Faszinierend stimulierend! PSA für alle, die den ganzen Tag auf den Beinen sind: Sicherheitsschuhe mit Faszienband
Als „weltweit ersten Sicherheitsschuh mit aktiver Faszienstimulation“ präsentiert Haix den Indoor-Arbeitsschuh Connexis Safety. Ein eingebautes spezielles Band stimuliert die Faszien – konzipiert zum Beispiel für Lager- und Produktionsmitarbeiter, die viel gehen und stehen müssen. GIT ließ sich das Konzept erläutern von Orthopäde und Berater Dr. Norbert Becker und Andreas Himmelreich, Entwicklungsleiter bei Haix.
GIT SICHERHEIT: Herr Himmelreich, Herr Dr. Becker, Sie haben auf der A+A einen Arbeitsschuh vorgestellt, der unter anderem ein Faszienband integriert hat. Das dürfte eine Premiere auf dem Markt sein?
Andreas Himmelreich: Das ist richtig. Connexis Safety ist weltweit der erste Sicherheitsschuh mit aktiver Faszienstimulation.
Könnten Sie bitte einmal erläutern, wie die relevanten Faszien gelagert sind, und um welche Probleme es geht, denen das Faszienband abhelfen soll?
Dr. Nobert Becker: Faszien durchziehen den ganzen Körper und umhüllen ihn wie eine Art Verpackung. Ohne dieses faserige Bindegewebe würden zum Beispiel unsere Muskeln kaum Spannung haben und Organe auseinanderfließen– etwa wie ein halbflüssiger Wackelpudding. Faszien haben großen Anteil an unseren Bewegungen. Sie können wie ein Katapult wirken, indem sie Bewegungsenergie vorübergehend elastisch speichern und wieder entladen. So nutzen dynamische, federnde Bewegungen – etwa beim Gehen und Laufen – die elastische Rückfederungseigenschaft der Faszien zusammen mit aktiven Muskelkontraktionen. Unsere Faszien fordern aber auch ein gewisses Maß an Bewegung und Belastung ein, um gesund zu bleiben. Ohne Bewegung und Belastung verkümmert das Fasziengewebe, es verfilzt regelrecht. Das kann auch passieren, wenn wir an unseren Füßen das falsche Schuhwerk tragen.
Wie ist das Faszienband konstruiert und wie arbeitet es beim Tragen des Schuhs?
Andreas Himmelreich: Wir haben in dem Schuh ein Tape verbaut, das an der Fußwurzel ansetzt …
Dr. Norbert Becker: … weil hier die unterschiedlichen Muskel-Faszienzüge auf engstem Raum zusammenkommen.
Andreas Himmelreich: Genau. Dieses Tape läuft unter anderem unter der Einlegesohle, die extra eine Aussparung für das Band hat, hindurch, umfasst die Fußwurzel und übt dabei einen Druck auf die verschiedenen Muskel-Faszienzüge im Fuß aus. Je nachdem, wie stark Sie das Band anziehen, erhöhen oder verringern Sie den Druck auf das Bindegewebe. So werden über die gesamte Tragezeit hinweg Ihre Faszien stimuliert. Im Grunde passiert hier etwas Ähnliches, wie wenn Sie sich auf einer Faszienrolle ausrollen. Nur, dass wir das Training, das sonst komprimiert in fünf Minuten stattfindet und öfters mit – mehr oder weniger leichten – Schmerzen verbunden sein kann, schmerzfrei auf den ganzen Tag ausgeweitet haben.
Wer kann von dem so konstruierten Schuh besonders profitieren, welche Zielgruppen haben Sie hier vor allem vor Augen?
Andreas Himmelreich: Wir haben vor allem an Menschen gedacht, die den ganzen Tag auf den Beinen sind. Zum Beispiel in der Produktion oder in der Lagerlogistik. Deswegen haben wir Connexis Safety zunächst auch als reinen Indoor-Schuh konzipiert.
Welche weiteren orthopädischen Überlegungen haben Sie bei der Konstruktion des Schuhs geleitet? Der Leisten ist ja anders gebaut als üblich ...?
Dr. Becker: Ein Schuh, auch ein Sicherheitsschuh, wird in der Regel auf einem Leisten gefertigt, der im Ballenbereich nach unten gebogen ist. Dadurch fehlt dem Fußballen aber ein belastbarer gerader Untergrund. Das wiederum kann zu einer falschen Belastung des Vorfußes führen, zu Instabilität und zu Beschwerden – und in der Folge zu Leistungseinschränkungen. Bei Connexis Safety haben wir besonders darauf geachtet, dass der vordere Bereich des Schuhs plan und nicht nach unten gebogen ist und den Zehen Raum gibt. Dann hängt der Ballen nicht durch, die Zehen können ihre Restgreiffunktion einsetzen und dem Fuß Stabilität geben. Werden die Zehen unnatürlich zusammengedrückt, führt das zu Instabilität des Fußes und kann eine Schiefzehenbildung fördern.
Der Schuh wirkt optisch schnittig – ohne ansprechendes Design geht bei Safety-Schuhen gar nichts mehr ...?
Andreas Himmelreich: Der gesamte Markt für Persönliche Schutzausrüstung geht inzwischen in diese Richtung: Schutzkleidung muss natürlich in erster Linie funktionieren, sie soll aber nach Möglichkeit auch gut aussehen. Im Schuhbereich haben wir hier natürlich viele Möglichkeiten. Für mich ist aber wichtig, dass Design kein Selbstzweck ist: Der Schuh soll gut aussehen, jedes Designelement hat aber im besten Fall auch immer eine Funktion.
Welche weiteren Neuentwicklungen sind für Ihr Portfolio derzeit besonders wichtig?
Andreas Himmelreich: Zurzeit steht bei uns Connexis Safety an erster Stelle. Davor haben wir zuletzt mit der Cross-Nature-Kollektion eine Produktlinie für den Jagd- und Outdoor-Bereich auf den Markt gebracht.
Was kommt als Nächstes? Woran arbeiten Sie derzeit ...?
Andreas Himmelreich: Aktuell stehen wir kurz vor der Interschutz, der Weltleitmesse für Feuerwehr, Rettungswesen, Bevölkerungsschutz und Sicherheit. Hier werden wir natürlich eine Neuentwicklung präsentieren. Aber mehr möchte ich jetzt noch nicht verraten...
„Eine völlig neue Welt unter der Haut“
Statement von Dr. Robert Schleip
Alles ist verbunden. Unsere Muskeln, Knochen, Organe sind umhüllt von einem Bindegewebe – den Faszien. Einer der führenden Köpfe in der Faszienforschung ist Dr. Robert Schleip. Der Humanbiologe und Dipl.-Psychologe war Mitinitiator des internationalen Faszien-Kongresses an der Harvard Medical School (Boston 2007). Als Dozent, Autor und Herausgeber von Fachpublikationen zum Thema „Faszien“ ist Dr. Schleip weltweit präsent.
„Faszien sind lange als bloßes Verpackungsorgan abgetan worden. Das lag auch daran, dass wir diese kaum quantitativ messen konnten. Anders als zum Beispiel bei Knochen, die wir röntgen können, fehlten uns für die Faszienforschung lange die richtigen Instrumente. Jetzt entdecken wir eine völlig neue Welt unter der Haut.
Die Faszien sind ein faseriges Netz aus Bindegewebe, das alles zusammen hält. Ohne die Faszien würden unsere Muskeln kaum Spannung haben. Faszien haben außerdem großen Anteil an unseren Bewegungen. Dynamische, federnde Bewegungen, wie beim Gehen und Laufen, nutzen weniger aktive Muskelfaser-Kontraktionen als vielmehr die elastische Rückfederung der Faszien.
Überlastung oder Unterforderung können dieses Gewebe schädigen. Bei Überlastung reißen Faszien ein, das kann zum Beispiel Entzündungen verursachen. Gleichzeitig brauchen unsere Faszien aber ein gewisses Maß an Belastung, um gesund zu bleiben. Beim klassischen Stubenhocker, der viel sitzt oder liegt, verkümmert das Bindegewebe. Es verfilzt regelrecht. Das kann auch passieren, wenn wir unsere Füße mit dem falschen Schuhwerk kaltstellen.“
Meist gelesen
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.
Phoenix: der erste Barfuß-Sicherheitsschuh auf dem Markt
Baak bringt mit "Phoenix" nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit den ersten Barfuß-Sicherheitsschuh auf den Markt.
Coded Processing: Funktionale Sicherheit ohne spezielle Hardware ermöglichen
Im Interview mit GIT SICHERHEIT erläutern Claudio Gregorio (Innotec) und Martin Süßkraut (Silistra Systems) wie die Technologie funktioniert.
VIP-Interview: Ante Gaspar, Corporate Security bei Coca-Cola
GIT SICHERHEIT im Interview mit Ante Gaspar, Vice President Corporate Security & Integrity bei Coca-Cola Europacific Partners (CCEP).
Globale Konzernsicherheit bei der BMW Group
CSO Alexander Klotz ist für die globale Konzernsicherheit bei BMW Group zuständig. GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm über Aufgaben und potentielle Bedrohungen unterhalten.