Werkschutz bei der Flugsicherung in Langen
Die DFS Deutsche Flugsicherung in Langen ist zuständig für die Kontrolle des zivilen und des überörtlichen militärischen Flugverkehrs in Deutschland. Das bundeseigene, privatrechtl...
Die DFS Deutsche Flugsicherung in Langen ist zuständig für die Kontrolle des zivilen und des überörtlichen militärischen Flugverkehrs in Deutschland. Das bundeseigene, privatrechtlich organisierte Unternehmen ist 1993 Nachfolger der Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS). Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach mit Gerd Sagerer, Leiter Werkschutz DFS Deutsche Flugsicherung GmbH.
GIT SICHERHEIT: Herr Sagerer, Sie sind Werkschutzleiter bei der DFS in Langen, geben Sie uns einmal eine Vorstellung von der Größe Ihres Unternehmens und dessen Struktur?
Gerd Sagerer: Etwa die Hälfte aller ca. 6.000 bundesweit tätigen Mitarbeiter der DFS arbeitet hier am Unternehmenssitz in Langen. Für diesen bin ich zuständig, und hier habe in meiner Funktion als Werkschutzleiter meinen Sitz. Wir betreiben hier eine von vier Kontrollzentralen – neben Langen gibt es noch Zentralen in Bremen, Karlsruhe und München. Außerdem werden 16 Tower an den internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland von der DFS betrieben.
Wie kann man sich die Aufgabenverteilung zwischen Kontrollzentrale und Tower vorstellen?
Gerd Sagerer: Man kann sagen, dass die Flugsicherung im Schwerpunkt von den vier Kontrollzentralen aus gemanagt wird. Etwa 90 Prozent der Überwachungs- und Steuerungsaufgaben laufen über sie – nicht über die Tower, wie viele meinen. Der Tower ist verantwortlich für den Flughafen, also für Start- und Landefreigaben, für rollenden Verkehr, auch für Autos, die sich auf den Rollwegen und Pisten bewegen. Das Kontrollzentrum hier in Langen kontrolliert den Flugverkehr, grob gesagt über Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland. In diesem Bereich liegen die Flughäfen Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und eine Reihe kleinerer Flughäfen. Insgesamt beschäftigt die Deutsche Flugsicherung etwa 2.000 Fluglotsen, davon etwa 650 bei uns am Hauptstandort Langen.
Könnten Sie uns einmal einen überschlägigen Einblick in die Sicherungsaufgaben der DFS geben?
Gerd Sagerer: Bei uns geht es insbesondere um die Sicherung der Einrichtung die der Sicherheit des Flugverkehrs dienen. Neben der Sicherung unsere Control Center, Tower und Sendestelle geht es auch um die Sicherung der Fluglotsen-Akademie – daher kommt auch die bei uns gebräuchliche Bezeichnung „Campus Langen“. Dazu kommen die Unternehmenszentrale selbst, das Logistische Zentrum sowie das Forschungszentrum und Systemhaus. Letztere dienen der Entwicklung von Flugsicherungstechnik. Das Krisenmanagement erfolgt jeweils an den einzelnen Standorten, sofern das Ereignis örtlich begrenzt bleibt. Darüber hinaus besteht bei der DFS noch ein großes Lage- und Informationszentrum (LIZ), die für besondere Ereignissen ihre Arbeit aufnimmt.
Wie sieht Ihr Sicherheitskonzept hier am Campus Langen aus?
Gerd Sagerer: Ich bin seit knapp zwei Jahren hier tätig. Als ich kam, gab es hier bereits Einrichtungen für den Perimeterschutz, inklusive Kameras und sonstiger Hardware. Diese war allerdings nur zum Teil aktiv. Hintergrund dafür war eine Philosophie des freien Zugangs. Das parkähnlich angelegte Gelände war wie an einer Universität grundsätzlich frei zugänglich und betretbar. Sukzessive kam es zur stärkeren Sicherung sensibler Bereiche – aber grundsätzlich blieb alles Tag und Nacht frei zu betreten. Ich bin damals dazu übergegangen, zunächst einmal zumindest nachts das Gelände schließen zu lassen, dazu brauchte ich nur die vorhandenen Einrichtungen zu aktivieren. Seit Dezember 2014 ist der Campus Langen aber auch tagsüber ein vollständig zugangskontrollierter Bereich.
Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Gerd Sagerer: Es gab keinen konkreten Anlass für diesen Wechsel der Sicherheitsphilosophie – wir hatten es also nicht etwa mit aktuellen Bedrohungen irgendwelcher Art zu tun. Mit der Aktivierung der Zutrittskontrollen haben wir nur die Sicherheitsstandards den heute geltenden Erfordernissen für die Art Infrastruktur angepasst und dadurch für einen besseren Schutz unserer Einrichtungen vor Gefahren gesorgt. Diese ergeben sich beispielsweise daraus, dass auf dem Gelände ständig Drittunternehmer, Handwerker, einschließlich Subunternehmer tätig sind. Wenn etwa Schalter ausgewechselt, Rohre ausgetauscht, an Leitungen gearbeitet wurde, geschah das oft unangemeldet und unbeaufsichtigt. Keiner hatte den genauen Überblick wer wann da ist und was er wo auf dem Gelände genau macht. Wäre es zum Beispiel bei Schweißarbeiten nach Feierabend zu einem Schwelbrand gekommen, hätte man nur schwer und zeitverzögert nachvollziehen können, wo die Ursache liegt. Auch kam es zu einigen Büro-, Fahrrad- und Altmetalldiebstählen zum Nachteil von Mitarbeitern und der DFS.
Es geht ja auch um den Schutz der technischen Anlagen, etc.?
Gerd Sagerer: Ja – und um Datenschutz. Bei freiem Zugang des Geländes konnte man nicht ausschließen, dass jemand unbefugt an die Rechner gelangten. Hier geht es zum Beispiel um Softwarelizenzen die geschützt werden müssen. Aber wir müssen auch unsere eigene Forschung vor Werkspionage schützen. Die Flugsicherungstechnik wird hier zum Teil von uns selbst entwickelt, da es für sie keinen nennenswerten Markt gibt, auf dem man sie einkaufen könnte: In der Radartechnik, der Technik für Sende- und Empfangsstellen, Peiler etc., steckt erhebliche Entwicklungsarbeit, die geschützt werden muss. Wir definieren uns deshalb auch als Kritische Infrastruktur. Dazu kommt natürlich noch die normale Verkehrssicherungspflicht auf dem Campus Langen. Wir müssen Arbeitsunfälle verhindern – aber auch Schwarzarbeit. Es gab also nicht den einzigen konkreten Anlass für eine Verbesserung des Geländeschutzes, sondern eine Vielzahl ganz verschiedener Gründe.
Wie sieht das Sicherheitskonzept im Groben aus?
Gerd Sagerer: Das Gelände ist vollständig umzäunt und über Drehkreuzanlagen zugänglich. Außerdem arbeiten wir mit Videoüberwachungstechnik und mit patrouillierenden Streifengängern am Zaun und in der Fläche. Wir haben mehrere Sicherheitszentralen mit Monitoren – also sämtliche Einrichtungen des klassischen Werkschutzes. Auch werden vom DFS-Campus Langen aus die Sicherheit unserer Sendeanlagen die im ganzen Bundesgebiet verteilt sind – dabei arbeiten wir übrigens zusätzlich mit externen Dienstleistern vor Ort zusammen – überwacht. Außerdem haben wir Vereinzelungsanlagen mit Chipkarten und Ausweislesern. Wir nutzten intelligente Videotechnologie, die für einen besonderen Schutz sensibler Bereiche sorgt. Dazu gehört gegebenenfalls auch eine automatische Personenverfolgung. Alles wird selbstverständlich auch aufgezeichnet. Wir sind jetzt auf einem sehr guten Sicherheitsstandard – vergleichbar mit dem auf den Flughäfen.
Welche aktuellen Projekte verfolgen Sie im Werkschutz derzeit?
Gerd Sagerer: Wir sind dabei, unsere Alarmempfangsstelle weiter auszubauen. Dabei geht es uns vor allem um die Aufschaltung der Brandmeldeanlagen. Wenn wir technische Dienstleister auf dem Gelände haben, werden Brandmelder teils abgeschaltet – dann müssen Ersatzmaßnahmen eingeleitet werden, etwa in Form einer Brandwache. Das muss gemanagt werden, Dienstleister müssen beispielsweise dafür sensibilisiert werden, dass sie sich in ihren Pausen abmelden, etc. Innerhalb der nächsten zwei Jahre wollen wir unser Alarmmanagement neu aufsetzen. Alle Gefahrenmeldeanlagen sollen technisch einheitlich zusammengeführt werden. Das ermöglicht uns die nachvollziehbare Protokollierung und rechtssichere Dokumentierung aller Ereignisse. Auch unsere Sicherheitszentralen (NSL) werden erneuert, auch wenn wir hier normativ nicht gebunden sind. Wir orientieren uns grundsätzlich am Stand der Technik.
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