Sicherheitsdienstleistungen für den Industriepark Weinheim
Freudenberg ist ein globales Technologieunternehmen. Gemeinsam mit Partnern, Kunden und der Wissenschaft entwickelt die Unternehmensgruppe Lösungen und Services für mehr als 30 Mar...
Freudenberg ist ein globales Technologieunternehmen. Gemeinsam mit Partnern, Kunden und der Wissenschaft entwickelt die Unternehmensgruppe Lösungen und Services für mehr als 30 Marktsegmente und für Tausende von Anwendungen: Dichtungen, schwingungstechnische Komponenten, Vliesstoffe, Filter, Spezialchemie, medizintechnische Produkte, IT-Dienstleistungen und modernste Reinigungsprodukte. Der Geschäftsbereich Freudenberg Service betreibt die Industrieparks in Weinheim, Neuenburg und Laudenbach. Unser wissenschaftlicher Schriftleiter Heiner Jerofsky sprach mit Dirk Jacobs, Prokurist und Sicherheitschef bei Freudenberg Service, über Aufgaben, Sicherheitsplanung und Notfallmanagement.
GIT SICHERHEIT: Herr Jacobs, Sie sind mit Ihrer Firma Dienstleister in Sachen Sicherheit. Können Sie unseren Lesern Ihre Hauptaufgaben umreißen?
Dirk Jacobs: Auf den ersten Blick hört sich das exotisch an, und tatsächlich, das ist es auch. Als Industrieparkbetreiber für die Industrieparks in Weinheim, Neuenburg und Laudenbach ist die Freudenberg Service KG Dienstleister für über 60 Unternehmen, die sich an diesen Standorten mit Verwaltung, Forschung und/oder Produktion niedergelassen haben. Das umfangreiche Leistungsspektrum beinhaltet unter anderem den Betrieb eines eigenen Kraft-Wärme-Kälte-Kraftwerkes, die Verpflegungsbetriebe, das Bildungszentrum von Freudenberg, Informations- und Kommunikationstechnik, den Arbeitsmedizinischen Dienst, die Betreuung der Freudenberg Liegenschaften außerhalb des Industrieparks sowie die Sicherheitsorganisation, die wir Werk-/Brandschutz nennen. Mehr als die Hälfte der Mieter im Industriepark Weinheim sind Unternehmen, die nicht zur Freudenberg Gruppe gehören. Das Thema Sicherheit ist für alle Mieter am Standort eine Mandatsleistung, das bedeutet, dass mit Unterschrift unter den Mietvertrag alle Kunden die Regulierungen am Standort akzeptieren und den definierten Sicherheitsstandard in Form von sogenannten Basisleistungen von der Geschäftseinheit Werk-/Brandschutz abrufen. Aufgrund der Kundenstruktur ist diese Einheit zugelassenes Sicherheitsunternehmen nach §34 GewO, also im Prinzip ein klassischer Sicherheitsdienstleister. Unser Dienstleistungsportfolio umfasst mehr als 140 Leistungen, die wir nach Basis- und Zusatzleistungen unterscheiden. Grob gesagt gehören zu den Basisleistungen alle Sicherheitsdienstleistungen, die unsere Kunden am Standort gleichermaßen in Anspruch nehmen, wie z.B. die Werkschutzleistungen am Empfang und an den Toren, die operative Gefahrenabwehr, den Betrieb eines Zutrittskontrollsystems, die eigene Ausweisstelle, die Parkplatzverwaltung sowie die Besetzung einer ständig besetzten Notruf- und Serviceleitstelle. Zusatzleistungen können von unseren Kunden individuell abgerufen werden. Hierzu gehören unter anderem die Stellung von Brandschutzbeauftragten, Durchführung von Schulungen, Planung und Erstellung von Sicherheitskonzepten im Rahmen von Neubauten oder Nutzungsänderungen inklusive der Begleitung der Genehmigungsverfahren, das Veranstaltungsmanagement und vieles mehr.
Wie hat sich Ihre Sicherheitsorganisation aufgestellt, um dieses Leistungsspektrum umsetzen zu können?
Dirk Jacobs: Organisatorisch führen wir in der Geschäftseinheit Werk-/Brandschutz fünf Bereiche, die zum Teil als Cost Center, zum Teil als Profit Center operieren. Als Cost Center führen wir die Bereiche Werkschutz, Werkfeuerwehr und Fahrbereitschaft, während die Planungs- und Technikteams als Profit Center fungieren. Das Team der operativen Gefahrenabwehr im Industriepark Weinheim ist als Matrixorganisation aufgebaut und das ganze Jahr im 24/7-Betrieb verfügbar. Hier übernehmen die Mitarbeiter die Aufgaben des Werkschutzes innerhalb des Werkszaunes und stellen die gesetzlichen Aufgaben der anerkannten Werkfeuerwehr sicher. Die Werkschutzaufgaben an den Werkszufahrten und Empfängen übernehmen Mitarbeiter von einem Partnerunternehmen. Für die Gefahrenabwehr im Industriepark Neuenburg ist eine anerkannte Werkfeuerwehr zuständig, die Werkschutzaufgaben werden dort von unserem Partnerunternehmen übernommen.
Wieviel eigenes oder fremdes Personal steht Ihnen dafür zur Verfügung und welche Qualifikationen verlangen Sie bei Feuerwehr und Werkschutz? Gibt es interne Aus- und Fortbildung?
Dirk Jacobs: Für die Kernaufgaben sind in der Geschäftseinheit Werk-/Brandschutz 61 eigene Mitarbeiter sowie im Rahmen von Werkverträgen 20 externe Mitarbeiter tätig. Hinzu kommen rund 90 Mitarbeiter der nebenberuflichen Werkfeuerwehr, also Kolleginnen und Kollegen, die bei unseren Kunden beschäftigt sind und im Rahmen der Gefahrenabwehr zu feuerwehrtechnischen Einsätzen angefordert werden können. Je nach Aufgabenstellung verlangen wir entsprechende Qualifikationen. In den Leitungsfunktionen setzen wir eine akademische Ausbildung sowie die Laufbahnprüfung für den höheren oder gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst in Verbindung mit der Ausbildung Security Manager voraus. In den Bereichen Sicherheitsplanung und Gefahrenmeldetechnik/Zutrittskontrollsystem erstreckt sich das Spektrum vom Ingenieur der Elektrotechnik über den Techniker bis hin zur CAD – Spezialistin. Für einen Arbeitsplatz im Team der Gefahrenabwehr muss ein Bewerber eine abgeschlossene Berufsausbildung und im Idealfall die Laufbahnprüfung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst sowie den Lkw – Führerschein mitbringen. In diesem Team findet man die klassischen Einstiegsberufe für Berufsfeuerwehren wie Kfz-Mechaniker, Zimmerleute und Elektroniker, aber auch den Maschinenbauingenieur, den Vertriebsspezialisten, den IT-Spezialisten oder die Hotelfachfrau. Alle neuen Mitarbeiter durchlaufen eine umfassende Ausbildung, die je nach Umfang der Vorausbildung bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen kann. Am Ende der Basisqualifizierung haben die Mitarbeiter ihren ursprünglichen Berufsabschluss, eine absolvierte Laufbahnprüfung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst, eine IHK-Prüfung als Geprüfte Fachkraft für Schutz und Sicherheit, die Rettungssanitäter Ausbildung sowie eine Spezialisierung auf mindestens einem Fachgebiet als Sachkundiger erworben. Während der Ausbildung muss sich jeder Mitarbeiter zudem sehr fundierte Orts- und Prozesskenntnisse aneignen, was aufgrund der dynamischen Veränderungen im Industriepark ein nie endender Lernprozess ist. Die kontinuierliche Weiterbildung wird in Form von sogenannten Qualifizierungsschichten durchgeführt. Einmal monatlich durchläuft jede der vier Schichtgruppen ein auf sechs Stunden ausgelegtes Trainingsmodul aus dem Bereich Gefahrenabwehr. Zusätzlich gibt es in jeder Nachtschicht noch ein Zeitfenster für die Wachausbildung. Die nebenberuflichen Werkfeuerwehrangehörigen werden über das gesamte Spektrum der Ausbildung für Freiwillige Feuerwehren ausgebildet. Im Rahmen der gesetzlichen Forderungen finden hier regelmäßig Unterrichte und Übungsdienste statt, die von den hauptamtlichen Kollegen organisiert und durchgeführt werden. Das Personal unseres Partnerunternehmens besteht überwiegend aus geprüften IHK Werkschutzfachkräften, bzw. IHK Geprüften Sicherheits- und Schutzkräften.
Der Objektschutz ist für Ihre Kunden von großer Bedeutung. Wie und mit welchen Sicherheitstechniken schützen Sie die Menschen, Anlagen und Gebäude Ihrer Kunden? Wie würden Sie Ihr Sicherheitskonzept beschreiben?
Dirk Jacobs: Im Prinzip unterscheiden wir im Industriepark zwei Sicherheitsbereiche, den äußeren und den inneren. Der äußere Sicherheitsbereich ist in drei Zonen unterteilt, der Werksumfahrung, dem Werkszaun mit seinen Toren und automatisierten Zugängen sowie der Zone zwischen Zaun und dem von den einzelnen Mietern gemieteten Bereich, der aus Außenflächen/Freiflächen und Gebäuden bestehen kann. Für den äußeren Sicherheitsbereich gibt es einen bei Freudenberg definierten Standard. Die jeweiligen Mieter sind für den Objektschutz des angemieteten Objektes, den inneren Sicherheitsbereich, verantwortlich, d.h. jedes Unternehmen definiert dort seinen Bedarf bzw. Sicherheitslevel. Aufgrund der unterschiedlichen Unternehmensziele gibt es alle vorstellbaren Varianten. Vom normal gesicherten Büro bis hin zum hochgeschützten Sicherheitsbereich ist alles zu finden. Bei der Definition der jeweiligen Schutzziele und der Entwicklung des daraus abgeleiteten Sicherheitskonzeptes sowie der Implementierung und dem Betrieb der eingesetzten Sicherheitstechnik unterstützen die Spezialisten aus den einzelnen Teams der Geschäftseinheit Werk-/Brandschutz.
Mit welchem technischen- und personellen Aufwand regeln Sie die Zutrittskontrolle bei Freudenberg? Hat der Industriepark ein einheitliches Ausweiswesen?
Dirk Jacobs: Die Zutrittskontrolle für die Industrieparks ist weitestgehend automatisiert. Die Zugänge über Drehkreuze, Drehsperren und Zweiradschleusen sind über Ausweisleser gesteuert und werden von den rund 6.500 Beschäftigten und Fremdfirmenmitarbeitern genutzt. Je nach Kundenanforderung wird das Zutrittskontrollsystem bis zur letzten Bürotür fortgeführt. Damit ist dann auch die Frage nach dem einheitlichen Ausweiswesen beantwortet, denn das System funktioniert nur dann, wenn alle Berechtigten dasselbe Ausweissystem verwenden. Die Ausweise sind vom Layout einheitlich ausgeführt und unterscheiden sich lediglich durch das Firmenlogo des Unternehmens, bei dem der Ausweisinhaber beschäftigt ist. Das Ausweismanagement wird zentral in der Ausweisstelle durchgeführt. Hier werden nicht nur die Zutrittsdaten für die Industrieparks verwaltet, sondern auch weitere Freudenbergstandorte in Deutschland – von Hamburg bis in den Schwarzwald betreut. Für die Systempflege, Wartung und Instandhaltung des Zutrittskontrollsystems, aber auch der Schrankenanlagen und Vereinzelungsanlagen sowie der Videoüberwachung hält die Geschäftseinheit ein Technikteam vor. Für die Besucher- und Lkw-Abwicklung betreibt der Industriepark Weinheim zwei Tore und einen Empfang mit personeller Besetzung, in Neuenburg und Laudenbach jeweils ein Tor.
Führen Sie auch interne Ermittlungen für Ihre Kunden durch? Was können Sie vorbeugend tun, um strafbare Handlungen zu verhindern?
Dirk Jacobs: Bei internen Ermittlungen gelten die allgemeinen gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen, in denen sich eine private Sicherheitsorganisation bewegen darf, bzw. kann. In diesem Rahmen bewegen wir uns mit unseren Spezialisten, die bei konkreten oder bestätigten Hinweisen umgehend die zuständigen Behörden einschalten. Der Schwerpunkt unseres Handelns liegt auf der Prävention. Zur Verhinderung von strafbaren Handlungen setzen wir auf regelmäßige Kommunikation, Beratung und Sensibilisierung, operative Unterstützung durch Bestreifungen, Zutrittskontrollen, Durchführung oder Begleitung von Sicherheitsaudits sowie Planung und Einsatz von technischen Mitteln zur Gefahrenabwehr.
Sie unterhalten eine eigene Werkfeuerwehr im Industriepark Weinheim. Welche Einsatzkräfte und -fahrzeuge sind dazu einsatzbereit? Mit wie vielen Einsätzen rechnen Sie jährlich?
Dirk Jacobs: Für die operative Gefahrenabwehr halten wir insgesamt sieben Einsatzfunktionen 24/7 in einem zwei mal zwölf Stunden Schichtmodell vor, das von vier Schichtgruppen übernommen wird. Werktags sind sieben weitere Funktionen in der Tagschicht vorhanden. Zur Sicherstellung der technischen Einsatzleitung gibt es einen Leitungsdienst, der in Form einer 24/7 Bereitschaft arbeitet. Auf Basis einer Alarm- und Ausrückordnung werden die hauptberuflichen Kräfte von der eigenen Leitstelle zu den Einsätzen angefordert und, je nach Eskalationsstufe, durch weitere nachalarmierte dienstfreie hauptberufliche sowie nebenberufliche Einsatzkräfte ergänzt. Bei Bedarf werden Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim oder anderer benachbarter Wehren nachalarmiert. Der Fuhrpark wird aktuell neu aufgestellt, um den geänderten Strukturen im Industriepark Rechnung zu tragen. Ein normaler Einsatz besteht aus einem Sonderlöschfahrzeug, der Teleskopmastbühne und dem Einsatzleitwagen. Im Bereich der Technischen Hilfeleistung kommt dann noch ein Rüstwagen hinzu. Des Weiteren stehen zwei Wechselladerträgerfahrzeuge mit insgesamt acht Abrollbehältern zur Verfügung, auf denen unterschiedlichste Komponenten wie Sonderlöschmittel oder Großlüfter verlastet sind. Das Einsatzaufkommen der Werkfeuerwehr liegt bei durchschnittlich 900 Einsätzen pro Jahr.
Ein derart komplexes Gebilde wie der Industriepark Weinheim unterliegt ständigen Veränderungen, nicht nur hinsichtlich der ansässigen Unternehmen, sondern auch unterschiedlichsten industriellen Nutzungen. Wie hat sich die Sicherheitsorganisation entwickelt, und wie stellen Sie sicher, dass sie mit dieser dynamischen Veränderung Schritt hält?
Dirk Jacobs: Die ersten Aufzeichnungen in den Archiven deuten auf einen Gründungstermin der Werkfeuerwehr im Jahr 1940 hin. Aus einer kleinen Löschgruppe entstand nach und nach eine anerkannte Werkfeuerwehr, die heute für die Gefahrenabwehr im Industriepark verantwortlich ist. Neben dem Schutz aller Mitarbeitenden gilt es, die Gebäude und Produktionseinrichtungen auf dem über 80 Hektar großen Areal zu schützen und durch hochspezialisierte Einsatzkräfte und geeignete Ausrüstung Produktionsunterbrechungen sowie Auswirkungen von Schadensereignissen auf Umwelt und Nachbarschaft zu verhindern. Um diese Ziele zu erreichen, haben wir mit den Mitarbeitern der Geschäftseinheit Werk-/Brandschutz einen Business Case entwickelt, der sich dynamisch an sich verändernde Strukturen anpassen kann. In einer konventionellen Brandschutzbedarfsplanung wurde zunächst ein Abgleich der heutigen Gefährdungspotentiale mit den Auflagen aus dem derzeit gültigen behördlichen Anerkennungsbescheid durchgeführt. Daraus wurde der Bedarf an Personal und Technik für die klassischen Gefahrenabwehraufgaben ermittelt und eine langfristige Qualifizierungs- und Investitionsplanung ausgearbeitet. In einem weiteren Schritt wurden das Dienstleistungsportfolio und die Organisationsstruktur untersucht. Hier galt es zu prüfen, welche Leistungen für den Industriepark notwendig und wirtschaftlich vertretbar sind. Über 120 neue Geschäftsideen wurden von den Mitarbeitern entwickelt und zu fünf neuen strategischen Geschäftsfeldern zusammengefasst. Schließlich wurde die Organisation noch einer wirtschaftlichen Prüfung unterzogen. Hierzu gehörten ein umfangreiches Prozess- und Kosten-Benchmark sowie eine Make or Buy Analyse. Unser neues Geschäftsmodell wird zukünftig in der Lage sein, mit sehr kurzen Reaktionszeiten auf Veränderungen in den Industrieparks reagieren zu können.
Welche Bedeutung hat der vorbeugende Brandschutz in ihren Werken und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren?
Dirk Jacobs: Der vorbeugende Brandschutz ist eines unserer Kerngeschäfte. Schon im Rahmen der Vorplanung neuer Gebäude oder bei produktionsbedingten Nutzungsänderungen versuchen wir, mit unseren Ingenieuren zu beraten. Hierbei unterstützen wir Produktionsplaner und Fachplaner aus dem FM-Bereich bei der Entwicklung von Brandschutzkonzepten und Gefährdungsanalysen. Die Fachfunktion vorbeugender Brandschutz stellt sicher, dass die Einsatzmannschaft über alle relevanten Veränderungen informiert wird, spätestens dann, wenn ein Projekt aus der „Planwelt“ in die „Bestandswelt“ überführt wird. Anders herum kanalisiert diese Schnittstelle alle Erkenntnisse aus Gebäudebegehungen, Risikobesichtigungen und Bestreifungen der Einsatzmannschaft in Richtung der Planungsbereiche. Vorbeugender Brandschutz im Sinne der Prävention ist aber nicht nur Ingenieuraufgabe, sondern Tagesgeschäft vieler Mitarbeiter der Geschäftseinheit. Dazu gehören im anlagentechnischen Brandschutz Revisionsarbeiten an Lösch- und Gefahrenmeldeanlagen, Freigabeverfahren für feuergefährliche Arbeiten, Brandschutzbegehungen, Wartung der Feuerlöscher und Wandhydranten und vieles mehr. Im Bereich unseres Freudenberg Learning Management Systems bieten wir zudem Schulungen zum Brandschutzhelfer, Evakuierungshelfer und Brandschutzkoordinator an, Letzteres ist eine Freudenberg-spezifische Lösung zur Verbesserung des Vorbeugenden Brandschutzes in kleineren Standorten. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren ist eng und funktioniert gut. Bereits bei der Erstellung des Brandschutzkonzeptes, spätestens jedoch im Rahmen der Einsatzplanung werden neue Objekte oder Anlagen gemeinsam diskutiert und Eskalationsmodelle zur Gefahrenabwehr entwickelt. Die dabei festgelegten Maßnahmen werden in der Alarm- und Ausrückordnung des Landkreises hinterlegt, sodass im Ernstfall eine zeitnahe Alarmierung der erforderlichen Einsatzmittel möglich ist. Zudem sprechen sich die Wehren bei der Beschaffung neuer Einsatztechnik ab, um mit einem aufeinander abgestimmten Einsatzkonzept für alle Beteiligten wirtschaftlich vertretbare Investitionslösungen herbeizuführen.
Wie muss man sich Ihr Krisen- bzw. Notfallmanagement vorstellen?
Dirk Jacobs: Das Krisenmanagement ist auf Ebene der Führungsgesellschaft standardisiert. Wie in anderen global operierenden oder größeren Unternehmen auch sind in diesem Standard Maßnahmen für bestimmten Szenarien hinterlegt sowie Eskalationsmodelle definiert. Im Krisenfall entscheidet ein lokaler Krisenstab nach vorgegebenen Kriterien, ab wann der Vorfall einen Krisencharakter erhält und weiter eskaliert werden muss. Die lokalen Einheiten arbeiten die Krise im Rahmen des Notfallmanagements ab.
Welche moderne Sicherheitstechnik zur Schadensabwehr halten Sie für besonders wichtig und innovativ?
Dirk Jacobs: Sicherlich liegt ein Schwerpunkt auf der Gestaltung des Gefahrenmanagementsystems. Hierunter fallen sämtliche Bereiche der Gefahrenmeldetechnik wie Brandmeldesysteme, Einbruchmeldeanlagen, aber auch die Sprinkler- und Gaslöschanlagen sowie die Videotechnik. Aus unserer Sicht ist der Einsatz eines Leitrechners das wesentliche Element, alle eingehenden Informationen zeitnah abarbeiten und die richtigen Dispositionsentscheidungen treffen zu können. Denn jede Sekunde zählt, wenn Hilfsfristen unter fünf Minuten eingehalten werden sollen. In der Fahrzeug- und Einsatztechnik geht es darum, zeitnah mit möglichst geringem Aufwand auf Veränderungen in den Produktionsbereichen, was eingesetzte Materialien oder neue Produktionsverfahren betrifft, reagieren zu können. Hierzu stellen wir derzeit unser Equipment auf modulare Systeme um, die bei Bedarf ausgetauscht werden können, ohne jedes Mal wieder ein neues Einsatzfahrzeug kaufen zu müssen. Dabei achten wir auch darauf, den Mitarbeitern mit einheitlichen Standards die Arbeit im Einsatz zu erleichtern und potentielle Fehlerquellen auszuschalten.
Sie erarbeiten auch Sicherheitskonzepte für andere Kunden. Wie muss man sich solche Planungen vorstellen und wie erreichen Sie wirtschaftlich vertretbare Lösungen?
Dirk Jacobs: Die Zufriedenheit unserer Kunden im Industriepark ist für uns das primäre Ziel, unabhängig davon, ob es sich um Kunden unserer Unternehmensgruppe oder andere Kunden handelt. Viele Kunden haben noch andere Niederlassungen oder Produktionsstandorte, für die wir den Auftrag erhalten, Sicherheitskonzepte zu erstellen. Hinzu kommen weitere Kunden im regionalen Umfeld, die über andere Geschäftsbeziehungen zum Industriepark auf unser Leistungsspektrum aufmerksam geworden sind und mit uns Kontakt aufnehmen. Im Prinzip können wir das gesamte Spektrum im Bereich der Sicherheitskonzeption anbieten. Ein Schwerpunkt liegt jedoch im Bereich der Flucht- und Rettungswegplanung sowie in der Ausarbeitung von Brandschutzkonzepten und Gefährdungsanalysen. Eine hohe Nachfrage genießen auch unsere Schulungen zum Brandschutzhelfer. Wirtschaftlich vertretbaren Lösungen erreichen wir durch intensive Diskussion mit unseren Kunden über die zu erreichenden Schutzziele. Hier werden die entscheidenden Weichen für das Endergebnis gestellt. Gepaart mit unserer Erfahrung als Dienstleister innerhalb eines Industrieparks und der breiten Qualifikation unserer Spezialisten entstehen dann Konzepte, die wir, wenn der Kunde das wünscht, bis zur behördlichen Genehmigung begleiten und implementieren. Dieser durchgängige Prozess aus einer Hand reduziert aufwändige Schnittstellendiskussionen und damit letztendlich den wirtschaftlichen Aufwand beim Kunden.
Wie schätzen Sie die aktuelle Sicherheitslage für den Industriestandort Deutschland ein?
Dirk Jacobs: Die Beurteilung der aktuellen Sicherheitslage ist Aufgabe der Politik und Verbände. Klar ist allerdings, dass private Sicherheitsorganisationen mit einer stetig steigenden Dynamik konfrontiert werden, was Bedrohungsszenarien sowie technologische und prozessuale Veränderungen betrifft. Globalisierung, Digitalisierung, IT-Sicherheit, Knowhow-Schutz, Supply Chain Management, Infrastrukturen, Wirtschaftsgrundschutz, aber auch Demographie sind nur einige der Aufgabenstellungen, mit denen sich eine moderne Unternehmenssicherheit heute täglich auseinandersetzen muss. Wer situationsgerecht nutzerspezifische Sicherheitskonzepte anbieten will, muss erhebliche Ressourcen für die Weiterentwicklung der Organisation und deren Mitarbeiter investieren. Das im Kontext zu der berechtigten Forderung nach wirtschaftlich vertretbaren Lösungen ist eine anspruchsvolle Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Business Partner
Freudenberg Service KGHöhnerweg 2-4
69469 Weinheim
Deutschland
Meist gelesen
Lockout, Tagout – wann LOTO eine sinnvolle Schutzmaßnahme ist
Organisatorische Schutzmaßnahmen an Maschinen- und Anlagen: LOTO – Lockout, Tagout – im Fokus
Phoenix: der erste Barfuß-Sicherheitsschuh auf dem Markt
Baak bringt mit "Phoenix" nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit den ersten Barfuß-Sicherheitsschuh auf den Markt.
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.
Wie Unternehmen und Polizei zusammenarbeiten
GIT SICHERHEIT im Interview mit Julia Vincke, Leiterin Unternehmenssicherheit BASF, und Bettina Rommelfanger, Polizeivollzugsbeamtin am Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW).
General Product Safety Regulation (GPSR): Was regelt sie und welche Akteure müssen sich damit befassen?
Neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR) ab 13.12.2024: Wichtige Änderungen und Anforderungen für Verbraucherprodukte