Intelligente Videoanalyse
Videoüberwachungssysteme und Videoanalysen haben sich in den letzen Jahren stark entwickelt und besitzen viel Intelligenz. Doch was können sie wirklich leisten? Was sind nur Mythen...
Videoüberwachungssysteme und Videoanalysen haben sich in den letzen Jahren stark entwickelt und besitzen viel Intelligenz. Doch was können sie wirklich leisten? Was sind nur Mythen und wo genau steht die Branche eigentlich? Über diese Themen sprach GIT-SICHERHEIT.de mit Torsten Anstädt und Harald Lutz, zwei Autoren des Werks „Intelligente Videoanalyse", das momentan das einzige Handbuch für die Praxis auf diesem Gebiet ist, das gerade bei Wiley-VCH erschienen ist.
GIT SICHERHEIT.de: Herr Anstädt, Herr Lutz: Was war für Sie der Anlass, dieses Handbuch zu verfassen?
T. Anstädt: Unsere primäre Intention ist es, Aufklärungsarbeit in der Branche zu betreiben. Intelligente Videoanalyse eröffnet einerseits große Möglichkeiten, andererseits sind aber große Wissenslücken vorhanden, die Potentiale für Missverständnisse bieten.
An wen richtet sich das Handbuch?
T. Anstädt: Wir haben das Buch für ein sehr breites Publikum geschrieben, das direkt und indirekt von Intelligenter Videoanalyse partizipieren kann. Aber natürlich vor allem für die Sicherheits-Industrie und zwar für Hersteller, Planer, den Vertrieb und für den Endanwender. Darüber hinaus haben wir uns vier Anwendungsbeispiele wie Flughäfen, Banken, Verkehr und den Einzelhandel herausgepickt, um das Thema aus den theoretischen Überlegungen heraus zu holen und, wie der Untertitel schon vermuten lässt, in die Praxis einzusteigen.
Es wird eine Vielzahl an Einsatzgebieten in Ihrem Handbuch für Videoanalyse genannt. Eignet sich die Videoanalyse für alle gleich gut?
H. Lutz: Es existiert natürlich eine große Schnittmenge zwischen den Einsatzgebieten, doch birgt jedes neue Projekt oftmals neue Herausforderungen, mit denen Anfangs sicher nicht jeder gerechnet hat und genau diese Erfahrungskurve wollen wir dem Leser mit unserem Buch ersparen. Aber um Ihre Frage konkret zu beantworten, Videoanalyse eignet sich nicht für alle Einsatzgebiete gleich gut bzw. muss auf jedes Projekt genau abgestimmt werden.
Welche Vorteile bietet Ihrer Ansicht nach die intelligente Videoanalyse?
H. Lutz: Es ist für den Menschen leider unmöglich an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag eine konstant hohe Leistung zu erbringen. Die intelligente Videoanalyse automatisiert viele Aufgaben und kann damit das Wachpersonal effizient unterstützen.
Wie hat sich die Videoanalyse in den letzten Jahren entwickelt und wie sieht Ihrer Meinung die Zukunft aus?
H. Lutz: Die Entwicklung ist in den letzten acht Jahren rasant voran geschritten. Sie hat viele Höhen aber auch Tiefen erfahren, für die die Hersteller oft selbst verantwortlich waren. Aus heutiger Sicht ist die Intelligente Videoanalyse nicht mehr weg zu denken und wird uns noch mit vielen neuen Produkten überraschen.
Sie sprechen in Ihrem Handbuch auch das umstrittene Thema „Videoüberwachung und Datenschutz" an. Wie schwierig ist es Ihrer Ansicht nach, hier ein gesundes und legales Mittelmaß zu finden?
T. Anstädt: Vereinfacht gesagt, der Gesetzgeber kennt kein Mittelmaß und das ist auch gut so. Schwierig ist es nur für denjenigen, der sich nicht mit dieser Thematik auseinander setzt. Aber das hört sich einfacher an, als es ist. Wir beobachten seit einigen Jahren unterschiedliche Tendenzen. Videoüberwachungssysteme werden zwar bereits seit Jahrzenten installiert, doch wandern diese immer mehr in den öffentlichen Sektor. Zudem vermischen sich die Aspekte Sicherheit, Mitarbeiter-Observation und Kundenanalyse und somit verschiedene Zuständigkeitsbereiche und Gesetze, die für das Systemhaus, den Sicherheitsinstallateur sowie für den Endanwender und seinen Mitarbeiter in den meisten Fällen nicht transparent und eindeutig sind. Unwissenheit schützt aber vor Strafe nicht - das gilt auch hier. Daher hoffen wir, dass unser Buch eine gute Hilfestellung leisten wird!
Aus welchem Grund decken Sie am Ende Ihres Buches verschiedene Mythen und Illusionen auf?
H. Lutz: Aus purer Notwendigkeit! Immer mehr Kunden halten Mythen für bare Münze und entwickeln dementsprechende Erwartungen, für die es momentan einfach noch keine Lösungen gibt. Das ist oft ein Teufelskreis, den wir durch Aufklärung durchbrechen wollen. Sicher ist schon sehr viel möglich, aber es gibt auch klare Grenzen, die wir aufzeigen müssen.
Vielen Dank für dieses Gespräch.
Das Buch „Intelligente Videoanalyse: Handbuch für die Praxis" ist zum Preis von 59 Euro im Handel erhältlich. Es kann auch bei Wiley-VCH (www.wiley-vch.de) oder bei Amazon bestellt werden. Wir verlosen zwei Exemplare des Buches. Senden Sie einfach eine e-mail an gsm@gitverlag.com mit dem Betreff „Handbuch Videoanalyse".
Zu den Autoren:
Torsten Anstädt ist bereits seit 1999 im Videoüberwachungsmarkt tätig. 2001 war er Mitbegründer der Globaleye Networks Intelligence Limited, ein Software Entwicklungshaus für intelligente Videoanalyse in Großbritannien. Nachdem Torsten Anstädt 2003 die Aimetis Corporation in Kanada gegründet und als Managing Director EMEA zu einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich intelligente Videoanalyse gemacht hat, ist er seit Juni 2009 für das Unternehmen AxxonSoft als Geschäftsführer in der DACH-Region tätig.
Harald Lutz, Diplomingenieur für Telekommunikation, war Technical Account Manager bei Aimetis, Systemberater bei Videor sowie Product Manager bei Controlware. Seine Projekte umfassen die Planung und Realisierung großer Video-Überwachungssysteme, darunter ein Projekt mit über 500 Kameras für ein internationales Transportunternehmen und eines für einen großen Flughafen mit über 850 Kameras.
Dr. Ivo Keller studierte technische Kybernetik und Elektrotechnik, promovierte mit einem Thema aus der Fernerkundung und war Projektkoordinator in der Fraunhofer-Gesellschaft für ein Projekt zur multimedialen Personenbeschreibung. 2004 gründete er die Firma Vis-à-Pix. Derzeit ist Dr. Keller beratend tätig für die CPM Consulting und Projektmanagement hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten und Trends bei der Videoanalyse.