25.11.2022 • TopstoryKrisenmanagement

Risiken eines langanhaltenden Blackouts

Für das Szenario eines Blackouts hat der BVSW Checklisten für Unternehmen ­bereitgestellt. Notfall- und Krisenmanagerin Dr. Sandra Kreitner hält dazu einen Vortrag auf den WIN>DAYS - und erläutert in diesem Interview die Risiken eines lang­anhaltenden und flächenüber­greifenden Stromausfalls.

Notfall- und Krisenmanagerin Dr. Sandra Kreitner
Notfall- und Krisenmanagerin Dr. Sandra Kreitner

Mit seiner Informationskampagne Schritt-für-Schritt-Krisenfit möchte der BVSW (Bayerischer Verband für Sicherheit in der Wirtschaft) die Bevölkerung, ­Unternehmen und Kritis-Betreiber bei der Krisenvorsorge unterstützen. Für das Szenario eines Blackouts hat der Verband jetzt Checklisten für Unternehmen ­bereitgestellt. Notfall- und Krisenmanagerin Dr. Sandra Kreitner erläutert die Risiken eines lang­anhaltenden und flächenüber­greifenden Stromausfalls.

GIT SICHERHEIT: Frau Dr. Kreitner, kaum ein Unternehmen kann gänzlich ohne Strom arbeiten. Gibt es überhaupt eine realistische Chance für Unternehmen, ihr Geschäft im Falle eines Blackouts weiterzuführen?

Sandra Kreitner: Das Geschäftsmodell setzt den Rahmen für die Möglichkeiten, aber jedes Unternehmen kann Vorbereitungen für einen Notbetrieb oder ein gesichertes Herunterfahren des Betriebs treffen. Wichtig ist es, hierfür die Abhängigkeiten von Lieferanten zu klären, ebenso wie vom elektrischen Strom selbst. Außerdem sollten die Mitarbeiter von Anfang an in die Planung mit einbezogen werden. 


Bedingt durch die Coronapandemie haben Unternehmen schon einigen Aufwand bei der Krisenvorsorge betrieben. Gibt es Möglichkeiten hier sinnvoll anzuknüpfen?

Sandra Kreitner: Ein Blackout ist ein komplett anderes Krisenszenario als die Pandemie. Viele Mitarbeiter konnten während der Lockdowns im Home-Office arbeiten, Strom war verfügbar und die Kommunikation funktionierte. Beim Blackout gibt es diese Möglichkeiten nicht mehr. Wurde ein Krisenstab eingerichtet, so kann der auch im Falle eines Blackouts die Arbeit aufnehmen.


Welche Aspekte müssen bei der Vorbereitung auf einen Blackout berücksichtigt werden?

Sandra Kreitner: Ein zentraler Punkt ist die persönliche Vorsorge der Mitarbeiter. Nur wenn sie entsprechend versorgt sind, haben sie noch genügend Ressourcen, um sich um die Belange ihres Arbeitgebers kümmern zu können. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter deshalb für das Szenario eines Blackouts sensibilisieren. Auf der Website „Schritt-für-Schritt krisenfit“ stehen Checklisten als Planungshilfe bereit, mit denen sich die persönliche Vorsorge organisieren lässt.

Darüber hinaus müssen die Unternehmen Schlüsselpersonal benennen, das auch während eines Blackouts unbedingt zur Verfügung stehen muss. Alarmierungspläne müssen entwickelt und Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen werden. Falls bestimmte Mitarbeiter im Unternehmen bleiben müssen, gilt es Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen und Vorräte einzulagern. 


Was gibt es auf organisatorischer Seite zu beachten?

Sandra Kreitner: Es ist mehr, als man im ersten Augenblick denkt. Deshalb haben wir auf der Krisenfit-Website jetzt auch umfangreiche Checklisten für Unternehmen bereitgestellt. Als Beispiel möchte ich die Notstromversorgung nennen: Hier muss regelmäßig geprüft werden, ob auch ausreichend Treibstoff zur Verfügung steht, damit beispielsweise ein gesichertes Herunterfahren der IT-Systeme, ebenso wie ein gesichertes Hochfahren gewährleistet ist. Auch die Wasserversorgung und -entsorgung sowie die Kommunikation sind wichtige Themen.


Wie sieht es mit der Sicherheit aus?

Sandra Kreitner: Das ist ein heikler Punkt. Alarmsysteme und Überwachungskameras werden nicht funktionieren, externes Sicherheitspersonal kann aufgrund der Verkehrslage oder zu geringer persönlicher Vorsorge eventuell nicht zum Einsatzort kommen. Da sich die Polizei wahrscheinlich nur auf wenige Hotspots konzentrieren kann, müssen Unternehmen Möglichkeiten finden, ihre Liegenschaften und Waren zu schützen.


Wie lässt sich die Kommunikation aufrechterhalten?

Sandra Kreitner: Um auf dem Laufenden zu bleiben, empfehlen sich batteriebetriebene Radios, bzw. sogenannte Weltempfänger, die ein großes Frequenzband empfangen können. Für interne Zwecke gibt es die satellitengestützte Kommunikation, die allerdings sehr teuer ist, oder PMR-Funkgeräte. Hier müssen Unternehmen in der Vorbereitung eine individuelle Lösung finden. 


Immer wieder wird der Vorwurf laut, das Schreckensszenario Blackout werde instrumentalisiert. Wie schaffen Unternehmen Akzeptanz für das Thema?

Sandra Kreitner: Meiner Erfahrung nach ist es hilfreich, abteilungsweise für eine Sensibilisierung zu sorgen und vor allem die Mitarbeiter bei der Lösungsfindung von Anfang an mit einzubeziehen. Schließlich kennen sie die Prozesse in den Abteilungen am besten. Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass das Thema mittlerweile auch in der Bevölkerung ankommt und die Menschen die Notwendigkeit der Vorsorge verstanden haben.
 

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