Novar und Notifier Sicherheitssysteme – erfolgreich durch Diversifikation
Vernetzung und Integration, der ganzheitliche Blick auf verschiedene Gewerke das sind seit Jahren starke Trends. Honeywell beantwortet sie mit Markentreue und klugen Akquisitionen...
Vernetzung und Integration, der ganzheitliche Blick auf verschiedene Gewerke – das sind seit Jahren starke Trends. Honeywell beantwortet sie mit Markentreue und klugen Akquisitionen. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach darüber mit Klaus Hirzel, Geschäftsführer der Honeywell-Unternehmen Novar und Notifier Sicherheitssysteme.
GIT SICHERHEIT: Herr Hirzel, neben Ihrer Tätigkeit als Geschäftsführer bei Novar haben Sie vor gut einem Jahr auch die Geschäftsführung bei Notifier Sicherheitssysteme übernommen. Lassen Sie uns vielleicht mit einer ersten Bilanz dieser umfassenden Verantwortlichkeit bei Honeywell beginnen?
Klaus Hirzel: So etwas wie eine Bilanz ist gar nicht so einfach zu ziehen – ich sehe mich eher in einer kontinuierlichen Entwicklung stehend, da ich ja schon vorher 15 Jahre lang bei Novar tätig war, zunächst als Regional-, dann als Gesamtvertriebsleiter. Seit inzwischen vier Jahren bin ich Geschäftsführer. Von Haus aus Ingenieur, habe ich das Thema Sicherheit von der Pike auf gelernt und meine Kenntnisse als Vertriebsmann noch verfeinert. Ich kann aber sagen, dass ich es als eine unserer wichtigsten Herausforderungen ansehe, mit den verschiedenen Marken innerhalb der Honeywell-Gruppe den größtmöglichen Nutzen für unsere Kunden zu erzielen. Insofern kann ich das letzte Jahr vielleicht durch die Feststellung bilanzieren, dass wir mit der engen Zusammenarbeit der beiden eigenständigen Unternehmen Novar und Notifier sehr erfolgreich sind am Markt.
Der Honeywell-eigene Stallgeruch ist sicher von Vorteil, wenn es darum geht, das relativ komplexe Konzerngefüge bei Honeywell zu verstehen und weiterzubringen?
Klaus Hirzel: Wir sind froh, dass wir eigene Kräfte im Unternehmen zu Führungskräften heranziehen können. So konnte ich beispielsweise die Vertriebsleitung für Deutschland, Schweiz und Luxemburg Anfang 2015 an Marc Boebé übergeben. Auch er war schon vorher lange als Key-Account-Manager sehr erfolgreich im Unternehmen. Komplex ist vor allem die Produktwelt unserer Branche. Immerhin umfasst unser Spektrum eine Vielzahl von Systemen und Technologien – von Brandmeldetechnik und Sprachalarmierung über Notbeleuchtung bis hin zum Gewerke übergreifenden Gefahrenmanagement – jeweils mit einer komplexen normativen Lage. Dadurch ist zwangsläufig auch die Vertriebsstruktur vergleichsweise komplex. Für uns ist es vor allem wichtig, Kontinuität zu zeigen bei unseren Geschäftspartnern und Kunden. Der transparente und ehrliche Umgang ist hierbei entscheidend. Deshalb legen wir schon immer großen Wert auf die beständige Pflege der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Errichtern, Planern und Endkunden gleichermaßen.
Teils überschneiden sich die Produktpaletten der beiden Honeywell-Töchter – insbesondere bei der Brandmeldetechnik haben sowohl Notifier als auch Esser ausdifferenzierte Angebote. Wo liegen hier für den Kunden eigentlich die Trennlinien zwischen den jeweiligen Programmen?
Klaus Hirzel: Jede unserer Traditionsmarken hat ein eigenes, sehr umfangreiches Produktportfolio für verschiedene Marktsegmente und unterschiedliche Bedürfnisse. Der Kunde trifft letztlich die Entscheidung, welches Produkt im Einzelnen mit seinem jeweiligen Grad an Support, Qualität und mit dessen Spezifikationen die konkreten Sicherheitsbedürfnisse abdeckt. Wir geben das nicht vor. Für die jeweiligen Marken decken wir unterschiedliche Größenordnungen ab – so führen wir im jeweiligen Portfolio beispielsweise Zentralen für kleine, mittlere und große Anwendungen.
Welche Vorteile hat der Kunde von dem jüngst erfolgten Zusammenschluss der Geschäftsbereiche Honeywell Security Group (HSG) und Honeywell Fire Safety (HFS) zu Honeywell Security and Fire (HSF)?
Klaus Hirzel: Zunächst zum Verständnis: Honeywell hat drei Geschäftsbereiche – Aerospace, Performance Materials and Technologies und Automation and Control Solutions (ACS), zu dem wir gehören. ACS gliedert sich wiederum in Teilbereiche. Einer davon war früher die Honeywell Security Group mit den Produktlinien Einbruchmeldetechnik, Zutrittskontrolle und Videotechnik, um nur einige zu nennen. Fire Safety deckte Brandmeldetechnik, Sprachalarmierung, Notbeleuchtung und Rufsysteme ab. Beide Bereiche wurden nun zu Honeywell Security and Fire zusammengeführt. Hintergrund ist der, dem Trend zu Smart Buildings besser gerecht werden zu können. Wir sprechen bei Honeywell von „Connected Home“ für den privaten und von „Connected Building“ für den gewerblichen, industriellen und öffentlichen Bereich. Jeweils geht es um vernetzbare, integrierte Lösungen – und diese sollen durch den Zusammenschluss gefördert werden.
Wie sieht das praktisch aus?
Klaus Hirzel: Wir sind für den Kunden nicht nur Ansprechpartner für die sicherheitsrelevanten Gewerke wie Brand- und Einbruchmeldetechnik sowie Sprachalarmierung und alle weiteren oben genannten Produktlinien, sondern auch, wenn es um das Messen, Regeln und Steuern etwa von Heizungs- und Klimatechnik geht. Wir unterstützen den Gebäudemanager auf ganzheitliche Weise, indem wir die einzelnen Gewerke zusammenführen. Einer unserer großen Vorteile dabei ist, dass wir mit ECC (Environmental & Combustion Controls) ein Schwesterunternehmen haben, das ebenfalls zum Bereich ACS gehört. Außerdem hat Honeywell vor kurzem eine wichtige Akquisition getätigt: Mit dem Mainzer Messtechnik-Spezialisten Elster können wir auch die gesamte Mess- und Regeltechnik für Gas, Wasser und Elektrizität anbieten – im industriellen wie im Heim-Bereich.
Welche Rolle spielen für Sie die zunehmend nachgefragten Smart-Home-Lösungen?
Klaus Hirzel: Der Trend zum Smart Home zeichnet sich in der Tat seit einigen Jahren in der Branche ab. Wir spüren den Bedarf und die Nachfrage deutlich. Was die Treiber dieser Entwicklung betrifft, steht sowohl im privaten als auch im industriell-gewerblichen Segment eine Frage maßgeblich im Zentrum: Die nach der Reduktion und dem Management von Energiekosten. So können unsere Rauchwarnmelder beispielsweise auch die Temperatur im Raum messen – und Beleuchtungssysteme lassen sich mit Präsenzmeldern ausstatten, d.h., wenn der Letzte den Raum verlässt, geht das Licht automatisch aus. Das gleiche funktioniert auch bei der Heizung – sie kann heruntergeregelt werden, wenn niemand mehr im Raum ist. Die komplette Technik kann man mit einer App auf Smartphones oder Tablets darstellen und auch von dort aus regeln, messen und steuern. Hier sehen wir einen deutlichen Bedarf im Markt für sichere Lösungen.
Der private Wohnsektor hat auch bei den Rauchwarnmeldern eine treibende Rolle gespielt und ein großes Forum bekommen. Wie haben Sie mit Ihren Marken von diesen Entwicklungen profitieren können?
Klaus Hirzel: Hier erleben wir in der Tat einen absoluten Boom. Untersuchungen zufolge sind jetzt bereits etwa 50% aller Haushalte mit Rauchmeldern ausgestattet. Wir werden demnächst ein vollständig neues Portfolio für den Heimbedarf auf den Markt bringen. Dazu gehört beispielsweise auch ein Kohlenmonoxidmelder – das ist besonders wichtig, weil ja das Ersticken die häufigste Todesursache bei Bränden ist. Bei den Rauchwarnmeldern bieten wir neben reinen Thermomeldern sowie optischen Meldern auch die Kombination beider Kriterien an. Dieses Programm wird unsere bisherige Lücke im Connected-Home-Bereich schließen. Wir haben das bereits auf einer Roadshow unseren Errichter-Partnern vorgestellt – dort fand das Konzept großen Anklang.
Wie sieht es mit den Rauchmeldern, also im professionellen Bereich aus?
Klaus Hirzel: Als Technologieführer in diesem Bereich arbeiten wir ja schon seit langem mit unserem IQ8-System – u.a. mit der Zentrale IQ8 Control und den IQ8-Quad-Brandmeldern. Dieses System haben wir kontinuierlich weiterentwickelt. Letztere können übrigens nicht nur detektieren, sondern sind auch mit Alarmgeber und integrierter Blitzleuchte erhältlich. Die Alarmierung erfolgt mit verschiedenen Tönen, vor allem aber auch in verschiedenen Sprachen. Arabischsprachige Alarmierung gewinnt beispielsweise in Notunterkünften für Flüchtlinge eine enorm große Bedeutung. Für viele traumatisierte Flüchtlinge wäre ein Sirenengeheul unerträglich – hier ist Sprachalarmierung in ihrer eigenen Sprache unbedingt vorzuziehen. So ein System haben wir z.B. in der Notunterkunft am Flughafen Weeze installiert. Und mit der Möglichkeit, diese Multifunktionsmelder inklusive der Sprachoption über Funk anzusteuern, haben wir seit langem ein hervorragendes Alleinstellungsmerkmal am Markt.
Es gibt ja schon lange ein differenziertes Angebot von Rauch-, Wärme- und Kombimeldern, Vernetzung, Intelligenz, etc. Sehen Sie hier technisch gesehen noch weiteres Entwicklungspotential?
Klaus Hirzel: Unsere Forschung und Entwicklung verfolgt eine ganze Reihe interessanter Ansätze beispielsweise in der Gas-Sensorik. Zusammen mit Honeywell Labs haben wir dafür eigene Messkammern und Messsensoren entwickelt. Ein interessantes Beispiel ist die Biosensorik – hier schaut man sich immer mehr von der Natur ab – etwa vom sogenannten „Feuerkäfer“. Dieser unter der botanischen Bezeichnung melanophila acuminata bekannte, einheimische Käfer kann Feuer über Kilometer hinweg detektieren. Aus dieser Grundlagenforschung könnte die Branddetektion der Zukunft entstehen.
Die Brandmelde- und Sprachalarmtechnik ist nicht wenig komplex – ihre Anforderungen erfordern gut ausgebildete Mitarbeiter. Sie haben ja ein umfassendes Schulungsangebot für die Produkte der Marken Esser und Notifier. Was sind derzeit die wichtigsten Themen und der größte Schulungsbedarf?
Klaus Hirzel: Das Schulungsprogramm zur Qualifizierung unserer Facherrichter einschließlich der Planerschulungen und Profi-Workshops gibt es für Esser bereits seit mehr als 15 Jahren. Es wird sehr gut angenommen – die Seminare sind immer sehr schnell ausgebucht, so dass wir davon ausgehen können, dass unsere Geschäftspartner immer auf dem neuesten Stand sind. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Markt ist Qualifizierung wichtig. Aktuell haben wir Programme speziell für Auszubildende, aber auch zur Weiterbildung älterer Mitarbeiter initiiert.
Dann spricht ja alles für ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr 2016...?
Klaus Hirzel: Da haben Sie völlig recht. Wir haben nicht zuletzt deshalb in Bereichen personell aufgestockt, in denen wir 2016 noch mal extra durchstarten wollen, wie im Bereich Notbeleuchtung. Außerdem konzentrieren wir uns weiter auf Connected Home und Connected Building. Und auch unsere Partnerstruktur bauen wir weiter aus – und zwar in allen Marktsegmenten.
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