Pandemieplanung: Influenza in Unternehmen
Erfahrungen aus den letzen Jahren haben es gezeigt: Eine Grippe-Pandemie kann ein deutliches Risiko für Unternehmen darstellen. Einschränkungen des Betriebes oder der Produktion a...
Erfahrungen aus den letzen Jahren haben es gezeigt: Eine Grippe-Pandemie kann ein deutliches Risiko für Unternehmen darstellen. Einschränkungen des Betriebes oder der Produktion aufgrund krankheitsbedingter Abwesenheiten können erheblichen wirtschaftlichen Schaden und auch Wettbewerbsnachteile in nationalen und globalen Märkten mit sich bringen.
Demnach sollen laut dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) Betriebe gesundheitliche Risiken wie eine Grippe-Pandemie beobachten und entsprechende Vorsorgemaßnahmen planen. [1] Die Pandemieplanung im Unternehmen ist daher ein wichtiges Thema für das Risikomanagement und spielt vor allem auch in der Verantwortung gegenüber Aktionären und Investoren eine zentrale Rolle.
Von einer Pandemie spricht man, wenn sich eine Infektionskrankheit weltweit ausbreitet. Die Grippe-Pandemie tritt in Wellen auf. Eine Influenza-Welle dauert ca. zwei bis drei Monate und geht wiederholt um die Welt. Berechnungen des Robert Koch-Instituts (RKI), die auf Basis der drei Grippe-Pandemien des 20. Jahrhunderts erstellt wurden, gehen davon aus, dass bei einer Grippe-Pandemie bis zu 50% der Bevölkerung betroffen sein kann. Heißt: Menschen, die sich angesteckt haben und/oder krankgeschrieben sind, z.B. auch deshalb, weil diese eine Ansteckung fürchten oder erkrankte Angehörige pflegen.
Dieses Szenario bestätigte sich zur allgemeinen Erleichterung bei der Pandemie 2009/10 nicht, denn das neue Virus verbreitet sich zwar schnell und weltweit von Mensch-zu-Mensch, führte aber nicht zu den hohen Erkrankungs- und Sterblichkeitsraten wie ursprünglich befürchtet.
Nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI gab es in Deutschland in der Pandemie-Saison 2009/2010 zwischen 2,5 und 3,4 Millionen zusätzliche Arztbesuche aufgrund einer Influenza-Erkrankung. [2] Interessanterweise sind die Zahlen bei saisonalen Grippe-Wellen zum Teil noch höher.
Die saisonale Grippe-Welle im Winter 2004/05 war durch eine heftige Influenza-Aktivität gekennzeichnet: Nach Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Influenza betrug die Zahl der zusätzlichen, grippe-bedingten Arztbesuche 4,7 bis 6,2 Millionen. Allein innerhalb der arbeitenden Bevölkerung (16 bis <60 Jahre) wurden zwischen 2,4 und 3,2 Millionen zusätzliche Arztbesuche geschätzt. [3] In der Grippesaison 2008/09, die ebenfalls als heftig eingestuft wurde, betrug die Anzahl der zusätzlichen Arbeitsunfähigkeiten in der Altersgruppe der 15- bis 59-Jährigen etwa 1,6 Millionen. [4]
Pandemie-Schutz - eine weltweite, nationale und lokale Aufgabe
Grippe-Pandemien sind wiederkehrende Ereignisse. Im letzten Jahrhundert gab es drei Pandemien (1918/1919, 1957 und 1968), die insgesamt fast 100 Millionen Todesopfer gefordert haben. Um die Auswirkungen zukünftiger Pandemie zu minimieren, werden weltweit Vorsorgemaßnahmen getroffen. Für Deutschland haben Bund, Länder und Kommunen einen nationalen Influenzapandemieplan ausgearbeitet, der die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berücksichtigt. Daneben ist auch die Privatwirtschaft angehalten, entsprechende Notfallpläne auszuarbeiten, um bei einer Pandemie weiterhin funktionstüchtig zu bleiben und den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten. Die Gesundheitsministerien und Gesundheitsämter der Länder sowie auch das RKI bieten Hilfestellung für die Erarbeitung solcher Pläne. [5, 6, 7]
Bevorratung mit antiviralen Medikamenten
Die wichtigste Vorsorgemaßnahme bei einer Grippe ist die Grippeschutzimpfung. Ist die Grippe bereits ausgebrochen, spielen antivirale Medikamente eine wichtige Rolle - gerade auch zu Beginn einer Pandemie, da sie bei prophylaktischer Einnahme eine Erkrankung verhindern können. Bei bereits erkrankten Personen, kann die Krankheitsdauer durch Neuraminidase-Hemmer verkürzt und die Symptome verbessert werden. Um Personalausfälle in Unternehmen zu verhindern, ist es wichtig, dass antivirale Medikamente während der ersten Pandemiewelle vorrätig sind, da erst nach mehreren Monaten ein neuer Impfstoff zur Verfügung gestellt werden kann. Besonders Mitarbeiter, die zur Aufrechterhaltung zentraler Funktionen und Aufgaben notwendig sind, sollten vorrangig geschützt werden. Zum Standard einer betrieblichen Notfall- bzw. Pandemieplanung gehört daher die Bevorratung mit antiviralen Medikamenten.
Business-Continuity erhalten
Ein weiteres wichtiges Instrument der Risikoplanung ist der Business-Continuity-Plan: Hierin werden alle notwendigen Schritte definiert, die den Notfall verhindern oder dessen Folgen mildern können. Im Business-Continuity-Plan definiert jedes Unternehmen sein individuelles Risikoprofil. Relevante Kriterien sind zum Beispiel Cashflow-Probleme, Quarantänevorschriften oder Reiserestriktionen. Auch die Abhängigkeit von Zulieferern muss bedacht werden: Es ist daher angeraten, bei Lieferanten und Dienstleistern ebenfalls auf eine effektive Risikoprävention zu achten. Um für den Ernstfall tatsächlich vorbereitet zu sein, muss das Business-Continuity-Management in den Regelbetrieb integriert sein und praktisch gelebt werden. Dies setzt die frühzeitige Information der Mitarbeiter und regelmäßige Systemtests sowie Simulationen voraus.
Quellen
[1] Creditreform-Magazin 01/2008; s. 56; www.creditreform-magazin.de/content/_t=dft,_s=397402
[2] riki.de/cln_151/nn_200120/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2010/16_2010.html
[3] Robert-Koch-Institut: Saisonabschlussbericht 2004/2005; Online-Befragung unter www.rki.de
[4] Arbeitsgemeinschaft Influenza. Abschlussbericht der Influenzasaison 2008/09. Berlin 2009
[5] www.gesundheitsamt-bw.de/sitecollectiondocuments/40_service_publikationen/handbuch_beppv3_gesamtausgabe.pdf
[6] www.rki.de/cln_162/nn_200120/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/Pandemieplaene__Bundeslaender.html
[7] www.rki.de/cln_109/nn_200120/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/Pandemieplanung/Pandemieplanung