Rauchwarnmelder: Wachstumstreiber Einbaupflicht, Vernetzung und Smart Home Security
Ei Electronics ist auf die Entwicklung und Produktion hochwertiger Rauch-, Hitze- und Kohlenmonoxidwarnmelder sowie entsprechende Funklösungen für Wohnungen und wohnungsähnliche Be...
Ei Electronics ist auf die Entwicklung und Produktion hochwertiger Rauch-, Hitze- und Kohlenmonoxidwarnmelder sowie entsprechende Funklösungen für Wohnungen und wohnungsähnliche Bereiche spezialisiert. Über den Markt und seine Treiber, über jüngste technische Trends, das Produktportfolio seines Unternehmens und die Entwicklung der Branche befragte GIT SICHERHEIT den Geschäftsführer von Ei Electronics, Philip Kennedy.
GIT SICHERHEIT: Herr Kennedy, Ei Electronics ist europäischer Marktführer für Rauchwarnmelder im privaten Bereich. Hätten Sie ein paar Zahlen für uns?
Philip Kennedy: Ei Electronics produziert jährlich etwa zehn Millionen Melder für den europäischen Markt, wobei die Nachfrage in Deutschland, Frankreich und Großbritannien am stärksten ist. In Deutschland haben sich Rauchwarnmelder innerhalb weniger Jahre vom Nischen- zum Massenprodukt entwickelt. Entsprechend groß ist das Marktpotenzial, es wird insgesamt auf etwa 120 Millionen Rauchwarnmelder geschätzt. Der aktuelle Bedarf bleibt, nicht zuletzt wegen der sukzessive eingeführten Rauchwarnmelderpflicht, hoch. So müssen in den großen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Bayern die Bestandswohnungen bis Ende 2016 bzw. 2017 mit RWM ausgerüstet sein. Trotzdem sind noch längst nicht alle Wohnungen entsprechend ausgestattet. Vor allem bei selbstgenutzten Immobilien läuft die Umsetzung schleppend. Zum Vergleich: In den USA, Kanada oder Großbritannien sind bis zu 95 Prozent der Haushalte mit mindestens einem Rauchwarnmelder ausgestattet. Im Vergleich dazu liegt Deutschland mit einer durchschnittlichen Installationsquote von ca. 50 Prozent noch weit hinten.
Wie kann man das Ihrer Meinung nach ändern?
Philip Kennedy: Der Schlüssel zu einer flächendeckenden Ausstattung ist eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Und die wird in erster Linie durch Qualitätsprodukte erreicht. Rauchwarnmelder müssen vor allem detektions- und fehlalarmsicher sein. Auch ein gewisser Komfort im alltäglichen Betrieb wird von den Anwendern geschätzt. Hersteller und Verbände sind deshalb in der Pflicht, unermüdlich über Fakten und Vorteile aufzuklären. Ei Electronics tut das, auch als Gründungsmitglied der Initiative „Rauchmelder retten Leben“.
Die Vernetzung von Rauchwarnmeldern ist derzeit ein aktuelles Thema. Wo liegen die Vorteile?
Philip Kennedy: Die Vernetzung bietet ein Mehr an Sicherheit: Es werden alle Bewohner gleichzeitig gewarnt, nicht nur die in der Nähe des auslösenden Melders. Hilfebedürftige Personen wie Kinder und Senioren können sofort bei der Flucht unterstützt werden. Vernetzte Rauchwarnmelder werden deshalb immer häufiger in großen Wohnungen und Häusern, aber auch in Kindergärten und im Betreuten Wohnen eingesetzt. Sinnvolles Funkzubehör kann zusätzliche Vorteile bringen. Mit einer Fernbedienung z.B. können Alarme bequem lokalisiert und bei Bedarf stummgeschaltet werden. Auch Betreiber profitieren von einer Vernetzung: So können beispielsweise diensthabende Mitarbeiter durch Koppelelemente und Wählgeräte telefonisch über Alarme und Störungen aus dem Funknetz informiert werden.
Könnten Sie das einmal anhand eines praktischen Beispiels veranschaulichen?
Philip Kennedy: Ein drastisches Beispiel ist ein Brand im Kinderzimmer. Kinder brauchen Unterstützung, da sie sich instinktiv vor einem Feuer verstecken, anstatt zu flüchten. Mit funkvernetzten Rauchwarnmeldern werden die Eltern auch im weiter entfernten Schlafzimmer sofort geweckt. Mit der Funkfernbedienung können sie den Alarm lokalisieren und ihren Kindern zu Hilfe eilen. Ein ähnliches Szenario gilt beispielsweise für Senioren in einem Mehrgenerationenhaus.
Das Thema Smart Home ist aktuell und in aller Munde. Spüren Sie eine steigende Nachfrage durch diesen Trend?
Philip Kennedy: Wir beobachten die Entwicklungen im Bereich Smart Home sehr genau. Für uns steht allerdings die zuverlässige Funktion unserer Geräte im Brandfall im Vordergrund. Genau diese ist aber bei einer Integration in Smart Home Systeme – womöglich über offene WLAN-Netze – nicht immer gegeben. Was passiert bei Stromausfall? Ist die Datenübertragung sicher? Diese und viele andere Fragen sind noch nicht beantwortet, was Sie übrigens auch an den fehlenden Normen zur Vernetzung und Integration von Rauchwarnmeldern erkennen können. Aus diesen Gründen bleiben autarke Systeme mit unabhängiger Stromversorgung für uns zum jetzigen Zeitpunkt die erste Wahl. Langfristig gesehen werden Smart Home Systeme aber sicher auch bei Rauchwarnmeldern zu einem weiteren Nachfrageschub führen.
Lassen Sie uns zu den Produkten selbst kommen. Geben Sie uns einen kurzen Überblick?
Philip Kennedy: Grundsätzlich sehen wir uns als Systemanbieter mit maßgeschneiderten Lösungen für die unterschiedlichsten Anforderungen. Unser Komplettsortiment aus Rauch-, Hitze- und Kohlenmonoxidwarnmeldern sowie reichhaltigem Zubehör deckt die wichtigsten lebensbedrohenden Gefahren ab. Von Planern und Installateuren wird der Systemgedanke besonders geschätzt, weil damit nahezu jede Anwendung umsetzbar ist. Diese Fachleute unterstützen wir mit besonderen Produkten und Tools. Dazu zählt unsere Produktlinie für Profis, die i-Serie und unser Diagnosetool Audio-Link. Damit lässt sich ein Diagnoseprotokoll über die komplette Alarm- und Melderhistorie mit einem Smartphone auslesen und per E-Mail verschicken. Außerdem haben wir fast 5.000 TÜV-geprüfte Fachkräfte für Rauchwarnmelder geschult, zuletzt in unserem neuen Kompetenzzentrum in Düsseldorf. Neu ist auch die Weiterbildung zur Fachkraft für Kohlenmonoxid.
Das Thema Kohlenmonoxidwarnmelder wird offenbar wichtiger?
Philip Kennedy: Feuerwehr und Rettungssanitäter werden durch die neuerdings mitgeführten Messgeräte immer häufiger auf Tote und Verletzte durch Kohlenmonoxid aufmerksam. Das geruchlose Gas entsteht beispielsweise durch defekte Gasthermen oder verstopfte Kamine. Kohlenmonoxidunfälle wären leicht vermeidbar, da preiswerte Warnmelder bereits frühzeitig vor dem Atemgift warnen. Gesetzlich geregelt ist ihr Einsatz allerdings nicht. Deshalb ermöglichen wir Planern und Installateuren durch die Fortbildung zur TÜV-geprüften Fachkraft für Kohlenmonoxid eigenes Know-how aufzubauen.
Wie wird sich der Markt insgesamt weiter entwickeln?
Philip Kennedy: Qualität wird sich am Rauchwarnmeldermarkt weiter durchsetzen. Nach dem Abschluss der flächendeckenden Einführung der Rauchwarnmelderpflicht könnte dies zu einer gewissen Konsolidierung der Branche führen. Wachstumstreiber bleiben aber die Vernetzung von Rauchwarnmeldern und die behutsame Integration in Smart Home und Smart Building. Als europäischer Marktführer wird Ei Electronics auch zukünftig entscheidende Impulse liefern. Interessierte können sich auf der Feuertrutz und auf der Light + Building von der Leistungsfähigkeit unseres Angebots überzeugen.
Business Partner
Ei Electronics GmbHFranz-Rennefeld-Weg 5
40472 Düsseldorf
Deutschland
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