Roboterführerschein: Neue Standards für Qualifizierung und Sicherheit in der Robotik
Die Robotik entwickelt sich rasant – von stationären Industrierobotern über kollaborative Systeme bis hin zu mobilen Plattformen und humanoiden Robotern. Mit dem Roboterführerschein des Deutschen Robotik Verbands entsteht erstmals ein standardisiertes Qualifizierungsformat für den sicheren Umgang mit Robotern. Unser Interview mit Christoph Ryll, Geschäftsführer bei Robotics Consulting und Fachmann für gesetzliche Vorgaben, Normung und Sicherheitsfragen in der Robotik beim Deutschen Robotik Verband (DRV), beleuchtet regulatorische Entwicklungen, Herausforderungen in der Risikoanalyse und die Rolle des Roboterführerscheins für die Sicherheitsbranche.

Das Interview ist Teil der Serie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Robotik Verband e. V. und GIT SICHERHEIT.
Der Deutsche Robotik Verband ist ein Zusammenschluss von Robotikexpert:innen und -einsteiger:innen und will kleine und mittlere Unternehmen, aber auch Handwerkbetriebe in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stärken, indem er beim Einsatz von Robotertechnik unterstützt.
Was war der Impuls für die Entwicklung des Roboterführerscheins durch den Deutschen Robotik Verband?
Christoph Ryll: Wir haben den DRV gegründet, weil wir an die Robotik als Zukunftstechnologie glauben. Und wir glauben auch weiterhin an den Standort Deutschland. Kurz gesagt, Robotik aus Deutschland und für Deutschland. Für die Sicherung des Wohlstands und einer technologischen Überlegenheit ist die Aus- und Weiterbildung essenziell. Die Robotik ist sehr vielfältig. Wenn ein potenziell neuer Mitarbeiter mit einem Zertifikat um die Ecke kommt, dann weiß der Arbeitgeber oft nicht, was diese Person tatsächlich tun und ob man den Menschen neben oder mit dem Roboter arbeiten lassen kann. Wir möchten hier mehr Klarheit bringen und den Arbeitgebern mehr Sicherheit verschaffen. Es soll ein einheitliches Aus- und Weiterbildungssystem entstehen – daher auch der Zusatz Führerschein. Wenn eine Person den Führerschein der Klasse B besitzt, dann ist jedem klar, dass sie einen Pkw lenken, aber deshalb dennoch nicht als Busfahrer arbeiten kann.
Welche Zielgruppen sollen mit dem Roboterführerschein konkret angesprochen werden – und warum?
Christoph Ryll: Zu unseren Zielgruppen gehören sowohl Robotikneulinge als auch bereits erfahrene Experten, die sich weiterbilden oder ihr Wissen in einem bestimmten Gebiet auffrischen möchten. Die primäre Zielgruppe sind jedoch Anfänger, bzw. Robotikanwender mit leicht fortgeschrittenen Kenntnissen. Denn diese Personen können das meiste aus dem DRV-Roboterführerschein rausholen.
In nächster Zukunft, davon bin ich überzeugt, wird alles auf irgendeiner Art und Weise mit Robotik zu tun haben. Hier bin ich ganz beim Jensen Huang, dem CEO von NVIDIA. Wir brauchen nicht nur in der Industrie ein viel besseres Verständnis für die Robotik, sondern in auch in der breiten Masse der Bevölkerung. Prinzipiell wäre es wünschenswert, wenn die Grundlagen der Robotik, hierzu würde ich auch das Programmieren zählen, bereits in der Schule vermittelt werden. Neben der Ausbildung bietet der Roboterführerschein auch Weiterbildungsmöglichkeiten für erfahrene Industrieexperten, die einen Auffrischungskurs benötigen, oder sich über die neuesten Entwicklungen oder Gesetzesänderungen informieren möchten.
Weiterlesen mit kostenfreier Registrierung
Registrieren Sie sich jetzt kostenfrei und Sie erhalten vollen Zugriff auf alle exklusiven Beiträge von GIT SICHERHEIT. Mit unserem Newsletter senden wir Ihnen regelmäßig Top-Meldungen aus der Sicherheitsbranche sowie die aktuelle e-Ausgabe.
Business Partner
Deutscher Robotik Verband e.V. c/o Hochschule TrierCampusallee
55768 Hoppstätten-Weiersbach
Deutschland
Meist gelesen

Maschinensicherheit im Kontext von KI und Security – Cyber Resilience Act: Neue Anforderungen für Maschinenbauer
Cyber Resilience Act & Maschinenverordnung: Neue Sicherheitsanforderungen für Maschinenbauer in vernetzten Industrieanlagen

VDMA-Einheitsblatt 24994: Einheitliches Prüfverfahren für die Zertifizierung von Lager-/Ladeschränken für Lithium-Ionen-Akkus
In einer Zeit, in der die sichere Lagerung und das Laden von Lithium-Ionen-Batterien immer wichtiger werden, setzt das VDMA-Einheitsblatt 24994 neue Maßstäbe und definiert klare Anforderungen an Sicherheitsschränke.

VDMA-Einheitsblatt 24994: Lithium-Ionen-Batterien im Fokus
VDMA 24994 Anforderungen und Prüfverfahren für Lithium-Ionen-Schränke im Interview mit Priorit erläutert

VIP-Interview: Dr. Alexandra Forster, Konzernsicherheit Bayer
GIT SICHERHEIT im Interview mit Dr. Alexandra Forster, Leiterin Konzernsicherheit bei der Bayer AG.

Schutz für exponierte Personen und wohlhabende Familien
Personenschutz für Vermögende: Christina Schwung über Risiken, Schutzkonzepte und digitale Bedrohungen