Videobasierte Sicherheitskonzepte von Heitel
Technik von Heitel ist allein in Deutschland in mehr als 300 Not- und Service-Leitstellen (NSL) vertreten. Unter anderem mit seinen Video Gateways bietet der Hersteller videobasier...
Technik von Heitel ist allein in Deutschland in mehr als 300 Not- und Service-Leitstellen (NSL) vertreten. Unter anderem mit seinen „Video Gateways“ bietet der Hersteller videobasierte Sicherheitskonzepte, die über die bloße Aufzeichnung hinausgehen. Es geht darum, den Verantwortlichen in der Leitstelle sämtliche alarmrelevanten Informationen vollautomatisch zur Verfügung zu stellen – das sind nicht nur Livebilder, sondern Videosequenzen aller alarmrelevanten Kamers. GIT SICHERHEIT befragte dazu Torsten Ulmer, Regional Sales Manager Security DACH (NSL) bei Heitel, Honeywell.
GIT SICHERHEIT: Herr Ulmer, häufig wird in Leitstellen in Deutschland nur eine Einbruchsalarmmeldung aufgeschaltet. Welche Argumente sprechen für die Videoaufschaltung?
Torsten Ulmer: Dafür sprechen mehrere Aspekte wie die Möglichkeit der Verifikation und Alarmvorprüfung, Es gibt viele Einsatzgebiete, in denen klassische Einbruchmeldetechnik nicht ausreicht, insbesondere wenn es darum geht, Gefahrensituationen bereits im Vorfeld zu detektieren – das gilt etwa im Perimeterschutz. Eine Einbruchmeldeanlage detektiert zuverlässig einen Einbruch, in den meisten Fällen ist der Täter zum Zeitpunkt der Alarmbearbeitung aber schon in das Objekt eingedrungen und oftmals bereits entkommen, wenn die aktive Intervention ansetzt. Eine Videoverifikation bringt handfeste Vorteile – sozusagen Alarmvorprüfung und Verifikation ohne Zeitverzug. In Verbindung mit Audio besteht die Möglichkeit, direkt aus der Leitstelle zu intervenieren, Personen anzusprechen und unter Umständen von ihrem Tun abzuhalten. Moderne proaktive Videoalarmsysteme setzen noch früher an.
Sie meinen durch Gefahrenerkennung im Vorfeld?
Torsten Ulmer: Richtig. In Verbindung mit leistungsfähigen Detektionstechnologien ist eine Freigeländeüberwachung möglich. Dadurch lassen sich potenzielle Gefahrensituationen bereits im Vorfeld detektieren und werden gemeldet. Eine direkte und qualifizierte Beurteilung solcher Gefährdungslagen durch eine Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) kann in der Regel dazu führen, dass Schaden verhindert wird, der Täter somit erst gar nicht in das Gebäude eindringt. Videobasierte Sicherheitskonzepte kommen zunehmend als Ergänzung oder zur Substitution klassischer Sicherheitskonzepte zum Einsatz.
Nennen Sie uns ein paar typische Einsatzfelder für Videofernüberwachung?
Torsten Ulmer: Sie sind generell gesprochen überall dort im Einsatz, wo eine Alarmverifikation oder eine Alarmvorprüfung als interventionsbegleitende und unterstützende Maßnahme gefordert ist. Es geht aber auch um Fälle, in denen ein komplettes videobasiertes Sicherheitskonzepte gefordert ist. Das sind beispielsweise Perimeterschutz, Retail- und Shopkonzepte, Foyerüberwachung, Banken, Spielhallen, der Privatbereich, Logistik oder kritische Infrastrukturen. Videofernüberwachung ist eigentlich der falsche Begriff – wir stellen vielmehr Videobilder und andere sicherheitsrelevante Informationen anwendungsbezogen zur Verfügung. Wir liefern sozusagen das richtige Bild und die richtige Information zur richtigen Zeit. Die Bezeichnung „Videobasiertes Sicherheitskonzept unter Einbeziehung von NSL“ trifft es eher.
Welche Gründe stehen bei Ihren Kunden im Vordergrund, wenn es um die Entscheidung für ein solches System von Heitel geht?
Torsten Ulmer: Wichtige Argumente für unsere Kunden sind vor allem Kontinuität, Produktpflege und Abwärtskompatibilität. Filialisten vor allem legen Wert darauf, dass eine einheitliche und langfristig verfügbare Produktpolitik verfolgt wird. In technischer Hinsicht geht es in erster Linie um Qualität, Ausfallsicherheit und Funktionsstabilität. Wenn dann doch mal etwas ausfällt, z. B. Kamera oder Festplatte muss dies sofort in der Leitstelle oder beim Serviceprovider (Errichter) registriert werden. Sämtliche Komponenten und die teilweisen komplexen Kommunikationsinfrastrukturen (öffentliche und private Netzte) werden permanent überwacht, ein Ausfall wird unverzüglich festgestellt und weitergemeldet Darüber hinaus ist eine intuitive Oberfläche für die Inbetriebnahme, Parametrierung, Archivauswertung und Alarmbearbeitung ein wesentlicher Aspekt bei der Entscheidung.
Welche Verfahren setzt Heitel hier ein?
Torsten Ulmer: Heitel hat in der Vergangenheit einiges an Innovationen hervorgebracht und war immer schon nahe an dem klassischen Markt für elektronische Sicherheitstechnik. Das spiegelt sich auch in den technischen Verfahren wieder. Dazu zählt z. B. HT Connect zur einfachen und sicheren Integration von Videotechnik in komplexe Netzstrukturen. Damit ist es in der Regel möglich, unsere Systeme sozusagen per Plug-and-Play in Betrieb zu nehmen, ohne Firewall oder Router zu parametrieren. Auch dynamische IP-Adressen sind damit kein Problem, eine Inanspruchnahme zusätzlicher Netzdienstleistungen ist nicht erforderlich. Wichtig ist auch HT Healthcheck, wenn es darum geht, die Verfügbarkeit und Funktion sicherzustellen und zu überwachen. HT Alarm dient dazu, Einbruchmeldeanlagen und Videotechnik funktionell miteinander zu verzahnen, oder periphere sicherheitstechnische Komponenten (Bewegungsmelder, Öffnungskontakte, Sensoren, Scharfschalteinrichtungen, Signalgeber u.v.m.) direkt an unsere Systeme anzuschließen.
Worin sehen Sie weitere wesentliche Merkmale, mit denen sich Ihre Systeme von denen des Wettbewerbs unterscheiden?
Torsten Ulmer: Es gibt auf dem Markt natürlich eine Vielzahl an preisgünstigen Geräten, mit denen man problemlos und mit guter Qualität eine Videoaufzeichnung durchführen kann. Das sind dann eben Geräte, deren Funktionsumfang auf dem Schwerpunkt Aufzeichnung liegt. Wenn allerdings videobasierte Sicherheitskonzepte gefordert sind, werden zusätzliche Leistungsmerkmale gefordert. Es geht hierbei nicht unbedingt nur um die Übertragung von Videobildern zur Leitstelle, sondern vielmehr darum, dass sämtliche alarmrelevanten Informationen vollautomatisch dem Operator in der NSL zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören unter anderem auch die Videosequenzen der alarmrelevanten Kameras zum Zeitpunkt der Alarmauslösung. Livebilder sind wichtig und werden selbstverständlich auch benötigt – aber sie eignen sich eben nicht dazu, eine vermeintliche Gefahrensituation, die zum Zeitpunkt der Bearbeitung durch die NSL bereits einige Sekunden zurückliegt, beurteilen zu können.
Warum schreckt so manche Leitstelle vor dem Thema Videoaufschaltung zurück?
Torsten Ulmer: Videoaufschaltungen sind bei vielen Leitstellen ein Reizthema, da häufig ein relativ hoher und zeitintensive Personalaufwand entsteht. Deshalb muss das Gesamtkonzept stimmen: Auf Objektseite ein videobasierte Sicherheitssystem, das in der Lage ist, die erforderlichen Informationen ohne Zeitverlust und unter Beachtung der erforderlichen Sicherheitsstandards zu übertragen. Auf der Leitstellenseite wird ein entsprechendes Videoalarm-Empfangssystem benötigt, das auch in die vorhandene Infrastruktur integriert werden kann. Heitel ist allein in Deutschland in mehr als 300 Leitstellen vertreten. Grund hierfür ist auch die Tatsache, dass eine klare Trennung der Verantwortungsbereiche möglich ist.
Könnten Sie das etwas näher erläutern?
Torsten Ulmer: Es funktioniert so ähnlich wie bei der klassischen Alarmübertragung. Dort werden für den Empfang der Alarme Alarmempfangseinrichtungen verwendet. Diese verfügen dann über Schnittstellen, über welche die Integration in das LST-Managementsystem erfolgt. Heitel hatte von jeher eine ähnliche Philosophie. Wir können den Leitstellen Videoalarmempfangseinrichtungen zur Verfügung stellen, die eine Schnittstelle für übergeordnete Managementsysteme hat, über die dann eine problemlose Integration erfolgen kann und die Verantwortungsbereiche – anders als bei klassischen Software-Devolopment-Kit-Lösungen (SDK) – klar abgegrenzt sind. Wir sind in der Lage, unseren Kunden ein Komplettpaket zur Verfügung zu stellen. Leistungsfähige Detektionstechnologien, interdisziplinäre Systemplattformen, und speziell abgestimmte Softwarepakete für NSL – alles aus einer Hand.
Aus Sicht der Leitstelle: Welche Zusatzfunktionen kann sie Ihren Kunden anbieten?
Torsten Ulmer: Beispielsweise die Auswertung von Transaktionsdaten, etwa im Einzelhandel. Außerdem: Virtuelle Bestreifung, automatische Wächterrundgänge, Verifizierung bei Überfallalarmen und Überfallverdachtsalarmen, Substitution oder Ergänzung von personellen Dienstleistungen, insbesondere im Bereich Perimeterschutz und Freigeländeüberwachung, allgemeine Archivauswertung zur Klärung von Delikten und Vorfällen, die Erstellung von Alarmprotokollen mit vorgangrelevanten Bildern für den Kunden – oder die Überwachung der Funktionsfähigkeit des kompletten Videosystems.
Was muss bei der Planung und Projektierung von Videoaufschaltungen beachtet werden? Wo sind Grenzen?
Torsten Ulmer: Eine fachgerechte Planung und Projektierung ist mindestens so entscheidend wie die verwendete Technik. Das fängt bei der Positionierung der Kameras an und hört bei der Leitstellenaufschaltung und der Planung von Interventionsmaßnahmen auf. Verbände, wir und andere Hersteller bieten entsprechende Seminare und Schulungen an. Errichter, Planer und Vertriebsbeauftragte sind gut beraten, derartige Angebote zu nutzen.
Welche Faktoren werden aus Ihrer Sicht die zukünftige Marktentwicklung bestimmen?
Torsten Ulmer: Smart Home und Internet der Dinge sind momentan (wieder) in aller Munde. Hier können wir uns auch gut positionieren, weil wir anderes als manche Marktbegleiter aus der klassischen Sicherheitstechnik kommen. Im Fokus steht Sicherheit für den Kunden. Dazu gehören auch der Schutz von Daten und der Schutz der Privatsphäre. Wir haben kein Interesse daran, Daten zu sammeln oder Hintertüren offen zu lassen. Cloudlösungen sind ein weiteres Thema. Hier werden wir sicher auch künftig interessante Lösungen anbieten. Wichtig ist auch hierbei, dass man das Thema umfassend angeht und auch die NSL entsprechend einbezieht. Insbesondere im Zusammenhang mit Cloudlösungen stellt sich für viele Anwender die Frage, warum Kameras – die immer leistungsfähiger werden und mit vielen Zusatzfunktionen ausgestattet werden können – künftig nicht direkt an einen zentralen Cloud-Server angeschlossen werden. Wir sind der Ansicht, dass eine Instanz vor Ort nach wie vor Sinn macht und zielführend ist bzw. sein wird, insbesondere unter dem Aspekt Interdisziplinäre Systemtechnik. Außerdem entscheidend für die weitere Entwicklung des Marktes ist die immer mehr an Bedeutung gewinnende Kooperation zwischen privaten Sicherheitsdienstleistern und hoheitlichen Stellen (Polizei). Die Polizei z. B. wird künftig verstärkt auf entsprechende Zuarbeit privater Sicherheitsunternehmen angewiesen sein. Die privaten Dienstleister wiederum sind zunehmend (Stichwort demografischer Wandel, Mindestlohn, Personalbedarf) auf intelligente technische Konzepte angewiesen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Hersteller, die unter diesen Aspekten und den sich daraus ergebenen Anforderungen umfassende Lösungen anbieten, werden sich gut positionieren können.
Business Partner
Xtralis Headquarter DACHHamburger Chaussee 339-345
24113 Kiel
Deutschland
Meist gelesen
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
Top Player Maschinensicherheit – Oscar Arias, Schmersal
GIT SICHERHEIT im Interview mit Oscar Arias, Chief Sales Officer (CSO), Schmersal Gruppe.
Wenn das Gehirn rotiert - Warum ein effektiver Kopfschutz auch vor Rotationsenergie schützen sollte
Schutzhelme bieten im Allgemeinen nur unzureichenden Schutz vor schrägen Stößen.
Phoenix: der erste Barfuß-Sicherheitsschuh auf dem Markt
Baak bringt mit "Phoenix" nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit den ersten Barfuß-Sicherheitsschuh auf den Markt.
Wie Unternehmen und Polizei zusammenarbeiten
GIT SICHERHEIT im Interview mit Julia Vincke, Leiterin Unternehmenssicherheit BASF, und Bettina Rommelfanger, Polizeivollzugsbeamtin am Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW).