Das Virtuelle Feuerwehrmuseum: Interview mit Hans Jochen Blätte
Wer nicht nach Fulda kommen kann, um das Deutsche Feuerwehrmuseum zu besichtigen, weil er z. B. gerade in China oder sonst wo auf der Welt ist, kann sich seit einiger Zeit auch in ...
Wer nicht nach Fulda kommen kann, um das Deutsche Feuerwehrmuseum zu besichtigen, weil er z. B. gerade in China oder sonst wo auf der Welt ist, kann sich seit einiger Zeit auch in dessen virtueller Version umschauen. Dort kann man per Avatar Fahrzeuge nicht nur besichtigen, sondern auch darin herumklettern, sich detailliert informieren - aber auch zu einem Seminar treffen. Matthias Erler von GIT-SICHERHEIT.de unterhielt sich mit Hans Jochen Blätte, Altpräsident der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb), die das Virtuelle Feuerwehrmuseum zusammen mit Spinning Wire realisiert hat.
GIT-SICHERHEIT.de: Herr Blätte, im virtuellen Feuerwehrmuseum bewegt man sich mit einem Avatar - und der kann sogar fliegen. Welche Vorteile hat es noch im Vergleich mit dem realen Museum?
Hans Jochen Blätte: Das Fliegen gefällt den meisten natürlich am besten. Man kann aber vor allem auch in die einzelnen Fahrzeuge hineingehen und sich in Ruhe darin umsehen. Geräteräume und die einzelnen Pumpenräume kann der Besucher auch öffnen. Im Grunde genommen kann man sagen - hier ist alles erlaubt, was im realen Museum normalerweise verboten ist.
Was gibt es alles zu sehen - was sind die wichtigsten Exponate?
Hans Jochen Blätte: Wir haben uns bislang vor allem auf die Darstellung der wesentlichen technischen Innovationsschritte beschränkt. Da ist einmal die sogenannte Wippe, eine alte handbetriebene Pumpe - gefolgt von einer bereits dampfbetriebenen Pumpe. Dann sieht man ein Fahrzeug von Magirus, das in den 20er Jahren gebräuchlich war sowie ein für die damalige Zeit ausgesprochen modernes Fahrzeug: Einen Daimler Pullman aus den 60ern.
Das Angebot ist mit andern Worten etwas übersichtlicher - dafür kann man sich die Ausstellungsstücke genauer angucken?
Hans Jochen Blätte: Sie müssen sehen, dass die Programmierung eines solchen virtuellen Raums nicht nur recht aufwendig ist - die hohe Datenbelastung ist eher der Punkt, nicht so sehr die Übersichtlichkeit. Das reale Feuerwehrmuseum hat natürlich eine sehr viel umfassendere Sammlung, die auch die technischen Zwischenschritte und Derivate einzelner Modelle zeigen kann. Auch das virtuelle Museum lässt sich aber später noch erweitern - etwa durch zusätzliche Serverbereiche, durch die man dann freilich „hoppen" müsste.
Entsprechen die im realen Museum zu sehenden Ausstellungsstücken oder sind das andere?
Hans Jochen Blätte: Die Fahrzeuge finden sich auch im realen Museum. Es handelt sich jeweils eins zu eins um exakte Abbildungen der dortigen Modelle. Um den Aufwand zu verdeutlichen: Es gibt ja von den historischen Fahrzeugen - anders als heute - keine digitalen Unterlagen. Sie mussten also erst fotografiert und dann maßstabsgerecht in digitaler Form umgesetzt werden. Die Programmierarbeit dauert jeweils etwa drei bis vier Monate. Dazu kommt natürlich noch die Hinterlegung der vielen Hintergrundinformationen, die man überall per Mausklick abrufen kann wo ein Fragezeichen im virtuellen Museum auftaucht.
Man kann im virtuellen Museum auch mit anderen Besuchern chatten, Vorträge und Konferenzen abhalten. Auch Präsentationen kann man sich ansehen - oder auf direkt im Museum Internetbrowser aufrufen und verwenden. Für wen sind diese Funktionen gedacht und wer nutzt sie?
Hans Jochen Blätte: Man kann das Museum zusammen mit anderen besuchen und mit ihnen kommunizieren - und zwar nicht nur per Chat, sondern per Headset direkt durch Sprache. Das geht natürlich über Ländergrenzen und Kontinente hinweg, so dass man sich zu Besprechungen, Konferenzen, etc. hier treffen und sich gleichzeitig Präsentationen zeigen und auf Flipcharts schreiben kann, etc. Der Konferenzraum IAS - das ist ein Produkt der vfdb und steht für Internet Academy for Safety) ist für Seminare gedacht: Hier lässt sich alles an Präsentations- und Kommunikationsmöglichkeiten realisieren, was auch in einem normalen Seminarraum möglich ist. Gedacht ist das für die Feuerwehr-Community, für Wissenschaftler und Firmen.
Welche Rolle spielt die vfdb bei diesem Projekt?
Hans Jochen Blätte: Die vfdb hat nicht nur den Hauptteil der Kosten getragen, sondern ist auch für die Ideengebung des virtuellen Museums verantwortlich - zusammen mit den Mitarbeitern des Museums an sich - und zwar im Rahmen unserer satzungsmäßigen Aufgaben, wozu insbesondere die Förderung der Wissenschaft des Brandschutzwesens gehört. Die Kosten beliefen sich bislang auf ca. 70 bis 80.000 €.
Wird das Museum noch weiter ausgebaut?
Hans Jochen Blätte: Wir planen noch die Aufnahme eines modernen Hochleistungslöschfahrzeugs, aber auch einzelnen Geräte - z. B. Atemschutzgeräte. Geplant ist auch, dass der Besucher die Geräte vollständig bedienen kann.
Business Partner
vfdb - Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V.Postfach 4967
48028 Münster
Deutschland
Meist gelesen
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
Wenn das Gehirn rotiert - Warum ein effektiver Kopfschutz auch vor Rotationsenergie schützen sollte
Schutzhelme bieten im Allgemeinen nur unzureichenden Schutz vor schrägen Stößen.
Lockout, Tagout – wann LOTO eine sinnvolle Schutzmaßnahme ist
Organisatorische Schutzmaßnahmen an Maschinen- und Anlagen: LOTO – Lockout, Tagout – im Fokus
Top Player Maschinensicherheit – Oscar Arias, Schmersal
GIT SICHERHEIT im Interview mit Oscar Arias, Chief Sales Officer (CSO), Schmersal Gruppe.
General Product Safety Regulation (GPSR): Was regelt sie und welche Akteure müssen sich damit befassen?
Neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR) ab 13.12.2024: Wichtige Änderungen und Anforderungen für Verbraucherprodukte