Interview mit Dr. Urban Brauer, Geschäftsführer BHE Bundesverband Sicherheitstechnik
Dem BHE Bundesverband Sicherheitstechnik sind derzeit rund 1.000 Unternehmen angeschlossen. Fachkompetente Personen und Firmen (etwa 78 Prozent Errichter, 20 Prozent Hersteller und...
Dem BHE Bundesverband Sicherheitstechnik sind derzeit rund 1.000 Unternehmen angeschlossen. Fachkompetente Personen und Firmen (etwa 78 Prozent Errichter, 20 Prozent Hersteller und 2 Prozent Planer) bilden eine starke Gemeinschaft für Sicherheit, die u.a. für fachlichen Gedankenaustausch, gegenseitige Unterstützung und die Erarbeitung professioneller Lösungskonzepte steht. Als Kommunikations- und Informationsplattform fördert der Verband den Dialog der Mitgliedsunternehmen untereinander, und insbesondere mit Anwendern, Sicherheitsbeauftragten sowie anderen, für Sicherheitsfragen zuständigen Personen und Institutionen. Unser wissenschaftlicher Schriftleiter Heiner Jerofsky sprach mit dem langjährigen Geschäftsführer Dr. Urban Brauer über die aktuelle Verbandsarbeit, Ziele und die Entwicklung der Sicherheitstechnik.
GIT SICHERHEIT: Herr Dr. Brauer, Sie sind seit 30 Jahren Geschäftsführer des BHE und damit einer der erfahrensten Branchenkenner. In dieser Zeit haben sich gewaltige technische Entwicklungen – vom Fadenzugkontakt zur Smart Home-Vernetzung - auf dem Sicherheitsmarkt vollzogen. Wie führen Sie den Verband in das digitale Zeitalter?
Dr. Urban Brauer: Zum Glück ist es ja nicht so, dass das digitale Zeitalter zu einem konkreten Stichtag eingeführt wird. Sowohl der BHE als auch die angeschlossenen Unternehmen haben sich bereits seit einigen Jahren in das „digitale Zeitalter“ aufgemacht. Unternehmerisches Handeln besteht schon immer auch darin, sich an Marktveränderungen und -erfordernisse anzupassen. Gerade für einen technisch orientierten Verband wie den BHE ist die Digitalisierung allgegenwärtig, so dass wir das Thema seit vielen Jahren auf der Agenda haben und unsere Mitglieder in den verschiedensten Bereichen Hilfestellungen anbieten. Daher gehe ich davon aus, dass wir aktuell gut aufgestellt sind, auch die künftigen Herausforderungen zu meistern.
Der BHE hat sich in den letzten Jahren stark verändert und die Zahl der Mitgliedsunternehmen ist gestiegen. Welchen Anspruch hat der neue BHE und worin liegt die Stärke des Verbandes?
Dr. Urban Brauer: Jetzt weiß ich nicht genau, was Sie mit „der neue BHE“ meinen - der BHE ist nach wie vor der alte, nur haben wir uns nie als „angekommen“ angesehen, sondern versuchen schon immer, uns zum Vorteil unserer Mitglieder und der Marktteilnehmer ständig weiterzuentwickeln. Unser Anspruch ist stets die Zufriedenheit der Mitglieder. Diese zeigt sich u.a. in der langen Verbandszugehörigkeit der einzelnen Mitgliedsunternehmen, den starken Zuwächsen bei den Mitgliedszahlen und der Tatsache, dass wir keine Austritte wegen Unzufriedenheit verzeichnen. Die Stärke des BHE liegt in der Fähigkeit, die Mitglieder- und Kundenwünsche zu antizipieren und diese in zweckmäßige Leistungspakete zu transportieren. Dies erfordert eine permanente Kommunikation und Rückkopplung mit allen Beteiligten. Unser höchstes Anliegen war und ist die Unterstützung unserer Mitglieder. Indem wir sie mit nützlichen Hilfestellungen und notwendigen Informationen versorgen, möchten wir ihnen in ihrem täglichen Geschäft bestmöglich unter die Arme greifen. Alle Leistungen, die in den letzten Jahren neu in unser Angebot aufgenommen wurden, dienten diesem Zweck, sei es der Ausbau unseres Seminarangebots, die QM-Gruppenzertifizierung oder auch die Berücksichtigung neuer Fachsparten. Der Sicherheitsmarkt, die Techniken und Normen sind so vielfältig, dass es für ein Unternehmen allein sehr schwierig ist, immer im Bilde zu sein. Aber unsere Mitglieder profitieren von einem starken und bestens verknüpften Netzwerk, das stets alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellt. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist hier sicherlich auch die Arbeit der Fachausschüsse. Denn der fachliche und kollegiale Austausch mit anderen Sicherheitsexperten spielt eine wichtige Rolle.
Der Sicherheitsmarkt hat sich positiv entwickelt. Was kann der Verband tun, dass Hersteller, Errichter und Fachplaner qualitativ anspruchsvolle Techniken und Dienstleistungen erbringen? Kann der Anwender sich auf das BHE-Zertifikat verlassen?
Dr. Urban Brauer: Nun, zum einen engagiert sich der BHE sehr stark in der Normen- und Richtlinien-Arbeit. Zahlreiche BHE-Delegierte arbeiten aktiv bei der Normung auf deutscher Ebene beim DIN Berlin und der DKE Frankfurt mit sowie auf europäischer Ebene in Brüssel. In den Bereichen, in denen es bisher keine Normen oder Vorschriften gab, werden im BHE entsprechende Richtlinien erstellt. BHE-Richtlinien sind momentan für die Bereiche Hausalarmanlagen, Videoüberwachung sowie Rauch- und Wärmeabzugsanlagen verfügbar. Zum anderen bietet unser umfangreiches Schulungsangebot mit weit mehr als 70 Seminaren, Webinaren, Inhouse-Schulungen und Fachkongressen beste Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit den Veranstaltungen können Sicherheitsfirmen – ob BHE-Mitglied oder nicht – in Sachen Technik auf dem Laufenden bleiben, sich im Hinblick auf die zu beachtenden Normen auf den neuesten Stand bringen oder über Gefahrenpotentiale und geeignete Sicherheitstechniken informieren. Für Anwender ist der Sicherheitsmarkt oftmals schwer zu durchschauen. Dem Kunden fällt es schwer, qualitative Unterschiede bei mehreren Angeboten zu beurteilen. Häufig entscheidet er sich für das günstigste Angebot, da dieser vermeintliche Geldvorteil von ihm bewertet werden kann. Aber in der Sicherheitstechnik ist nicht vordergründig der Preis entscheidend, sondern fach- und normgerechte Leistungen. Das BHE-Zertifikat bietet dem Kunden einen Qualitätsmaßstab beim Kauf von Sicherungstechnik. Das Zertifikat und die zugrundeliegenden Voraussetzungen erleichtern dem Kunden den Vergleich angebotener Planungs- und Ausführungsleistungen und geben ihm bei der Suche nach einem fachkompetenten Anbieter eine Hilfestellung an die Hand. Denn die zertifizierten Firmen planen, installieren und warten ihre Sicherungsanlagen unter Beachtung der jeweils gültigen Normen und Vorschriften. Der Kunde hat somit die Gewissheit, dass ein System eingesetzt wird, das optimal auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist und er im Rahmen der bestehenden Vorschriften mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis bedient wird.
Seit zehn Jahren bietet die BHE-QM-Gruppenzertifizierung den angeschlossenen Unternehmen ein praxisnahes QM-System. Wie ist das Interesse und welchen Mehrwert haben die Sicherheitsfachfirmen davon?
Dr. Urban Brauer: Dazu muss man wissen, dass die QM-Zertifizierung nach DIN EN 9001 nach wie vor sehr bürokratisch aufgebaut ist. Gerade für kleinere und mittelständisch strukturierte Unternehmen ist die QM-Zertifizierung zwar sinnvoll, erfordert aber ohne externe Hilfestellung eine beachtliche Manpower, die im Alltag eines Handwerksbetriebs in der Regel nicht verfügbar ist. Hier setzt die BHE-QM-Gruppenzertifizierung an: wir zeigen den teilnehmenden Unternehmen genau auf, welche Arbeiten wann in welcher Form zu erledigen sind, sorgen dafür, dass keine Fristen versäumt werden und bieten mit unserer genau auf die Sicherheitsbranche abgestimmten QM-Systematik eine ideale Plattform. Die Partnerfirma kann mit weniger zeitlichem Aufwand in der Regel ein besseres QM-System für ihr Unternehmen betreiben als wenn sie dies im Alleingang machen würde. Der enorme Erfolg im Markt gibt uns recht - mittlerweile haben wir ca. 450 Betriebsstätten unter Vertrag. Sie profitieren von umfassenden Hilfestellungen und bewerten insbesondere die professionelle Betreuung durch den BHE sowie die vorbildliche Zusammenarbeit mit dem Zertifizierer sehr positiv. Auch bei der Umstellung der alten Norm auf die neue DIN EN ISO 9001:2015 konnten die Teilnehmer auf die Unterstützung des BHE vertrauen. Alle QM-Systeme wurden automatisch von der alten an die neue Norm angepasst. Obgleich dies einiges an Aufwand für die BHE-QM-GmbH, den ZQMB und den Zertifizierer bedeutete, war die Umstellung zu 100 Prozent mit der jährlichen Kostenpauschale abgedeckt – d.h., es fielen keine zusätzlichen Kosten an. An unserer Gruppenzertifizierung können Unternehmen teilnehmen, die bereits QM-zertifiziert sind oder eine Zertifizierung anstreben. Die BHE-QM-Gruppen stehen offen für Errichter, Planer, Hersteller sowie NSL-Betreiber. Alle Vorteile des BHE-QM-Verfahrens finden Interessenten auf unserer speziellen Homepage www.bhe-qm.de
Wie profitieren Ihre Mitglieder von Ihren zahlreichen Fachausschüssen, Arbeitskreisen und Publikationen. Können Sie uns deren Arbeit und die Umsetzung in die Praxis kurz skizzieren?
Dr. Urban Brauer: Die Fachausschüsse bearbeiten im Interesse der Mitgliedsunternehmen sämtliche fachspezifische Themen und aktuelle Fragen der Branche. Zu den zentralen Aufgaben zählen u.a. die Normungs- und Richtlinienarbeit und die Interessenvertretung gegenüber externen Gremien. Ist bei speziellen Problemstellungen eine noch intensivere Bearbeitung nötig, werden hierfür entsprechende Arbeitskreise gebildet und die ausgearbeiteten Lösungsansätze im Fachausschuss präsentiert. Die Fachausschüsse erstellen detaillierte, erläuternde Informationen zu einzelnen Themen, nützliche Checklisten und Formulare, technische Hilfestellungen und informative Papiere. Die neutralen und firmenübergreifend erbrachten Leistungen und erstellten Unterlagen helfen dem gesamten Sicherheitsmarkt bei der Lösung individueller Herausforderungen. Zwischenzeitlich gibt es 15 Fachausschüsse im BHE, die das gesamte Spektrum des Sicherheitsmarktes abdecken. Die Tatsache, dass in den Gremien Errichter, Hersteller und Planer vertreten sind, führt zu einem intensiven Dialog sowie breiten Erfahrungsaustausch und fördert ein partnerschaftliches Verhältnis der Mitglieder. Hierdurch ist eine optimale Betreuung der Mitgliedsunternehmen gewährleistet. Die Fachausschüsse tagen i.d.R. zweimal pro Jahr an zentraler Stelle. BHE-Mitglieder können kostenfrei an diesen Sitzungen teilnehmen. Nach vorheriger Abstimmung mit dem BHE können auch Externe zweimal kostenfrei als Gast beiwohnen. Teilweise nehmen auch Anwender/Betreiber die Gelegenheit zum persönlichen Dialog war.
Ist das Thema „Schutz vor Einbrüchen“, „Veranstaltungssicherheit“ und „Videotechnik“ auch in diesem Jahr hoch aktuell? Welche Seminar- und Kongressschwerpunkte sind für 2018 geplant?
Dr. Urban Brauer: Die genannten Themen werden uns auch im neuen Jahr beschäftigen. Aber die Liste möglicher Gefahren und Bedrohungen ist leider sehr lang, weshalb natürlich auch andere Themen eine große Rolle spielen, z.B. Brandschutz oder Vorkehrungen gegen Spionage und Wirtschaftskriminalität. Für die Anwender ist es wichtig, sich regelmäßig über Risiken und entsprechende Vorkehrungsmaßnahmen zu informieren. Und für die Sicherheitsbranche gilt es, auch weiterhin passende Lösungen zu entwickeln und die angebotenen Produkte und Dienstleistungen stetig zu verbessern. Die einzelnen Betriebe müssen am Puls der Zeit bleiben. Hier setzt unser Schulungsangebot an. Ob Grundlagen-, Auffrischungs- oder Aufbauseminar, ob mit oder ohne Prüfung, ob Neu-/Quereinsteiger oder Experte, für jeden ist das passende Seminar im gewünschten Fachbereich dabei. Dank der tatkräftigen Unterstützung zahlreicher höchst kompetenter Experten aus der Branche, können wir von Alarmübertragung bis Zutrittssteuerung jede sicherheitstechnische Fachsparte abdecken. Neben dem umfangreichen Seminarangebot bieten wir auch in diesem Jahr wieder themen- und zielgruppenspezifische Veranstaltungen an. Zum einen war dies am 5./6. Februar 2018 das Fachsymposium Einbruchschutz. Das neue Veranstaltungsformat, bestehend aus hochwertigen Fachvorträgen zu den Themen Einbruchmeldetechnik und Mechanik, einer kleinen aber feinen Ausstellung und einem abendlichen Branchentreff stieß in der Branche auf so großes Interesse, dass die Veranstaltung restlos ausgebucht war. Am 28./29. Mai 2018 folgt dann unser etablierter Fachkongress Videosicherheit/Zutrittssteuerung, dieses Mal an neuer Stelle in Mainz. Die Teilnehmer können sich wieder auf ein hochwertiges Vortragsprogramm freuen sowie beste Kontakt- und Gesprächsmöglichkeiten in der Ausstellung und bei der Abendveranstaltung.
Welche Art von Zusammenarbeit oder Kooperationen gibt es mit anderen Verbänden und der Polizei? Glauben Sie, dass auch die Fachpresse Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen kann?
Dr. Urban Brauer: Der intensive Austausch mit anderen Verbänden, Personen und Institutionen ist für unsere Arbeit sehr wichtig. Denn die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist zentraler Faktor im gemeinsamen Bemühen um eine solide Entwicklung, Gestaltung und Handhabung von Sicherheitsdienstleistungen. Dabei liegt unser Augenmerk immer auf der Wahrung der beruflichen Interessen unserer Mitglieder und der Förderung des Sicherheitsgedankens. In diesem Sinne sind wir bspw. mit dem VdS und der Polizei in regelmäßigem Dialog zu aktuellen Themen und Fragen der Branche. Mit dem VdS arbeiten wir in verschiedenen Bereichen eng zusammen, so z.B. bei der BHE-QM-Gruppenzertifizierung und den VdS-Errichter-Anerkennungsverfahren. Auch mit anderen Verbänden und Institutionen, die den Sicherheitsgedanken fördern oder diesem verbunden sind, gibt es langjährige Kooperationen, so z.B. mit der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW) Baden-Württemberg, ASW Norddeutschland und ASW Nordrhein-Westfalen, dem Bayerischen Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. (BVSW), dem BDSW, Interkey, der Vereinigung für die Sicherheit der Wirtschaft (VSW), dem VAF, VfS, ZVEH und ZVEI. Ob bei der Aufklärung der Anwender über Sicherheitsgefahren und passende Lösungen, oder zur Verbreitung aktueller Informationen an die gesamte Sicherheitsbranche: die Zusammenarbeit mit der Fachpresse spielt für uns eine wichtige Rolle. Wir pflegen seit vielen Jahren mit verschiedenen Fachzeitschriften, auch mit der GIT SICHERHEIT, sehr angenehme und wertvolle Partnerschaften.
Die BHE-Akademie und das BHE-Qualitätsmanagement sind eigenständige Bereiche in Ihrem Haus. Wo liegen deren Arbeitsschwerpunkte?
Dr. Urban Brauer: Die BHE-Akademie-GmbH wurde 1992 als 100-prozentige Tochtergesellschaft des BHE e.V. gegründet, damals noch unter dem Namen BHE-Service-GmbH. Die Akademie bündelt unser gesamtes Weiterbildungsangebot, den Vertrieb von Materialien sowie das BHE-Zertifikat unter einem Dach. Mit weit über 70 Veranstaltungen pro Jahr - Seminare, Webinare, Inhouse-Veranstaltungen und Kongresse, künftig auch E-Learning – hat sich die BHE-Akademie zu einem der wichtigsten Anbieter von sicherheitstechnischen Fortbildungsveranstaltungen entwickelt, sowohl für Sicherheitsanbieter als auch für Anwender, Architekten oder Behörden. Zusätzlich zur Akademie wurde Anfang 2007 die BHE-Qualitätsmanagement-GmbH gegründet, in der für die angeschlossenen Mitgliedsbetriebe ein QM-Gruppenzertifizierungsverfahren angeboten wird. Als Basis dient hier die eigens entwickelte und an die Belange der Sicherheitsbranche angepasste BHE-QM-Software. Als Hilfestellung für die QMBs führt die BHE-QM-GmbH regelmäßig QMB-Workshops und -Seminare durch. Außerdem bietet der BHE einen kostengünstigen Kalibrierservice, d.h. Interessenten können entweder kalibrierte Messgeräte kaufen oder firmeneigene Messgeräte kalibrieren lassen.
Wo sehen Sie zurzeit Nachrüstbedarf für Sicherheitstechnik beim Anwender und welche Sicherheitsprodukte werden am meisten nachgefragt?
Dr. Urban Brauer: Anhand unserer jährlichen Umsatzstatistik können wir sehr gut sehen, dass die Verteilung der Umsätze im Sicherheitsmarkt eigentlich seit Jahren unverändert ist. Der höchste Umsatz wird in der Brandmeldetechnik erzielt, was natürlich auch den zahlreichen Brandschutz-Vorschriften geschuldet ist. Den zweitgrößten Umsatz verzeichnet die Einbruchmeldetechnik, gefolgt von der Videosicherheit, Zutrittssteuerung, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen und den Sprachalarmsystemen. Die Frage nach dem größten Nachrüstbedarf lässt sich nicht verallgemeinern. Im privaten Bereich sind es natürlich ganz klar die fehlenden, professionellen Maßnahmen gegen Einbruchschutz. Allerdings ist hier gerade in den letzten 2-3 Jahren schon Bewegung zu erkennen. Das ungute Gefühl durch die hohen Einbruchszahlen, gepaart mit der KfW-Förderung, führt dazu, dass sich mehr Bürger nach passenden Sicherheitslösungen umschauen. Nichtsdestotrotz sind immer noch erschreckend wenig deutsche Privathaushalte mit qualifizierter Sicherheitstechnik ausgestattet. Aber nicht nur die Privatbürger unterschätzen die Gefahren. Auch für viele öffentliche Einrichtungen, Behörden, Unternehmen usw. stehen Investitionen in moderne Sicherungstechniken nicht gerade an erster Stelle. Eingebaut wird nur, was ggf. vom Versicherer oder durch Vorschriften verbindlich gefordert ist. Leider wird allzu oft aber auch erst dann reagiert, wenn es eigentlich schon zu spät ist, nämlich nach dem ersten Schadensfall. Hier ist ein Umdenken erforderlich. Professionelle Sicherheitstechnik schützt Menschenleben, das Hab und Gut der Bewohner, das Inventar, die Internas und die Existenz von Unternehmen. Sie ist kein unnötiger Luxus, sondern eine sinnvolle Investition.
Welche Probleme haben Ihre Mitglieder mit Billiganbietern von Sicherheitstechnik und -dienstleistungen? Wie kann der BHE gegen solche Anbieter vorgehen?
Dr. Urban Brauer: Das Problem ist, dass unqualifizierte Arbeiten und nicht funktionsfähige Techniken die gesamte Branche in Verruf bringen. Da heißt es dann schnell „Alarmanlagen funktionieren eh nicht, das Geld kann man sich sparen“ oder „die Handwerker sind Abzocker, die für schlechte Arbeit viel Geld verlangen“. Wie schon erwähnt ist für Kunden nicht immer leicht zu erkennen, welcher Technik und welcher Firma man vertrauen kann. Sie fallen dann leider oft auf verlockende Werbebotschaften oder die massiv auftretenden Drückerkolonnen rein. Das günstigste Angebot oder die Aussicht auf eine Alarmanlage, die ohne Aufwand und Schmutz einfach hingestellt und aktiviert werden kann, ist natürlich sehr reizvoll. Nur leider registrieren die Kunden erst viel zu spät, dass diese „Techniken“ keine Sicherheit bringen. Durch unsere Aufklärungsarbeit und neutrale Beratung möchten wir daher Anwender einerseits über hochwertige, zuverlässige Sicherungstechniken informieren und andererseits vor unseriösen Geschäftspraktiken sowie untauglichen Konzepten schützen. Hierbei weisen wir auch immer den Weg zu kompetenten Fachfirmen. In Pressetexten und unseren vielfältigen neutralen und kostenlosen Unterlagen und Broschüren informieren wir über aktuelle sicherheitstechnische Themen. So bieten wir z.B. auch Infomaterial zu zwei Themen, die momentan bei den Verbrauchern in aller Munde sind, nämlich Infraschall-Anlagen und Smart Home. Auch unsere unterschiedlichen Homepages, z.B. www.sicheres-zuhause.info und www.bhe-videoueberwachung.de geben wichtige Tipps zur Absicherung und bieten Wissenswertes zu den einzelnen Sicherungstechniken.
Was wünschen Sie sich persönlich, für Ihr Team und Ihren Verband für 2018?
Dr. Urban Brauer: Neben der Gesundheit für das gesamte Team ist uns natürlich die Zufriedenheit unserer Mitglieder und Kunden ein besonderes Anliegen. Schön wäre es, wenn wir unsere neuen Projekte, die wir im Laufe des Jahres 2018 im Markt einführen wollen, fristgerecht fertigstellen könnten und diese dann auf eine hohe Akzeptanz stoßen würden.
Vielen Dank für den Einblick in Ihre Arbeit und Ihren wertvollen Beitrag zum guten Image der Sicherheitsbranche!
Business Partner
BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V. - ArchivFeldstr. 28
66904 Brücken
Deutschland
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Ein Beitrag von Wilfried Joswig, Geschäftsführer beim Verband für Sicherheitstechnik VfS.