Konzernsicherheit bei Borussia Dortmund

Zur Konzernsicherheit bei Borussia Dortmund gehören Vorstands- und Mannschaftschutz, Schutz der BVB-Objekte, Veranstaltungs- und Reisesicherheit, aber auch Notfall-, Risiko-, Evakuierungs- und Kontinuitätsmanagement. GIT SICHERHEIT im Interview mit Head of Corporate Security Andre Witte über seine Aufgaben, strategischen Ansätze und aktuelle Herausforderungen des Jobs.

Andre Witte ist Head of Corporate Security bei Borussia Dortmund
Andre Witte ist Head of Corporate Security bei Borussia Dortmund
© Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA / Alexandre Simoes

Ein Autogramm vom Bodyguard der Rolling Stones hat in Andre Witte einst das Interesse für die Sicherheit geweckt. Nach Stationen bei der Bundeswehr und Fachhochschule-Polizei, Commerzbank und Targobank ist der Diplom-Sicherheitsingenieur sowie Master of Business Administration heute Head of Corporate Security bei Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm über seine Aufgaben, seine strategischen Ansätze und aktuelle Herausforderungen des Jobs unterhalten.
 

GIT SICHERHEIT: Herr Witte, sind Sie eigentlich Fußballfan? 

Andre Witte: Ich bin auf jeden Fall fußballbegeistert – und wenn man für Borussia Dortmund arbeiten darf, sollte diese Komponente nicht fehlen. Der Fußball lebt ja von den Emotionen aller Beteiligten. Wer in einem der größten Stadien Europas mit 81.365 Plätzen und der legendären Südtribüne mit mehr als 25.500 Fans ein Spiel verfolgt, der wird von der Atmosphäre automatisch überwältigt sein.

 
Bevor wir näher auf Ihren aktuellen Job eingehen, lassen Sie uns kurz über Ihren ereignisreichen Werdegang sprechen: Zu Ihrer akademischen Ausbildung im Bereich der Sicherheit und ihren Aus- und Weiterbildungen im Personenschutz in Israel kamen u.a. Stationen in der Corporate Security von Commerzbank und Targobank dazu. Wo haben Sie am meisten gelernt? 

Andre Witte: Meiner Meinung nach ist das Gesamtpaket entscheidend. In dem speziellen Bereich der Sicherheit ist es wichtig, zukunftsorientiert vielfältig einsetzbar zu sein. Da spielt es aus meiner Sicht keine Rolle, ob man aus dem militärischen, behördlichen oder privaten Sektor kommt. Wer sich einschränkt und nur seinen arbeitsorganisatorisch festgelegten Umfang wahrnimmt, kommt schnell zu einer eindimensionalen Sicht der Dinge. Angesichts der multiplen Themenfelder sollten wir über den Tellerrand der klassischen, physischen Sicherheit hinausschauen. 


Welche Bereiche jenseits des Tellerrands halten Sie für besonders wichtig? 

Andre Witte: Nehmen Sie die Risikoanalyse im Risikomanagement und die Beurteilung der Risikomatrix, die gemäß der Gefährdungsbeurteilung in der Arbeitssicherheit berechnet wird. Die logischen dynamischen Arbeitsabläufe – Arbeit an Bildschirm- und Büroplätzen – stammen aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz. Die Berücksichtigung der Determinanten der Wahrnehmung folgt aus der Psychologie. Der Einsatz des magischen Dreiecks stammt von der Grundidee des Projektmanagements ab. Das Erörtern und Setzen von neuralgischen Punkten und der dahinterliegende quantitative Kontrollmechanismus stammen aus dem Qualitätsmanagement. Diese beispielhaft genannten Erfolgsfaktoren spiegeln das Tätigkeitsfeld und Umsetzungskompetenz im Mannschaftsschutz des BVB wider und zeigen für mich, dass viele Ansätze ein Ganzes ergeben können.


Was gehört alles zur Konzernsicherheit bei Borussia Dortmund – geben Sie uns einen kleinen Überblick? 

Andre Witte: Um innerhalb der inneren Organisationsstrukturen zu unterscheiden, versteht sich die Konzernsicherheit beim BVB grundsätzlich als Stabsstelle. Das bedeutet, dass wir für die strategische Sicherheitsausrichtung des Klubs zuständig sind und darunter fällt die Gefahrenabwehr jeglicher betrieblicher, operationeller und physischer  Bedrohungen und Sicherheitsrisiken sowie die damit einhergehende Beratung der Geschäftsführung. Davon unterscheidet sich die klassische Spielbetriebssicherheit, die sicherlich bei allen Klubs  zu den gewachsenen Strukturen zählt. Hierbei geht es um die Sicherheit der Veranstaltung vor, während und nach dem Spieltag – also insbesondere um die Stadionabsicherung. 

Als Konzernsicherheit kümmern wir uns an Spieltagen und Nicht-Spieltagen zum Beispiel um den Vorstands- und Mannschaftschutz. Das heißt, dass wir die Lizenzspieler und den dazugehörigen Stab bei Spielen und Reisen im In- und Ausland sicherheitsfunktional begleiten. Hierzu zählen Bundesliga-Spieltage, der DFB-Pokal, europäische Wettbewerbe, aber auch Freundschaftsspiele und sonstige (internationale) Reisen, wie beispielsweise die Trainingslager oder Marketing-Reisen. Das Thema interner Mannschaftsschutz ist allerdings kein neues Paradigma von Borussia Dortmund: durch den Anschlag auf den Mannschaftsbus im Jahr 2017 hat die Thematik aber sicher an Aufmerksamkeit und Bedeutung gewonnen. Ebenso gab es schon früher unterschiedliche Formen von Mannschaftsschutz, beispielsweise im internationalen Kontext oder bei Nationalmannschaften. 

Neben der Sicherheit des Vorstands und der Mannschaft gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Aufgabenfelder, wie den Schutz der BVB-Objekte und -Liegenschaften, Veranstaltungs- und Reisesicherheit, aber auch Sicherheits- Risiko und Evakuierungs- Notfall- Kontinuitätsmanagement. In Summe also ein komplexes Aufgabenfeld, das wir in der Konzernsicherheit beim BVB ganzheitlich steuern.  


Das sind völlig andere Aufgaben als sie bei einer Bank anfallen... 

Andre Witte: Das ist wohl wahr. Grob gefasst, entwickelte sich die physische Sicherheitskultur in der Bankenwelt besonders nach dem Sprengstoffattentat 1989 auf Alfred Herrhausen, den Vorstandsprecher der Deutschen Bank. Das hat sicherlich für die professionelle Aufstockung gewisser Einheiten und die Spezialisierung der Mitarbeiter der Banken- bzw. Konzernsicherheit geführt. Dazu kommen mit Basel IV und MaRisk auch Regelungen für Bankinstitute und deren Filialen bezüglich ihrer technischen, organisatorischen und personellen Absicherung. 

Dies soll nicht bedeuten, dass es im Bereich der Vereine oder Bundesligisten diesbezüglich keine Verordnungen oder Regulierungen gäbe. Gerade im Spielbetrieb und durch den Dachverband des DFB, dem 27 Fußballverbände sowie ca. 24.500 Fußballvereine angehören, bestehen Durchführungsbestimmungen in Verbindung mit landesgesetzlichen Vorgaben. Auch wenn der Vereinssport im Profigeschäft teilweise klassische Unternehmens- und Konzernsicherheitsstrukturen annimmt, müssen Verfahren einer strategischen physischen Sicherheit erst etabliert werden. Davon ausgenommen sind sicherlich Strukturen wie der Objektschutz oder Ordnungsdienst. 

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Rotationsverfahren, die den Werk- Objektschutz mit dem Personenbegleitschutz sowie der Notruf- und Service-Leitstelle (NSL) verbinden. Diese taktische Durchführung ist allerdings auch nicht neu und wird von einigen Konzernen bereits praktiziert. 


Kochende Stadien, losgelassene Emotionen auf dem Platz genauso wie auf der Tribüne – das kann ja ein Albtraum für den Sicherheitsmanager bedeuten...? 

Andre Witte: Im Vordergrund stehen immer die Determinanten der Wahrnehmung der Risiken – das ist der größte Teil des Zaubers in diesem Metier. In erster Linie muss man im Fußball die Spielbetriebssicherheit von den Aufgaben der Konzernsicherheit getrennt betrachten. Trotzdem verbindet beide Seiten eine Risikoabwägung, welche durch die Risikoidentifikation erfolgt. Wir sprechen also von einer Risikoanalyse. Dahinter steht die Idee, sich zum Beispiel aus Komponenten der „failure mode effects and criticality analysis“ (FMECA), „Hazard and Operability procedure“, (HAZOP), „fault tree analysis“, (FTA) in Sachen Analysetechniken zu bedienen. Aus der Arbeitssicherheit erfolgen diesbezüglich noch Bewertungsmechanismen nach Nohl, um Risiken systematisch zu identifizieren und zu quantifizieren.

Im Bereich der Sicherheit gilt es, die operationellen Risken wahrzunehmen, frühzeitig zu identifizieren und zu bewerten. Anschließend erfolgt der Entscheidungsprozess, ob die Risiken vermieden, abgemildert, hingenommen oder manifestiert werden. In meiner achtzehnjährigen Erfahrung im Erkennen von Sicherheitslücken sowie Risiken im deutschsprachigen und internationalen Raum, konnte ich erkennen, dass Gefährdungen immer einer bestimmten Analyse unterlagen, dass sie erkannt, bewertet sowie ins Controlling übernommen wurden. Zur Visualität werden die sinnvollsten Bemessungswerte zur Risikosichtbarkeit der schwerwiegendsten Risiken erhoben und als neuralgische Punkte klassifiziert und dargestellt.  

Beim Personenschutz geht es um die Balance zwischen dem Bedürfnis des Fans, nah an seiner Mannschaft zu sein – und dem Schutz der Spieler. Sie haben diesbezüglich seit 2017 gemeinsam mit Daniel Schütze von Bayer 04 Leverkusen ein besonderes Projekt realisiert. Worum geht es dabei genau? 

Andre Witte: Das ist wohl wahr, die Sicherheitsentscheidungen schwanken zwischen gewünschter Fan-Nähe und Absicherungsmaßnahmen. Ich tue mich in diesem Zusammenhang etwas schwer mit dem Begriff Personenschutz. Es fallen sicherlich Komponenten aus dem Bereich mit hinein – wir sprechen hier eher von Begleit- und Mannschaftsschutz. Ich habe 2017 begonnen, mit Daniel Schütze, als meinem Vorgesetzten bei Borussia Dortmund, zusammenzuarbeiten. Wir wurden übrigens nicht allein wegen des damaligen Sprengsatzanschlages auf den Mannschaftsbus eingestellt, sondern wurden ebenfalls zur Bewältigung der umfassenden Aufgaben und Themenfelder einer Konzernsicherheit in die BVB- Familie aufgenommen. Ziel war es, ein smartes System zu entwickeln, das zu der DNA von Borussia Dortmund passt. 


Was sind die wichtigsten Eckpunkte dieses Systems? 

Andre Witte: Die Idee des Mannschaftsschutzes entnehmen wir dem Arbeits- und Gesundheitsschutz, genauer gesagt aus dem Bereich des dynamischen Arbeitens. Dort geht es um das täglich wechselnde Einnehmen verschiedener Haltungs- und Sitzpositionen zur Gesunderhaltung am Arbeitsplatz, kurz gesagt um vier direkt nicht synchron aufeinander folgende dynamische Sitzhaltungen. Projiziert man dieses Verfahren auf das dynamische Risikomanagement, ist damit nicht eine versicherungsmathematische, stichpunktbezogene Bewertung anhand von Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit gemeint. Vielmehr geht es um die Frage, welche Kräfte wann und wie auf das Risiko wirken. 

Dazu werden pro Risiko mögliche Bedrohungen näher untersucht, Auslöser ermittelt, Beschleuniger identifiziert und bewertet und schließlich mögliche Szenarien detailliert aufgeschlüsselt. Das Ganze geschieht unter Berücksichtigung des Zeitfaktors, der unter Umständen erheblichen Einfluss auf die anderen Größen haben kann. Demnach ist ein Risiko eine dynamisch wechselnde Kombination aus Bedrohung, Schwäche, Wirkung und Zeit.   

Diesen Ansatz verfolgen wir mit einem kleinen Team von Spezialisten. Das heißt, dass wir so viel und so lange wie möglich Sicherheitspositionen um die Mannschaft herum besetzen, uns ständig zyklisch mit der Einheit mitbewegen, die Bereiche vorher immer neu aufklären und die Personalverschiebung wie bei einem Magazin nach einer vorgegebenen zeitlichen Taktung nachbesetzen. Dieser Ablauf erfolgt bei jedem Heim- und Auswärtsspiel im In- und Ausland immer gleichbleibend.

Dazu kommt ein weiteres Prinzip – nämlich das magische Dreieck, dessen Grundidee aus dem Projektmanagement stammt: Wird einer von drei Parametern an den Spitzen des Dreiecks verändert, wirkt sich dies umgehend auf die zwei anderen Faktoren des magischen Dreiecks aus. Um dann dennoch das Schutzziel zu erreichen, müssen die Änderungen des einen Faktors durch eine Anpassung der anderen Faktoren ausgeglichen bzw. nachjustiert werden. 


Das Thema Auslandsreisen haben wir schon verschiedentlich gestreift. Mit welchen Risiken haben Sie es hier zu tun und wie gehen Sie mit diesen um? 

Andre Witte: Folgt man der Statistik, sind die häufigsten und schwerwiegendsten Risiken beim Reisen Krankheit, Unfall und dann erst Kriminalität und Betrug. Auch Unruhen und Terror können vorkommen – natürlich abhängig vom Reiseort, der konkreten Tätigkeit vor Ort und von der humanitären und politischen Lage. Das eigene Risiko wird – zum Beispiel wegen der Art der Berichterstattung in den Medien – oft unterschätzt, man verdrängt vieles oder kann sich nicht vorstellen, dass tatsächlich etwas passieren könnte. 

Die nähere Prüfung kann ergeben, dass man sich des Fundaments der Sicherheitskultur in dem jeweiligen Land sicher ist und den dortigen kulturellen Werten, Prämissen, Normen und alltäglichen Verhaltensweisen vertraut. Aber auch der Umstand, dass man sich ausschließlich in geschützten Einrichtungen wie Hotels oder Clubs bewegt, kann diesen Eindruck fördern. 

Die Vorgehensweise ist vergleichbar mit der Quadratur des Kreises: aus einem gegebenen Kreis in endlich vielen Schritten ein Quadrat mit dem gleichen Flächeninhalt zu konstruieren. Diese Metapher soll nicht so sehr die Unlösbarkeit der Aufgabe zeigen – es geht darum, die Risikopunkte Unruhen sowie Terror in einen Kreis zu verpacken und zu hoffen, dass diese Gefährdungen nicht zum Tragen kommen, auch wenn am Muster eine Veränderung stattfinden sollte, bleiben die geometrischen Flächeninhalte immer gleich und somit auch das Risiko. 

Aus diesem Grund müssen in einem Risikomanagement sicherlich auch die Reiserichtlinien überdacht werden: Wer fliegt? In welches Land? Wie viele Mitarbeiter bzw. Spieler? – das sind die Faktoren, die für uns bei Auslandreisen an erster Stelle stehen. Denn eine Dienstreise ist keine Urlaubsreise…


Lassen Sie uns noch ein paar nähere Blicke auf die Sicherheitstechnik werfen. Was sind hier die wichtigsten Gewerke – etwa in Videotechnik – sind für Sie wichtig? 

Andre Witte: Gerade im Bereich der Sicherheitstechnik hat sich viel getan – zum Beispiel im Softwarebereich mit der Gesichtserkennung mit Hilfe biometrischer Merkmale, Venenscans, Bewegungserkennung, Drohnentechnik, Robot Dogs (Q-UGV) sind richtig spannende Technikthemen. Diese werden irgendwann auch bestimmt vereinzelt, nach interner Prüfung auch ihre Berechtigung und Einsatz im Bereich der Sicherheit erhalten. Aber für den Einsatz solcher Innovationen bedarf es immer auch der entsprechend ausgebildeten Mitarbeiter. Die größten Probleme bei der heutigen Technologie sind die Ausbildungssituation, fehlende Umschulungen und Weiterbildungen. 

Aus meiner Sicht machen wir viele Schritte vor dem ersten. Es wird in den Sicherheitszentralen der Unternehmen viel verlangt, nicht nur 24/7-Einsätze, sondern die digitalisierte Dokumentation im Meldewesen, Volumen der Merkfähigkeit, IT- Systemzunahme usw. Wir müssen uns in dem Zusammenhang schnellstens überlegen, welchen Mitarbeiter, mit welcher Qualifikation wir demnächst in einer Notruf- und Service-Leitstelle (NSL) sitzen haben möchten. Denn zusätzlich zu seinem Ausbildungstand soll dieser auch noch loyal, pflichtbewusst, lernbereit sowie sportlich agil sein. 

Selbstverständlich können Sicherheitsmitarbeiter der Zukunft in der Virtual Reality und der Augmented Reality arbeiten. Aber wie sieht es mit den – auch finanziellen – Möglichkeiten aus, diese Entwicklung intern mitzugestalten? Auch wenn sich die Welt digital immer schneller dreht, muss man Technik und Umsetzungsoptionen miteinander in die Waage bringen. Das ist auch im Bereich des Fußballs so. Bei allen Neuerungen und angedachten Einsparpotenzialen sollte man nie die operationelle Einsatzfähigkeit vergessen, denn Videotechnik warnt und registriert. Das physische Reagieren aber, also das Lösen von Situationen und Auslösen von Meldeketten – dieses Können obliegt immer noch den Sicherheitsmitarbeitern – das sollten wir alle nicht vergessen.


Herr Witte, unser Gespräch zeigt wieder einmal, wie komplex das Thema Sicher­heitsmanagement und der damit verbundene hohe Professionalisierungsgrad heute ist. Das Thema haben Sie gerade schon anklingen lassen: Wie blicken Sie auf die Ausbildung im Bereich Sicherheit?  

Andre Witte: Ich nehme in diesem Zusammenhang gerne Bezug auf das Akronym VUCA, das sich aus den Begriffen Volatilität, Unsicherheit, Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity) zusammensetzt. Auch wenn das schon Thema in der GIT SICHERHEIT war – ich finde, die „Unsicherheit“ in diesem Zusammenhang ist ein passender Ansatz. Das gilt vor allem angesichts zunehmender Geschwindigkeit sowie der unstetigen und unberechenbaren Zukunftsentwicklung. 

Inzwischen spricht man ja schon vom BANI-Modell, um der dynamischen und durcheinanderwirkenden Entwicklung standzuhalten und besser reagieren zu können. (BANI steht für brittle, anxious, non-linear und incomprehensible – deutsch brüchig, ängstlich, nicht-linear und unbegreiflich. Anm.d.Red.) Insbesondere im Bereich der Personalentwicklung, wo VUCA bisher nur wenige Anhaltspunkte bot, ermöglicht BANI einen Perspektivenwechsel und betrachtet auch die unterschiedlichen Personalbedarfe in einer neuen (Arbeits-)Welt. Im Fokus stehen Fragen wie diese: Wie können Führungskräfte und Mitarbeiter mit einem unsicheren und unvorhersehbaren System umgehen? Welche Bereiche können sie überhaupt beeinflussen? Und auf welche Eigenschaften kommt es dann an? Antworten sollen die Themen Resilienz, Achtsamkeit, Adaptation und Transparenz liefern, zusammengefasst unter dem Begriff RAAT geben.

Um den Bogen zurück zu Ihrer Frage zu schlagen: In einem volatilen, unübersichtlichen und immer komplexeren Arbeits- und Marktumfeld können Entscheidungen nicht mehr nur von einzelnen wenigen Führungskräften getroffen werden. Wissensträger und Spezialisten unterschiedlichster Ebenen sind einzubeziehen. In diesem Zusammenhang spielen selbstorganisierte Teams eine wichtige Rolle: Sie managen Aufgaben eigenverantwortlich und treffen Entscheidungen gemeinschaftlich, für die sie ebenso gemeinschaftlich die Verantwortung übernehmen. Diese Sichtweise zeigt für das Hier und Jetzt eine transparente Kommunikation und Chancen in der Fehlertoleranz sowie Lernbereitschaft.

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