28.11.2019 • TopstoryBDSWCyberangriffeCyberattacke

Brennpunkt Großstadt - Sicherheit im urbanen Raum. Die 6. „State of Security“ in Berlin

Zum sechsten Mal luden der Sicherheitsdienstleister Kötter Security und die ebenfalls zur Kötter Unternehmensgruppe gehörende German Business Protection (GBP) Sicherheitsexperten z...

Zum sechsten Mal luden der ­Sicherheitsdienstleister Kötter ­Security und die ebenfalls zur Kötter Unternehmensgruppe gehörende German Business Protection (GBP) Sicherheitsexperten zur „State of Security“ nach Berlin. Die Sicherheit in Städten bei zunehmender Urbanisierung war Thema der Referentenbeiträge und Debatten, an der rund 120 Besucher teilnahmen. Es sprachen u. a. Florian Haacke als Leiter Konzernsicherheit von Innogy, Dr. Holger Floeting vom Deutschen Institut für Urbanistik. „Sicherheit“, so Friedrich P. Kötter in seinem Schlusswort, werde „zum ganz ent­scheidenden Standortfaktor“.

Wie sicher eine Stadt ist – und wie das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung aussieht – beeinflusst stark die Entscheidung für die Wahl des Standorts eines Unternehmens. Insbesondere die Sicherheit der boomenden Großstädte wird zunehmend herausgefordert – etwa durch Clankriminalität oder auch durch Cyberangriffe.   

Neue Bedrohungslagen durch Extremismus und Organisierte Kriminalität, die Bildung sozialer Brennpunkte als Folge tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen, enge finanzielle Ressourcen der öffentlichen Hand sowie die Verwundbarkeit der Infrastruktur durch eine fortschreitende technische Vernetzung – all dies stelle die Kommunen vor große Aufgaben hinsichtlich der Gewährleistung von Sicherheit, fasste Friedrich P. Kötter, Verwaltungsrat der Kötter Security Gruppe das Thema der diesjährigen State of Security zusammen. Das von Kötter Security und German Business Protection (GBP) veranstaltete Event fand am 17. September im Allianz-Forum nahe dem Brandenburger Tor statt. Die gut gelaunte Moderation von Staatssekretär a. D. Fritz Rudolf Körper führte unterhaltsam durch einen inhaltlich breitgefächerten und informativen Nachmittag.

Integriertes Sicherheitsmanagement
„Wir müssen Sicherheit neu denken und benötigen hierzu ein integriertes Sicherheitsmanagement, das auf die jeweiligen Anforderungen vor Ort zugeschnitten ist“, betonte Kötter, der auch Vizepräsident des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) ist. „Im Fokus steht die intensive Verzahnung der Polizeiarbeit mit anderen öffentlichen, privaten und gesellschaftlichen Akteuren sowie Lösungen, die potenzielle Gefahren vorausdenken“. Die Bausteine reichten von Stadtplanung und Quartiersmanagement über die verstärkte Kooperation von Behörden und Dienstleistern bis zum Einsatz digitaler Bausteine. Dabei gehe es nicht um ein reines Mehr an Kameras, sondern die maßgeschneiderte Nutzung neuester Technologien im öffentlichen Raum und durch Unternehmen, um kriminelle Taten durch optimierte Präventionsprozesse möglichst schon im Vorfeld zu verhindern.  

Dies sei vor allem auch vor dem Hintergrund härter werdenden Wettbewerbs um die Ansiedlung bzw. den Verbleib von Unternehmen und Fachkräften erforderlich. „Diese Entwicklung wird weiter zunehmen, so dass Sicherheit in Zukunft zum ganz entscheidenden Standortfaktor wird“, ist Friedrich P. Kötter überzeugt.  

Investitionen in die Sicherheit zeigen Wirkung
Klaus Zuch, Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport der Stadt Berlin verwies auf den weiter hohen Handlungsbedarf speziell beim Kampf gegen die Organisierte Kriminalität. Gleichzeitig hob er die insgesamt rückläufige Kriminalitätsentwicklung hervor: „In Berlin sind die Zahlen zum dritten Mal in Folge gesunken. Die gemeinsamen Maßnahmen wie mehr Polizeipräsenz in der Fläche, Sicherheitspartnerschaften von Polizei und Dienstleistern sowie verstärkte Investitionen in die Unternehmenssicherheit zeigen Wirkung. Dies müssen wir konsequent fortsetzen.“

Dr. Holger Floeting, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Institut für Urbanistik, unterstrich den gesamtgesellschaftlichen Ansatz für erfolgreiche urbane Sicherheit. Sie umfasse nicht allein Kriminalitätsprävention und -bekämpfung durch Polizei und Ordnungsbehörden. Angesichts zunehmender Naturgefahren, wachsender Angriffe auf kritische Infrastrukturen oder fortschreitender Polarisierung bei der Wohlstandsverteilung seien auch Katastrophenschutzorganisationen, Kammern und Unternehmen, Wohnungswirtschaft, Handel, Verbände sowie jeder einzelne Bürger gefordert. „Die Mobilisierung und Koordinierung dieser vielfältigen Akteure gehört zu den größten Herausforderungen“, so Floeting.

Abwehr von Cyberattacken
Die Herausforderungen für Betreiber kritischer Infrastrukturen griff Florian Haacke auf. Der demnächst laut Handelsblatt zu Porsche wechselnde Leiter Konzernsicherheit bei Innogy SE widmete sich dabei speziell dem Thema Cyber-Sicherheit. „Da schon ein Teilausfall unserer Netze und Anlagen immer auch unmittelbare Auswirkungen auf Industrieproduktionen, Telekommunikation, Versorgung der Privathaushalte etc. hat, sind wir uns als Energiewirtschaft unserer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung z. B. bei der Vorbeugung und Abwehr von Cyberangriffen bewusst“, betonte Haacke. Daher seien allein bei Innogy mehr als 130 Spezialisten für die Sicherheit zuständig. Mit der „Cyberrange-e“ habe sein Unternehmen „ein hochmodernes Trainingszentrum für die Mitarbeiter der Netzgesellschaften und IT geschaffen, das diese fit macht für die Erkennung und Abwehr von Cyberattacken gegen Energie-Infrastrukturen. Das Trainingszentrum kann auch durch andere Energieversorger, kommunale Partner und Sicherheitsbehörden genutzt werden.“

Diskussionsrunden mit weiteren ­renommierten Teilnehmern
Welche weiteren Anforderungen sich für die urbane Gesellschaft ergeben, stand im Fokus der von GBP-Geschäftsführer Dirk H. Bürhaus bzw. Staatssekretär a. D. Fritz Rudolf Körper moderierten Diskussionsrunden mit Hermann Kühne (Leiter Unternehmenssicherheit der Berliner Wasserbetriebe), Prof. Dr.-Ing. Frank Fiedrich (Leiter des Lehrstuhls für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Universität Wuppertal) und Dr. Christian Lüdke, Geschäftsführer der zur Kötter Unternehmensgruppe gehörenden Terapon Consulting GmbH.

Theo Veltman (Rainmaker Innovation und Programmmanager Innovation der Gemeinde Amsterdam) berichtete in einem launigen Vortrag von den spezifischen Problemen seiner Stadt, die u. a. von einem extrem gewachsenen Tourismus geprägt seien, und die für die Stadt so wichtigen Polizisten, Lehrer, Krankenschwestern, etc. kaum noch bezahlbaren Wohnraum biete. Er betonte u. a. das Spannungsfeld von Sicherheitstechnik und dem Anspruch auf Privatheit sowie die steigende Aggression gesellschaftlicher Debatten. Anhand verschiedener kommunaler Projekte machte Veltman die Komplexität deutlich, der Sicherheitsmaßnahmen im urbanen Raum gegenüber stehen.   

Rechtlicher Rahmen für die Sicherheitswirtschaft  
Besondere Aufmerksamkeit galt darüber hinaus der Rolle der privaten Sicherheitswirtschaft. Dabei unterstrich Ministerialdirektorin Dagmar Busch, Leiterin der Abteilung „Angelegenheiten der Bundespolizei“ im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), u. a. deren wichtige Funktion für die innere Sicherheit: „Um diese weiter zu stärken, hat die Bundesregierung für diese Legislaturperiode die Reform des Rechtsrahmens für die Sicherheitswirtschaft auf der Agenda.“

Friedrich P. Kötter begrüßte diese Zielsetzung nachdrücklich: „Das geplante Sicherheitsgesetz ist extrem wichtig für die Branche. Gerade die Markteintrittshürden sind in Deutschland so niedrig wie in fast keinem anderen Land in Europa. Wir brauchen daher mehr Regulierung, um die Qualität über die gesamte Breite unserer Branche nachhaltig zu erhöhen. So empfiehlt sie sich auch für neue Aufgaben und intelligente Kooperation von Staat und Privatwirtschaft.“

Abgerundet wurde die Themenvielfalt durch die Ausführungen von Brigadegeneral Michael Baumann, Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), zur internationalen Sicherheitslage, die gerade für die Exportnation Deutschland entscheidende Relevanz hat

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