verfügung www.bvfa.de
GIT SICHERHEIT: Herr Dr. Krause, Sie haben gerade die jüngste bvfa-Statistik zu Bränden in sozialen Einrichtungen vorgelegt. Stellen Sie uns bitte kurz vor?
Dr. Wolfram Krause: Wir führen diese Statistik schon seit vielen Jahren. Dafür sammeln wir die in der Presse veröffentlichten Berichte über Brände in Pflegeheimen, wir nutzen also ausschließlich öffentlich zugängliche Quellen. Seit Jahren verzeichnen wir jeden Monat einen Toten – diesmal aber hat es allerdings im laufenden Jahr 2018 schon bis Mitte August 13 Todesfälle gegeben. Das halten wir nicht für akzeptabel.Deshalb versuchen wir unter anderem mit unserem Vortragsangebot, dazu beizutragen, die Qualität des Brandschutzes zu verbessern.
Was sind denn die üblichen Brandursachen?
Dr. Wolfram Krause: Oft ist es schlichte Fahrlässigkeit. Da werden beispielsweise in der Küche die Kochplatten angelassen, Kerzen nicht ausgemacht, etc. Alte Menschen achten oft nicht mehr genügend auf solche Dinge – und sie können im Zweifel nicht mehr so schnell reagieren.
Die Zahl von Bränden und insbesondere solchen mit schweren Folgen nimmt über die Jahre gesehen nicht ab. Worauf führen Sie das zurück?
Dr. Wolfram Krause: Das liegt unter anderem daran, dass die Zahl alter Menschen steigt – die Demographie zeigt das. Pflegeheime sind oft ehemalige Wohnungen die umgenutzt wurden. Die normalen Rauchmelder bleiben drin – aber es unterbleibt die Nachrüstung mit aktiver Brandschutztechnik. Wir raten insoweit zum Einbau von Sprinkleranlagen, wie sie auch in der Industrie gang und gäbe sind.
Kann man das vergleichen?
Dr. Wolfram Krause: Aktive Brandschutztechnik gibt es ja nicht nur in industriellem Maßstab, sondern auch für kleinere Gebäude zu entsprechend überschaubareren Kosten. Der Vergleich passt deshalb sehr gut: Wenn es in der Fertigungsanlage brennt, wartet man nicht auf die Feuerwehr, sondern es kommt erst mal die eigene Löscheinrichtung zum Zuge. Der Standard ist dort sehr hoch. Das gleiche gilt für Fluchtwege. All das würde auch in öffentlichen Einrichtungen funktionieren.
Offenbar vermeiden viele Träger, Heimleiter, etc. solche Systeme – woran liegt das denn aus Ihrer Sicht?
Dr. Wolfram Krause: Das ist meist die Angst vor Wasserschäden. Dabei muss man aber sehen, dass die Sprinkleranlagen ja nur selektiv wirken – nämlich da wo es brennt und wo das Thermoelement auslöst. Alle anderen Sprinkler bleiben zu. Im Pflegeheim heißt das, dass der Brand zum Beispiel nicht von einem Zimmer auf das Nachbarzimmer übergreift. Menschenleben werden gerettet.
Sehen Sie hier auch den Gesetzgeber in der Pflicht?
Dr. Wolfram Krause: Bislang weigern sich die Gesetzgeber, entsprechende Vorschriften zu erlassen. Aktiver Brandschutz ist also eine freiwillige Sache – Rauchmelder reichen rechtlich aus. Die Zahlen sprechen aber dafür, daran etwas zu ändern. Gäbe es etwa bei Flughäfen auch nur einen Bruchteil dieser Brandopferzahlen, würde man sofort über rechtliche Veränderungen debattieren. Aber gerade in Umfeldern, in denen sich die Menschen nicht selber helfen können, geschieht nichts.
Warum schlagen die inzwischen ja bundesweit geltende Rauchwarnmelder-Pflicht nicht durch?
Dr. Wolfram Krause: Rauchwarnmelder sind gut – aber es müssen in Pflege- und anderen Health-Care-Einrichtungen ja Hilfspersonen zur Rettung kommen. Das Problem ist hier die Zeit. Wenn die Helfer und die Feuerwehr kommen, ist es oft zu spät. Die ersten Minuten entscheiden. Wir brauchen hier automatische Löschanlagen.
Und was ist mit Feuerlöschern?
Dr. Wolfram Krause: Auch mehr Feuerlöscher helfen hier nicht – eben weil sich die Bewohner von Pflegeheimen oft nicht mehr selbst helfen können. Feuerlöscher werden praktisch nur vom Personal angewendet.
Business Partner
bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e. V.Koellikerstraße 13
97070 Würzburg
Deutschland
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