Löschkonzept für Schienenfahrzeuge: Brandbekämpfung im Technikraum
Wagner Rail ist eine Tochtergesellschaft der Wagner Group GmbH, die sich auf Brandschutzlösungen für Schienenfahrzeuge weltweit spezialisiert hat. Das Unternehmen hat nun eine Brandschutzlösung entwickelt, die in fahrenden Zügen Brände in offenen, stark durchlüfteten Technikbereichen löscht.
Die wirksame Brandbekämpfung in den stark durchlüfteten Technikbereichen – auch während der Fahrt mit hoher Geschwindigkeit und ohne, dass die Fahrt verlangsamt oder unterbrochen werden muss –, ist nach Angaben von Wagner weltweit bisher einzigartig. Wesentlicher Bestandteil von ganzheitlichen Brandschutzlösungen für Schienenfahrzeuge ist die Bekämpfung von Bränden in technischen Bereichen wie Transformatoren, Stromrichter oder Dieselmotoren. Diese Bereiche sind in der Regel mit mehreren nicht-verschließbaren Öffnungen ausgestattet, durch die die Belüftung erfolgt. Während der Fahrt entstehen somit Luftströmungen im Inneren dieser Technikbereiche. Für die wirksame Brandbekämpfung stellen diese Luftströmungen eine große Herausforderung dar. Bisher mussten Züge für eine sichere Brandlöschung die Geschwindigkeit verringern oder die Fahrt komplett unterbrechen.
Die Entwicklung des Löschverfahrens erfolgte auf Basis umfangreicher Testreihen, berichtet Peter Stahl, Geschäftsführer bei Wagner Rail: „In Zusammenarbeit mit dem Tüv Süd Rail sowie unter Einhaltung der Bahnrichtlinie ARGE Teil 2 ‚Brandbekämpfung in Schienenfahrzeugen‘ haben wir vom 15. bis 31. August 2022 eine umfangreiche Testreihe durchgeführt, bei der Brandszenarien unter verschiedenen Lüftungssituationen getestet wurden“. Ziel der Tests sei es gewesen, Brände in technischen Bereichen des Zuges während der Fahrt vollständig zu löschen. Mit Hilfe der Testreihe habe man nachweisen können, dass simulierte Brände, die durch Fahrtwinde und seitlich auf den Zug wirkende Luftgeschwindigkeiten von über 100 km/h angefacht wurden, vollständig mittels Aerosollöschmittel gelöscht werden.
3 Fragen an Dr. Peter Stahl, Geschäftsführer bei Wagner Rail
GIT SICHERHEIT: Herr Dr. Stahl, Sie haben gerade ein Verfahren zur Brandbekämpfung in fahrenden Zügen vorgestellt. Wie oft kommt es in deutschen Zügen oder auch andernorts vor, dass ein solches System gebraucht wird?
Peter Stahl: Immer dann, wenn Dieselaggregate oder Dieselmotoren auf Treibzügen oder Loks zu löschen sind, bei denen die Zuluftklappen auch im Brandfall nicht vollständig verschlossen werden können. Solche Dieselmotoren finden sich häufig auch auf Elektrolokomotiven oder Hybridfahrzeugen. Ohne unsere Lösung musste im Brandfall die Geschwindigkeit deutlich reduziert oder gar angehalten werden, was nicht in jeder Betriebssituation (z.B. Tunnelfahrten) wünschenswert ist.
Es geht ja um Technikbereiche in Zügen – hier facht die Belüftung eventuelle Brände regelrecht an. Ihre Lösung arbeitet mit Aerosollöschmitteln...?
Peter Stahl: Aerosole löschen durch Unterbrechung der Kettenreaktion des Verbrennungsprozesses. Unsere Lösung schafft es, die benötigte Löschmittelmenge von Menge und zeitlicher Abfolge so dimensioniert an potentielle Brandherde zu bringen, dass innerhalb weniger Sekunden die Feuer gelöscht werden. Die Versuche haben gezeigt, dass auch bei kontinuierlichem, nachträglichem Eintrag von Kraftstoff ein Wiederentzünden nicht mehr möglich ist.
Wann wird das System wo eingesetzt? Gibt es bereits Aufträge?
Peter Stahl: Aktuell sind moderne Triebzüge im Fokus und in der Angebotsphase.