IP-Video geht ins Kino
Das „Cinecitta Multiplexkino" ist Deutschlands größter Kinokomplex. Von den rund 20.000 m2 Grundfläche sind fast 90% unterirdisch und weit verzweigt im Zentrum der Nürnberger Altst...
Das „Cinecitta Multiplexkino" ist Deutschlands größter Kinokomplex. Von den rund 20.000 m2 Grundfläche sind fast 90% unterirdisch und weit verzweigt im Zentrum der Nürnberger Altstadt angelegt. Das Haus bietet mit 22 Leinwänden in 21 Sälen über 5.000 Sitzplätze und modernste Kinotechnik: das in Deutschland einmalige Imax-Kino, das sich fast 35m unter der Erde befindet, und das MAD-Simulationskino mit beweglichen Sitzen. Der Kinokomplex ist durch drei Restaurants, sieben Cafés und Bars sowie attraktive Außenterrassen ein Publikumsmagnet und zieht jährlich zirka 1,6 Millionen Menschen an.
Ein öffentliches Bauwerk dieser Größenordnung muss nach Meinung der Kinobetreiber sowohl im Bereich der Vorführtechnik als auch sicherheitstechnisch auf dem neuesten Stand sein. Außerdem müssen die Arbeitsabläufe in einem modernen Kinobetrieb, gestützt von neuester Technik, effizient gestaltet werden. Daher wurde die seit 1995 eingesetzte analoge Videoanlage in Frage gestellt. Die 90 Kameras übernahmen zum einen Überwachungsaufgaben an den Ein- und Ausgängen, zum anderen ergänzten sie die Vorführtechnik der Kinosäle. Beispielsweise sahen die Filmvorführer die laufenden Filme auf 22 kleinen Röhrenmonitoren im Hauptvorführraum, um zum richtigen Zeitpunkt die Vorführtechnik - das heißt Film-, Licht- und Tontechnik - der verschiedenen Säle parallel bedienen zu können. Ein Mitarbeiter ist für bis zu acht Säle verantwortlich.
Der zentrale Standort der Röhrenmonitore stellte sich als nachteilig für den Arbeitsablauf heraus. Die Vorführer mussten bis zu 150m Fußweg zwischen dem Hauptvorführraum und einem Kinosaal zurücklegen, um den reibungslosen Ablauf der Filmvorführung zu gewährleisten. Bei 21 Kinosälen und mehreren Filmen pro Tag verlängerten sich Strecke und Wegzeit um ein Vielfaches. Außerdem wurden die insgesamt 48 im Haus befindlichen Röhrenmonitore wegen des hohen Stromverbrauchs und Wartungsaufwands bemängelt.
Die mangelnde Flexibilität und Funktionalität des analogen Systems veranlasste die Geschäftsleitung, eine alternative Videolösung für den gesamten Kinokomplex zu suchen. Die Anforderungen waren der Einsatz digitaler, zukunftsweisender Technik mit umfangreichen Bedienfunktionen, mehr Flexibilität für eine zentrale und dezentrale Bildbetrachtung, Bildspeicherung mit komfortabler Bildsuche, schrittweise Erweiterungsmöglichkeiten und die Integration der vorhandenen analogen Kameras, um die Kosten im Rahmen zu halten.
90 Analogkameras bleiben erhalten
Benjamin Dauhrer, Leiter der Abteilung Digitaltechnik bei dem Kinobetreiber mit dem Apostroph im Namen, konnte bei der Auswahl des neuen Videosystems auf seine Erfahrung mit der IP-basierten Videolösung des Philippsburger Softwareentwicklers SeeTec Communications zurückgreifen. Im Rahmen der Lagerraumüberwachung wurde bereits 2004 das passende Softwarepaket für zwei Netzwerk- und vier Analogkameras mit Videoserver eingesetzt. Die IP-Anlage lief seitdem parallel zur analogen Installation. Aufgrund der guten Erfahrungen in Bezug auf Zuverlässigkeit und Bedienerfreundlichkeit wurde im September 2008 die komplette Videoanlage des Kinos auf eine SeeTec Softwarelösung für 100 Kameras umgestellt. Die 90 bestehenden analogen Kameras aus den Bereichen Kinosäle, Ein- und Ausgänge sowie Lager wurden in die neue Anlage übernommen. Auch die vorhandene Koaxialverkabelung blieb erhalten, um die Kameras mit den zentral installierten Videoservern zu verbinden.
Die Daten aller Kameras laufen auf der SeeTec-Datenbank zusammen und nehmen rund einen Terabyte Speicherkapazität in Anspruch. Zur Erhöhung der Ausfallsicherheit und Leistung wurden die Festplatten als RAID-System angelegt. Die Kommunikation zwischen den weiteren Rechnern des Kinos, wie bspw. an den Kassen und in den Büros, läuft über ein Glasfasernetzwerk, das über Teilstrecken eine Bandbreite von einem Gigabit aufweist. Im Hauptvorführraum wurden ein PC und vier 42-Zoll-Flachbildschirme eingerichtet. Auf der Videowall sind die Filme aller Kinosäle zu sehen. Zwei weitere Vorführräume, die im ausgedehnten Gebäudekomplex in ablauftechnisch wichtigen Bereichen liegen, wurden mit PC und Bildschirm ausgestattet, um die Wegstrecken für die Vorführer zu verkürzen. Die Vorführer können jetzt von drei Standorten aus die Bilder aus den Kinosälen einsehen. Die Installation der Software nahm nur wenige Tage in Anspruch und wurde durch die Abteilung Digitaltechnik von Cinecitta' selbst vorgenommen.
Arbeitsabläufe optimiert
Die Umstellung der Videoanlage auf IP-basierte Technik brachte dem Kino mehrere Verbesserungen. Die zentrale und dezentrale Bildbetrachtung sorgt für einen zuverlässigeren Betriebsablauf und erleichtert den Vorführern die Betreuung der Kinosäle, da Wege und Zeit gespart werden. Die Röhrenmonitore wurden abgeschafft und durch acht neue 42-Zoll-Flachbildschirme mit geringem Stromverbrauch ersetzt. Im Vergleich zur ehemaligen Situation muss der Vorführer statt 22 Röhrenmonitoren jetzt nur noch einen Flachbildschirm beziehungsweise eine Videowall betrachten, um alle Kinosäle im Auge zu behalten. Praktisch für Cinecitta' ist die Benutzerverwaltung der Kamera-Managementsoftware, da sie für unterschiedlichste Bedürfnisse und Hierarchien eingestellt werden kann. Im Hauptvorführraum sieht das autorisierte Personal sowohl die Bilder der Überwachungsbereiche als auch die Bilder aller Kinosäle wahlweise live oder im Archiv. Die drei Mitarbeiter, welche die Vorführtechnik der Kinosäle bedienen, sehen in den dezentralen Vorführräumen nur die Bilder der sieben bis acht Kinos, die sie gerade betreuen. Das Bildmaterial aus dem Sicherheitsbereich wird jetzt archiviert und steht bei Vorkommnissen für die Recherche zur Verfügung. Die Bildsuche kann nach Merkmalen wie bspw. Datum, Uhrzeit, Bereich und Ereignis erfolgen.
Auch der Eingangsbereich des Kinos profitiert durch die vier neuen 42-Zoll-Monitore von der neuen Videoanlage. Wo früher 22 Röhrenbildschirme hingen, zeigt jetzt eine moderne Videowall übersichtlich alle Filme an. Die Kinobesucher können auf einen Blick erkennen, welche Filme in den Kinosälen in diesem Moment gezeigt werden.
Flexibilät und Funktionalität entscheidend
Die Gründe, die Benjamin Dauhrer von der Lösung überzeugt haben, beschreibt der Abteilungsleiter folgendermaßen: „Uns war die Flexibilität der Anlage wichtig, um die vorhandenen Kameras im ersten Schritt in die neue Anlage übernehmen zu können. Wir können sukzessive auf digitale Kameratechnik umrüsten und die Kosten entsprechend sukzessive planen."
Über die neue gewonnenen Bedienmöglichkeiten sagt Benjamin Dauhrer: „Die Software bietet uns viele Funktionen, die uns zuvor nicht zu Verfügung standen: individuelle Bildschirmansicht, Videowall, Bildzugriff von allen Rechnern im Haus mit unterschiedlichen Zugriffsrechten, freie Wahl der Kameramodelle, definierte Aufnahmezeiten und -bereiche, Bilddatenbank mit komfortablen Suchfunktionen und bspw. die Anbindung an einen Türöffner. Der Eingangsbereich wurde mit der Videowand wesentlich moderner und die Arbeitsabläufe in unserem Kino konnten eindeutig verbessert werden."
In naher Zukunft wird die Anlage um zusätzliche Netzwerkkameras vergrößert. Weitere Vorführräume werden mit IP-Videotechnik ausgestattet, die dann direkt über das Netzwerk integriert wird.
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