Rechenzentren: Wie verhindert man aktiv Brände in IT-Bereichen?
Ob wir es wollen oder nicht: ohne die IT geht heute nichts mehr. Erst recht nicht im täglichen Geschäftsleben. Und sie muss durchgehend funktionieren. Am besten so, dass auch in Ge...
Ob wir es wollen oder nicht: ohne die IT geht heute nichts mehr. Erst recht nicht im täglichen Geschäftsleben. Und sie muss durchgehend funktionieren. Am besten so, dass auch in Gefahrenlagen nicht stromlos geschaltet werden muss. Mit einer Brandschutzlösung, die nach dem Prinzip der aktiven Brandvermeidung arbeitet, wird die so gefährliche „Rückzündung" vermieden - und damit das gefürchtete Stromlosschalten.
Auch wer an Daten-Backups und sonstige Sicherungen für seine IT denkt - und dazu noch eine Brandmelde- und eine Gaslöschanlage installiert, um Feuer zu erkennen und zu löschen: Im Brandfall kann beim Einsatz konventioneller Gaslöschtechnik ein sofortiges Stromlosschalten der gesamten Anlage erforderlich werden. Weil zum Verhindern von Rückzündungen mehr als das einfache Löschen notwendig ist. Was tun, damit Stromlosschalten vermieden werden kann?
Risiko hohe Spannung - und viele Leitungen
Durch eine unübersehbare Zahl an elektrischen Leitungen und Steckverbindungen sind Stromversorgungseinheiten, Schaltschränke und Rechneranlagen miteinander verwoben - und hier fließen teilweise sehr hohe Ströme. Eine Betriebsprüfung der Elektroinstallationen in mehreren tausend Betrieben durch VdS-Sachverständige vor knapp fünf Jahren ergab Mängel vor allem bei Betriebsmitteln, Leiteranschlüssen und Verbindungen, bei Überlast- und Kurzschlussorganen sowie bei Kabel-Leitungen. Zwischen 20 und 25 Prozent der Brände entstehen ursächlich durch Elektrizität und haben einen Anteil von ungefähr einem Viertel am Schadenaufkommen der Feuerversicherung. Brennbare Kabelummantelungen sind dabei am Brandgeschehen massiv beteiligt, ungeachtet ob ein Brand durch Kurzschlüsse auf Kabeln entstanden ist oder nicht. (Quelle: VdS: Elektrische Anlagen, Mängelstatistik 2008, S. 74).
Erst gelöscht - dann wieder entflammt
Rückzündung bedeutet, dass sich ein Feuer nach einer Löschung erneut entfacht. Das Feuer wurde dann nur vermeintlich gelöscht, die Zündquelle jedoch nicht. So kommt es zum erneuten Brandereignis. Eine Reihe von Gründen spricht eigentlich für das Abschalten der IT und der Klimatechnik im Brandfall, um eine Rückzündung zu vermeiden. Zum einen wird dem Brandherd auf diese Weise die Stützenergie entzogen, damit die Entzündungsquelle versiegt. Zum anderen wird die Löschwirkung erhöht, wenn die Klimaanlage abschaltet und dadurch die Löschgaskonzentration nicht unnötig mit Frischluft verdünnt wird.
Denn ihre Auslegungskonzentration muss die Löschanlage im EDV-Bereich binnen maximal 150 Sekunden (VdS 2380) erreichen, diese über zehn Minuten lang halten und nach zehn Minuten immer noch zu 85 Prozent vorhanden sein. Denn im Regelfall ist die Löschgasmenge begrenzt - und nur für einen Löschvorgang ausgelegt. Um so den Löscherfolg einer einzigen Löschung nicht zu gefährden, werden IT und Klimatechnik im Brandfall abgeschaltet.
Wenn die Gaslöschmenge ausreicht - oder nicht
Ganz reale Risiken sind es, die durch dynamische Veränderungen von IT-Räumen plötzlich entstehen - beispielsweise wegen neuer und leistungsstärkerer Rechner und Netzwerkverbindungen. So wurde die Löschanlage zum Zeitpunkt der Errichtung vielleicht einmalig und freilich richtig berechnet und eingebaut. Sie ist damit für den statischen, damaligen Zustand zweifelsohne auch richtig ausgelegt. Nicht jedoch für den dynamischen, dann aktuellen Zustand.
Neue IT-Anlagen und ihre Verbindungen führen zu Durchbrüchen in Wänden und im Doppelboden. Jeder Durchbruch muss abgedichtet werden, damit der zu schützende Raum für die nötige Entfaltung der Löschwirkung möglichst dicht ist. Sonst können durch die Öffnungen im Raum und im Doppelboden Lösch- und Rauchgase aus dem IT-Raum in Nachbarbereiche entweichen. Dann wiederum besteht die Gefahr, dass die geforderte Löschgaskonzentration unter Umständen nicht erreicht werden kann - oder über einen Zeitraum von zehn Minuten nicht gehalten wird.
Jeder IT-Verantwortliche muss sich des Risikos einer nicht genügenden Gaslöschwirkung durch Raumundichtigkeiten bewusst sein. Doch wer kann sicher sagen, dass gerade sein IT-Raum für eine Gaslöschung zu jeder Zeit genügend dicht ist - und nicht doch an einer Stelle eine winzige Öffnung in einen anderen Bereich hat? Schwere Frage.
Gar nicht erst brennen lassen - dann kein Stromlosschalten
Damit Entzündung und anschließende Rückzündung schlicht gar nicht erst möglich werden, hat die Wagner Group aus Langenhagen das aktive Brandvermeidungssystem „OxyReduct" entwickelt. Dabei wird die für einen Verbrennungsprozess nötige Sauerstoffkonzentration in Räumen, jeweils abgestimmt auf die zu schützenden Materialien, durch die kontrollierte Zufuhr von Stickstoff reduziert - und dauerhaft auf dem notwendigen Niveau gehalten. So kann die Entwicklung und Ausbreitung eines Brandes verhindert werden - und auf ein Stromlosschalten im Brandfall kann man dann verzichten. Wichtig: Das Betreten der Räume bleibt trotz des verringerten Sauerstoffgehaltes weiterhin problem- und gefahrlos möglich.
Ob ein Raum undicht geworden ist, das kann die aktive Brandvermeidung darüber hinaus erkennen - nämlich mittels einer kontinuierlichen Selbstüberprüfung. Damit ist der IT-Verantwortliche informiert und kann veranlassen, dass die Dichtigkeit des Raumes überprüft wird. So arbeitet die aktive Brandvermeidung stets zuverlässig und wirtschaftlich.
Bei Änderungen der Nutzungsart der zu schützenden Bereiche lässt sich das System außerdem sehr leicht anpassen - bietet darüber hinaus also auch noch ein hohes Maß an Flexibilität. Ohne die heute übrigens, siehe Einleitung, auch „nichts mehr geht".
Meist gelesen
Wie Unternehmen und Polizei zusammenarbeiten
GIT SICHERHEIT im Interview mit Julia Vincke, Leiterin Unternehmenssicherheit BASF, und Bettina Rommelfanger, Polizeivollzugsbeamtin am Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW).
Globale Konzernsicherheit bei der BMW Group
CSO Alexander Klotz ist für die globale Konzernsicherheit bei BMW Group zuständig. GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm über Aufgaben und potentielle Bedrohungen unterhalten.
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
General Product Safety Regulation (GPSR): Was regelt sie und welche Akteure müssen sich damit befassen?
Neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR) ab 13.12.2024: Wichtige Änderungen und Anforderungen für Verbraucherprodukte
Lockout, Tagout – wann LOTO eine sinnvolle Schutzmaßnahme ist
Organisatorische Schutzmaßnahmen an Maschinen- und Anlagen: LOTO – Lockout, Tagout – im Fokus