BDGW: Bargeld wie noch nie
30 JAHRE GIT SICHERHEIT FEATURE - Die Wertdienstleister haben seit der Gründung des ersten Unternehmens im Jahr 1966 in Mannheim eine dramatische Entwicklung hinter sich. Dies gilt vor allem für die letzten 30 Jahre.
1990 leisteten die Geld- und Wertdienstleister einen wichtigen Beitrag, um die D-Mark flächendeckend und sicher in der früheren DDR einzuführen. Für kurze Zeit mussten Überkapazitäten aufgebaut werden, um die stark gestiegene Nachfrage zu befriedigen.
Mit der deutschen Einheit entstand ein starkes Lohngefälle, das über viele Jahre zu Marktverzerrungen führte. Unternehmen mit dem Sitz in Bundesländern mit deutlich geringeren Grundlöhnen nutzten die Lohnkostenvorteile für ihre Aktivitäten in benachbarten Ländern mit höheren Löhnen. Eine deutliche Verschärfung der Wettbewerbssituation war die Folge. Dies war über viele Jahre eine gewaltige Herausforderung für die Tarifpolitik des Verbands.
Neue Aufgaben
Positiv für uns war das starke Wirtschaftswachstum im Zuge der deutschen Einheit. Die Löhne stiegen, die Kaufkraft nahm zu und damit auch der Einzelhandelsumsatz. Der Bargeldumlauf stieg stark an. Neue Aufgaben kamen hinzu. Die Kreditwirtschaft zog sich immer mehr aus dem Bargeldhandling zurück. Unsere Mitgliedsunternehmen bestückten fast alle Geldausgabeautomaten. Die Lohnkostenvorteile unserer Mitgliedsunternehmen und ihre steigende Leistungsfähigkeit waren weitere Faktoren.
In diesen Jahren wandelte sich die Branche. Aus reinen Transporteuren wurden Geld- und Wertdienstleister. Die logische Konsequenz war die Umbenennung der früheren Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Werttransportunternehmen zur Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste.
Der Höhepunkt in der Geschichte der Branche und auch des Verbands in den letzten 30 Jahren war die Mitarbeit an der Einführung des Euros im Jahr 2002. Wir haben uns viele Jahre auf diese logistische Meisterleistung vorbereitet. Wir wurden zum ersten Mal von der Bundesbank, der Kreditwirtschaft und auch vom Handel als Partner anerkannt.
Wir waren auf dem Weg zu einem Zahlungsdienstleister, aber nur bis 2006. Die bereits erwähnten Überkapazitäten nahmen zu, der Wettbewerb wurde immer intensiver und auch ruinös. Gefördert wurde die Entwicklung über viele Jahre durch die kriminellen Machenschaften des Unternehmers W. mit einem Unternehmen namens „Heros“. Bis zum Februar 2006 wurde, so gar nicht heldenhaft, ein gigantisches Schneeballsystem mit Kundengeldern aufgebaut. Der Schaden für den Handel betrug rund 500 Millionen Euro. Daraus ergab sich für die BDGW eine äußerst schwierige Situation. Wir haben die BDGW-Sicherheitsvorschriften auf eine völlig neue Grundlage gestellt. Diese waren zuvor ausschließlich auf sichere Geldtransporte ausgerichtet. Mit der Erarbeitung der Prüfsäule 2 haben wir verloren gegangenes Vertrauen zurückholen können und die Gefahr von kriminellen Machenschaften bei den Mitgliedsunternehmen weitgehend reduziert.
Folgen von Corona
Aber die Folgen der Heros-Krise sind „Peanuts“ im Vergleich zu den wahrscheinlichen Folgen der Coronakrise. Diese hat ab dem Frühjahr 2020 und verstärkt im Jahr 2021 zu einem deutlichen Rückgang des Bargelds als Zahlungsmittel geführt. Schon seit Jahren ist feststellbar, dass die Bedeutung des Bargelds gemessen am Umsatzvolumen um einen Prozentpunkt pro Jahr abnimmt. Corona hat dazu geführt, dass fünf bis sieben Jahre übersprungen wurden. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Es kann nicht seriös vorausgesehen werden, wie sich das Zahlungsverhalten in den nächsten Jahren entwickelt. Wir wissen aber, dass sich die Branche dramatisch konsolidieren wird.
Die rückläufige Bedeutung des Bargelds wird zu Strukturveränderungen führen. Wenn immer weniger Bargeld für den Zahlungsverkehr genutzt wird, so wird die Dienstleistung teurer werden müssen. Dies ist eine große Herausforderung für die Mitgliedsunternehmen und die BDGW. Die Bedeutung des Bargelds als Zahlungsmittel nimmt ab. Die Bedeutung des Bargelds als Wertaufbewahrungsmittel nimmt zu.
Es ist so viel Euro-Bargeld im Umlauf wie nie zuvor. Im vergangenen Jahr ist das Bargeldvolumen um fast 11 % auf 1,464 Mrd. Euro. angestiegen.
Innovative Lösungen
Um als Branche eine sichere Zukunft zu haben, genügt es nicht die BDGW und ihre Mitgliedsunternehmen allein zu betrachten. Auch die Politik ist gefragt. Sie hat die Bedeutung des Bargelds erkannt, Parteien haben es in ihren Wahlprogrammen berücksichtigt. Um auch in den nächsten 30 Jahren die flächendeckende Bargeldversorgung der Bevölkerung sicherstellen zu können, muss die dahinterliegende Bargeldinfrastruktur erhalten bleiben. Das bedeutet, dass auch in Zukunft ein entsprechendes Netz aus Geldautomaten und Filialen der Kreditinstitute vorhanden sein muss. Um einer weiteren Ausdünnung dieses Netzes entgegenzuwirken, bedarf es entsprechender politischer Maßnahmen. Sie müssen die Entwicklungen, die von den Geld- und Wertdiensten und den weiteren Dienstleistern im Bargeldbereich heute schon angestoßen werden, ergänzen.
Rund ums Zahlungsmittel Bargeld werden nämlich beständig innovative Lösungen entworfen. Diese Entwicklung wird auch so weitergehen (müssen), um die Konkurrenzfähigkeit des Bargelds gegenüber anderen Zahlungsmitteln für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die Kreditinstitute und den Handel zu erhalten. Innovationen finden sowohl im Bereich der Bargeldversorgung als auch der Bargeldentsorgung statt. Diesbezüglich lassen sich beispielsweise die Entwicklung emissionsfreier Fahrzeuge oder innovative Einzahlungs- und Geldbearbeitungslösungen nennen.
Man sollte in diesem Zusammenhang auch mögliche neue Aufgaben für die Geld- und Wertdienstleister nicht aus dem Blick verlieren. Insbesondere in der Geldbearbeitung gibt es Potentiale, etwa bezüglich des Banknotenrecyclings. Zusammengenommen ließen sich so nicht nur die Kosten für alle beteiligten Akteure des Bargeldkreislaufs senken. Man könnte auch weiteren gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wie dem Klimawandel optimal begegnen. Geleitet von der Mission, der Vision und den Werten der BDGW. Unter diesen Bedingungen haben Bargeld, die BDGW und ihre Mitgliedsunternehmen eine Zukunft.
„Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird die Bedeutung von Bargeld als Zahlungsmittel weiter zurückgehen. Wir werden innovative und effiziente Lösungen entwickeln, damit Bargeld konkurrenzfähig bleibt.
Dr. Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer BDGW
Business Partner
BDGW - Bundesvereinigung Deutscher Geld- und WertdiensteAm Weidenring 56
61352 Bad Homburg
Deutschland
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