Sicherheit für öffentliche Bereiche - von Retail bis Flughafen
Mit seinen Tochtergesellschaften in 33 Ländern und einem Jahresumsatz von 580 Mio. Euro gehört Gunnebo zu den führenden Anbietern von Sicherheitslösungen für Banken, den Einzelha...
Mit seinen Tochtergesellschaften in 33 Ländern und einem Jahresumsatz von 580 Mio. Euro gehört Gunnebo zu den führenden Anbietern von Sicherheitslösungen für Banken, den Einzelhandel und andere Einrichtungen mit hohem Sicherheitsbedarf. Über Zugangs- und Zutrittskontrolllösungen insbesondere für öffentliche Bereiche sprach GIT-SICHERHEIT.de mit Albert Schürstedt, seit September 2010 Leiter des Geschäftsbereichs Building and Infrastructure bei Gunnebo.
GIT-SICHERHEIT.de: Herr Schürstedt, Ihre Zugangs- und Zutrittskontrolllösungen finden sich ja in Bürogebäuden genau wie in industriellen Umfeldern, in Geschäften wie in U-Bahnstationen. Welche speziellen Lösungen haben Sie für öffentliche Bereiche in Ihrem Produkt-Portefeuille?
Albert Schürstedt: Als Spezialist im Bereich Zugangskontrolle bietet Gunnebo effiziente und flexible Lösungen für ganz unterschiedliche Situationen und Bedürfnisse. Dazu gehören beispielsweise Kundenleitsysteme für den Retailbereich und Dreiarm-Drehsperren etwa für die Zutrittsregelung zum Nahverkehr oder zu Veranstaltungsorten. Für repräsentative Empfangsbereiche stellen wir elegante Drehkreuze und Schwingtüren aus Glas bereit. Ist ein hoher Durchsatz gefordert, wie in großen Bürogebäuden und im Nahverkehr, geben unsere Sensorschleusen passende Antworten. Im Objektschutz stehen wir Unternehmen und Einrichtungen mit elektromechanischen Drehkreuzen zur Seite. Und für den Hochsicherheitsbereich, beispielsweise in Laboren und Rechenzentren, bietet Gunnebo entsprechende Kabinen- und Luftschleusen. Unser umfassendes Know-how lassen wir zudem in Systeme und Konzepte für Flughäfen etwa in den Bereichen Einreisekontrolle und Boarding einfließen. Die Basis für unser breites Lösungsportfolio ist der modulare Aufbau der Systeme. Sie lassen sich je nach Anforderung etwa um Detektionssysteme, Fluchtweg- und Bedienelemente sowie elektronische Schlösser erweitern. Wir betrachten Zutrittssicherheit ganzheitlich. Wir integrieren Systeme zu einem Gesamtkonzept und ermöglichen eine zentrale und damit effiziente Steuerung über Remotekonsolen.
Wenn wir von Zutrittskontrolle in öffentlichen Bereichen oder öffentlichen Gebäuden sprechen, hat man gleich den darin steckenden Gegensatz ausgesprochen: Öffentlichkeit braucht Offenheit. An welchen Enden können Sie hier technisch ansetzen, dies mit der Kontrolle des Zutritts zu vereinbaren?
Albert Schürstedt: Offenheit benötigt eine Balance zwischen Sicherheit und Freizügigkeit. Entscheidend sind dafür jedoch die jeweiligen Anforderungen an das Kontroll- und Schutzniveau. Hohe Standards sind dabei heute nicht mehr mit einschüchternden Abwehranlagen gleichzusetzen. Moderne Technologien und Vernetzungsoptionen erlauben zuverlässige Lösungen, ohne Trutzburgen zu errichten. Innovative Sensor-, Erkennungs- und Detektionssysteme ermöglichen etwa die Personenvereinzelung sowie korrekte Identifikation und Prüfung auf Waffen und Sprengstoffe. Dadurch laufen Kontrollen schneller und unkomplizierter ab. Diese Vorrichtungen lassen sich je nach Situation in verschiedene Zugangslösungen einsetzen. Gunnebo bietet zudem die Ergänzung etwa um Sprechanlagen, Remote-Mountings, Videokameras und zentrale Managementplattformen. Integriert zu einer ganzheitlichen Lösung schaffen verschiedene Zutritts- und Sicherheitssysteme den geforderten Schutz und gleichzeitig die gewünschte Offenheit.
Lassen Sie uns das einmal anhand zweier praktischer Beispiele darstellen - welche Besonderheiten verlangt etwa eine Lösung
für einen Flughafen?
Albert Schürstedt: Im Bereich Einreisekontrolle ist beispielsweise größtmögliche Sicherheit ein Muss. Angesichts des hohen Fluggastaufkommens ist dabei Effizienz gefragt. Nicht zu vernachlässigen ist zudem eine möglichst angenehme Atmosphäre für die Passagiere. Lösungen wie die Einreiseschleuse Immsec FL von Gunnebo geben eine Antwort darauf. Das System bietet die sichere Identifikation von Passagieren über maschinenlesbare Dokumente wie Pässe und biometrische Erkennungsmerkmale wie Fingerabdruck oder Gesichtserkennung. Intelligente Kameras und Sensoren sorgen dabei für zuverlässiges Anti-Piggy-Backing und Anti-Tail-Gating. Gleichzeitig können Reisende die Schleuse problemlos mit dem Handgepäck passieren. Insgesamt lassen sich mit der Lösung bis zu 300 Einreiseprozesse pro Stunde abwickeln. Für die Behörden schafft das eine erhebliche Entlastung bei mehr Sicherheit, da sich biometrische Merkmale nicht fälschen lassen.
Sie haben ja vor kurzem unter anderem den Hamburg Airport mit automatischen Bordkarten-Kontroll-Schleusen ausgestattet. Hier ist der Personendurchsatz sicherlich ein großes Thema?
Albert Schürstedt: Flugzeuge sind Massentransportmittel und die Deutschen Reiseweltmeister. Die ohnehin hohen Fluggastzahlen sollen in den nächsten Jahren um weitere fünf Prozent steigen. Eine effiziente und effektive Abwicklung der Passagierströme wird für Airports und Behörden deshalb immer wichtiger. Rund 19.000 Fluggäste verzeichnet allein der Hamburger Flughafen täglich. Um die Abläufe zu optimieren, entschieden sich die Verantwortlichen für den Einsatz von Fast-Lane-Lösungen für den Pre-Security-Bereich. Die Sicherheits-Kontrolllinien der Bundespolizei wurden mit vorgelagerten Bordkartenkontrollen ausgerüstet. Das System verbindet unser Boarding-Gate Boardsec mit einem vom Hamburger Airport entwickelten automatisierten Bordkartenkontroll-System. Gerade in den Spitzenzeiten können die Passagiere dadurch schneller zum Security-Check gelangen.
Unterscheidet sich eine solche Lösung technisch gesehen grundsätzlich von einer Lösung etwa für ein großes Büro- und Verwaltungsgebäude mit vielen verschiedenen Firmen?
Albert Schürstedt: Das Boarding-Gate basiert auf unserer zweiflügeligen Sensorschleuse Speedstile FL. Vom Grundprinzip unterscheiden sich die Lösungen also nicht wesentlich, jedoch verfügen unsere Gates im Mass-Transit-Bereich über eine MCBF von 10 Millionen Zyklen. Zusätzlich bestimmen Regularien und Anforderungen für Boardingsysteme einige Details. So ist eine besondere Nutzerführung über spezielle Displays oder ein integrierter Drucker für Bordkarten sinnvoll. Anders als in Bürogebäuden müssen die Boarding-Schleusen für Passagiere mit Handgepäck bequem passierbar sein. Auch ein entgegengesetztes Durchschreiten darf nur im Ernstfall möglich sein. Die Verarbeitung von E-Tickets erfordert darüber hinaus spezielle Lesegeräte sowie eine Anbindung an Flugdatenbanken.
Könnten Sie einmal eine größere Lösung beschreiben - etwa anhand „The Shard", dem immerhin höchsten Gebäude Londons, das Sie mit einer Zutrittslösung ausgestattet haben?
Albert Schürstedt: Das Gebäude ist 310 Meter hoch - darin befinden sich Büros, Restaurants, ein Hotel sowie Apartments. Eine Herausforderung war es deshalb, hohe Sicherheit für verschiedene Parteien zu erreichen. Außerdem galt es, die elegante und moderne Formgebung des Baus von Renzo Piano nicht zu stören. Wir haben deshalb bereits in der Frühphase des Projekts mit dem Architekten zusammengearbeitet. Zugangsschleusen und Zutrittskontrollen konnten dadurch so integriert werden, dass sie sowohl die Ästhetik als auch die Sicherheit und Personenströme optimal unterstützen. Zudem haben wir verschiedene Lösungen kombiniert. Etwa werden Besucher mit Zugangsberechtigung nur über bestimmte Sensorschleusen eingelassen, die hohe Durchgangsfrequenzen erlauben. Mitarbeiter erhalten über einen anderen Schleusentyp Zugang ins Gebäude. Gäste- und Personalbereich sind dadurch sowohl optisch als auch physisch voneinander getrennt. So konnten wir die Sicherheitsanforderungen erfüllen und gleichzeitig effiziente Prozesse für das Prestigegebäude schaffen.
Lassen Sie uns noch über die eine oder andere Produktneuheit sprechen - da ist beispielsweise die Vereinzelungsanlage „Compactsave EV", die auch für den GIT Award nominiert wurde. Hier kommt es ja unter anderem auf Geschwindigkeit an - bei möglichst hohem Personenfluss. Was macht diese Schleuse schnell?
Albert Schürstedt: Die Compactsave EV ist eine platzsparende Sicherheitsschleuse für Zugangsbereiche, in denen Schnelligkeit und hohe Schutzstandards gefragt sind. Die Schleuse verfügt über ein patentiertes Schließ- und Sensorsystem. Auf Basis von Radartechnologie und Infrarot-Lichtgittern sorgt die Sensorik für eine zuverlässige und schnelle Personenvereinzelung. So kann ein spezieller Öffnungs- und Schließprozess umgesetzt werden, der einen Durchgang von bis zu acht Personen pro Minute erlaubt. In Gefahrensituationen lässt sich die Schleuse zudem über Notfallsysteme öffnen.
Welchen Kundenkreis sprechen Sie damit an?
Albert Schürstedt: Die Compactsave EV ermöglicht ein intelligentes Sicherheitsmanagement für besonders zu schützende Bereiche von Laboren bis hin zu Flughäfen. Sie eignet sich zudem für Rechenzentren und Entwicklungsabteilungen sowie für sicherheitskritische Eingangsbereiche etwa von Bürogebäuden. Die Lösung kann also überall dort eingesetzt werden, wo eine zuverlässige Personenvereinzelung bei hoher Durchgangsgeschwindigkeit und geringem Platzbedarf erforderlich ist. Die Schleuse besteht aus je einer zweiflügligen, elektrohydraulischen Außen- und Innentür, Seitenwänden und einer Dachkonstruktion aus Stahl und laminiertem Sicherheitsglas, das optional einbruch- und schusssicher ist. Die Lösung kommt durch die intelligente Vereinzelungssensorik ohne Bodenrahmen und Bodenkontaktmatte aus, wodurch sie auch in beengten Raumverhältnissen eingesetzt werden kann. Diese moderne Sicherheitsschleuse ist zudem für Flucht- und Rettungswege zertifiziert.
Herr Schürstedt, vielen Dank für das spannende Gespräch.
Business Partner
Gunnebo Deutschland GmbHCarl-Zeiss-Str. 8
85748 Garching bei München
Deutschland
Meist gelesen
Globale Konzernsicherheit bei der BMW Group
CSO Alexander Klotz ist für die globale Konzernsicherheit bei BMW Group zuständig. GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm über Aufgaben und potentielle Bedrohungen unterhalten.
General Product Safety Regulation (GPSR): Was regelt sie und welche Akteure müssen sich damit befassen?
Neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR) ab 13.12.2024: Wichtige Änderungen und Anforderungen für Verbraucherprodukte
Phoenix: der erste Barfuß-Sicherheitsschuh auf dem Markt
Baak bringt mit "Phoenix" nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit den ersten Barfuß-Sicherheitsschuh auf den Markt.
Top Player Maschinensicherheit – Oscar Arias, Schmersal
GIT SICHERHEIT im Interview mit Oscar Arias, Chief Sales Officer (CSO), Schmersal Gruppe.
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.