Deister: Von Elektronik begeistert
30 JAHRE GIT SICHERHEIT FEATURE - Mehr als 40 Jahre und 100 Patente nach der Gründung blickt Anatoli Stobbe als Gründer, Inhaber und CEO von Deister Electronic, auf eine erfolgreiche Firmenhistorie zurück – und in eine mobile, kundennahe Zukunft der Sicherheitstechnik.
Als Anatoli Stobbe 1978 sein Ingenieursstudium beendete, wollte er eigentlich bei Telefunken Fernseher bauen, doch es kam anders. Zwei Kollegen aus dem Studium überredeten ihn, sich mit ihnen zusammen selbstständig zu machen und eine eigene Entwicklungsagentur zu gründen. Die ersten Aufträge kamen rein. Unter den ersten Entwicklungen war ein Magnetstreifenleser, der die Firma bald weit voranbringen sollte. Doch vorher kam es wieder anders.
Nachdem seine Mitgründer die Firma verlassen hatten, entschied Anatoli Stobbe: Wenn es weiter Auftragsentwicklungen geben sollte, dann nur, wenn er auch selbst produzieren durfte. Bald darauf folgte der Schritt in die Sicherheitstechnik, um das erste eigene Produkt zu schaffen: Wächterkontrolluhren, mit denen Nachtwächter und Sicherheitspersonal ihre Rundgänge protokollierten, waren veraltet und manipulationsanfällig – es war Raum und Zeit für Innovation.
Unter Verwendung von Magnettechnik und dank der immer größeren Verbreitung von Heimcomputern – sprich der fortschreitenden Digitalisierung – wurde das Wächterkontrollsystem WK1000 geboren. Eine Innovation, die klassische Wächteruhren obsolet und die Firma schnell zum Marktführer der Wächterkontrolltechnik-Branche machen sollte.
Mit Innovation voran
Dieser Haltung zur Innovation blieb Deister Electronic über die Jahre treu: Statt ewig an Bestehendem festzuhalten, sollte es lieber in großen Schritten voran gehen.
Der nächste davon war die Entscheidung, RFID (Radio Frequency Identification) zur Kerntechnologie zu machen. Die damals „Proximity-Technik“ genannte Lesetechnologie kam aus den USA. Anatoli Stobbe erkannte schnell das Innovationspotenzial – und das Geschäft dahinter. Nach ein paar Startschwierigkeiten fiel die Wahl auf das 125kHz-Frequenzband, auf dessen Basis die ersten RFID-Transponder und die passenden Leser entwickelt wurden. Eine weitere Innovation: Bisher waren RFID-Chips immer nur les-, aber nicht beschreibbar gewesen. Auch das änderte sich durch die Entwicklungen des Unternehmens. Beschreibbare 125kHz-RFID-Chips wurden weltweit zum Standard. Auch heute sind sie noch bei einigen Applikationen im Einsatz, wenngleich mittlerweile das 13,56-mHz-Band international in der Sicherheitsbranche etabliert ist.
Mit der fortschreitenden Globalisierung lernte Anatoli Stobbe eine weitere wichtige und schmerzhafte Lektion: Produkte und Techniken einzelner Ingenieursdisziplinen sind leicht nachzumachen, etwa rein mechanische oder rein elektronische – und so wurden auch viele der eigenen Entwicklungen und Produkte von Deister Electronic kopiert und geklaut. Wesentlich schwerer zu kopieren, und daher zukunftssicherer, sind solche, die zwei oder mehr dieser Disziplinen in sich vereinen. Kein Wunder, dass bei dem Unternehmen bis heute der Fokus auf mechatronischen Produkten und Lösungen liegt – von Schlüsselschränken über digitale Türschlosszylinder bis hin zu elektronischen Fachanlagen. Bei all diesen teils weltweit richtungsweisenden Innovationen sind mittlerweile über 100 Patente zusammengekommen.
Die Zukunft ist mobil
Seit 2015 ist auch die zweite Familiengeneration in der Geschäftsleitung im vollen Einsatz mit neuen Innovationen und Ideen. Auch 2021 und von da aus in die Zukunft bleibt der Fokus des Unternehmens: Qualitativ hochwertige, mechatronische Produkte entwickeln, herstellen und vermarkten – und damit Kunden helfen, ihre Sicherheitsprozesse in einer zunehmend digitalisierten Welt zu verbessern.
Blickt er auf die breitere Sicherheitsbranche, findet Anatoli Stobbe, dass man bei aller Digitalisierung die physische Sicherheit nicht vernachlässigen sollte: „Smartphone und Server können noch so gut gegen Cyberangriffe gesichert sein – bringt nichts, wenn das Fenster offensteht.“ Besonders bei der Verschmelzung von physischer und digitaler Sicherheit – etwa beim Internet of Things und dem allgegenwärtigen Smartphone – sieht sein Sohn und Co-Geschäftsführer Nicolas Stobbe große Herausforderungen, denen es sich branchenweit zu stellen gilt. Sicherheitskonzepte müssten her, die sich mit all den durch digitale Neuerungen und Trends gewonnenen Freiheiten vereinbaren lassen.
Das gilt derzeit ganz besonders für den Bereich Mobile-ID. Die eindeutige und nicht manipulierbare Identifikation von Mobilgeräten ist schwierig zu gewährleisten. Bei all den Umwegen, welche die Daten – etwa zum Entriegeln einer Tür – durch die Cloud nehmen, bieten sich dort unzählige Angriffsmöglichkeiten, die es zu bedenken gilt. Besonders, wenn es um physische Sicherheit geht, ist auch das Sicherstellen der Identität der haltenden Person eines Mobilgeräts mit Mobile-ID ein wichtiger Faktor. PINs, Biometrie & Co. schön und gut – dass jemand, der gerade durch eine Tür geht auch tatsächlich derjenige war, der autorisiert den Knopf zum Öffnen gedrückt hat, ist derzeit noch nicht zu 100% verlässlich. Hier ist ein aufmerksamer Blick auf neue Technologien und deren Bewertung für die eigene Branche wichtig, sagt Nicolas Stobbe. Ultra-Wide-Band-Funk (UWB) nennt er als Beispiel: „iPhones unterstützen das schon seit Jahren – was die damit genau bezwecken, weiß so recht noch keiner. Damit könnte man aber ein Gerät und damit dessen Benutzer zentimetergenau orten – nicht uninteressant für die Zutrittskontrolle und andere Sicherheitsbereiche.“
Von diesem Mobil-Fokus abgesehen geht es bei Deister Electronic in Zukunft vor allem darum, Markt und Kunden noch besser zu verstehen. Aus grundsoliden Technikkomponenten entstehen so preisgekrönte Sicherheitslösungen. Nun soll um sie herum ein noch besser funktionierender Dienstleistungskreislauf entstehen. Der beginnt in Zusammenarbeit mit einem verlässlichen, kompetenten Partnernetzwerk bei der Projektierung und dreht sich immer weiter bei der fortwährenden Verwaltung von Kundendaten in der eigenen Cloud des Unternehmens sowie dem technischen Support. Alles kommt hier aus einer Hand.
Wenn sich Anatoli Stobbe heute etwas wünschen dürfte, hätte er gern ein noch besseres Auge für neue und sich entwickelnde Märkte: „Anders als andere, machen wir hier keine [Märkte] – wir folgen ihnen.“ Auf diesem Weg schnell und flexibel zu agieren, mache den wichtigen Unterschied zwischen einfach nur guten Ideen und echter, erfolgreicher Innovation.
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