vfdb: Themen und Projekte 2024
Der studierte Geschichtswissenschaftler Roman Peperhove hat zu Themen des Bevölkerungsschutzes geforscht und gearbeitet – unter anderem an der Technischen Universität Berlin und der Freien Universität Berlin. Er hat sechs Jahre lang das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit geleitet und anschließend im Deutschen Bundestag die Büroleitung des Abgeordneten Leon Eckert übernommen sowie die politische Bearbeitung des Themas Bevölkerungsschutz. In der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e. V. (vfdb) ist Roman Peperhove seit Mai 2023 Generalsekretär. Zudem ist er als Schatzmeister für die Finanzen des gemeinnützigen Vereins zuständig. GIT SICHERHEIT hat mit Roman Peperhove gesprochen.
GIT SICHERHEIT: Herr Peperhove, Sie sind ja bereits seit letztem Jahr Generalsekretär der vfdb – Sie haben damals die Nachfolge von Dirk Oberhagemann übernommen. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz: Was hat Ihre Arbeit für den Verband seitdem für Sie geprägt?
Roman Peperhove: Die Arbeit in einem Verein von unserer Größe bietet eine enorme Bandbreite von Themen und Aufgaben. Die Aufgaben als Generalsekretär und Schatzmeister von Dr. Oberhagemann zu übernehmen, war eine anspruchsvolle Aufgabe, da sowohl Aspekte des Steuerrechts bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit auf meinem Tisch landen. Größten Dank kann ich daher nur meinem Vorgänger für die gute Übergabe aussprechen. Darüber hinaus haben mir die Haupt- und die ehrenamtlichen Kräfte immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Begeistert bin ich vom großen Engagement unsere Mitglieder, sich fachlich und organisatorisch einzubringen. Wenn ich eine Bilanz ziehen müsste, würde ich sagen, dass die vfdb, gemessen an der Wichtigkeit und Wirksamkeit ihrer Inhalte, auch über die bisherigen Fachkreise bekannter sein könnte. Der Dreiklang aus „Schutz – Rettung – Sicherheit“ verdeutlicht, dass die vfdb das zentrale Netzwerk in Deutschland für diesen Bereich ist. Diese Expertise sollte aus meiner Sicht mehr wahrgenommen werden.
Worin sehen Sie persönlich die derzeit wichtigsten Ziele und Projekte der vfdb?
Roman Peperhove: Die vfdb ist ein Verein, dessen Mitglieder ehrenamtlich Richtlinien und Merkblätter für Themen des Brandschutzes und des Bevölkerungsschutzes erarbeiten. Expertinnen und Experten tauschen sich aus, um unabhängig und zielgerichtet die Sicherheit zu erhöhen. Mein Ziel ist es daher, die Grundlagen für eine möglichst gute Zusammenarbeit weiterzuentwickeln und die Bekanntheit der vfdb zu erhöhen. Unsere Jahresfachtagungen bieten immer die Möglichkeit, sich auszutauschen und sich zu vernetzen.
Vor der Tür steht jetzt die 70. Jahresfachtagung der vfdb in Magdeburg. Leitthema ist die Sicherheit im Einsatz. Um was geht es dabei?
Roman Peperhove: Traditionell geben wir unseren Tagungen eine Leitfrage mit, die auf aktuelle Themen und Entwicklungen hinweist, und die während der Veranstaltung an verschiedenen Punkten aufgegriffen wird. Sicherheit im Einsatz zielt hierbei vor allem auf die Themen Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit ab. Wichtig ist uns, dass Einsatzkräfte stets mit dem aktuellen Stand der Technik vertraut und auch materiell gut ausgerüstet sind. Wir wollen daher diskutieren, ob wirklich alles getan wird, um diese Grundlage zu schaffen oder wo Veränderungen notwendig sind.
Es wird in Magdeburg mehr als 50 Fachvorträge über Gefahrenabwehrthemen geben. Nennen Sie uns noch ein paar besondere Schwerpunkte in diesem Jahr?
Roman Peperhove: Auch in diesem Jahr wurden wieder mehr Fachvorträge eingereicht als wir im Rahmen der Jahresfachtagung unterbringen konnten. Unser Technisch-Wissenschaftlicher Beirat hat ein abwechslungsreiches und gehaltvolles Programm zusammengestellt. Ein wichtiger Impuls wird die Podiumsdiskussion mit Politikerinnen und Politikern sein, die über Sicherheit im Einsatz diskutieren werden. Daneben ist die Fachsitzung zum Thema Besondere Schadenslagen und ihre Konsequenzen immer ein Publikumsmagnet. Ganz besonders freue ich mich allerdings auch auf die Fachsitzung zum Thema Kulturgutschutz, das viel zu oft in Vergessenheit gerät.
Es wird auch um neue Entwicklungen in den Ingenieurmethoden gehen. Könnten Sie schon mal andeuten, was es hier Neues zu berichten gibt?
Roman Peperhove: Derzeit beschäftigen die Themen Holzbau und Batterien die Ingenieurmethoden sehr stark. Deshalb werden wir uns in einer der Fachsitzungen unter anderem damit beschäftigen, wie ungeschützte Holzoberflächen die Branddynamik beeinflussen. Auch geht es um die Berücksichtigung von Redox-Reaktion bei der Wärmefreisetzung und Brandmodellierung von Lithium-Ionen-Batterien. Interessant auch der Vortrag über einen Ansatz für ein Sicherheitskonzept für Nachweise der Personensicherheit im Brandfall.
Die vfdb ist generell in der Brandschutzforschung aktiv. Wie ist das organisiert, wer ist hier beteiligt, und mit wem arbeiten Sie hier derzeit vor allem zusammen?
Roman Peperhove: Das Spektrum im Brandschutz ist ziemlich breit und entsprechend auch die Aktivitäten der vfdb in diesem Bereich. Zum einen arbeiten wir in unseren derzeit 14 Fachreferaten aktuelle Forschungsstände auf und überführen sie in praxisnahe Empfehlungen. Zum anderen forscht die vfdb als Projektpartner in drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten; gefördert beispielsweise durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung oder die Europäische Union. Hier reichen die Themen vom Kulturgutschutz bis hin zum Umgang mit Batteriespeichern im Einsatzfall.
Welches sind aktuelle Projekte, die Sie beispielhaft nennen könnten?
Roman Peperhove: Derzeit engagiert sich die vfdb gemeinsam mit anderen Partnern im Themenfeld der Brandschadenstatistik. Die große Varianz der Erhebung von Daten bei unterschiedlichen Akteuren, von der Feuerwehr bis hin zu Versicherungen, macht es so schwierig, belastbare Daten zur Auswertung miteinander verschränken zu können. Die vfdb Brandschadenstatistik hat sich dennoch dieses Ziel auf die Fahne geschrieben und strebt an, den Brandschutz durch eine belastbare Datenanalyse verbessern zu können.
Ganz aktuell ist ja der Brandschutz im Zusammenhang mit Elektromobilität und allgemein mit (Lithium-Ionen-)Batterien, wie auch schon bei den Ingenieurmethoden erwähnt. Geben Sie uns eine kleine Vorschau?
Roman Peperhove: Batterien sind ein zentraler Baustein für eine nachhaltige und regenerative Stromversorgung. Aufgrund des sich beschleunigenden Klimawandels wird auch die Verbauung und der Einsatz von Batterien zukünftig weiter deutlich zunehmen. Gleichzeitig sind allerdings die Verhaltensweisen von Batterien unter Hitzelast oder im Brandfall, wie etwa Großspeicheranlagen, noch zu wenig erforscht – gerade Einsatzkräfte müssen aber wissen, welche Gefahren hier lauern und wie sie reduziert werden können. Solchen Fragen wird sich die Fachsitzung widmen.
Herr Peperhove, die Interschutz in Hannover ist die Weltleitmesse für Feuerwehr, Rettungswesen, Bevölkerungsschutz und Sicherheit. Die vfdb hat ja mit dem Roten Hahn die Vorläufermesse der Interschutz ins Leben gerufen und ist bis heute ideeller Träger der Veranstaltung, neben dem Deutschen Feuerwehrverband und dem VDMA. Welchen Beitrag zu leisten ist Ihnen hier besonders wichtig?
Roman Peperhove: Wie Sie richtig sagen, ist die Interschutz die Weltleitmesse zu unseren Themen. Aus diesem Grund ist es uns besonders wichtig, mit unserem Netzwerk und unserer Erfahrung vor allem die hohe Expertise der Einsatzkräften und der Praxis in die Messe einzubringen. Als ideeller Träger ist es unser zentrales Ziel, ideelle Aussteller zu unterstützen und zu begleiten, um die Messe für sich nutzen zu können. Darüber hinaus bereichern wir die Messe mit der Organisation von Events und Veranstaltungen während der Veranstaltungstage. Die nächste Interschutz findet 2026 statt; das hört sich scheinbar weit weg an, aber die Vorbereitungen für dieses Highlight laufen bereits auf Hochtouren. Ich freue mich darauf, Sie dort begrüßen zu dürfen.