Forensische Suche! Was ist mit Hilfe von Videomanagementlösungen möglich
Gewalttätige Zwischenfälle und Bedrohungen nehmen auch in Deutschland zu. Zur Sicherheit der Bürger werden immer mehr Orte kameraüberwacht. Kameras erfassen visuelle Daten, die über eine Videomanagementsoftware ausgewertet werden. Die Menge an Videodaten wächst dabei fast unüberschaubar an. Nur mit Technologien wie Videoanalyse und Machine Learning können die Daten in einer umfassenden Videoanalyse optimal ausgewertet und genutzt werden. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Deep Learning sind Videomanagementsysteme (VMS) heute in der Lage, Gefahrensituationen anhand der Datenlage vorherzusagen und somit Einsatzkräfte frühzeitig mit Informationen zu versorgen. Außerdem unterstützen sie Behörden dabei, kriminelle Handlungen systematisch und zeitsparend zu untersuchen.
Künstliche Intelligenz in der Videoüberwachung
Die Funktionen einer modernen Videomanagementlösung gehen dabei über reines Monitoring, Speichern und Verwalten von Daten weit hinaus. Benutzer haben die Möglichkeit, nach vordefinierten Parametern zu suchen. Die intelligente VMS ist in der Lage, Bildmaterial nach diesen Vorgaben selbstständig auszuwerten. Wird das Überwachungssystem mit Deep-Learning-Algorithmen kontinuierlich trainiert, kann es Situationen immer besser differenzieren – das System schöpft Wissen aus seinen Erfahrungen, identifiziert wiederkehrende Muster im Bildmaterial und kann diese bestimmten Vorgängen zuordnen. Daher erkennt die Lösung auch, wenn registrierte Ereignisse von der Norm abweichen. Das ist einer der Vorteile der forensischen Videoanalyse: Die Früherkennung von „unsozialem Verhalten“, um potenziell gewalttätige Situationen schon in der Anbahnungsphase zu erkennen.
Die DNA der Videoüberwachung
Was in der forensischen Genetik Fingerabdrücke oder Blutspuren, sind in der forensischen Videoanalyse die Metadaten. Alle aufgezeichneten oder live eingespielten Videobilder enthalten Unmengen an Informationen, die zu diesem Zweck ausgewertet werden können. Ob Geschlecht, Alter, Größe, Statur oder Bekleidung von Personen, ob Farben und Typen von Fahrzeugen: die Videobilder enthalten diese Daten bereits. Sie müssen nur sinnvoll genutzt und ausgewertet werden. Ermittler können zum Beispiel das Videomaterial nur nach Motorrädern oder Menschen mit roter Hose oder einem großen Rucksack filtern lassen. Auch kann alles Material aus einem festgelegten Zeitraum angezeigt werden – bei einem Überfall vielleicht eine halbe Stunde vorher und danach. Kaum etwas ist unmöglich in der Auswertung der Videodaten.
Open Platform und ONVIF
Über die Milestone Open Platform können Partner ihre Lösungen mit der Milestone VMS verknüpfen und so für die Nutzer zur Verfügung stellen. Denn die genannten Verwendungszwecke sind nur durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Unternehmen möglich.
Damit Strafverfolgungsbehörden problemlos auf Videomaterial zugreifen können, muss die VMS ONVIF-konform sein. ONVIF ist ein globaler, offener Standard für IP-basierte Sicherheitsprodukte. Ziel ist es, dass verschiedene Geräte miteinander kommunizieren können und ihre Daten gesammelt zur Verwendung bereitstellen. So sind Strafverfolgungsbehörden und zentrale Überwachungsstationen nicht auf einen proprietären Hersteller der Produkte angewiesen und können Videos aus Netzwerkrekordern sowie VMS-Lösungen in eine eigene, zentrale Überwachungslösung integrieren.
Stadtüberwachung durch Einsatzleitzentrale:
Mannheim ist als Sitz der Einsatzleitzentrale Baden-Württemberg eine der ersten Städte in Deutschland, die auf automatisierte Videoüberwachung setzt. Streifenwagenbesatzungen erhalten direkt Benachrichtigungen vom System, wenn irgendwo im Stadtgebiet eine kritische Situation erfasst wird. 80 Kameras sorgen dafür, dass die wichtigsten Punkte der Stadt erfasst werden. Die Kriterien, nach denen die VMS die Bilder analysiert, wurden von einem großen deutschen Institut entwickelt. Nach einer Pilotphase ist die Anlage seit September 2019 im Regelbetrieb. Weitere große Städte in Deutschland sollen diesem Beispiel folgen.
Personen- oder Fahrzeugfahndung
Zusammen mit verschiedenen Kameraherstellern hat Milestone Systems Lösungen zur Erkennung von aufgezeichneten Objekten entwickelt. Beispielsweise können Metadaten, die bei der Kameraüberwachung auf Autobahnen gewonnen werden, gezielt für die Kennzeichenerkennung (LPR) genutzt werden. Der Vorteil der Lösung liegt vor allem in der Geschwindigkeit: Daten von mehreren Tagen werden in wenigen Minuten analysiert. Durch die schnelle Verfügbarkeit der Daten sind Fahndungen erfolgreicher. Neben Kennzeichen können Fahrzeuge auch nach Modell, Farbe oder Anzahl der Insassen gesucht werden.
Besonders nützlich ist die Zeitrafferfunktion auch in der Strafverfolgung: Ein ganzer Tag wird so in wenigen Sekunden nach konkreten Kriterien durchsucht und gefiltert: Für die Behörden ist es so beispielsweise möglich, das Kommen und Gehen an konspirativen Treffpunkten zu analysieren und alle Personen anzeigen zu lassen, die innerhalb von 24 Stunden in einem bestimmten Haus ein- und ausgehen. Dabei versieht die KI die einzelnen Personen mit entsprechendem Zeitstempel. Durch Anklicken wird die Originalszene 1:1 wiedergegeben. Auch hier besteht die Möglichkeit, die Daten nach konkreten Merkmalen von Personen oder Fahrzeugen zu durchforsten.
Suche nach vermissten Personen
Ein Kind geht im Einkaufszentrum verloren. Wo dann oft eine hektische Suche durch Eltern und Sicherheitspersonal beginnt oder das Kaufhaus Durchsagen startet, filtert die intelligente VMS mit Hilfe eines Fotos des Kindes in zehn Sekunden das Gesicht aus den vorhandenen Metadaten der Überwachungs-kameras heraus und stellt fest, wo das Kind zuletzt gesehen wurde. Auch vermisste ältere oder verwirrte Menschen können mithilfe der Daten der Stadtüberwachungskameras leichter gefunden werden. Auch hier ist wieder die Geschwindigkeit, mit der vorhandenes Datenmaterial gefiltert und analysiert wird, der entscheidende Vorteil, den die VMS-Analyse gegenüber der Analyse durch Personal hat. Gepaart mit der Fähigkeit, fokussiert die Daten zu durchsuchen, ist diese Methode dem Menschen weit überlegen.
Crowd-Management
Crowd-Management ist spätestens seit der Massenpanik bei der Love-Parade in Duisburg 2010 auch in Deutschland ein Thema. In anderen Ländern wird Crowd-Management mithilfe von Überwachungskameras und einer smarten VMS bereits praktiziert – mit sehr guten Erfahrungen. Oberstes Ziel ist es, große Menschenansammlungen zu regeln, um eine Panik zu vermeiden. Die Daten der Kameras werden genutzt, um Crowd-Vorhersagen zu tätigen: Wenn beispielsweise bei einer Demo oder Veranstaltung zu viele Menschen auf einen Platz strömen, werden automatisch Warnungen angezeigt, so dass das Wachpersonal den Zugang zum Platz beschränken kann, bis sich die Menschen wieder zerstreut haben. So sollen Massenpaniken vermieden werden. Sicherheitspersonal und Behörden könnten direkt vom System gewarnt werden, wenn sich zu viele Menschen an einem Ort aufhalten – Sie könnten sofort eingreifen und die Menge zerstreuen.
Alarm bei abweichenden Situationen
Je nach Programmierung der KI kann die VMS auch aggressives Verhalten von Personen erkennen, das wohlmöglich zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung führt. Sogar die Erkennung von Waffen oder die Analyse der Gewaltbereitschaft sind theoretisch möglich. Genauso kann die VMS einen Brand detektieren, indem sie aus verschiedenen optischen Anzeichen wie Rauch, Feuer und weglaufenden Personen darauf schließt und dann automatisch die Feuerwehr alarmiert.
Gewaltprävention im Vordergrund
Eine vernetzte Videomanagementsoftware bietet gerade im öffentlichen Bereich die Möglichkeit zum Schutz der Bevölkerung und Aufklärung von Straftaten. Mit einem IP-basierten Videomanagementsystem lassen sich visuelle Daten auswerten, um das Leben der Menschen sicherer zu gestalten. In Sinne der Gewaltprävention, Verhinderung und schnellen Aufklärung von Verbrechen – immer unter Einhaltung der Datenschutzgrundlage – ist diese Möglichkeit wünschenswert. Allerdings ist auch klar, dass nicht alles, was technisch möglich ist, auch für jedes Land gleichermaßen geeignet ist. Milestone als weltweit agierender Konzern verpflichtet sich mit der Unterzeichnung des Copenhagen Letters für einen maßvollen und besonnenen Einsatz der Technologie – zum Wohl der Menschen.