40 Jahre Wagner: Ein Jubiläumsgespräch mit Firmengründer Werner Wagner
Brandschutzkonzepte, ganzheitlich und individuell geplant, die Brandvermeidungslösung Oxyreduct und der Ansaugrauchmelder Titanus zur Brandfrühesterkennung dafür ist Wagner heute ...
Brandschutzkonzepte, ganzheitlich und individuell geplant, die Brandvermeidungslösung „Oxyreduct“ und der Ansaugrauchmelder „Titanus“ zur Brandfrühesterkennung – dafür ist Wagner heute weltweit bekannt. 2016 ist das Jahr seines 40jährigen Bestehens. Firmengründer Werner Wagner wirft einen Blick zurück – und in die Zukunft.
GIT SICHERHEIT: Herr Wagner, 40 Jahre sind ein Grund zum Feiern. Erzählen Sie uns kurz zum Einstieg, wie alles angefangen hat, 1976?
Werner Wagner: Ich hatte immer Spaß daran, Verantwortung zu übernehmen, und Ingenieur war mein Traumberuf. Deshalb habe ich nach der Ausbildung zum Fernmeldehandwerker doch noch Nachrichtentechnik studiert und mich 1976 direkt als Ingenieurbüro Werner Wagner, Alarm- und Fernmeldetechnik selbstständig gemacht. Nach sechs Jahren kam der Auftrag, das atomare Zwischenlager in Gorleben zu sichern. Mit einem Team von gerade einmal 16 Mitarbeitern haben wir uns als Newcomer dabei gegen große Mitbewerber durchgesetzt und eine umfangreiche Freilandüberwachung für die Außenanlagen konzipiert und baulich umgesetzt. Eine GSG9-Truppe versuchte im Anschluss unsere Anlage auszutricksen – und blieb erfolglos.
Wieso bekam ein so junges Unternehmen einen solchen Auftrag?
Werner Wagner: Das haben sich alle gefragt! Wir haben gemeinsam mit dem Auftraggeber Pläne für die Sicherung des Zwischenlagers entworfen, die er von anderen so nicht bekommen hat. Unsere Ideen und Konzepte waren ganz neu. Ich denke, darum haben sich die Verantwortlichen für uns stark gemacht.
Wie kam der Schwenk zur Brandschutztechnik?
Werner Wagner: Ein Rechenzentrum, für das wir ebenfalls eine Einbruchmeldeanlage realisiert hatten, benötigte eine Brandfrüherkennung zur Überwachung seiner Server – der Kunde hatte zuvor einen Brandschaden erlitten und wollte nun vorbeugen. Dieser Sonderauftrag stellte die Weichen für unsere Entwicklung zum Spezialisten für Branddetektion im IT-Bereich. Bald darauf haben wir unseren ersten Ansaugrauchmelder zur Brandfrüherkennung entwickelt.
Wie wichtig der Brandschutz ist, fällt manchem erst richtig auf, wenn es mal gebrannt hat, also wenn es zu spät ist. Wie bringt man die Kunden dazu, das Thema früher zu beachten?
Werner Wagner: Die verantwortlichen Entscheider müssen für das Thema sensibilisiert werden. Ich habe zu Beginn Vorträge in ganz Deutschland gehalten und Rauchversuche in Rechenzentren durchgeführt, um auf bestehende Problematiken hinzuweisen. Da haben die Techniker dann zum Beispiel gesehen, dass ihre Brandmelder zu spät oder gar nicht erst ansprachen. So kam die Sache ins Rollen.
Was war das erfolgreichste Produkt, das Sie eingeführt haben?
Werner Wagner: Das erfolgreichste Produkt, das wir haben, sind unsere Ansaugrauchmelder Titanus. Damit sind wir Technologieführer für hochsensible Systeme weltweit geworden. Das Konzept dahinter lautete, Rauch sehr frühzeitig und gleichzeitig fehlalarmsicher zu erkennen. Zwei Gramm stoffliche Umsetzung innerhalb von 180 Sekunden reichen hier bereits aus, um in der Pyrolysephase Rauch zu detektieren.
Und wie kam es zu Oxyreduct, Ihrem aktiven Brandvermeidungssystem?
Werner Wagner: Bei EDV oder Telekommunikation liegt die Verfügbarkeit üblicherweise bei 99,9 Prozent. Die Hochverfügbarkeit von Rechenzentren ist somit von existenzieller Bedeutung für die Betreiber. Deshalb wollte ich Räume gleich in einen Zustand versetzen, bei dem es nicht oder nur sehr, sehr schwer brennen kann. Die Brennbarkeit von Feststoffen und auch Flüssigkeiten steht in direktem Zusammenhang mit der Sauerstoffkonzentration. Durch die kontrollierte Zufuhr von Stickstoff in den Schutzbereich wird das Sauerstoffniveau reduziert und eine Schutzatmosphäre aufgebaut. Wir minimieren das Brandrisiko von vornherein.
Welche Rolle spielt die Vernetzung der Gebäudetechnik für die Sicherheit?
Werner Wagner: Der Mensch ist in Gefahrensituationen häufig das schwächste Glied, weil er unter Stress zu Fehlern neigt. Wir haben darum ein System entwickelt, das eine Vielzahl von Systemen der Sicherheits- und Gebäudeleittechnik integriert und über mehr als 500 herstellerunabhängige Schnittstellen zu Sicherheitssystemen, wie Brandmeldesystemen, Videoüberwachung, Zutritts-, oder Evakuierungssystemen verfügt. Mit VisuLAN stehen alle Informationen zur Gebäudetechnik an zentraler Stelle zu Verfügung und lassen sich von dort steuern. Und es lassen sich Programme hinterlegen, die in einer Gefahrensituation automatisch ablaufen und zum Beispiel die Benutzung von Aufzügen unterbinden. So werden Gefahrensituationen besser beherrschbar.
Wie wird sich der Markt für Brandfrüherkennung aus Ihrer Sicht weiter entwickeln?
Werner Wagner: Der Brandschutzmarkt allgemein wächst jedes Jahr um etwa 3 Prozent. Und die Bedeutung des Brandschutzes wird tendenziell zunehmen: Zum einen wird in Unternehmen immer mehr Stromenergie für Automatisierung und Digitalisierung benötigt. Damit steigt auch die Brandgefahr, denn häufig wird die Energie in Wärme umgesetzt und muss abgeführt werden. Zum anderen kann sich im digitalen Zeitalter kein Unternehmen eine Betriebsunterbrechung leisten. Vor allem im Logistikbereich erwarten Kunden, dass bestellte Waren am nächsten Tag geliefert werden. Kann ein Unternehmen nicht liefern, gefährdet dies schnell seine Existenz. Darum hat der Brandschutz und die Brandfrüherkennung eine immer größere Bedeutung.
Sie haben sich schon stark konzentriert auf Rechenzentren...
Werner Wagner: Wir schützen Dinge, die unwiederbringlich sind. Dazu gehören wertvolle Daten in Rechenzentren wie 1&1 oder Noris Network, aber auch einzigartige Stücke in Museen oder Bibliotheken wie der British Library. Ja sogar im Weltraum auf der ISS sorgt unsere Technik für Sicherheit.
Ihr Unternehmen ist 40 Jahre alt und feiert Jubiläum. Wie wird sich Wagner weiterentwickeln?
Werner Wagner: Wir haben heute fast 500 Mitarbeiter, im Geschäftsjahr 2015/2016 haben wir ein Umsatzwachstum von 13 Prozent auf 88 Millionen Euro. Der Markt, in dem wir tätig sind, ist weltweit unbegrenzt. Wir könnten sicherlich viel schneller wachsen, aber das wollen wir gar nicht. Ich bin sicher, dass diese Firma eine große Zukunft hat, wenn wir es richtig machen. Dabei spielen auch neue Produkte wie der Ansaugrauchmelder Titanus Multi Sens, den wir im Herbst auf den Markt bringen, eine Rolle. Damit sind wir in der Lage, nicht nur zu erkennen, dass es brennt, sondern auch, was brennt. Und mit meinem Sohn Torsten habe ich jemanden im Unternehmen, der neben mir Geschäftsführer ist und es in meinem Sinne weiterführt. Mein Ziel ist es, in drei Jahren nicht mehr im aktiven Dienst zu sein.
Werden Sie auf der Security 2016 in Essen ausstellen?
Werner Wagner: Die Security ist für uns ein wichtiges Instrument unserer Markenkommunikation und Vertriebsarbeit. Wir sehen die Messe nach wie vor als Netzwerk- und Kommunikationsplattform der Branche und werden auch in diesem Jahr wieder als Aussteller dabei sein. Standbesucher dürfen sich auf neue Brandschutzkonzepte und Technologien zum Anfassen freuen – und natürlich feiern wir gemeinsam unser Jubiläum.
Business Partner
Security Essen 2016
Deutschland
Meist gelesen
Wenn das Gehirn rotiert - Warum ein effektiver Kopfschutz auch vor Rotationsenergie schützen sollte
Schutzhelme bieten im Allgemeinen nur unzureichenden Schutz vor schrägen Stößen.
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
Lockout, Tagout – wann LOTO eine sinnvolle Schutzmaßnahme ist
Organisatorische Schutzmaßnahmen an Maschinen- und Anlagen: LOTO – Lockout, Tagout – im Fokus
Top Player Maschinensicherheit – Oscar Arias, Schmersal
GIT SICHERHEIT im Interview mit Oscar Arias, Chief Sales Officer (CSO), Schmersal Gruppe.
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.