Wenn Arbeit krank macht – und was Unternehmen dagegen tun können
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz nehmen zu – ein Trend, der durch Digitalisierung, ständige Erreichbarkeit und steigende Komplexität der Arbeitswelt verstärkt wird. Im Interview mit der Arbeitspsychologin Ivon Ames, Arbeitspsychologin, Wissenschaftlerin an der FernUniversität Hagen und Geschäftsführerin EVAO GmbH, beleuchtet GIT SICHERHEIT die Ursachen, Auswirkungen und präventiven Maßnahmen im Kontext moderner Arbeitsgestaltung. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle psychologischer Expertise im betrieblichen Arbeitsschutz sowie den Herausforderungen und Chancen für Unternehmen im Umgang mit psychischer Gefährdungsbeurteilung.

GIT SICHERHEIT: Frau Ames, erzählen Sie uns bitte zunächst etwas über Ihren persönlichen Werdegang und wie Sie zur Arbeitspsychologie gekommen sind.
Ivon Ames: Ich habe zunächst Betriebswirtschaftslehre studiert und war über 12 Jahre in der Automobilindustrie tätig, vor allem in strategischen Funktionen. Dabei wurde mir zunehmend bewusst, wie stark Arbeitsbedingungen die Gesundheit und auch Leistungsfähigkeit beeinflussen. Das hat mich zum Psychologie-Studium geführt. Heute bin ich Arbeits- und Organisationspsychologin, forsche an der FernUniversität in Hagen zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung und berate mit meinem Team in unserer Ausgründung EVAO Unternehmen zu genau zu diesen Themen. Im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen engagiere ich mich zudem im Vorstand der Sektion Wirtschaftspsychologie.
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz nehmen zu – woran liegt das aus Ihrer Sicht und wie äußert sich das in der Praxis?
Ivon Ames: Der Wandel der Arbeitswelt – etwa durch die zunehmende Digitalisierung hat zu einer Zunahme der Arbeitsverdichtung, ständigen Erreichbarkeit und Komplexität der Arbeitsaufgaben geführt. Mitarbeitende berichten von erhöhtem Zeit- und Leistungsdruck und häufigeren Arbeitsunterbrechungen. Das kann zur Erschöpfung, sinkender Motivation oder auch zu vermehrten Konflikten im Team führen. Die Folgen sind nicht immer sofort sichtbar, wirken sich aber natürlich langfristig auf unsere Gesundheit und Leistung aus.
Mit der Novellierung der DGUV Vorschrift 2 rücken psychische Belastungen stärker in den Fokus des Arbeitsschutzes. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Neuerungen?
Ivon Ames: Die aktuelle Novellierung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es ist sehr zu begrüßen, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Arbeitsschutz dadurch nun gestärkt wird. Das entspricht den realen Anforderungen in der Arbeitswelt. Gleichzeitig erleben wir in der Praxis, dass arbeitspsychologische Fachkompetenz, insbesondere in der Gestaltung psychischer Belastungsfaktoren, noch nicht überall dort ankommt, wo sie gebraucht wird. In den Regelwerken, aber auch in der konkreten Umsetzung, gibt es aus meiner Sicht noch Potenzial, psychologische Expertise stärker zu nutzen. Es braucht heute stärker denn je passgenaue Unterstützung, um Unternehmen und Beschäftigte wirksam zu begleiten.
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