Sichere Sensorik für die Wasserrutsche
Was haben ein Automobilzulieferer, ein Förderverein, ein Freizeitbad, ein Sensorhersteller und ein Auszubildender gemeinsam? Richtig: Sie alle sind an Planung und Umsetzung einer Signalanlage für eine Wasserrutsche beteiligt.
Der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch an die heißen Sommertage, die man als Kind im Erlebnisbad zugebracht hat. Da gerade Kinder und Jugendliche beim Toben im Wasser nicht gerade immer rücksichtsvoll vorgehen, sind besonders in unfallgefährdeten Bereichen besondere Sicherheitsmaßnahmen geboten. Nebst Beckenrand und Sprungturm, sind vor allem Wasserrutschen ein beliebter Ort, an dem aus Unkenntnis oder Übermut, die bestehenden Sicherheitsregeln ganz schnell außer Acht gelassen werden. Daher muss der Einlass längerer Wasserrutsche in der Regel beaufsichtigt werden, um Unfälle zu vermeiden – so auch im Freizeitbad Bergneustadt.
Allerdings ist Personal wie in vielen anderen Schwimmbädern rar. Deshalb brachte Henning Batt, Mitglied im Förderverein des Freizeitbads, die Überlegung ins Spiel, die Benutzung der 82 m langen Rutsche mit einer Ampelanlage zu regeln, damit die ansonsten dafür notwendige Person stattdessen die Aufsicht über das Becken führen kann.
Viel Engagement für soziale Projekte
An dieser Stelle kam dann das ortsansässige Unternehmen Martinrea ins Spiel. Die Martinrea Bergneustadt GmbH ist Teil der weltweit agierenden Unternehmensgruppe Martinrea International, die auf das Design, die Entwicklung und Produktion von Leichtbaustrukturen und Antriebssystemen für die Automobilindustrie spezialisiert ist. Das Unternehmen am Standort Bergneustadt (NRW) fertigt mit rund 920 Mitarbeitern Fahrwerk- und Karosseriemodule für namenhafte Kunden wie beispielsweise BMW und Mercedes.
Martinrea gehört zu den Betrieben in der Region, die auch in sozialen Projekten aktiv sind. Hierzu organisiert das Unternehmen in regelmäßigen Abständen die sogenannten Social Days. „Ziel dieser Initiative ist es, die Auszubildenden für ein soziales Engagement am Firmenstandort zu begeistern“, so Dominik Krieger, tätig in der Elektro-Instandhaltung bei Martinrea. Henning Batt, seines Zeichens selbst Mitarbeiter im Facility Management bei Martinrea, regte im Unternehmen daher an, den Förderverein des Freizeitbades bei der Realisierung des Vorhabens zu unterstützen.
Schnell war auch ein Auszubildender gefunden, der sich der Sache gemeinsam mit Dominik Krieger annahm. Julian Hooge, seinerzeit im zweiten Ausbildungsjahr als Elektroniker für die Betriebstechnik, war sofort begeistert als er von dem Projekt erfuhr: „Ich hatte kurz zuvor meine Zwischenprüfung absolviert und fand es interessant, mal etwas anderes zu machen. Obwohl es hier ebenfalls um Elektronik ging und ich mein Fachwissen unter Beweis stellen konnte, war das doch ein völlig anderes Umfeld als die Automobilindustrie“, sagt Julian Hooge.
Sensorspezialist liefert technische Lösungen
Nun stellte sich die Frage nach der konkreten technischen Lösung. Da Dominik Krieger von Martinrea bereits beruflich mit IPF Electronic in Kontakt stand, erfuhr der Sensorspezialist aus dem Sauerland von dem Vorhaben und erklärte sich ebenfalls bereit zu unterstützen. Nach Aussagen von Dominik Krieger gab es bereits konkrete Vorstellungen: „Am Treppenaufgang zur Rutsche sollte eine Art Ampel mit wechselnden Rot-Grün-Signalen, gekoppelt mit einem Sensor, installiert werden. Für die Rutsche selbst war ein Ultraschallsensor angedacht, der bei der Erfassung einer Person dafür sorgt, dass die Ampel von Rot auf Grün umschaltet und somit die Rutsche wieder freigibt. Und als Steuerung für das gesamte System hatten wir schließlich eine Siemens Logo vorgesehen.“
Als Lichtsignalgeber empfahl IPF Electronic eine RGB-LED-Leuchte EM450520 mit Multi-Colour-LEDs, die durch die Ansteuerung der digitalen Eingänge ihre Lichtfarbe ändern. Die für den Dauerbetrieb ausgelegte Leuchte mit bruchsicherer Borsilikatglas-Abdeckung überzeugt u. a. durch eine geringe Stromaufnahme von 250 mA.
Die Überwachung des Treppenaufgangs sollte ein optischer Taster OT150470 übernehmen. Die sehr kompakte Lösung integriert Sender und Empfänger in einem Gerät und verfügt über einen maximalen Schaltabstand von 1.200 mm, eine Ansprechzeit von 0,5 ms sowie über die Schutzklasse IP 67. Der OT150470 arbeitet mit nicht sichtbarem Infrarotlicht, was aus Sicht von Dominik Krieger für den speziellen Einsatzzweck am Aufgang zur Rutsche von Vorteil ist: „So weckt der Sensor erst gar nicht das Interesse der Badegäste, wodurch wir mögliche Manipulationen weitestgehend ausschließen können.“
Als Lösung für die Rutschenüberwachung entschieden sich die Beteiligten ebenfalls ganz bewusst für einen Ultraschalltaster UT18002C mit Analogausgang (4…20 mA) und einem hohen Reichweitenspektrum von 200 bis 2.000 mm. Der Sensor sollte in einer Höhe von zirka 1,70 m oberhalb der Rutsche montiert werden und war somit danach nur noch schwer erreichbar. Nach der Installation konnte stattdessen das Analogsignal direkt in der Steuerung ausgewertet und somit der Arbeitsbereich des Sensors sehr komfortabel über die Klein-SPS eingestellt werden.
Viel freie Hand und auch Verantwortung
„Die Einstellung des korrekten Arbeitsbereichs mithilfe der Steuerung ist wichtig, denn im Betrieb befindet sich Wasser in der Rutsche, das vom Sensor nicht erfasst werden darf. Hinzu kommt, dass die Person, die den Detektionsbereich des Sensors passiert, ein Erwachsener oder beispielsweiwe auch ein Kind sein kann. Daher hat das Gerät keinen festen Schaltpunkt“, erklärt Julian Hooge, der im Vorfeld einen Elektroplan erstellte, um festzulegen, welche Komponenten von der Steuerungsseite benötigt werden. Anschließend installierte er gemeinsam mit Dominik Krieger die Sensoren und verband sie mit der Steuerung. „Die gesamte Programmierung der Steuerung gehörte ebenfalls zu meinen Aufgaben und hat sehr viel Spaß gemacht. Und für den Fall, dass der Ultraschalltaster einmal nicht auf eine Person in seinem Detektionsbereich reagieren sollte, habe ich noch eine Zeitschaltfunktion in das Programm integriert, sodass die Ampel drei Minuten nach Aktivierung des optischen Sensors auf grün umschaltet und somit die Rutsche wieder freigibt“, erklärt Julian Hooge.
Erfolgreicher Projektabschluss
Der Auszubildende ist stolz auf den erfolgreichen Projektabschluss: „Ich hatte viel freie Hand und musste selbst auf alles achten, damit die Anlage am Ende läuft. Alles ist glatt gelaufen und hat super funktioniert.“
Auch Henning Batt zieht ein positives Fazit: „Das Ampel-System ist seit dem 18. Mai in Betrieb. Natürlich mussten wir noch wenige Feinjustierungen vornehmen, aber danach funktionierte die Lösung einwandfrei. Als Förderverein sind wir für die Unterstützung dankbar, denn sonst könnten wir das Bad nicht wirtschaftlich betreiben. Darüber hinaus begrüßen wir das soziale Engagement von Martinrea und ich freue mich umso mehr, dass uns Julian Hooge bei der Umsetzung des Projektes so tatkräftig unterstützt hat.“
Autor
Rainer Koch
Vertriebsingenieur & Applikationsspezialist
bei IPF Electronic
Business Partner
ipf electronic gmbhRosmarter Allee 14
58762 Altena
Deutschland
Meist gelesen
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
Top Player Maschinensicherheit – Oscar Arias, Schmersal
GIT SICHERHEIT im Interview mit Oscar Arias, Chief Sales Officer (CSO), Schmersal Gruppe.
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.
General Product Safety Regulation (GPSR): Was regelt sie und welche Akteure müssen sich damit befassen?
Neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR) ab 13.12.2024: Wichtige Änderungen und Anforderungen für Verbraucherprodukte
Wenn das Gehirn rotiert - Warum ein effektiver Kopfschutz auch vor Rotationsenergie schützen sollte
Schutzhelme bieten im Allgemeinen nur unzureichenden Schutz vor schrägen Stößen.