Effiziente Perimetersicherheit im Justizvollzug
Zu den Kernfunktionen der Perimetersicherheit gehört das Abschrecken, Erkennen, Verzögern, Bewerten und Reagieren auf Eindringlinge. Dabei erfordert die Vielfalt der heute eingesetzten Sicherheitstechnologie eine Rationalisierung der Daten, um eine Informationsüberflutung in Kommandozentralen und Leitstellen zu vermeiden. Ein Gespräch mit John Rosenbusch, Sales Director DACH, Senstar.
GIT SICHERHEIT: Herr Rosenbusch, was braucht man aus Ihrer Sicht heute für einen effektiven Perimeterschutz einer JVA?
John Rosenbusch: Vor allem ist die sorgfältige Betrachtung der vielschichtigen Technologien erforderlich. Dazu gehören etwa Perimetersensoren, die Fehlalarme vermeiden, Videokameras, die unabhängig von Standort, Beleuchtung oder Wetter für klare Sicht sorgen sowie Software, die die verschiedenen Systeme miteinander integriert. Eine integrierte, intuitive und zum Projekt passende Benutzeroberfläche, die alle notwendigen Informationen schnell zugänglich macht, reduziert den Schulungsaufwand und kann sicherstellen, dass die Aufmerksamkeit des Bedieners auf das Wesentliche gelenkt wird.
Was waren aus Ihrer Sicht die großen Durchbrüche in der Perimetersicherheit in den letzten Jahren?
John Rosenbusch: Die Einführung einer echten Sensor Fusion ist ein großer Durchbruch in der Perimetersicherheit. Sie führt die Metadaten aus verschiedenen Sicherheitssystemen mittels einer KI zusammen, mit dem Ziel, die Falschalarmrate auf nahezu Null zu reduzieren. Die Sensor Fusion Engine ist also deutlich mehr als nur eine einfache boolesche Logikintegration. Durch die Datensynthese kann das System ein Leistungsniveau erreichen, das über dem der einzelnen Sensoren liegt. Echte Sensor Fusion analysiert Echtzeit-Sensordaten zusammen mit historischen, Standort-, Umgebungs- und Klassifizierungsdaten, bevor ein Alarm generiert wird. Wenn Sicherheitsbedrohungsdaten aus mehreren Systemen, einschließlich Zaunsensoren und Videoanalysen, synthetisiert werden, können Fehlalarme durch Wind, Bewuchs oder Tiere sowie nicht bedrohliche menschliche Aktivitäten praktisch eliminiert werden, während gleichzeitig die hohe Erkennungswahrscheinlichkeit des Systems erhalten bleibt. Für die Justizvollzugsbeamten in der Kommandozentrale bedeutet dies eine drastische Reduzierung der Ablenkungen und schnellere Reaktionszeiten bei echten Bedrohungen.
Welche Ansätze verfolgen Sie bei Senstar insbesondere bezüglich des Perimeterschutzes im Justizvollzug?
John Rosenbusch: Mit über 40 Jahren Erfahrung in der Bereitstellung von Sicherheitslösungen für Justizvollzugsanstalten verfügt Senstar über umfassende und profunde Kenntnisse darüber, wie neue Technologien in diesem herausfordernden und gefährlichen Umfeld erfolgreich eingesetzt werden können. Wenn Sicherheitstechnologien in einer Justizvollzugsanstalt eingesetzt werden, müssen sie mit der vorhandenen Zaun- und Videoüberwachungsinfrastruktur zusammenarbeiten, einfach zu bedienen und zu warten sein, unter allen Wetterbedingungen zuverlässig sein und nur dann Alarme auslösen, wenn echte Bedrohungen erkannt werden. Aus diesem Grund hat Senstar neue Technologien erforscht und entwickelt, die Fehlalarme endlich ein für alle Mal besiegen. Die Senstar Sensor Fusion Engine analysiert Echtzeit-Zaunsensor- und Videoanalysedaten sowie historische, Standort-, Umgebungs- und Klassifizierungsdaten, bevor sie einen Alarm generiert. Die Ergebnisse in der Praxis sind äußerst vielversprechend, so dass wir uns entschieden haben, dieses Konzept auch künftig zu verfolgen und weitere technische Systeme in die Sensor Fusion Engine zu integrieren.
Wo sehen Sie mögliche Fortschritte der Perimetersicherheit im nächsten Jahrzehnt?
John Rosenbusch: Vor allem der Schutz von Justizvollzugsbeamten und des gesamten Sicherheitspersonals werden im Vordergrund stehen. Die bessere Vernetzung einzelner Technologien wird dazu beitragen, wie auch die Entwicklung neuartiger Detektionssysteme. Fortschrittliche Technologien wie KI-gestützte Videoanalyse, Sensorfusion und Erkennungstechnologien der nächsten Generation werden sich darauf konzentrieren, dem Personal bessere, schnellere und relevantere Informationen bereitzustellen, damit es schnell und effektiv auf echte Bedrohungen reagieren kann. Die Rolle der Sicherheitstechnologie besteht darin, die Effektivität des ohnehin knappen Personals zu steigern und dieses mit den Informationen zu versorgen, die es zur Erfüllung ihres Jobs benötigt.
Für Senstar wir dieser Markt natürlich auch in Zukunft wichtig sein und natürlich werden wir auch neue Technologien für diesen Markt entwickeln.
Aktuell haben wir mit unserem neuen Multisensor bereits ein weiteres Produkt vorgestellt, welches fünf verschiedene Sensortechnologien in einem Gerät vereint. Der Multisensor wird Anfang 2024 verfügbar sein und ist eine ideale Unterstützung für Projekte in Haftanstalten.
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