Schlüsselfertige Safety-Komplettlösungen
Die Sick AG bietet verschiedene Serviceleistungen bis hin zur maßgeschneiderten Komplettlösung. GIT SICHERHEIT im Interview mit Dirk Köhler, Head of Customer Project Engineering, und Thorsten Hufnagel, Head of LifeTime Services.
Wer Maschinen- und Anlagen gemäß Richtlinien und Normen sicher betreiben will, steht heutzutage vor einer nicht zu unterschätzenden Herausforderung. Welche Regeln gibt es? Welche davon sind in einem bestimmten Anwendungsfall zu berücksichtigen? Welche Produkte gibt es, um den verlangten Sicherheitsanforderungen zu entsprechen? Erschwerend kommt hinzu, dass Maßnahmen zur Sicherheit die Produktivität der Anlage nicht herabsetzen dürfen. Die Sick AG, als weltweit agierender Hersteller von Sensorlösungen, bietet ihren Kunden verschiedene Serviceleistungen bis hin zur maßgeschneiderten Komplettlösung, um allen Herausforderungen begegnen zu können. Zusammen mit Dirk Köhler, Head of Customer Project Engineering bei Sick, und Thorsten Hufnagel, Head of LifeTime Services bei Sick, begibt sich die Redaktion der GIT SICHERHEIT auf eine Customer Journey durch die Untiefen von Sicherheit und Produktivität.
GIT SICHERHEIT: Herr Hufnagel, Herr Köhler, einer der Slogans von Sick lautet „Creating Safe Productivity“. Zugleich wirbt Ihr Unternehmen damit, schlüsselfertige Sicherheitslösungen aus einer Hand anzubieten. Tatsächlich gestaltet sich das Geflecht aus Richtlinien und Normen gerade in puncto Sicherheit für die Betreiber von Maschinen- und Anlagen als ein wahres Labyrinth, aus dem man nur mit fachkundiger Anleitung wieder hinausfindet. Können Sie uns einmal beschreiben, wann und in welchen Fällen Kunden an Sick herantreten und mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert sind?
Thorsten Hufnagel: Zu dem Thema Komplettlösungen werden wir in erster Linie von Endkunden (Maschinenbetreiber) angesprochen, die Ihre Produktionsanlagen sicherheitstechnisch optimieren wollen. Dabei kann es sowohl um die Errichtung von neuen Produktionsanlagen, aber auch um die Modernisierung von Bestandsanlagen gehen. Auslöser für solche Anfragen können Änderungen in Richtlinien, Aufforderungen durch die Berufsgenossenschaft, Unfälle oder auch eine zu geringe Produktivität aufgrund von Sicherheitsvorgaben sein. Denn neben dem notwendigen Schutz von Leib und Leben ist die zunehmende Herausforderung unserer Kunden, eine möglichst hohe Produktivität von Anlagen und Maschinen in Einklang mit den vorgeschriebenen Sicherheitsanforderungen zu bringen.
Soweit zu den Herausforderungen: Aber wie geht die Reise für den jeweiligen Kunden jetzt weiter? Welche Services können Sie Ihren Kunden anbieten und wie maßgeschneidert fallen diese aus?
Dirk Köhler: Den Maschinenbetreiber begleiten wir in allen 6 Phasen auf dem Weg zu seiner sicheren Maschine:
- Bei der „Maschinenpriorisierung“ helfen wir unseren Kunden zu priorisieren, welche Maschine zuerst geprüft und ggf. safe gemacht werden soll. Dies kann z. B. im Rahmen einer Anlagenbegehung erfolgen, die wir bei unserem Kunden vor Ort durchführen und somit speziell auf die Kundenbesonderheiten eingehen.
- Die anschließende „Maschinensicherheitsbewertung“ durch unsere Sicherheitsexperten liefert einen Sicherheitsstatus der Maschinen und eine „Risikobeurteilung“ der identifizierten Gefährdungen basierend auf der langjährigen Expertise unserer Mitarbeiter.
- Mit dem „Sicherheitskonzept“ erhalten unsere Kunden individuell abgestimmte und angemessene Maßnahmen zur Verbesserung von Sicherheit und Produktivität der Maschinen und Anlagen. Dabei profitieren sie von standardisierten und definierten Prozessen, die für effiziente Sicherheitskonzepte in weltweit gleicher Qualität sorgen.
- Sick liefert im Anschluss daran ein detailliertes „Sicherheitsdesign“ sowohl für Hardware als auch Software zur effizienten Gestaltung von Sicherheitslösungen, die abgestimmt sind auf das kundenspezifische Maschinendesign.
- Die konkrete Umsetzung des Sicherheitsdesigns im Rahmen eines schlüsselfertigen Projektes vom Engineering bis hin zur „Installation und Inbetriebnahme“, auch unter Einbeziehung von Fremdkomponenten, stellt ein weiteres Produkt von Sick dar. Hierbei profitieren unsere Kunden von der hohen Anzahl und guten Verfügbarkeit unserer Servicemitarbeiter sowohl in Deutschland als auch weltweit.
- Zum Abschluss wird das neue System dann, im 4 Augen Prinzip „verifiziert und validiert“ und in regelmäßigen Abständen inspiziert, so dass der Betreiber sicher sein kann, dass alles „safe“ ist. Dabei profitieren die Kunden von unseren standardisierten Verfahren und definierten Prozessen, die für effiziente Validierungen in weltweit gleicher Qualität sorgen.
Somit haben wir für unsere Kunden das komplette Dienstleistungsangebot, das, basierend auf der umfangreichen Erfahrung unserer Safety-Experten, immer auf die kundenspezifischen Aufgaben angepasst wird.
In diesem Zusammenhang wäre es natürlich auch interessant zu wissen, welche Anwendungsfälle durch Ihre Produkte und Services abgedeckt werden können? Vielleicht können Sie uns ja hierzu ein Beispiel nennen.
Thorsten Hufnagel: Bezogen auf die Umsetzung von Sicherheitstechnik decken wir so gut wie jede Applikation im Bereich der Industriellen Automation in allen Branchen ab. Beispielhaft seien hier Roboterzellen, verkettete Fertigungsanlagen, Pressen, kraftbetriebene Arbeitsmittel und Fahrerlose Transportsysteme (FTF/AGV) zu nennen.
Dirk Köhler: Das Thema Verschiebwagen ist exemplarisch sehr gut. In vielen Produktionen, wie z. B. der Herstellung von Porenbetonsteinen oder Ziegeln, aber auch in anderen Produktionsbetrieben, werden schienengebundene Fahrzeuge (Verschiebewagen oder -bühnen) durch mechanische Endschalter gestoppt. Diese sind als Wegbegrenzer oft mehrstufig, was den Verfahrweg eingrenzt oder einen Zeitverlust bedeuten. Als Kollisionsschutz müssen diese einen einstufigen Anhalteweg berücksichtigen, d. h. es geht Platz verloren. Mit unserer berührungslosen Sensorik erhöhen wir faktisch die Sicherheit, erlauben größere Verfahrwege und in jeder Situation die maximal mögliche Geschwindigkeit.
Mal angenommen, ich wäre einer Ihrer Kunden, welche „Last“ könnte Sick mir im Worst-Case-Szenario von den Schultern nehmen?
Thorsten Hufnagel: Durch die Zusammenarbeit mit Sick erhalten sowohl Maschinenbauer als auch die Betreiber von Maschinen und Anlagen die Gewissheit, dass die für sie relevanten Normen und Richtlinien eingehalten werden. Dies beginnt mit dem Aufzeigen von Verbesserungspotentialen, über das korrekte Sicherheitskonzept und endet mit regelmäßigen Inspektionstätigkeiten, durch die wir dem Betreiber aufzeigen ob seine Maschinen und Anlagen sicher und auch effizient betrieben werden können.
Dirk Köhler: Häufig ist es so, dass der Kunde überhaupt keine „Last“ verspürt. Natürlich, besteht eine Last nach einem Unfall oder einer Rüge durch eine BG o. ä., also dann, wenn etwas passiert ist. Das moderne Sicherheitskonzepte und Sensorik jedoch auch die Maschinen- und Anlagenverfügbarkeit und Nutzungsmöglichkeiten erhöhen kann, wird unseren Kunden oft erst bewusst, wenn Sie mit uns gesprochen haben. Um das Bild aus ihrer Frage etwas umzugestalten: Wir „festigen“ den Boden auf dem unsere Kunden wandeln, um erst gar keine „Last“ entstehen zu lassen.
Noch einmal zurück zum Slogan „Creating Safe Productivity“: Wie gelingt es Sick, mehr Sicherheit zu schaffen, ohne dabei die Produktivität herabzusetzen?
Dirk Köhler: Nehmen wir ein recht einfaches und verbreitetes Beispiel für ein „Sicherheitskonzept“ – der Zaun mit überwachter Zugangstür. Übliche Reaktion: Tür auf = Maschine im Not-Halt. Schon etwas komfortabler gelöst, wenn ein Zugang „angemeldet“ werde muss und erst „freigegeben“ wird, nachdem die Maschine kontrolliert zum Stillstand gekommen ist. Die Reaktion ist jedoch die gleiche. Entweder Not-Halt oder bei etwas moderneren Anlagen eine „sichere Stillstandsüberwachung“. Problematisch wird ein solches Konzept, wenn dieser Zugang betriebsmäßig erforderlich wird. Eine nicht seltene Reaktion bei dem Bedienpersonal hierauf sind gefährliche Manipulationen.
D. h., die aus uns unserer Sicht einzig sinnvolle Methode Sicherheit in eine Maschine oder Anlage zu integrieren kann nur sein, gleichzeitig die Verfügbarkeit und Produktivität zumindest nicht zu verschlechtern.
Und zu guter Letzt noch ein Blick in die nahe Zukunft: Plant Sick, seine Service-Angebote zu erweitern und auszubauen?
Dirk Köhler: Im Bereich Komplettlösungen ergänzt sich unser Service-Portfolio durch unser Projekt Engineering. Sick ist schon seit langem kein ausschließlicher Sensorlieferant mehr. Teil der Sick Strategie ist es, für unsere Kunden ein „Trusted Solution Partner“ zu sein. Als Lösungsanbieter haben wir ein breites Applikationsportfolio und entwickeln partnerschaftlich mit unseren Kunden stets neue Use-Cases. Mit unserem Applikationswissen, unserer technologischen Expertise sowie unseren Produkten verfügen wir jeden Tag über mehr Bausteine, um Lösungen zu schaffen.
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