Mobotix öffnet sich neuen Partnerschaften und macht sich fit für die Zukunft

Seit der Gründung von Mobotix im Jahr 1999 hat sich das Unternehmen einen Namen als Entwickler innovativer Videosysteme basierend auf deutscher Ingenieurskunst gemacht. Das Unterne...

Seit der Gründung von Mobotix im Jahr 1999 hat sich das Unternehmen einen Namen als Entwickler innovativer Videosysteme basierend auf deutscher Ingenieurskunst gemacht. Das Unternehmen hat sich stets dadurch ausgezeichnet, mit seinen selbst entwickelten Systemen auf dem Markt neue Wege zu gehen. Die Beschränkung auf das proprietäre System war der Grund, warum das Unternehmen in jüngster Zeit Schwierigkeiten hatte, der Konkurrenz auf einem stark umkämpften Markt immer die berühmte Nasenlänge voraus zu sein. In den vergangenen 12 Monaten hat Mobotix unter der Führung des neuen CEO Thomas Lausten Maßnahmen zur Restrukturierung der operativen Geschäftseinheiten des Unternehmens und ihrer Organisation sowie zur Transformation des Unternehmens ergriffen. Bei einem Besuch in der Mobotix Firmenzentrale in Langmeil hatte GIT SICHERHEIT die Gelegenheit, mit dem CEO Thomas Lausten, Hartmut Sprave (CTO), Christiane Kampling (Head of Marketing) und Thomas Dieregsweiler (Head of Product Management) über die Zukunftspläne von Mobotix zu reden.

GIT SICHERHEIT: Herr Lausten, können Sie Ihr erstes Jahr als CEO von Mobotix in einigen Sätzen zusammenfassen?

Thomas Lausten: Das letzte Jahr war für uns eine äußerst intensive Zeit. Ich habe die meisten unserer 400 Kollegen und Partner weltweit getroffen, darunter auf dem amerikanischen Kontinent, im Nahen Osten und in Australien. Es war sehr inspirierend und ermutigend, die Leidenschaft der Menschen zu sehen, die für unser Unternehmen arbeiten, und gemeinsam mit unseren Partnern neue Pläne zu schmieden. Unsere größte Global Partner Conference der Unternehmensgeschichte in Langmeil war ein weiterer Höhepunkt, und vor Kurzem hat unser Innovation Summit Europe in Valencia mit fast 200 wichtigen Endkunden und Alliance- und Channel-Partnern mich darin bestärkt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um fit für die Zukunft zu werden.

Können Sie die Gesamtstrategie von Mobotix kurz umreißen und uns sagen, wie weit Sie auf diesem Weg sind?

Thomas Lausten: Wir sehen uns selbst nicht als klassischer Hersteller von Kameras. Im Hinblick auf das Internet der Dinge sind unsere Kameras Computer mit Objektiven, die intelligent arbeiten und in denen Speicherkapazitäten integriert sind. Wir grenzen Mobotix als ein globales Pionierunternehmen ab, das Lösungen basierend auf deutscher Ingenieurskunst und der deutschen Arbeitsweise entwickelt, da dies als besonders innovativ und von hoher Qualität geschätzt wird. Wir bleiben unseren Grundwerten und unserer DNA treu, einschließlich unserer selbst entwickelten Software, unserer Chips sowie des MxPEG Video Codec. Er wurde speziell für Sicherheitsanwendungen entwickelt und bietet in Zeiten von Cyber-Angriffen und Online-Bedrohungen enorme Vorteile. Wir behalten unsere ursprüngliche DNA bei, aber öffnen das Unternehmen gleichzeitig neuen Partnern und der Integration in Drittsysteme. Zudem erweitern wir unser Leistungsspektrum auf ergänzende Produkte sowie um ein Beratungs- und Softwareangebot.

Herr Sprave, können Sie als neuer Chief Technology Officer erläutern, was der neue, offenere Ansatz für Mobotix bedeutet?

Hartmut Sprave: Die Strategie bedeutet, dass wir von einer geschlossenen Mobotix Produktwelt zu einer Öffnung unserer Systeme übergehen. Dies ermöglicht uns, neue Märkte zu erschließen, und unsere Partner können flexibler auf besondere Bedürfnisse reagieren und eine breitere Palette an Projekten mit unseren Systemen abdecken. Wir unterstützen jetzt den Industriestandard H.264/ONVIF bei unseren Produkten, sodass sie Kundenanforderungen erfüllen können. Es ist auch möglich, unsere Kameras in Video-Management-Systemen anderer Anbieter zu nutzen und sie einfacher in Projekte zu integrieren. Zukünftig werden wir als Teil unserer Produktentwicklung zusammen mit unseren Integrationspartnern Schnittstellen entwickeln, um Integrationsprojekte einfacher zu gestalten und das Potenzial zu erschließen, das künstliche Intelligenz bietet.

Das eigentliche Mobotix Kameraportfolio umfasst Indoor- und Outdoor-Kameras sowie Thermal-Kameras, ist aber bei Weitem noch nicht komplett. Planen Sie, Ihr Produktangebot zu erweitern?

Thomas Dieregsweiler: Ja, wir reagieren auf die Nachfrage von Integratoren und Installateuren, die oft nach Standardprodukten gefragt haben, wenn es um Ausschreibungen geht, bei denen die Spezifikationen außerhalb unseres Produktangebots liegen. Seit Juli verfügen wir über eine Reihe von „Best-of-Breed“-Standardkomponenten, einschließlich Produkten mit bewegten Teilen wie PTZ-Kameras, Bullet- und Fixed-Dome-Kameras mit IR-Sensoren und WDR-Funktionen. Unser Kamera-Kernangebot wird zwar weiterhin die Kameralinie Mx6 bleiben, dieses ergänzende Produktprogramm wird unser Angebot aber erweitern und unter dem Namen Mobotix Move angeboten. Die ersten Kameras, die wir unter der Marke Mobotix Move anbieten, sind Bullet- und Fixed-Dome-Kameras mit motorgesteuerten Varioobjektiven und zwei PTZ-Kameras mit Objektiven mit 30- und 40-fachem optischem Zoom.

Werden die neuen Mobotix Move Produkte in Deutschland produziert?

Thomas Dieregsweiler: Nein, wir spezifizieren, testen, qualifizieren und unterstützen alle Mobotix Move Produkte, die Produktion erfolgt jedoch im Ausland. Unsere Kunden können sicher sein, dass wir unsere Produkt-DNA nicht verlieren werden. Alle Produkte unter dem Markennamen Mobotix Move werden gemäß den gleichen hohen Qualitätsstandards geliefert und unterstützt, die die Kunden von unseren Mobotix Produkten kennen.

Sie haben Cyber-Sicherheit erwähnt. Welche Vorteile haben Ihre Produkte Ihrer Meinung nach verglichen mit anderen, und ist es nicht ein Risiko, Ihre Systeme für die Integration durch Drittanbieter zu öffnen?

Thomas Lausten: Cyber-Sicherheit ist immer mehr ins Blickfeld gerückt und ändert das Herangehen des Marktes an Videotechnologie. Kunden fragen: Wohin werden die Bilder gesendet? Wer hat Zugriff auf sie? Mobotix Kameras sind in dieser Hinsicht sehr gut vorbereitet. Wir beobachten, dass viele Institutionen ihre Produkte ersetzen und Produkten vertrauen, die gemäß deutschen Gesetzen konstruiert sind. Wir haben das Cactus Concept entwickelt, das unsere Maßnahmen zur Verbesserung der Cyber-Sicherheit umfasst. Ein Teil davon ist unser Cyber Protection Guide, ein Leitfaden, der beschreibt, wie Administratoren sichere Systemkonfigurationen implementieren können. Er erläutert, was man tun muss, um die gesamte Videoinfrastruktur vor Fremdzugriffen zu schützen. Das Öffnen unserer selbst entwickelten Technologie gegenüber Systemen anderer Unternehmen bedeutet nicht, dass keine Grenzen notwendig sind. Unsere eigene Software und eigenen Chips bleiben nach wie vor wichtig – sie sind von grundlegender Bedeutung für sichere und zuverlässige Systeme. Das ist schließlich auch das großartige Erbe von Dr. Ralf Hinkel und seinen Ideen.

Hartmut Sprave: In technischer Hinsicht bietet es uns – was die Cyber-Sicherheit angeht – einen Vorteil, die Kontrolle über unser eigenes SoC zu haben. Dies gilt aber auch, wenn wir an der Schnittstellenentwicklung arbeiten. Nicht nur ist es einfacher für uns, Schnittstellen für unsere eigene Software und für die Integration mit Drittsoftware und VMS zu entwickeln, sondern hilft uns auch dabei, Lösungen mit künstlicher Intelligenz zu schaffen.

Was sind Ihre Pläne bei der künstlichen Intelligenz?

Hartmut Sprave: Wir wollen die Intelligenz der Kamera noch weiter erhöhen, also unser dezentrales Konzept, und noch mehr Funktionalität direkt in der Kamera implementieren. Dafür steht uns jetzt ein kompletter Prozessorkern zur Verfügung. Zukünftige Software-Updates werden es ermöglichen, vollkommen neue Funktionen zu erfüllen, wie die Erkennung von Nummernschildern, Gesichtern oder Stimmen. Es gibt viele weitere Möglichkeiten für uns, wie wir diese Ressource nutzen können. Die zusätzliche Rechenleistung wird hauptsächlich für die Implementierung von Mehrwert- und Zusatzdiensten verwendet. Für die KI-Entwicklung können wir die Ressourcen von Konica Minolta nutzen, und wir müssen eine Kooperation mit der Universität Kaiserslautern in der Nähe unserer Firmenzentrale aufbauen.

Thomas Dieregsweiler: Die dezentrale Intelligenz in unserem Kamerasystem ist maßgeblich für KI und erleichtert unseren Produkten die Kommunikation mit anderen Sensoren und Geräten im Netzwerk, um dabei zu helfen, Lösungen „beyond human vision“ zu entwickeln. Diese Lösungen schließen die zuverlässige Erkennung von Bedrohungen durch Kombination verschiedener Sensortechnologien ein, sowie die unabhängige Einleitung von Verteidigungsmaßnahmen gegen derartige Bedrohungen. Währenddessen hilft die Datenanalysefunktion nach neuestem Stand der Technik, die sich in der Kamera selbst befindet, Anwendern, die Prozesseffizienz zu erhöhen und innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Konica Minolta ist Hauptaktionär von Mobotix. Welche Synergien können wir in der Zukunft erwarten?

Thomas Lausten: Mobotix und Konica Minolta haben eine Vereinbarung über die Technologieentwicklung abgeschlossen, im Rahmen derer die Mobotix Hard- und Software-Technologie weiterentwickelt werden soll. Konica Minolta wird eine anfängliche Summe von 1,5 Millionen Euro in unsere Technologieentwicklung investieren. Im Rahmen einer Distributionspartnerschaft hat Konica Minolta bereits Mobotix Kameras an verschiedenen Standorten wie Produktionsanlagen, Vertriebszentren und in Fahrzeugen zu Zwecken der Sicherheit, Kontrolle und Produktionsprozessüberwachung sowie weitere Anwendungen in Japan, China und Frankreich erfolgreich installiert. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Konica Minolta zudem in eine signifikante Anzahl von Vertriebsmitarbeitern investiert hat, die sich auf den Vertrieb der Mobotix Technologien bei Endkunden und ihren Channel-Partnern konzentrieren. Die langfristige Perspektive für weitere Entwicklungen ist für uns sehr positiv. Wir arbeiten noch immer unabhängig und haben bereits damit begonnen, viele unserer neuen Ideen zu verwirklichen.

Mit der neuen Strategie werden Integratoren und Endanwender in der Zukunft eine größere Rolle spielen. Wie beeinflusst dies und die Kooperation mit Partnern das Marketing?

Christiane Kampling: Wir verkaufen nicht direkt an Endanwender, aber sie werden eine maßgebliche Rolle für uns spielen. Wir möchten ihr Feedback nicht nur für unsere Produktentwicklung nutzen, sondern auch, um unsere Partner zu unterstützen. Co-Marketing mit unseren Partnern wird für uns in der Zukunft ein wertvolles Tool sein. Und indem wir die Endanwender ansprechen, hoffen wir, einen Anstieg der Marktnachfrage durch unser Marketing zu verzeichnen. Unser Hauptziel besteht darin, allen Marktteilnehmern unsere Value Proposition und die Vorteile der Zusammenarbeit mit Mobotix aufzuzeigen, und das während der gesamten Customer Journey.

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