30.06.2020 • TopstoryiLOQSchließanlageSchließsysteme

Schließsystem mit Schubkraft - Energieautark: Die finnische Sicht auf Schlüssel und Schließzylinder

Im April brachte iLoq seine jüngste Schließlösung iLoq S5 auf den Markt. Bekannt ist das Unternehmen durch energieautarke Schließsysteme auf Basis selbst entwickelter patentierter Technologien für elektronische und mobile Schließvorgänge ohne Batterien und Kabel. GIT SICHERHEIT sprach mit dem Geschäftsführer der iLoq Deutschland GmbH, Eric Kewel.

GIT SICHERHEIT: Herr Kewel, die zentrale Idee des iLoq-Schließsystems ist, dass man es batterie- und kabellos betreiben kann. Damit ist es weitgehend außer Konkurrenz, wie es scheint?

Eric Kewel: In der Tat ist die batterie- und kabellose Funktionalität unserer Systemlösungen ein besonderes Merkmal, welches in der Schließbranche mit uns in Verbindung gebracht wird. Das erklärt sich auch dadurch, dass wir als Vorreiter dieser nachhaltigen und fortschrittlichen Technologie bereits im Jahre 2007 das weltweit erste digitale Schließsystem mit dem Namen iLoq S10 in den Markt einführten.  

Sie nutzen die Energie des Schlüsseleinschubs – wie genau funktioniert das?

Eric Kewel: Durch die Einschubbewegung eines Schlüssels in den Schließzylinder wird mittels patentierten Verfahrens die erforderliche Energie erzeugt, die für die Kommunikation zwischen Schlüssel und Schließzylinder benötigt wird. Dabei wird auch nur so viel Energie erzeugt, dass diese Einschubbewegung fließend und ohne Verzögerung für eine gesicherte Kommunikation zwischen den Systemkomponenten, durchgeführt werden kann. Das ist ein für den Nutzer ganz gewohnter Vorgang – so wie bei einem herkömmlichen mechanischen Schließzylinder.

Das ist natürlich auch kostensparend und umweltfreundlich – weil man keine Batterien wechseln muss und überhaupt keinen Stromanschluss braucht...?

Eric Kewel: Die digitalen Schließzylinder und Schlüssel funktionieren ohne Batterien oder Kabel, was sich vorteilhaft auf die Wartungskosten und insgesamt auf die Lebenszykluskosten auswirkt. Selbst für den Fall, dass ein Kunde an ausgewählten Türen eine Kalenderfunktion benötigt, und diese mittels nachrüstbarer Knopfzell-Batterie bei einigen Schließzylindern aktiviert, spart diese Technologie über das gesamte Schließsystem gesehen erhebliche personelle Kosten für eingesparte Wartungen und reduziert den Batterieabfall gleichermaßen, was wiederum die Umwelt schont.

Lässt die stärker gewordene Debatte um den Klimawandel die Nachfrage denn steigen?

Eric Kewel: Es war schon immer unser vorrangiges Ziel, nachhaltige Produkte zu entwickeln und unseren Kunden zugänglich zu machen. Beispielsweise leisten wir seit 2013 durch unsere Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) einen aktiven Beitrag für die nachhaltige Gestaltung unserer Lebensräume von morgen.  Tatsächlich erkennen wir ein verstärktes Interesse von Neukunden, die uns gezielt wegen unserer innovativen und zeitgemäßen Produkte kontaktieren.

Ihre Schließanlagen lassen sich auch zu einem Online-Zutrittssystem ausbauen – webbasierend als Software-as-a-Service-Modell. Welche Möglichkeiten und Features gibt es hier?  

Eric Kewel: Sie können mit einem iLoq-Hotspot beispielsweise neue Zugangsrechte bequem auf einen iLoq-Schlüssel übertragen oder entziehen. Im neuen S5-System können zusätzlich Sperr-IDs verlorener Schlüssel und Ereignislisten mittels Gerät-zu-Gerät-Kommunikation – zwischen Schließzylinder und Schlüssel – im gesamten Schließsystem verteilt werden, ohne dass der Schlüsselträger den Verwalter der Schließanlage persönlich aufsuchen muss. Diese Prozesse erfolgen für den Nutzer im Hintergrund, beispielsweise während sich das Tiefgaragentor öffnet oder während des Schließvorgangs des Schließzylinders. Eine weitere interessante Möglichkeit besteht darin, dass eine Tür mittels individuellen Pin-Codes – entweder mit oder ohne zusätzlichem physischen Schlüssel – geöffnet werden kann. Gerne auch berührungslos für stark frequentierte Hauptzugänge oder Bereiche. Das sind nur zwei Beispiele von mehreren Möglichkeiten, welche unser Online-Zugangsmanagement-System bietet.

Es gibt die Systeme iLoq S10, S50 – und seit April S5?

Eric Kewel: Im Jahr 2007 haben wir die weltweit erste frei programmierbare Schließanlage S10 vorgestellt, welche ohne Batterien oder Kabel funktioniert. Die Verwaltung der Zugangsrechte ist benutzerfreundlich und die Schließanlage bietet sehr hohe Sicherheit. 2016 präsentierten wir iLoq S50, wodurch wir unsere Position als Vorreiter im Bereich von energieautarken Schließsystemen festigen konnten. S50 ist das weltweit erste mobile Zugangsmanagement-System, das mittels eines NFC-fähigen Smartphones mit Energie versorgt wird. Das Smartphone wird somit zum Schlüssel, als auch zur Energiequelle, wodurch keinerlei Batterien oder Kabel benötigt werden. Im April dieses Jahres haben wir den nächsten innovativen Schritt gemacht: iLoq S5.

Lassen Sie uns den Blick noch etwas näher auf das neue iLoq S5 werfen...

Eric Kewel: iLoq S5 bündelt unsere beinahe 15-jährige Erfahrung als Innovator und Hersteller energieautarker Schließsysteme. Das System zeichnet sich insbesondere durch eine einheitliche Software-Plattform und Systemarchitektur mit S50 aus. Dies bietet unseren Kunden die flexible Möglichkeit einer schlüsselbasierten Lösung, einer mobilen Lösung oder einer Hybridlösung, die beides kombiniert. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal die praktische Gerät-zu-Gerät-Kommunikation erwähnen. Dabei werden Zugangsrechte ständig aktualisiert und mit Schließzylindern, Schlüsseln und Lesegeräten geteilt, so dass Daten nicht mehr manuell importiert oder exportiert werden müssen.

Wie steht es mit der Sicherheit der Iloq-Schließsysteme ?

Eric Kewel: Der größte Vorteil unserer Schließanlagen ist die einfache und schnelle Verwaltung von Schlüsseln und Schließzylindern. Änderungen können dank der einfach zu bedienenden Software-Benutzeroberfläche sofort vorgenommen werden. Die Ereignisliste erleichtert die Nachverfolgung von unbefugter Raumnutzung. Die Möglichkeit, die Zugangsrechte eines verlorenen Schlüssels schnell zu entziehen, garantiert eine hohe Sicherheit, während die Kosten niedrig bleiben. Aufgrund des verwendeten Challenge Response Verfahrens, der Zwei-Faktor-Authentifizierung, bestehend aus dem kundeneigenen Passwort und dem physischen Programmiertoken, sowie dem nach ISO 27001 zertifizierten Rechenzentrum, welches die Schließanlagendaten in Deutschland in einem zertifizierten Informationssicherheits-Managementsystem verarbeitet, kommen unsere Schließanlagen sehr häufig in sicherheitsrelevanten Türsituationen zum Einsatz.

Es gab ja verschiedene Tests, die auch Sicherheitsprobleme offenbarten, die aber inzwischen behoben sind?   

Eric Kewel: Im Frühjahr 2012 erkannte iLoq eine Sicherheitslücke in einer bestimmten Produktionscharge des skandinavischen Oval-Zylinders. Das Sicherheitsloch wurde unverzüglich behoben und wir ersetzten alle Schließzylinder dieser Produktionscharge. Für iLoq ist die Sicherheit der Kern des Produkts. Deshalb baten wir das Technische Forschungszentrum Finnlands (VTT), diese Schließzylinder erneut zu testen. Kein Schließzylinder, der in der Produktion war, konnte mit einer der gezeigten Manipulationsmethoden geöffnet werden. Darüber hinaus gab es keinen Missbrauch im Zusammenhang mit der Sicherheitslücke in dieser spezifischen Produktionscharge des skandinavischen Ovalzylinders. Das Sicherheitsloch betraf jedoch nicht die iLoq S10 DIN-Europrofilzylinder, die unter anderem im deutschen Markt verwendet werden. Diese sind nach hohen Standards zertifiziert und zugelassen: Vom PIV Prüfinstitut Schlösser und Beschläge Velbert, um die Anforderungen der europäischen Norm EN15684 zu erfüllen, von VdS Schadenverhütung, mit der Anerkennung der Klasse BZ – und von SKG-Ikob, Geldermalsen (NL), mit der Anerkennung der Klasse 3.

Was sind typische Referenzprojekte, bei denen Ihr Schließsystem eingesetzt wird?

Eric Kewel: Insbesondere in unseren Zielsegmenten, wie die Wohnungswirtschaft, Städte und Gemeinden, Studentenwohnheime, Bildungs- und Gesundheitswesen, sowie  Versorgungsunternehmen, schätzen unsere Kunden den Mehrwert, den ihnen unsere Schließsysteme bieten. Dabei ist die batterielose Funktionalität aber nur einer von vielen cleveren Aspekt.

Herr Kewel, Ihr Unternehmen wurde 2003 in Finnland gegründet und setzt mit mehr als hundert Mitarbeitern über 40 Millionen Euro im Jahr um. Niederlassungen gibt es in Deutschland, Schweden, Dänemark, Norwegen, Frankreich und den Niederlanden. Planen Sie eine noch weitere Expansion?

Eric Kewel: Aktuell beschäftigt die iLoq-Gruppe mehr als 150 Mitarbeiter. 2019 generierten wir einen Jahresumsatz von 61 Millionen Euro. Im selben Jahr wurde eine weitere Niederlassung in Spanien eröffnet und ebenso iLoq Deutschland konnte die positive Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre fortsetzen. Die Unternehmensgruppe ist insbesondere im europäischen Markt gewachsen und plant mit Hilfe von Nordic Capital als neuem Besitzer auch weltweit zu expandieren.

Was wird es in näherer Zukunft sonst Neues geben aus Ihrem Hause?

Eric Kewel: Wie schon kurz erläutert, haben wir im April 2020 unser neuestes Schließsystem S5 unseren Partnern exklusiv in einem Online-Event vorgestellt. Das Schlüsselbasierende S5 und die Smartphone-basierende S50-Lösung – oder eine Kombination aus beiden Systemen – bilden die iLoq 5-Serie, welche sich auf einer einheitlichen cloudbasierten Software Plattform benutzerfreundlich und komfortabel verwalten lässt. Somit ist die 5-Serie ein umfassendes, einfach zu bedienendes Zugangsmanagement-System. Wie immer, werden wir uns auch weiterhin darauf fokussieren, unsere Systemplattform und das Produktportfolio der neuen Serie den Markt- und Kundenanforderungen noch weiter anzupassen, um einen echten Mehrwert zu bieten.

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