Interview mit Jochen Streib: 15 Jahre Safety Network
Knapp vor der Jahrtausendwende ist die Safety Network-Organisation aus der Taufe gehoben worden, es folgten schnell die Gründung einer Branch in den USA und in Japan. Die Zahlen de...
Knapp vor der Jahrtausendwende ist die Safety Network-Organisation aus der Taufe gehoben worden, es folgten schnell die Gründung einer Branch in den USA und in Japan. Die Zahlen der für Safetynet p zertifizierten Produkte stiegen bis - und vor vier Jahren wurde SafetyNet p internationaler Standard. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach anlässlich des 15 Jährigen Jubiläums mit Jochen Streib, Vorstandsvorsitzender Safety Network International.
GIT SICHERHEIT: Herr Streib, ein Jubiläum ist ein Anlass, kurz zurückzuschauen. Wenn Sie zusammenfassen sollten, was die wichtigsten Veränderungen in der sicheren Automatisierung seit diesen fünfzehn Jahren gewesen sind, was wären die wichtigsten Punkte?
Jochen Streib: In den Applikationen zeigen sich ganz wesentliche Entwicklungen, die auf den technologischen Wandel und auf ein deutlich gestiegenes Verständnis für Maschinensicherheit zurück zu führen sind. Dadurch ist es heute in vielen Industrienationen selbstverständlich, Maschinen von Anfang an unter Berücksichtigung der funktionalen Sicherheit zu entwickeln. Auf technologischer Seite sahen wir den Weg von festverdrahteter über feldbusgekoppelte bis zur heute Ethernet basierten Technologie. Parallel dazu sind Safety und Automatisierung zusammengewachsen. Auch unsere Systeme haben diese Stadien mit SafetyBus p und SafetyNet p durchlebt.
SafetyNet p, eingetragene Marke der Firma Pilz, ein Standard für ethernetbasierende Feldbus-Kommunikation und Nachfolger von SafetyBus p, kam 2006. Entsprechend änderten Sie den Namen Ihrer Nutzerorganisation. Geben Sie uns noch einmal einen Eindruck, was dies für die Maschinensicherheit - und damit für den Schutz von Menschen und Gütern - bedeutet hat?
Jochen Streib: Die zugrundeliegenden Technologien haben auf die Sicherheit der Applikation keinen Einfluss, beide Systeme erfüllen höchste Anforderungen an die Sicherheit und sind damit für sämtliche Applikationen einsetzbar. Verbesserungen ergaben sich vor allem bei der Usability. SafetyNet p vereinigt Automatisierung und Safety und unterstützt dezentrale Automatisierung. Damit ergeben sich für den Anwender etliche Vorteile. Dazu gehören beispielsweise Vereinfachungen im Engineering-Prozess und die Möglichkeit, über den dezentralen Ansatz Maschinen und Anlagen zu modularisieren und damit zukunftssicher zu bleiben.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit der Mitgliedsunternehmen und -institutionen vorstellen?
Jochen Streib: Wichtigster Aspekt aus meiner Sicht ist dabei die gemeinsame Arbeit in unseren Arbeitsgruppen und technischen Komitees. Das ist Netzwerken gepaart mit Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern. Davon profitieren einerseits die Mitgliedsunternehmen und gleichzeitig die Anwender von SafetyBus p und SafetyNet p. Die Mitgliedschaft steht übrigens allen Unternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen offen, die sich gemeinsam mit uns mit Kommunikation, Automatisierung, Safety und Security befassen möchten.
...dazu kam die Security Workgroup?
Jochen Streib: Ja, die Gruppe gründete sich 2012. Unsere Mitgliedsunternehmen wollen dieses komplexe Thema für Anwender und gleichzeitig für sich selbst aufbereiten und greifbar machen.
Die internationale Expansion kam schon knapp nach der Gründung der Nutzerorganisation. Wie kam das?
Jochen Streib: Einerseits natürlich weil wir damit in allen Regionen der industrialisierten Welt präsent sind. Gleichzeitig ergeben sich durch den Erfahrungsaustausch auch Lerneffekte über die Kulturen hinweg - in beide Richtungen.
Die Sicherheits-Kulturen in Deutschland, Japan und den USA unterscheiden sich, wenn man etwa die Zahl der Arbeitsunfälle vergleicht. Welche Entwicklung sehen Sie hier?‘
Jochen Streib: Das ist ein ganz wichtiges Anliegen unserer japanischen Branch: Im asiatischen Raum das Verständnis für die technischen Maßnahmen zu verbessern. Gleichzeitig können wir hier in Europa davon lernen, was die organisatorische Ebene angeht. Und wir sehen heute ja beispielsweise in asiatischen Ländern, dass der Gedanke sicherer Maschinen mehr und mehr Fuß fassen kann.
Auf der Hannover-Messe war SafetyNet p und dessen Implementierung Ihr Thema. Dazu kam das Thema „Echtzeit-Daten und sichere Daten". Für alle die nicht dabei waren: Geben Sie uns einen Eindruck von Ihren Aktivitäten am Stand?
Jochen Streib: An unserem Messestand waren zertifizierte Produkte unserer Mitgliedsunternehmen zu sehen - dabei auch der Aspekt Motion Control mit RTFL für harte Echtzeitanforderungen. Anhand eines Applikationsbeispiels konnte der Anwender die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Safetynet p sehen. Gleichzeitig haben wir gezeigt, an welchen Stellen der Anwender konkret Verbesserungen bei der „Security in Automation" vornehmen kann. Darüber hinaus war auch der Aspekt Netzwerkfähigkeit von Safety- Net p zu sehen, der auch dazu führt, dass es zuverlässig über Funk-Strecken übertragen werden kann - inklusive der sicheren Daten. Die nächste Möglichkeit, unseren Messestand zu besuchen besteht übrigens wieder zur SPS IPC Drives in Nürnberg.
Wie wichtig ist diese Messepräsenz für Ihre Organisation, und wer kam alles zu Ihnen?
Jochen Streib: Da wir uns eben auch als Plattform zum Austausch sehen, ist ein wichtiger Aspekt dieser Messe, unsere Mitglieder und Anwender zu treffen. Neben dem persönlichen Austausch stehen dabei Themen wie neue Produkte und Trends in der Branche rund um Safety, Security und Automatisierung im Fokus.
Herr Streib, Safety Network International hat heute 70 Mitglieder, die gemeinsam an der Verbreitung des sicherheitsgerichteten Bussystems SafetyBus p und von SafetyNet p arbeiten. Und 2013 war ein Rekordjahr hinsichtlich der Zahl der Produkte, die für SafetyNet p zertifizert wurden. Können die nächsten 15 Jahre genauso ereignisreich sein...? Geben Sie uns einen kleinen Ausblick, was Ihre Aktivitäten betrifft?
Jochen Streib: Gar keine Frage, das wird der Fall sein. Schon allein wegen unserer vielen aktiven Mitglieder bin ich mir da ganz sicher. Wie auch in den letzten 15 Jahren werden wir Weiterentwicklungen auf technologischer Ebene sehen, die Ansätze sind in den Szenarien der Industrie 4.0 heute schon sichtbar. Der Weg dahin wird über viele spannende Schritte gehen und sicherlich am Ende auch Ergebnisse haben, an die wir heute noch gar nicht denken. Auch darin werden in den folgenden Jahren viele Herausforderungen und Chancen liegen, die uns ausfüllen werden und auf die wir irgendwann wieder stolz zurückblicken können.
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