Arbeitssicherheit goes Gamification - Mondi stellt Gaming-App im Bereich Safety vor
Mittwoch 29.07.2020 um genau 10:29 meldet sich mein E-Mail-Client mit der üblich lieblichen Tonfolge der „Windows Notify Email.wav-Datei“
Mittwoch 29.07.2020 um genau 10:29 meldet sich mein E-Mail-Client mit der üblich lieblichen Tonfolge der „Windows Notify Email.wav-Datei“. Als eingefleischtes Arbeitstier, das ständig darum bemüht ist, sein Postfach sauber zu halten, stürze ich mich begierig auf die elektronische Post. Souverän trennt mein linker Zeigefinger in Windeseile die Spreu vom Weizen: Nein, nein, ja, nein, nein, nein, ja, vielleicht und … hoppla – was ist das denn? Eine E-Mail erregt meine Aufmerksamkeit. Ein Selbstversuch mit anschließendem Interview. Von Dr. Timo Gimbel.
Im Betreff steht: „Mondi lanciert Gaming-App zum Thema Arbeitssicherheit!“ „Na gut“, sage ich mir, „das schauen wir uns doch mal genauer an.“ Wie sich schnell her-ausstellt, hat Mondi, ein globaler Anbieter von Verpackungs- und Papierlösungen, eine eigene App mit dem Namen „Heads Up!“ entwickelt, die den Nutzern das Thema Arbeitssicherheit auf spielerische Weise vermitteln soll, eben in Form einer Gaming-App. Nun ist die „Safety-Szene“ nicht unbedingt für „hippe Themen“ bekannt – weshalb ich umgehend beschließe, hieraus einen richtigen Beitrag für die GIT SICHERHEIT zu machen. Ein Teams-Meeting später steht der Plan. Wir machen ein Interview mit Sabine Nellen, Safety und Health Manager bei Mondi Corrugated Solutions, ein Segment der Business Unit Corrugated Packaging, die die Entwicklung der App geleitet hat.
GIT SICHERHEIT: Frau Nellen, das Thema Safety in Form einer Gaming-App zu vermitteln und Mitarbeiter*innen auf diese Art zu schulen, ist ein absolutes Novum. Wie kamen Sie auf die Idee und was war Ihre Motivation?
Sabine Nellen: Unser Unternehmen hat eine ausgeprägte Gesundheits- und Sicherheitskultur. Das heißt auch in der Kommunikation Wege zu finden, die sichere Verhaltensweisen fördern. Dieser Zugang ist ein langfristiges, nachhaltiges Konzept, das von allen Beteiligten mitgestaltet wird und auf Interaktion und Inklusion beruht. Als wir begannen, uns in der Sicherheitskommunikation verstärkt auf die Emotionswelt der Mitarbeiter*innen zu beziehen, haben wir Videos eingesetzt, die inhaltlich den Bogen zwischen unseren Sicherheitsregeln und realistischen Unfällen zu Hause spannten. In der Entwicklung der Mondi Heads Up App, haben wir den Fokus bewusst noch stärker auf die Mitarbeiterbeteiligung verlagert und auch psychologisch Einflüsse berücksichtigt, die mit Hilfe von Gamification verarbeitet werden. Die Idee zur Entwicklung einer eigenen Sicherheits-App ist dann tatsächlich im Zuge eines internen Brainstormings entstanden.
Bereits in Ihrer Pressemitteilung haben Sie darauf hingewiesen, dass Sie sich bei der inhaltlichen Konzeption auf den Priming-Effekt gestützt haben. Was genau hat man darunter zu verstehen und auf welche Art hat dieser Effekt Einfluss auf die Gestaltung der App gehabt?
Sabine Nellen: So genanntes Priming nutzt die menschliche Fähigkeit Dinge unterbewusst wahrzunehmen; vereinfacht gesagt werden versteckte Botschaften übermittelt – in unserem Fall „Sicherheitsbotschaften“. Dieser Effekt wird durch ein positives Umfeld verstärkt, wie beispielsweise in Verbindung mit einem Spiel.
Das Graphik-Design erscheint beinahe wie Pixel-Art. Warum haben Sie sich gerade für diese Form der Darstellung entschieden?
Sabine Nellen: Dabei haben wir uns an unserem Hauptprodukt „Verpackung aus Wellpape“ orientiert. Das Pixel-Art Design entspricht dieser einfachen quadratischen Form.
Ich habe das Spiel natürlich im Vorfeld selbst ausprobiert und gleich zwei Dinge bemerkt: Erstens, es hat einen hohen „Suchtfaktor“. Zweitens, es ist ganz schön knifflig. Bei mir hieß es daher gerade zu Beginn eher „Heads Off“ statt „Heads Up“. Was aber hat Sie zu dieser Namensgebung bewogen?
Sabine Nellen: Heads Up steht für „Aufgepasst“, im Spiel bewegt sich immer etwas, von rechts, links, oben oder unten – deshalb „Heads Up“! Und im (Arbeits-)Leben sollen Tätigkeiten oder Aufgaben mit Sorgfalt bzw. Aufmerksamkeit ausgeführt werden – was natürlich wesentlich zu mehr Sicherheit beiträgt!
Jeder der neun Level des Spiels behandelt einen eigenen Bereich zum Thema Arbeitssicherheit, wie bspw. das Arbeiten in Höhen, den Umgang mit Gefahrstoffen oder das Handling von beweglichen und rotierenden Maschinen. Warum haben Sie sich ausgerechnet für diese Schwerpunkte entschieden? Und planen Sie, das Spiel durch weitere Level und Safety-Themen zu ergänzen?
Sabine Nellen: Die Level basieren auf den „Neun Sicherheitsregeln“ von Mondi, die Themenbereiche mit hohem Gefahrenpotential beschreiben. Für mögliche Adaptionen des Spieles werden wir uns vor allem am Feedback unserer Mitarbeiter*innen orientieren.
Die App steht ja nicht nur den Mondi-Mitarbeiter*innen, sondern der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Sabine Nellen: Wir wollen damit auch vermitteln, dass unser Zugang zur Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen integrierter Bestandteil unserer Unternehmenskultur ist – nicht nur am Arbeitsplatz. Deshalb laden wir auch Familien, Freunde und Bekannte ein, mitzuspielen.
Welche Resonanz haben Sie bisher auf die App erhalten?
Sabine Nellen: Durchweg positiv! Die Beteiligung ist jetzt schon hoch, sowohl innerhalb der Belegschaft, als auch außerhalb: es wird gefahren, gelaufen, gestapelt etc., es gibt unglaublich hohe Scores, die für mich persönlich noch nicht erreichbar sind – aber ich spiele fleißig weiter um mich diesen zu nähern. Viel positives Feedback erreicht uns beispielsweise auch via Email oder über Social Media Nachrichten.
Wie wollen Sie ermitteln, welchen Effekt die App auf die Arbeitssicherheit Ihrer Mitarbeiter hat?
Sabine Nellen: In Summe wollen wir ein sicheres, gesundes und angenehmes Arbeitsumfeld bei Mondi bieten, dabei ist die neue App ein weiteres Instrument. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen uns, dass wir hier einen richtigen Weg einschlagen.
Gamification ist bereits seit einiger Zeit ein häufig verwendeter Begriff im „Marketing-Sprech“: Welches Potential sehen Sie in der App im Speziellen und im Gamification-Prinzip im Allgemeinen?
Sabine Nellen: Wir ermuntern dazu, sich mit den Themen Arbeitssicherheit bzw. Sicherheit auf spielerische Art und Weise auseinanderzusetzen. Das ist aus unserer Sicht ein interessanter, moderner und ganz neuer Weg, den wir hier gemeinsam mit unserem Mitarbeiter*innen gehen. Das Spiel erzeugt Neugierde und Ehrgeiz und sensibilisiert zugleich. Die Interaktivität in Form der Gamification ist ein sehr inkludierendes Tool, was für uns als global agierendes Unternehmen ebenfalls sehr bedeutend ist. Darüber hinaus entspricht diese Form der Kommunikation unserer Unternehmensstrategie verstärkt auf Digitalisierung zu setzen.
Last but not least: Frau Nellen, hat Mondi für die Zukunft noch mehr spannende Projekte zum Thema Arbeitssicherheit in petto?
Sabine Nellen: Dank unserer ausgeprägten Gesundheits- und Sicherheitskultur arbeiten wir immer an neuen Ideen. Unsere erste Priorität gilt eben der Sicherheit und Gesundheit aller Mitarbeiter!
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