Im vergangenen Jahr hat Eneo mit Epoc eine Technologie für die „digitale Transformation“ analoger Videosicherheitssysteme ins Portfolio aufgenommen. Das Versprechen lautet, dass damit der Umstieg von Analog auf IP errichterfreundlich, wirtschaftlich und obendrein auch noch umweltfreundlich möglich sei. Wir wollten es genauer wissen und haben mit Eneo Produktmanager Uwe Höppner gesprochen.
GIT SICHERHEIT: Herr Höppner, mit Epoc sollen sich Bestandssysteme quasi im Handumdrehen auf IP umrüsten lassen. Wie muss man sich das vorstellen?
Uwe Höppner: Tatsächlich genial einfach. Sie funktionieren einfach die vorhandene analoge Koaxial- oder Zweidrahtverkabelung in eine PoE-fähige Netzwerkverbindung um, die IP-Daten übertragen und die angeschlossenen IP-Geräte mit Spannung versorgen kann. Denn das bedeutet „Ethernet and Power over Coax“, kurz Epoc. Alles, was Sie dafür benötigen, sind zwei Konverter und eine IP-Kamera. Mit Konverter Nummer eins schließen Sie die Kamera an das Koaxkabel an, mit Konverter Nummer zwei schlagen Sie die Brücke zwischen der analogen Strecke und dem IP-Netzwerk. An dieser Schnittstelle wird das Kamerasignal wieder auf IP umgesetzt und per Netzwerk-Switch an einen NVR oder PC-Client weitergeleitet. Alternativ können Sie aber auch eine IP-Kamera mit integriertem Konverter aus der Eneo Epoc-Produktlinie verwenden. Hier brauchen Sie dann bloß noch den Konverter Nummer zwei, der die Kommunikation zwischen dem Koax-basierten Netzwerk und dem IP-Netzwerk ermöglicht. Insofern kann man tatsächlich von einer digitalen Transformation des Bestandssystems sprechen. Wobei der besondere technologische Vorteil der Technologie eben darin besteht, dass Anwender mit dem Upgrade von Analog auf IP das ganze Potenzial digitaler Videosicherheitstechnik ausschöpfen können, von hohen Auflösungen bis intelligenten Videoanalysefunktionen, und gleichzeitig von der Robustheit der analogen Infrastruktur profitieren. Was übrigens auch die alten Zweidrahtstrecken einschließt, die ebenfalls noch ziemlich verbreitet sind.
Das klingt tatsächlich nach einer Lösung mit vielen Vorteilen. Andererseits ist IP-Technologie nicht erst seit gestern auf dem Sicherheitsmarkt. Daher die Frage: Wie viel Nische steckt in Epoc, was sagt der Markt?
Uwe Höppner: Mit der Einführung dieser Technologie setzen wir einen Weg fort, den wir schon seit langem konsequent verfolgen und den wir bereits vor einigen Jahren in dem Motto „Technologien verbinden, Wandel gestalten“ zusammengefasst haben. Die Marktresonanz ist auf jeden Fall vielversprechend, denn wir haben bislang viel positives Feedback von den Kunden erhalten. Und daran können Sie auch ablesen, dass dieses Thema, der Umstieg von Analog auf IP ohne radikale Planierung des Bestandssystems, nach wie vor hochaktuell und alles andere als ein Nischenthema ist. Ich spreche nicht von den Systemen, die heute neu installiert werden, die sind selbstverständlich hundertprozentig digital, klar. Aber was machen Sie mit den vielen, vielen Bestandssystemen, die in die Jahre gekommen sind? Manche von denen sind ziemlich ausgedehnt und weitverzweigt. Ich denke hier in erster Linie an größere Gewerbeimmobilien und Industrieanlagen. Das betrifft aber ebenso den Einzel- und Fachhandel oder den öffentlichen Personennahverkehr: Hunderte, wenn nicht Tausende von Kabelmetern, viele Kameras. Wenn Sie hier auf IP umsteigen – und das sollten Sie unbedingt, wenn Sie Sicherheit ernst nehmen – und dabei die Verkabelung in Ihrem System komplett erneuern müssen, dann wird es erstens zeitintensiv und zweitens ziemlich teuer. Umso attraktiver sind technologische Lösungen wie Epoc, bei denen Sie nicht auf der Abrissbirne ins digitale Zeitalter reiten, sondern auf IP umsteigen können, ohne die Kabelinfrastruktur antasten zu müssen. Das macht ökonomisch und ökologisch Sinn, weil es den Geldbeutel und Ressourcen schont. Und obendrein macht es auch noch dem Errichter Spaß. Erstens, weil er mit einer wirtschaftlichen Lösung wie Epoc diejenigen Kunden, die bisher aus Kostengründen das Upgrade auf IP scheuten, leichter zum Umstieg bewegen kann. Und zweitens, weil er die Umrüstung des Bestandssystems ohne großen Aufwand, per Plug and Play durchführen kann. Die alten Kameras werden einfach ausrangiert und durch Epoc-Geräte ersetzt.
In den letzten Jahren ist im Zusammenhang mit dem großen Thema IT-Sicherheit auch die Sicherheit von Sicherheitssystemen verstärkt in den Fokus geraten. Epoc nutzt zwar die analoge Verkabelung, die Technologie selbst ist aber digital. Wie hackersicher sind die Lösungen?
Uwe Höppner: Die Epoc-basierte Kommunikation zwischen den Netzwerkgeräten wird automatisch verschlüsselt, und zwar über die gesamte Strecke hinweg. Die Verschlüsselung erfolgt auf Basis des Advanced Encryption Standard, kurz AES. Bei unseren Geräten werden die Signale mit AES-128 chiffriert, einem komplexen kryptographischen Schlüssel mit einer Länge von 128 Bit. Es handelt sich also um eine sehr zuverlässige Verschlüsselungsmethode. Allerdings sind Epoc-basierte Videosicherheitslösungen nicht nur sehr hackersicher, sondern auch in hohem Maß ausfallsicher, dank der verschiedenen Schaltungsoptionen. In einer Ringschaltung z. B. ist der Betrieb aller Komponenten auch dann weiter gewährleistet, wenn der Ring an irgendeiner Stelle unterbrochen wird. Außerdem können Sie die Netzwerke beliebig erweitern, und zwar auch um andere IP-Geräte als nur Kameras. Mit all diesen Eigenschaften schließt Epoc – und viele unserer Kunden sehen das genauso – eine Lücke. Und zwar so, dass Betreiber, Errichter und auch die Umwelt etwas davon haben. Wir sehen hier noch sehr viel Potenzial.
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