27.06.2022 • TopstoryPerimeterschutz

Roboter als Lösung gegen Fachkräftemangel im Bereich Sicherheit

Bei den Security Robotics Innovation Days 2022 zeigten Berliner Roboterexperten, was bei robotergestützten Sicherheitslösungen möglich ist.

Testgelände der Berliner Firma Security Robotics: Sehen, was in Sachen...
Testgelände der Berliner Firma Security Robotics: Sehen, was in Sachen Robotertechnik alles möglich ist. © Security Robotics/Philipp Arnoldt Photography

In GIT SICHERHEIT 5/22 war bereits über den Einsatz von Robotern im Bereich Sicherheit zu lesen. Mit zunehmender Leistungsfähigkeit der Systeme steigt auch das Interesse und der Bedarf an Robotern, die für die Sicherheit auf Streife gehen. Um Sicherheitsverantwortliche und Perimeterschutz-Experten auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen, fanden am 5. und 6. April in Leipzig die Security Robotics Innovation Days statt. 

Auf dem firmeneigenen Testgelände zeigte die Berliner Firma Security Robotics, was in Sachen Robotertechnik alles möglich ist und welche Entwicklungsschritte in den vergangen zwölf Monaten gemacht wurden. Namhafte Firmen aus Industrie, Banken und Logistik, führende Dienstleister im Bereich Sicherheit und Facility Management sowie Medienvertreter wollten sich vor Ort von der Leistungsfähigkeit der smarten Roboter überzeugen. Die Sicherheitsbeauftragten von Unternehmen wie DHL, der Commerzbank, Porsche, Bosch, Siemens oder Volkswagen konnten den Robotern hautnah bei der Arbeit zusehen und dabei auch die Lern- und Reaktionsfähigkeit der intelligenten Helfer auf die Probe stellen. 

Sicherheitsexperten von Securitas, ISS und Dussmann ließen sich in die Steuerung des Drohnensystems „Beehive“ einweisen und waren schon nach kurzer Zeit in der Lage, erste Patrouillenflüge zu unternehmen. Das vielseitige Portfolio der Berliner Systemingenieure hatte für jeden etwas dabei: Der Laufroboter „Spot“ überzeugte mit trittsicherem Überwinden selbst schwierigster Geländepassagen. Der vierrädrige Patrouillenroboter „Argus“ konnte dank PTZ-Kamera inklusive thermischer und optischer Sensoren Personen und Objekte auf einer Distanz von bis zu 100 Metern präzise erkennen. Für ein außergewöhnliches Tête-à-tête sorgte der charmante Empfangsroboter „Promobot“, der tatsächlich schnell die Herzen der Besucher eroberte.

Offen für externe Systeme und ­Komponenten

Eine besondere Herausforderung robotergestützter Sicherheitslösungen liegt in der Kompatibilität mit bereits vorhandenen Soft- und Hardwaresystemen von Nutzern und Kunden. Ein wichtiger Programmpunkt der Entwicklungsarbeit von Security Robotics war demzufolge auch die erfolgreiche Verbindung der hauseigenen Software mit der Soft- und Hardware von Drittanbietern. So konnten die Teilnehmer beispielsweise miterleben, wie eine vom werkseigenen Videoturm der Firma Dussmann DSGuard erkannte Person per Schnittstelle (API) an das Drohnensystem „Beehive“ übergeben und von diesem verfolgt und gefilmt wurde. Parallel dazu wurden die Daten an die ebenfalls integrierte Leitstellensoftware „Lisa“ übertragen. 
Mit dem von Security Robotics entwickelten Schnittstellen-Prototypen ROI (Robot Ontology Interface) konnte der Videoturm zu einem effizienten Hybridsystem erweitert werden. Durch diese kundenspezifische Systemoffenheit ermöglicht Security Robotics einen noch breiteren und flexibleren Einsatz seiner Sicherheitslösungen. Zudem können durch eine clevere Kombination von Komponenten die Sicherheitsleistung erhöht und gleichzeitig die Kosten gesenkt werden. Mit anderen Worten: Wer eine Drohne in sein System integriert, benötigt deutlich weniger Videotürme auf dem Gelände. 
Die am Beispiel Videoturm gezeigte intelligente Vernetzung stellt nur einen kleinen Ausschnitt der Möglichkeiten dar. Mit Hilfe der proprietären Schnittstellen-Software ROI können praktisch alle externen Komponenten, etwa Lichtschranken, Bewegungsmelder oder auch eine komplette Leitstellensoftware wie eben „Lisa“ von der Dr. Pfau Fernwirktechnik GmbH in das Security Robotics System integriert werden. 


Integration von externer Leitstellensoftware

Insbesondere das Thema Integration von externer Leitstellensoftware hat die Besucher elektrisiert. Das Interesse ist mehr als verständlich, ist doch die Leitstelle in einem Sicherheitssystem das zentrale Steuerungsorgan und damit das „Gehirn“ des Ganzen. Mit der Schnittstellen-Software ROI können beispielsweise Daten einer vom Roboter vor Ort erfassten Person in Echtzeit an die jeweilige Leitstelle des Kunden geschickt und dort ausgewertet werden. Zurzeit unternimmt Security Robotics verschiedene Modellversuche mit Anbietern von Leitstellensoftware, um so das Einsatzspektrum sukzessive zu erweitern.


Robotersteuerung und Datenauswertung

„Roboter sind das Ergebnis elektromechanischer Höchstleistungen, aber sie entwickeln ihre wahren Fähigkeiten erst durch individuelle Programmierung und die Vernetzung mit anderen Robotern“, erklärt Geschäftsführer Aleksej Tokarev. Genau hier kommt die Expertise und Erfahrung der Spezialisten von Security Robotics zum Tragen. Sie entwickeln eigene Softwaresysteme zur Robotersteuerung und Datenauswertung. Anschließend rüsten und programmieren sie die Serienroboter und lernen sie damit auf ganz bestimmte Anforderungen und Situationen an. 
„Wir sind wie eine Schule für Roboter“, sagt Tokarev, „wir bilden aus, bilden fort und bei Bedarf schulen wir auch um. Ähnlich wie in der Schule üben wir ständig die erfolgreiche Interaktion mit den anderen“. Dabei macht jeder Robotertyp nur das, was er aufgrund seiner Bauweise und Ausrüstung am besten kann, und übergibt alle anderen Aufgaben an seine Roboterkollegen oder an die Leitstelle. Auf diese Weise entsteht ein extrem leistungsfähiges Sicherheits- und Servicesystem, das in puncto Objekterkennung, Messung und Service präziser, effizienter und schneller funktioniert als jedes bemannte System.

„Ausbilder“ für die Fachkräfte der Zukunft: Gründer und...
„Ausbilder“ für die Fachkräfte der Zukunft: Gründer und Geschäftsführer Aleksej Tokarev. © Security Robotics/Philipp Arnoldt Photography

Potenzial für den Perimeterschutz in Deutschland

Roboter arbeiten sehr ressourcenschonend, denn sie verbrauchen dank ausgefeilter Antriebs- und Steuerungstechnik nur wenig Strom und benötigen nur dann Energie, wenn sie im Einsatz sind. Im Gegensatz zu bemannten Sicherheitsdiensten müssen sie weder zur Arbeit pendeln, noch erfordern sie am Arbeitsort Fahrzeuge, Heizung oder Flutlicht. 
Objektschutz, Inspektionsläufe und Empfangsdienste sind derzeit auch die Haupteinsatzgebiete der Roboter. In Deutschland steht der Einsatz von intelligenten Roboterlösungen im Bereich von Objektsicherheit und Services noch relativ am Anfang. Dagegen werden in Ländern wie Japan, Südkorea oder USA neue Gebäudekomplexe von vorne herein auf die Überwachung und Steuerung durch Roboter ausgelegt. Dort sind beispielsweise Teile der Werksflächen nicht mehr von Zäunen umspannt, da vernetzte Sicherheitsroboter die Gelände je nach Lage engmaschiger kontrollieren und schützen können als ein Zaun. In Deutschland gibt es daher noch großes Potenzial.


Lösung gegen Fachkräfte­mangel im Sicherheitsbereich

Laut der aktuellen Lünendonk-Studie, einem jährlichen Branchenbarometer der Sicherheitswirtschaft, besitzen Industrie, Behörden und Dienstleister in Sachen Sicherheit grundsätzlich eine hohe Innovationsbereitschaft. In der Praxis allerdings steht beim Endkunden oft die kurzfristige Kostenoptimierung im Vordergrund, so dass viele Sicherheitsdienstleister vor kapitalintensiven Innovationen zurückschrecken. Auf diese Weise kommen innovative Veränderungen in der Sicherheit nur langsam voran. 
Doch traditionelle, sprich personalintensive Sicherheitslösungen sind aufgrund ihrer im Vergleich durchaus bisweilen geringeren Leistungsfähigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit insgesamt wenig zukunftsfähig. Zudem können diese in Zeiten eines rasanten demografischen Wandels nur noch lückenhaft angeboten werden. Es gibt in Deutschland schlichtweg zu wenig qualifiziertes Personal, um die anspruchsvollen und anstrengenden Sicherheitsaufgaben zuverlässig übernehmen zu können. Aktuell sind allein im Objektschutz über 10.000 Stellen unbesetzt. „Ohne ein grundsätzliches Umdenken, weg vom personalintensiven Wirtschaften, wird sich diese Zahl mittelfristig um ein Vielfaches erhöhen“, sagt Geschäftsführer Aleksej Tokarev voraus. Das wäre nicht nur gleichbedeutend mit einem ökonomischen Abstieg der Branche, sondern vor allem ein immenser Verlust an Sicherheit, nicht zuletzt in vielen systemrelevanten Bereichen wie Verkehr, Logistik oder Energieversorgung. 


Aktuelle Robotertechnik ohne hohe Investitionen

Security Robotics hat sich die konsequente Innovation auf die Fahnen geschrieben – und geht als Pionier in der Branche voran. Dabei setzt man auf kundenspezifische Konzeption und Integration von Roboterlösungen und die komplette Betreuung von der Planung bis zur Umsetzung. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die Beseitigung von Einstiegsbarrieren, damit Roboter in der Sicherheit wirklich flächendeckend zum Einsatz kommen können. Industrie, Behörden und Dienstleistungskunden bekommen Zugriff auf die jeweils aktuelle Robotertechnik – ohne selbst hohe Investitionen tätigen zu müssen. 
„Bei Security Robotics kann man jedes Robotersystem nach individuellen Wünschen konfigurieren lassen und dank erschwinglicher Miet- und Servicekonditionen flexibel und kapitalschonend einsetzen“, erläutert Tokarev. Die jährlichen Innovation Days sind für ihn ein ideales Schaufenster, um Kunden und Interessenten den technischen und konzeptionellen Vorsprung seiner Firma zu präsentieren.


Forschung und Pilotstudien

Damit sich die Berliner Pioniere stets an der vordersten Linie der Innovation befinden, haben sie zahlreiche Forschungs- und Proof-of-Concept-Projekte aufgesetzt. So wird es beispielsweise ein von akademischer Seite unterstütztes Forschungsprojekt mit DB Sicherheit geben. Im Fokus des Projektes wird der Wach- und Inspektionseinsatz von Laufroboter „Spot“ im Gleis- und Fahrzeugbereich der Deutschen Bahn stehen. 
Während die gemeinsam mit mehreren Hochschulen durchgeführten Forschungsprojekte auf den nächsten Innovationssprung setzen, geht es bei den Machbarkeitsstudien vor allem darum, technische Möglichkeiten in der Praxis zu bestätigen. So ist man beispielsweise Teil der DFL/DFB-Projektgruppe „Stadioninnovation“, wo das durch künstliche Intelligenz unterstützte Drohnensystem Beehive zum Einsatz kommt. 
Unter den Augen der Verantwortlichen von Deutscher Fußball Liga und Deutschem Fußball Bund sowie zahlreicher Erstligavereine konnte das Drohnensystem im Dortmunder Signal-Iduna Park seine Fähigkeiten zur effizienten Geländeüberwachung und Identifikation verdächtiger Vorgänge und Objekte bereits erfolgreich unter Beweis stellen. Und aufgrund dessen wurde das Drohnensystem mittlerweile auch an alle Erst- und Zweitligavereine weiterempfohlen.

Proof-of-Concept (PoC) Projekte

Kunde/Partner

Projekt

DFL/DFB Stadionüberwachung durch Drohnensystem Beehive 
Dr. Pfau Fernwirktechnik     Erfolgreiche Integration der Leitstellensoftware Lisa mittels ROI 
MediaMarkt/Saturn Außenkontrolle Logistikzentrum durch kombinierten Einsatz von Spot und Argus 
Automobilzulieferer  Werkschutz durch vernetzten Einsatz der Robotersysteme Spot, Argus und Beehive 
Bekleidungskonzern Lager- und Geländeüberwachung durch Drohnensystem Beehive
Ciborius Security Einsatz des gesamten Roboterportfolios 


Drei weitere PoC Projekte starten im 3. Quartal 2022.


Polizei testet Laufroboter Spot

Auch die deutschen Sicherheitsbehörden sind bereits aufmerksam geworden und testen derzeit den Laufroboter Spot im Innovation Lab der Polizei am Duisburger Hafen. Auch wenn der vierbeinige Helfer optisch an den besten Freund des Menschen erinnert, wird er wohl kaum Teil der traditionellen Hundestaffel werden. Vielmehr werden seine Aufgaben darin bestehen, seine unbestechliche Bild-, Mess- und Meldetechnik jederzeit an den gewünschten Ort zu bringen – auch unter schwierigsten Außenbedingungen. 

 

VIDEO auf GIT-SICHERHEIT.de:
Eindrücke von den Security Robotics Innovation Days

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