GIT SICHERHEIT im Gespräch mit PCS-Geschäftsführer Walter Elsner
Die eleganten Zeiterfassungsterminals und Zutrittskontrolllösungen der Marke Intus mit dem grünen Dreieck von PCS sind Vielen ein Begriff. Mit einem umfassenden Partnernetzwerk rea...
Die eleganten Zeiterfassungsterminals und Zutrittskontrolllösungen der Marke „Intus“ mit dem grünen Dreieck von PCS sind Vielen ein Begriff. Mit einem umfassenden Partnernetzwerk realisiert der seit 1970 bestehende Mittelständler noch viel mehr – vom Drehkreuz bis zur Videolösung. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach mit PCS-Geschäftsführer Walter Elsner über sein Unternehmen – und über seine persönlichen Erfahrungen aus 35 Jahren Terminal-Entwicklung.
GIT SICHERHEIT: Herr Elsner, Sie sind seit mehr als 30 Jahren bei PCS – angefangen haben Sie damals als Entwickler – heute sind Sie Geschäftsführer. Wollten Sie eigentlich schon damals ganz an die Spitze?
Walter Elsner: Ich glaube, wenn man in so jungen Jahren anfängt, wie ich es damals tat, denkt man so nicht. Meine gesamte Entwicklung bei PCS hat sich mit der Zeit aus verschiedenen Umständen heraus einfach ergeben. Ich bin damals mit meiner Frau aus Nordrhein-Westfalen hierher nach Bayern gezogen – und plante, nur drei Jahre zu bleiben. Daraus sind jetzt 36 Jahre geworden. PCS hat mir sehr viele Möglichkeiten gegeben, meine Talente zu nutzen und mir ein breites Wissen zu erarbeiten – auch, weil es viel Veränderung im Laufe der Zeit gab. Das machte es für mich übrigens auch unnötig, zu wechseln in all diesen Jahren. Und meine Arbeit hier war immer abwechslungsreich.
Ihr Unternehmen selbst blickt ja auf 40 Jahre sehr bewegtes Produktleben zurück – angefangen von Peripheriegeräten für Mainframes über Minicomputer und Unix-Workstations bis zu den heutigen Terminals für Sicherheitstechnik und Zeiterfassung. Ist das einem besonderen Innovations-Ethos geschuldet – oder kann man so etwas nicht planen?
Walter Elsner: Die PCS war immer ein Unternehmen, das sich in neue Felder vorwagt. Das war schon durch die Gründerpersönlichkeiten Georg und Eberhard Färber angelegt, die sehr ideenreich waren und sind. Durch die Tätigkeit insbesondere von Prof. Eberhard Färber an der TU München sind wir früh auf Unix aufmerksam geworden. Wir haben damals begonnen, Workstations zu entwickeln. Dann ging es um Betriebsdatenerfassung – und daraus ist die heutige PCS entstanden. Das Thema haben wir dann über viele Stationen hinweg – von dem Verkauf an Mannesmann, dann zur Tochtergesellschaft Kienzle, und weiter zu Digital Equipment, etc. – weitergetrieben. Hinzu kam irgendwann die Zeiterfassung, für die wir die entsprechenden Geräte gebaut haben.
...bis 1996, als Sie im Rahmen eines Management-Buy-outs die PCS gekauft haben.
Walter Elsner: Ja. Nach diesem Management-Buy-out sind wir verstärkt in den Markt der Zutrittskontrolle eingestiegen, die wir als Wachstumsfeld erkannt hatten. Sie stellt eine sinnvolle Ergänzung zur Zeiterfassung dar, deren Markt ihrerseits stärker Zyklen unterliegt. Hier kam uns zugute, dass wir schon früher bei Zeiterfassungsprojekten auch die Türenkontrolle angebunden hatten. So fiel die Entscheidung leicht, künftig Hardware und Software in diesem Bereich anzubieten.
Der Buy-out hat sich offenbar als gute Entscheidung erwiesen? Inwieweit haben Sie seitdem der PCS Ihren eigenen Stempel aufgedrückt – was vor allem hat sich seit diesen inzwischen 20 Jahren am Bild der PCS geändert?
Walter Elsner: Er hat mich insbesondere von vielen Fesseln befreit, die sich aus der Zugehörigkeit zu großen Unternehmen ergeben. Infolge dessen konnte ich vor allem zwei Dinge forcieren: Das Management und die Entwicklung von Strategien ohne die Notwendigkeit, dafür Genehmigungen innerhalb des Konzerns einzuholen. Das war eine absolute Befreiung. Wir konnten ungebremst arbeiten und tatsächlich unternehmerisch handeln: Das heißt den Mut zu Entscheidungen haben, ohne zu wissen, ob sie gut oder schlecht sind. Allerdings mussten wir auch nicht von Null anfangen, denn PCS stand schon damals für gute Produkte und war am Markt bekannt. Es war also ein optimaler Start, den wir optimal genutzt haben.
...das spüren auch die Mitarbeiter.
Walter Elsner: Wir haben hier teils Mitarbeiter, die schon von Anfang an dabei sind und uns auch in schlechten Zeiten beigestanden haben. Generell haben unsere Mitarbeiter das Gefühl, sinnvoll, ohne Zwänge und sehr motiviert arbeiten zu können – das macht sie loyal und eröffnet uns als PCS ein ungeheures Potential zur Eröffnung neuer Wachstumsfelder. Wir empfinden es als unsere soziale Verpflichtung, solche Bedingungen zu schaffen, insbesondere offene Kommunikation, Eigenverantwortung und Kompetenzübertragung sind für uns prägend – und wir beteiligen die Mitarbeiter auch an den Erfolgen.
Der Markt ist sehr komplex, vielfältig und umkämpft. Wie positionieren Sie Ihr Unternehmen zwischen den großen und kleinen Wettbewerbern – und wie sieht diesbezüglich Ihre Strategie aus?
Walter Elsner: Wir haben uns in den Jahren zwischen 1996 und heute stark verändert. Damals stand noch die Zeiterfassung im Vordergrund – heute sind wir ein Hardware-Hersteller mit Systemhaus-Charakter. Inzwischen machen viele Dienstleistungen unser Angebot aus – insbesondere übernehmen wir oft die Gesamtprojektverantwortung. So positionieren wir uns auch: Als Dienstleister für Partner und Endkunden. Wir sind stark vernetzt und entwickeln auf dieser Grundlage immer eine gute Lösung.
...und zwar rund um Zeit und Zutritt als Ihren Kernkompetenzen?
Walter Elsner: Ja – allerdings übernehmen wir bei der Zutrittskontrolle das ganze Projekt. Dazu mag etwa ein Drehkreuz, eine Schranke, eine Zufahrtskontrolle für PKWs, Biometrie für Hochsicherheitsbereiche – bis hin zur Videoerkennung für die Außenhaut gehören. Auf all diesen Feldern haben wir uns Kompetenzen erarbeitet, die wir bei großen Unternehmen oder Abteilungen mit mehreren Tausend Mitarbeitern ebenso einsetzen können wie bei kleinen Mittelständlern. Wir beraten, schlagen Lösungen vor und setzen sie um – auch mit Partnern.
Gutes Design zählt zu Ihrem Anspruch – dafür haben Sie bereits etliche Auszeichnungen erhalten. Wie wichtig ist das für Ihre Kunden?
Walter Elsner: Gutes Design war schon immer unser Anspruch – und zwar aus gutem Grund: Es stärkt den Wiedererkennungswert auf einem wettbewerbsstarken Markt. Unser Designdenken umfasst daher auch nicht nur die Geräte, sondern auch alle Bilder, Prospekte, Messestände, etc. Unsere Kunden bestätigen auch, dass wir dadurch deutlicher wahrgenommen werden. Dazu kommt das innere Design in der Entwicklung. Wir bauen generell Geräte, die nicht wie Klötze wirken, sondern sich in Umgebungen integrieren. Dabei bauen wir aber nicht nur für das Auge des Architekten, sondern auch für die Werkhalle. Schon während der Entwicklung denken wir an das Gesamtbild – das beflügelt den ganzen Prozess. Für unsere Kunden ist das zeitlose Design und auch die qualitative Haltbarkeit und Wertigkeit ein wichtiges Kriterium, denn es handelt sich ja um Investitionsgüter für Zeiträume von zehn bis fünfzehn Jahren.
Ihre Vertriebsstrategie setzt vor allem auf eine enge Zusammenarbeit mit Partnern. Wird ein eher organisches Wachstum nicht erschwert durch die allfälligen Fusionen, die den Markt in letzter Zeit immer stärker prägen?
Walter Elsner: Fusionen sind für manche Unternehmen durchaus ein Weg – allerdings ziehen sie häufig erhebliche Reibungsverluste nach sich, weil oft sehr unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinandertreffen. Wir gehen einen anderen Weg, nämlich den, Netzwerke aufzubauen und Unternehmen zu suchen, die zu uns passen, auch weil sie strategisch ähnlich denken – das können auch größere Unternehmen sein. Damit können wir flexible Lösungen bieten. Wenn ein Kunde etwa zusätzlich Videotechnik braucht, können wir das gemeinsam mit Partnern realisieren. Wir wachsen also mit Satelliten – wobei diese manchmal auch ihrerseits die Treiber sind: Auch wir werden ins Boot geholt. Von dieser Art der Zusammenarbeit in Form von wechselnden Konstellationen profitiert vor allem auch der Kunde. Dieser braucht schließlich eine Lösung – nur darauf kommt es ihm an.
PCS hat ja Niederlassungen in München und Essen – aber Sie haben auch viele Projekte im Ausland. Das funktioniert sicher auch mit Ihrem Partnermodell?
Walter Elsner: Richtig. Unsere Partner arbeiten auch bei Auslandsprojekten mit uns zusammen. Das liegt zum einen daran, dass wir immer als echte Partner auftreten und nicht als Konkurrenten – es wird immer klar besprochen, wer in der ersten und wer in der zweiten Reihe steht. Dazu kommt aber auch, dass wir Produkte haben, die z.B. auch in Asien passen – das ist keine Selbstverständlichkeit.
Lassen Sie uns – ausnahmsweise zum Schluss – noch einmal näher auf Ihre Produkte schauen. Auffällig ist etwa die Entscheidung für die biometrische Handvenenerkennung, die man seit vielen Jahren von Ihnen kennt. Welchen Stellenwert hat diese Technik in der Zutrittskontrolle? Ist das vor allem etwas für besonders sensible Bereiche?
Walter Elsner: Wir haben sehr viel im Bereich Biometrie experimentiert – von Gesichts-, Iris- bis Fingerprinterkennung. Iriserkennung ist den meisten eher unangenehm. Bei der Gesichtserkennung gab es jedenfalls früher Probleme, etwa eineiige Zwillinge auseinanderzuhalten – dafür ist sie zum Herausfiltern von Terroristen aus der Menge ein sehr gutes Mittel. Letztlich hat jede Technik ihren Wert. Was im Übrigen die Handvenenerkennung betrifft: Wir scannen die Innenhand – nicht den Handrücken. Das ist ein großer Unterschied, denn die Handhabung ist sehr einfach und angenehmer als beim Scannen des Handrückens. Das hat psychologische Gründe: Die Innenhand zeigt in der Regel zum Körper, so dass man nicht das Gefühl hat, unabhängig vom eigenen Willen von außen „abgescannt“ zu werden. Man muss die Hand schon aktiv vor den Sensor halten. Deshalb hat unser System eine hohe Akzeptanz bei den Anwendern.
Wo wird die Handvenenerkennung vor allem eingesetzt?
Walter Elsner: Das sind teils Hochsicherheitsbereiche – aber keineswegs ausschließlich. Wir haben beispielsweise gerade ein großes Projekt in China realisiert – ein Unternehmen, das in der morgendlichen Rushhour am Haupteingang mit Handvenenerkennung den Mitarbeiterzugang steuert. Oft findet man unsere Technik auch in Vorstandsetagen, weil sie einen gewissen Stellenwert, besondere Sicherheit und einen futuristischen Effekt ausstrahlt. Dadurch, dass es sich hier um einen Nischenmarkt handelt, haben wir die Möglichkeit, Projekte mit eigentlichen Mitbewerbern zu machen. Wir haben die entsprechenden Schnittstellen, so dass wir unsere Systeme jeweils in deren Projekte integrieren können. Wir haben außerdem ein sehr ausgereiftes und robustes System, das nicht leicht nachzuahmen ist.
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