Die Ampel steht auf Grün - Von Garagenzufahrt bis Gebäudezutritt: Vernetzte Schutzsysteme im Gebäude
Wie organisiert man vernetzte Gebäudesicherheit? Auf der Light + Building können Sie es erfahren – zum Beispiel am Donnerstag, den 12. März, 14:30 Uhr im Intersec-Forum. Dort hält Stephan Roth, Produktmanager Software und Video bei PCS Systemtechnik, einen Vortrag zum Thema: „Grünes Licht für ein vernetztes Schutzsystem im Gebäude – Steuerung von Tiefgaragenzufahrt und Zutritt zum Gebäude integriert in die Gebäudevernetzung.“ GIT SICHERHEIT hat Stephan Roth vorab schon mal zu den wichtigsten Punkten befragt.
GIT SICHERHEIT: Herr Roth, Sie werden auf der Light + Building einen Expertenvortrag über vernetzte Schutzsysteme im Gebäude halten. Welche Schwerpunkte werden Sie hier legen?
Stephan Roth: Im Kongress-Teil der Intersec Building geht es um die praktische Wissensvermittlung: Wie funktioniert die Gebäudesicherheit im Zusammenspiel? Welche Gewerke können vernetzt werden – von der Zutrittskontrolle über die Tiefgaragenzufahrt, von der Biometrie bis zur Aufzugsteuerung, vom Video- bis zum Besuchermanagement. Ein wichtiges Thema bei der Gebäudesicherheit ist auch der Schutz des einzelnen Mitarbeiters, sprich Arbeitssicherheit im Unternehmen und die Maßnahmen zur Prävention: Alarmierung bei Ausnahmesituationen, sofortige Auskunft über anwesende Personen, Überwachung der Aufenthaltsdauer in gesundheitsgefährdenden Bereichen oder Sicherheitsunterweisung. Auch der Anschluss an ein Gefahrenmanagement-System oder ein Gebäudeleitsystem gehören dazu.
Die Vernetzung ist ein Trend, der in der Gebäudetechnik schon lange angelaufen ist. Wir stehen also nicht erst am Anfang der Entwicklung...
Stephan Roth: PCS nutzt seit langem Interfaces zur Integration unseres Systems in die Gebäude-Vernetzung. Wir sind überzeugt, dass Insel-Lösungen zunehmend weniger eine Chance haben. Unsere Zutrittskontroll-Software Dexicon bietet einen Webservice, über den man den Anwesenheitsstatus von Personen ermitteln kann, um zum Beispiel die Heizungssteuerung darauf abzustimmen, die Beleuchtung zu dimmen oder das Telefon automatisch auf die Zentrale umzulegen. Gebäudesicherheit ist ja nicht der Dreh-und Angelpunkt des Unternehmens. Zum leichten und einfachen Einpflegen der Personendaten können die Personaldaten von einem ERP-System wie SAP übernommen werden. Das vereinfacht die Verwaltung enorm und sorgt für Datenkonsistenz durch alle Anwendungen hindurch.
Bei PCS ist Dexicon die maßgebliche Software für die Vernetzung der Gewerke von Besuchermanagement bis Zufahrtskontrolle. Könnten Sie Ihren Ansatz kurz erläutern?
Stephan Roth: Seit über 40 Jahren ist PCS in der Datenerfassung tätig. Unsere Kunden haben sich von Anfang an von uns die Anbindung verschiedener Gewerke an Zeit und Zutritt gewünscht. Die Konsequenz daraus ist, dass unsere Software Dexicon inzwischen das zentrale Management-System für die Organisation der Gebäudesicherheit sein kann. Neben dem großen Umfang an Zutrittskontroll-Funktionen verfügt es auch über mehrere Standard-Interfaces zum Anschluss anderer Gewerke. Der Vorteil liegt in einer zentralen Datenverwaltung, die Parallel-Aktivitäten weitgehend unnötig macht. Im laufenden Betrieb bedeutet das weniger Aufwand in der Administration und Datenverfügbarkeit für Planung und Analyse. So orchestriert Dexicon nicht nur Zeit und Zutritt, sondern auch Besuchermanagement, Zufahrtskontrolle mit Kennzeichenerkennung oder Videomanagement in Kooperation mit der Videoüberwachung.
Sie arbeiten hier mit dem VMS Cayuga von Qognify (ehemals Seetec)?
Stephan Roth: Qognify ist ein führender Anbieter für Videoüberwachung und -analyse im Weltmarkt. Die Videomanagement-Software Cayuga verfügt über umfangreiche Interfaces, die PCS zum Beispiel für die Zufahrtskontrolle und Videodokumentation nutzt. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Software kann dem Datenschutz Rechnung getragen werden, z. B. durch Datensparsamkeit. Auch eine Verbindung zum Gefahrenmanagement-System ist so realisierbar. Cayuga ist offen für alle Projektgrößen für bis zu 6.000 Kameras in einem System – der Kunde hat so die Garantie, dass er auf das richtige Produkt setzt, das mit seinen Anforderungen mitwächst.
Auf welche Weise kann der Anwender in der Praxis vor allem profitieren?
Stephan Roth: Die Vernetzung der verschiedenen, im Gebäude vorhandenen Systeme bringt dem Anwender den Vorteil, dass er unter Nutzung der jeweiligen Systemeigenschaften die verschiedensten Einsatzszenarien optimal verbindet. Auf ein Ereignis erfolgt eine vernetzte Aktion. Dies kann man sich so vorstellen, dass zum Beispiel im Fall einer Alarmierung sofort eine helle Beleuchtung angeschaltet wird oder eine automatisierte Lautsprecherdurchsage zur Abschreckung gestartet wird. Ist das Besuchermanagement mit der Zutrittskontrolle vernetzt, so ist es möglich, dass dem Besucher automatisch mit dem Ende seines Aufenthalts die Zutrittsberechtigung entzogen wird. Das passiert durch den aktiven Datenaustausch per Interface zwischen Besuchermanagement und Zutrittskontrolle. Der Besucher kann dann zwar noch aus der Tiefgarage ausfahren, aber nicht mehr zufahren.
Sie werden in Ihrem Vortrag auf der Light + Building über Herausforderungen bei der Umsetzung der Vernetzung sprechen – wo liegen diese Herausforderungen vor allem?
Stephan Roth: Wenn verschiedene Systeme zusammengeführt werden, müssen unterschiedliche Kommunikations-Standards und Interfaces berücksichtigt werden. Industrielle Anwendungen verwenden sehr häufig OPC, welches auch ein Basisprotokoll von Industrie 4.0 ist. Für Smart Buildings wird häufig KNX für die Vernetzung der Komponenten eingesetzt. Hier gilt es, abhängig von der jeweiligen Anforderung und den eingesetzten Komponenten, die passenden Integrationsszenarien zu berücksichtigen. Dafür ist immer Projektarbeit nötig. Hier arbeiten wir gerne mit erfahrenen Errichtern zusammen.
Sie haben auf der Light + Building einen Gemeinschaftsstand mit Wanzl. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit genau aus?
Stephan Roth: Wanzl und PCS passen sehr gut als Kooperationspartner im Bereich der Gebäudesicherheit zusammen. Wir sind die Experten für RFID und Biometrie-Leser, Wanzl ist der Profi für Vereinzelungsschleusen und Access Solutions, speziell im Flughafenbereich. Wir kooperieren mit unseren Produkten in umfassenden Gebäudesicherheitsprojekten, wie bei der DB Regio in Pasing. Dort wurde eine Wanzl-Vereinzelungsanlage mit Fahrradschleuse installiert, die mit RFID-Lesern bedient wird. Die Intus PS Handvenenerkennung eingebaut in das Wanzl Galaxy Gate dient der komfortablen und sicheren Identifizierung von Personen an der Vereinzelungsanlage. So nutzt das Theater Erfurt dieses Gate mit Biometrie-Leser zur Zutrittssteuerung am Mitarbeitereingang.
Light + Building: Halle 9.1, Stand B.30
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