Türen, Tore, Schranken: Die CDVI Group verstärkt ihre Aktivitäten auf dem deutschen Markt

CDVI ist eine hundertprozentige Tochter des Zutrittskontroll­systemanbieters CDVI Group SA in Frankreich.

Vom westfälischen Münster aus betreut das Unternehmen Kunden aus Deutschland und Österreich. Die angebotenen ­Lösungen eignen sich für die Anforderungen großer, ­komplexer Systeme ebenso wie für einfache Einzeltür­lösungen, bedienbar wahlweise über LAN, Web, Funk, Standalone. Dazu kommt ein umfassendes Kompo­nenten-Programm. GIT SICHERHEIT sprach mit dem ­Geschäftsführer der CDVI in Deutschland, Thomas Graeßner.

GIT SICHERHEIT: Herr Graeßner, die CDVI Group produziert in Frankreich, das auch der Hauptstandort des familiengeführten Unternehmens ist – weitere bedeutende Standorte sind Kanada und das Vereinigte Königreich. Weltweit haben Sie 400 Mitarbeiter. Geben Sie uns zunächst einmal einen Überblick über Ihr Portfolio? Dabei geht es ja um Produkte für Geschäfts- und Wohngebäude...? 

Thomas Graeßner: Wir unterscheiden bei CDVI zwischen systemgebundenen und nicht systemgebundenen Produkten. Zu ersteren zählen Zutrittskontrollsysteme als Ganzes – mit allen Komponenten für Zutritt aus einer Hand. Das beinhaltet neben Transpondertechnologie auch biometrische Erkennung wie Fingerprint-Technologie (bis in tiefere Hautschichten, daher auch mit Latex-Handschuhen bedienbar), 3D-Gesichtserkennung (mit und ohne Tragen einer Hygienemaske), Funktechnologie, UHF, und vieles weitere. Alles innerhalb der CDVI-Systeme miteinander vernetzt. 

Daneben liefern wir Komponenten aller Art: Hier produziert CDVI so gut wie alles, was an der Tür ein Kabel benötigt – also angefangen bei Haftmagneten und Sperrelementen, über Obertürschließern und Haltesysteme, bis hin zu Kabelübergängen. Für unsere Kunden sind wir ein „One-Stop-Shop“. 

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Nun ist der weltweite Wettbewerb im Bereich von Zutritt, Schließsysteme, Türsteuerung, etc. ja enorm – zudem gibt es viele länderspezifisch technische und normative Unterschiede. Wie positioniert sich CDVI in diesem Markt? 

Thomas Graeßner: CDVI setzt konsequent auf eigene Gesellschaften in den verschiedenen Ländern, die als Profitcenter agieren. Die einzelnen Gesellschaften haben auch die Lagerverantwortung und bedienen sich aus den von CDVI produzierten Produkten. Werden Anpassungen der Produkte benötigt (Hardware und Software), handelt CDVI schnell und konsequent, so dass dieselben Produkte in unterschiedlichen Ländern durchaus unterschiedlich sein können. Landesspezifische Zutrittsprodukte, die durch CDVI nicht produziert werden, liegen als möglicher Zukauf in der Verantwortung der Geschäftsführer jeder einzelnen Gesellschaft.

Lassen Sie uns einen näheren Blick auf Ihre Zutrittskontrollsysteme werfen. Sie bieten und konzentrieren sich auf vernetzte Systeme – und zwar dezidiert ohne Cloud-Anbindung. Ist das ein Zugeständnis an die hierzulande oft beobachtete Skepsis diesbezüglich – oder ist das generelle CDVI-Philosophie?  

Thomas Graeßner: Ganz klar nein: Dennoch ist die Nachfrage nach echten Cloud-Lösungen noch gering, da Cloud-Anwendungen im Sicherheitsbereich noch ein skeptischer Wind ins Gesicht bläst – anders als z.B. bei Buchhaltungssoftware, Zeiterfassung usw. Allerdings werden die Entwicklungen in unserem Haus durchaus mit einem Seitenblick auf Cloud-Lösungen vorgenommen. Wir sind aktuell schon bei reinen Web-Anwendungen, da ist der Schritt zur echten Cloud-Lösung nicht mehr so weit. Daher das Nein für heute.

Für die Zukunft sehen wir das anders: Wir sind uns sicher, dass die Skepsis mit der Zeit verschwinden wird und wir dürfen nicht erst dann anfangen zu überlegen. Wir haben den Weg in Richtung Cloud bereits heute vorbereitet und können schnell reagieren. Ich persönlich glaube, dass eine Lösung beiderseits nutzbar sein muss: eine Cloudlösung, bei der extern gehosted wird. Aber wenn das geht, kann der Kunde ja auch inhouse hosten, dann wären wir wieder bei der klassischen Inhouse-Lösung.

Die Einbindung mobiler Endgeräte per Bluetooth, NFC und Sprachsteuerung ist Ihnen ebenfalls wichtig...? 

Thomas Graeßner: Definitiv, hier gehen wir konsequent voran. Mit der neuen Atrium Krypto-Reihe wurde das ja bereits realisiert. 

Ein weiteres Stichwort: Hybridsysteme. Hier geht es die Verschmelzung von Transpondertechnik, Biometrie und Funk-Systemen...? 

Thomas Graeßner: Tatsächlich sind wir der Überzeugung, dass in naher Zukunft niemand mehr drei Transponder, einen Schlüssel, einen Funkhandsender, usw. mit sich herumtragen möchte. Diese Entwicklungen sind ja schon in vollem Gange – das Smartphone zeigt schon heute, wie so etwas gehen kann. Die Verschmelzung von Technologien wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen, wobei die Vereinfachung der Nutzung ebenfalls eine immer größere Rolle spielen wird.

Ihre Kunden sind Facherrichter, Planer, Integratoren. Sie vertreiben aber ausdrücklich keine Produkte an Endkunden und auch nicht an große Einzel- und Elektrogroßhändler – ­warum nicht? 

Thomas Graeßner: Unsere Kunden sind Facherrichter, Integratoren, Elektro-Installationsbetriebe (hier durchaus auch Einzelhändler) und Elektrogroßhändler. Was die Planer, übrigens auch Architekten, angeht, so sind wir im Wesentlichen beratend tätig, da diese Berufsgruppe die Ausschreibungen vorbereitet, aber in der Regel nicht selbst Kunde ist. Nicht bedienen wir Endkunden – weder private noch gewerbliche –, und auch nicht Baumärkte, also das, was Sie in Ihrer Frage als „große Einzelhändler“ ansprechen.  

Allerdings müssen wir dabei ein wenig differenzieren: Facherrichter, Integratoren und Elektro-Installationsbetriebe machen im Grunde dasselbe mit unterschiedlichen Wissensschwerpunkten. Wir beliefern diese Betriebe, da sie alle Wiederverkäufer sind. Die nachgefragten Produktgruppen unterscheiden sich durchaus. Großhändler sind sowohl an Komponenten als auch an Systemen interessiert, hier liegt der Schwerpunkt aber auf Simplizität. Baumärkte sind ein anderes Thema. Zwar sind sie durchaus reizvoll für uns – wir müssen aber immer beurteilen, ob dieses Geschäft unser Stammgeschäft negativ beeinflusst und in welcher Größenordnung. Bei CDVI haben wir uns gegen diesen Vertriebsweg entschieden.

Sie bieten aber durchaus auch Schulungen an, etwa für Software?  

Thomas Graeßner: Ja, die Schulungen für unsere Kunden – Hardware- und Software-Schulungen – finden in unseren Räumlichkeiten in Münster statt und sind generell kostenfrei. In Einzelfällen machen wir auch Schulungen bei unseren Kunden vor Ort.

CDVI ist in Frankreich quasi omnipräsent. Seit September 2020 möchte das Unternehmen mit Ihnen als Geschäftsführer der CDVI GmbH seine Aktivitäten in Deutschland verstärken. Viele wichtige Hersteller und Innovationen aus den Bereichen Zutritt und Schließsysteme kommen aus Deutschland. Wie unterscheidet sich Deutschland von anderen lokalen Märkten aus Ihrer Sicht? Mit welcher Strategie möchten Sie CDVI hierzulande zum Erfolg führen? 

Thomas Graeßner: In Deutschland werden Sicherheitserrichter traditionell durch die Hersteller betreut, sie können also ohne weitere Vermarktungsstufen wie Großhandel direkt kaufen. Hinzu kommt, bedingt durch den VdS im Bereich EMA, eine starke Systembindung. Die Hersteller in Deutschland haben das durch ausgeklügelte Kundenbindungsprogramme unterstützt. Das ist bis heute so. Das gilt in diesem Maß zwar nicht für die Zutrittskontrolle, dennoch „wirkt“ auch hier die Kundenbindung. 

Dem begegnen wir auf der einen Seite mit Systemen, die im Grunde ohne weitere „Zukauf-Software“ alles können, zudem fungieren wir als „One-Stop-Shop“, wir liefern fast alles rund um die Tür. Dabei sind die Produkte, die wir am Lager haben, natürlich passend für den deutschen (und österreichischen) Markt, nicht alle in Frankreich produzierten Artikel sind für alle Märkte geeignet. Komplettiert und flankiert wird unser Portfolio durch Zukaufprodukte und Schulungen und einem exzellenten Service. 

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In welchen Bereichen rechnen Sie sich die größten Erfolgschancen in Deutschland aus? Welche Rolle spielt das OEM-Geschäft dabei? 

Thomas Graeßner: Aufgrund der Einbindung von Smartphones unter Nutzung von NFC, Bluetooth und Sprachsteuerung, sehen wir große Chancen bei vernetzten Zutrittskontrollsystemen. Gleichzeitig haben wir Produkte, deren Weg klassisch über den Elektrogroßhandel verläuft. Das OEM-Geschäft spielt eine wichtige Rolle, läuft aber komplett anders und tangiert die klassischen Vertriebswege über Errichter und Installationsbetriebe nicht.

Herr Graeßner, Sie sind selbst sehr erfahren in den CDVI-Themen – auch international. So waren Sie etwa bei dem englischen Hersteller Paxton tätig. Inwieweit können Sie diese Erfahrungen für CDVI in Deutschland fruchtbar machen? 

Thomas Graeßner: Ich persönlich bin nun seit 1997 in diesem Markt. Natürlich spielt meine Zeit bei Paxton eine gewisse Rolle, aber im Wesentlichen zählen Integrität und Glaubwürdigkeit. Ein verinnerlichter Service-Gedanke ist hier – so denke ich – wichtiger, als Erfahrung. Vereinfacht gesagt: Erfahrung ist erlernbar, Vertrieb und Service liegen im Blut. 

Die Wachstumsstrategie bei CDVI fußt auch auf Zukäufen von Unternehmen. Sie erwähnten in unserem Vorgespräch das englische Unternehmen IEVO. Dabei ging es vermutlich um die Ausweitung des Portfolios bzw. der Kompetenzen im Bereich der Biometrie. Wie weit geht die Integration dieses Unternehmens, insbesondere auf der Produktebene? 

Thomas Graeßner: Unternehmen kommen dazu, die Erhaltung der bestehenden Kunden spielt eine zentrale Rolle. Dennoch wird generell – um einen Benefit auch für CDVI-Kunden zu erhalten – die entsprechende Integration der zugekauften Produkte in CDVI-Produkten immer eine zentrale Rolle spielen.

Ist auch an den Zukauf von Unternehmen in Deutschland gedacht? 

Thomas Graeßner: Derzeit nicht.

Was kommt im kommenden Jahr alles auf uns zu aus dem Hause CVDI? 

Thomas Graeßner: Hoffentlich viele positive Überraschungen. Wir arbeiten konzentriert an einem steigenden Bekanntheitsgrad und verstärkter Markt-Penetration. Dies hängt neben den richtigen Produkten, den richtigen Einstellungen und dem richtigen Service ganz fundamental von der Gewinnung der richtigen Mitarbeiter ab – und das gehen wir aktuell bereits an.

Gesichtserkennung per iface 

  • Neu im CDVI-Portfolio ist das Gesichtser­kennungs-Tool „iface“. Die effiziente Lösung ermöglicht schnelle Identifikation, genaue Erkennung und ist ­vielfältig integrierbar. 
  • erkennt Gesichter in 1,0 Sekunden im 1:N-Modus, für bis zu 10.000 Vorlagen
  • Leistungsstarker Octa-Core-Prozessor mit Dual-Frontkamera 
  • Wiegand in/out, RS485 Ethernet und Potentialfreier Kontakt NO/NC 
  • Integrierter Mifare/Desfire-Leser und mehrere Montageoptionen

 

 

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