Techniksysteme an Schulen schützen Menschen und Sachwerte
Emsdetten, Winnenden und Ansbach: Die fatalen Ereignisse haben die Debatte um Sicherheit an Schulen verschärft. Doch das Thema lässt sich nicht auf Amokläufe beschränken: Ob Brand...
Emsdetten, Winnenden und Ansbach: Die fatalen Ereignisse haben die Debatte um Sicherheit an Schulen verschärft. Doch das Thema lässt sich nicht auf Amokläufe beschränken: Ob Brand, Gewalt oder Vandalismus - gefordert sind integrierte Konzepte für realistische Bedrohungsszenarien.
Um einen sicheren Schulbetrieb zu ermöglichen, werden in der Praxis eine Reihe verhaltenspräventiver und organisatorischer Maßnahmen getroffen. Dazu gehören etwa das Vermitteln von Werten, Antigewalt-Training oder die Entwicklung von Notfallmaßnahmen mit Behörden. Am wirksamsten sind solche Ansätze, wenn sie mit intelligenter Sicherheitstechnik kombiniert werden. Sie alarmiert im Gefahrenfall automatisch Polizei oder Feuerwehr und hilft, Fluchtwege freizuhalten. Darüber hinaus kann Sicherheitstechnik auch potenzielle Vandalismus- oder Gewalttäter abschrecken.
Welche technischen Hilfsmittel ein tragfähiges Sicherheitskonzept beinhalten sollte, hat nun der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI), Frankfurt am Main, erarbeitet. Federführend war dabei der ZVEI-Fachverband Sicherheit (FVS). In ihm engagieren sich 90 führende Hersteller von Sicherheitstechnik, um die innere und äußere Sicherheit in den Leitmärkten Safety, Security und Defence kontinuierlich zu verbessern.
Im Vorfeld der Sicherheitsplanung sollte beachtet werden: Ein optimales Konzept ist ein dynamisches Projekt, das bei neuen Bedrohungssituationen weiter ausgestaltet werden sollte. Denn nur regelmäßige Erfolgs- und Gültigkeitskontrollen gewährleisten Schutz im Ernstfall. Dabei sind die möglichen Einsatzszenarien moderner Sicherheitstechnik vielfältig.
Amoklauf: Option unter dem Lehrerpult
Bei einem Amoklauf bleiben für Erkennen und Reagieren nur Sekunden: Polizei und Rettungskräfte müssen verständigt, Personen im Gebäude gewarnt werden. Ein Mittel dafür sind Handys, Pager und Notruftasten, letztere z. B. unauffällig unter dem Lehrerpult angebracht. Eine weitere Option sind Sprachalarmanlagen. Mit ihnen können Lehrer Informationen sofort und gezielt weitergeben und empfangen. Individuelle Ansagen über eine Sprachalarmanlagen verschaffen wertvolle Informationen, vermeiden Panik oder teure Sicherheitseinsätze bei Falschalarm. Zudem sind die Verantwortlichen in der Lage, einzelne Gebäudeteile kontrolliert zu räumen. Zur Lagebeurteilung sind auch Videobilder aus dem Objekt für die Einsatzkräfte enorm hilfreich, hier gilt es, die Persönlichkeits- und Datenschutzrichtlinien zu beachten. Darüber hinaus sollte das Sicherheitskonzept Schülern und Personal bei Amok-Lagen die Möglichkeit geben, sich im Klassenzimmer zu verbarrikadieren. Wichtig ist, dass die Tür über ein Mindestmaß an Widerstandskraft verfügt. Lehrer sollten in der Lage sein, sie von innen abzuschließen - durch einen Taster an ihrem Tisch oder einen entsprechend ausgestatteten Knauf. Um flüchten zu können, muss sich die Tür sich jederzeit von innen öffnen lassen.
Brand: Rauch als größte Gefahr
Wie bei einer Amok-Lage ist es bei einem Brand entscheidend, die Gefahr möglichst früh wahrzunehmen. So lässt sich meist eine größere Rauchentwicklung vermeiden - 73 % aller Verletzungen bei Bränden entstehen nicht direkt durch Feuer, sondern durch Rauchgaseinwirkung. Moderne Brandmelder erkennen die Bedrohung bereits in der Entwicklungsphase. Die mit den Meldern verbundene Brandmeldezentrale alarmiert die Feuerwehr automatisch. Im nächsten Schritt gilt es, eine Evakuierung schnell einzuleiten. Das ermöglichen Sprachalarmanlagen. Indes halten Rauch- und Wärmeabzugsanlagen Fluchtwege rauchfrei: Sie saugen Rauch und toxische Gase nach oben und leiten sie ins Freie. Ebenso wichtig ist, dass die Fluchtwegrettungszeichen deutlich lesbar sind, indem sie z. B. intensiv be- oder hinterleuchtet werden. In ausgedehnten Schulkomplexen erweist sich meist eine dynamische Fluchtweglenkung als sinnvoll. Die Bewegungsrichtung der flüchtenden Personen lässt sich dann mit einer Brandmeldeanlage steuern und an die aktuelle Situation anpassen.
Vandalismus und Gewalt: Karte, bitte!
Intelligente Sicherheitstechnik bietet auch wirksamen Schutz und Abschreckung bei Vandalismus oder Gewalt: z. B. durch eine Videoanlage oder hochwertige, mechanische Lösungen wie einbruchhemmende Türbänder, Schlösser und gegen Einschlagen gesicherte Fenster. Sensible Bereiche wie Chemielabore oder Lehrerzimmer können zusätzlich durch ein Kontrollsystem abgesichert werden, das den Zugang ausschließlich per Chip- beziehungsweise Magnetkartenbasis oder Zahlenkombination erlaubt.
Einbruch und Überfall: Sensible Sensoren
Elektronisches Zutrittsmanagement reduziert auch das Einbruch- und Überfallrisiko. Überfall- und Einbruchmeldeanlagen sorgen gerade in der unterrichtsfreien Zeit für zusätzliche Sicherheit. Sie überwachen Räume, Türen und Fenster mit Bewegungsmeldern und Glasbruchsensoren. Ein Wählgerät meldet Eindringlinge automatisch an eine kontinuierlich besetzte Alarmzentrale.
Vorteile durch Mehrfachnutzung
Moderne Sicherheitssysteme werden in der Regel nicht nur bei Gefahrensituationen eingesetzt. Im Schulalltag ist eine Mehrfachnutzung üblich: Sprachalarmanlagen sind z. B. bei Schulveranstaltungen einsetzbar. Bewegungsmelder von Überfall- und Einbruchmeldeanlagen steuern das Ein- und Ausschalten von Licht, Heizung und Lüftung. Das elektronische Zutrittsmanagement ersetzt die oft aufwendige Schlüsselverwaltung und verhindert einen kostspieligen Schlosstausch bei Verlust. Sportgruppen und anderen Nutzern ermöglicht es bequem den Zugang für festgelegte Räume zu vereinbarten Zeiten.
So dient die Technik nicht nur der Sicherheit an Schulen. Sie hilft durch Mehrfachnutzung auch, Kosten zu sparen, die Umwelt zu schützen und den Komfort zu erhöhen.
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