SimonsVoss: Neuestes aus der Welt der Schließ- und Zutrittssysteme
Eine Welt ohne Schlüssel das ist die Vision von SimonsVoss. Wie weit ihre Realisierung in der Welt der digitalen Schließ- und Zutrittssysteme bereits gediehen ist, konnte man zule...
Eine Welt ohne Schlüssel – das ist die Vision von SimonsVoss. Wie weit ihre Realisierung in der Welt der digitalen Schließ- und Zutrittssysteme bereits gediehen ist, konnte man zuletzt auf dem Messestand des Unternehmens auf der Security in Essen erleben. Über neue Lösungen, Produkte und Trends – sowie über das Partnerprogramm des Unternehmens, sprach Matthias Erler von GIT SICHERHEIT mit Bernhard Sommer, Vorsitzender Geschäftsführer SimonsVoss.
GIT SICHERHEIT: Herr Sommer, lassen Sie uns mit der Security in Essen beginnen. Sie sind dort, wie von SimonsVoss gewohnt, mit einem beeindruckenden Stand vertreten gewesen. Es erübrigt sich vermutlich die Frage, ob die Messe ein Erfolg war?
Bernhard Sommer: Wir waren tatsächlich sehr zufrieden. Vor allem haben wir viele sehr gute Reaktionen auf unsere Lösungen und Neuheiten bekommen. Die Nähe zu unseren Kunden und Fachhandelspartnern, viele konkrete Projektgespräche, ist für uns ausgesprochen wichtig. Auf unserem, bis weit nach Mitternacht gehenden Kunden- und Partnerabend, hatten wir 350 Gäste – das macht natürlich auch Spaß.
Einige große Unternehmen waren ja diesmal nicht vertreten in Essen?
Bernhard Sommer: Das stimmt – aber das hatte wohl keine Auswirkungen auf die Besucherzahlen, auch wenn die Messe solche Signale ernstnehmen sollte. Mir persönlich ist die Messe übrigens auch deshalb wichtig, weil man einen Querschnitt der Aktivitäten der gesamten Branche erhält und man einen Blick über den Tellerrand werfen kann.
Welche Themen waren für die Besucher des SimonsVoss-Standes am wichtigsten?
Bernhard Sommer: Ich muss sagen, das Wichtigste für unsere Besucher dürfte wohl unsere Präsenz auf der Messe gewesen sein. Wir hatten Kunden und Interessenten aus allen europäischen Ländern, auch wenn die meisten aus Deutschland kamen. Für sie alle ist es von enormem Wert, dass wir mit unserer kompletten deutschen und internationalen Mannschaft für jeden auf der Messe ansprechbar sind. Dieser Dialog und Austausch ist für beide Seiten gleichermaßen wichtig. Was die Produkte betrifft, standen drei Neuheiten im Zentrum: Die DoorMonitoring-Visualisierung, dann das virtuelle Netzwerk und drittens die Online-Variante von MobileKey – jeweils mit sehr gutem Feedback. Das ist für uns natürlich auch deshalb sehr erfreulich, weil wir in den letzten zwei Jahren verstärkt Maßnahmen zur weiteren Steigerung von Qualität, Lieferzeiten und Zuverlässigkeit getroffen haben. Dazu gehört jetzt auch, dass wir eine Garantie von fünf Jahren für besonders qualifizierte Fachhandelspartner gewähren. In unserem neuen Werk in Osterfeld haben wir sehr viel in die entsprechenden Prozesse investiert – und es ist sehr erfreulich, dass dies auch wahrgenommen wird.
Lassen Sie uns etwas näher auf die Produkte schauen. Beim DoorMonitoring haben Sie beispielsweise nachgelegt?
Bernhard Sommer: Neu ist hier ja, dass wir die Visualisierung der Türen auf ein externes Panel bringen – und zwar in Form einer sehr klaren Übersicht der gesamten Türsituationen in einem Gebäude. Der Umfang ist unbegrenzt – das System ist also für jedes Gebäude nutzbar, selbst wenn es tausende Türen hat. Die überall verfügbare Visualisierung auf einem beliebigen Panel erleichtert beispielsweise die Kontrollgänge von Sicherheitsdienstleistern – das spart enorm viel Zeit. Wichtig ist auch das SmartHandle mit DoorMonitoring-Funktion – vor allem für sensible Bereiche, etwa Serverräume, Entwicklungsbereiche usw. So können Sie beispielsweise auf einen Blick erkennen, ob irgendwo in Ihrem Objekt eine Brandschutztür offen steht. Sie lässt sich sehr einfach installieren und ist die kleinste kabellose Türüberwachung – und sie lässt sich von jedem beliebigen Computer aus überwachen.
Neues gab es auch bei MobileKey?
Bernhard Sommer: Das ist eine Lösung für kleine Unternehmen, also für bis zu 20 Türen und 100 Nutzer. Der Vorteil ist, dass sie extrem einfach zu nutzen ist – ohne jedes Training. Die Lösung ist webbasiert – und mit ein paar Mausklicks hat man seine Mitarbeiter, seine Türen, Bereiche, etc. eingestellt. Auf der Security haben wir jetzt eine Erweiterung von MobileKey gezeigt, nämlich eine Online-Variante. Auf der sehr einfachen Benutzeroberfläche kann man jetzt zum Beispiel auch auf dem Smartphone den Zustand der Türen in Echtzeit überwachen. Der Anwender kann von überall her die Berechtigungen verändern so wie er möchte – und das wird sofort in Echtzeit für die Türen in Kraft gesetzt. Sehr nützlich ist auch die Funktion „Key for friends“ – damit können Sie jemandem einen Schlüssel aufs Smartphone schicken und also von überall her in Echtzeit Zutritt verschaffen.
Und es gibt eine neue SmartIntego-Variante mit virtuellem Kartennetzwerk. Erhoffen Sie sich, damit neue Kundensegmente zu erreichen?
Bernhard Sommer: Wir haben die SmartIntego-Linie seit zwei Jahren sehr erfolgreich mit vielen Partnern in Europa und Asien, in Form von Online-Systemen, integriert– und online heißt Echtzeit. Allerdings gibt es auch Gebäude, für die ein Online-System nicht geeignet ist. Aus diesem Bereich kommt die Nachfrage nach Offline-Systemen mit virtuellen Kartennetzwerken. Die Besonderheit bei uns ist, dass wir beide Systeme auch mischen können: Es gibt besonders sicherheitssensible Türen, für die eine Online-Überwachung wichtig ist – mit der Möglichkeit der Echtzeit-Veränderung von Berechtigungen und Echtzeit-Überwachung von Türen. Die Tür ist dann unmittelbar mit dem Rechner verbunden – ideal etwa für Serverräume, Medikamentenräume, Räume der Geschäftsleitung oder Ähnlichem. Bei anderen Türen ist das weniger relevant: Hier reicht auch eine Offline-Variante mit virtuellem Kartennetzwerk. Das erfordert deutlich weniger infrastrukturelle Eingriffe, man braucht keine Verkabelung, keinen Router, etc. Und unser neues virtuelles Kartenformat SimonsVoss Virtual Card Network ist extrem leistungsfähig.
Was halten Sie eigentlich von der Bestrebung, der Proprietarität von Zutrittskontrollsystemen „Standards“ wie OSS entgegenzusetzen?
Bernhard Sommer: Klingt erstmal gut. Ein Standard sollte eine Vereinheitlichung sein, die leistungsfähig ist, die sich durchgesetzt hat oder evtl. durchsetzen wird und hilft, einen Markt gut zu entwickeln und Kundenanforderungen zu erfüllen. Unserer Ansicht nach kann man bei OSS nicht von einem Standard sondern eher von einer Interessensgruppe sprechen, da viele relevante Hersteller entschieden haben, nicht mitzumachen. Dies meistens, weil sie von der Funktions- und Leistungsfähigkeit nicht überzeugt sind. In vielen Bereichen der Technik macht es absolut Sinn, einen echten Standard zu schaffen, sowohl für Hersteller als auch für Kunden. Das haben wir anfangs auch im Bereich der Schließtechnik so gesehen und uns die Leistungsfähigkeit von OSS genauer angesehen. Wir kamen nach der Analyse zu dem Entschluss, unsere Produkte nicht daran auszurichten, da wir viele unserer Kundenanforderungen nicht erfüllt sahen, z.B. Datentransaktionssicherheit bei hoher Speichereffizienz.
...aber es gab noch mehr Gründe?
Bernhard Sommer: Das Thema wirft aus der an uns herangetragenen Kundensicht viele weitere Fragen auf: Wie sieht es zum Beispiel mit der erforderlichen unterschiedlichen Programmierumgebung, mit der Software, mit Service, mit Ansprechpartnern bei Schnittstellenproblemen aus, wenn ich versuche, unterschiedliche Hersteller zu mischen? In vielen Gesprächen mit Endkunden hat sich gezeigt, dass viele uns bekannte Hersteller ihren Kunden über Jahrzehnte hinweg rückwärtskompatible Systeme für Erweiterung und Ersatz von digitalen Schließsystemen anbieten – das schafft Zukunftssicherheit. Mit der hohen Funktionalität von proprietären Systemen wird in der Regel auch eine äußerst überzeugende Wirtschaftlichkeit des Systems erreicht und das nicht nur von SimonsVoss. Übrigens ist das Ziel der Investitionssicherheit und Herstellerunabhängigkeit aufgrund der Nutzbarkeit des OSS-Segments durch andere Hersteller ohnehin gegeben. Um es auf den Punkt zu bringen: Für uns ist OSS kein gangbarer, technologischer Weg. Wir empfehlen, interessierte Kunden sollten sich intensiv damit auseinandersetzen.
Herr Sommer, lassen Sie uns noch über etwas anderes sprechen – und zwar über Ihr Partnerprogramm, das Sie weiterentwickelt haben. Geben Sie uns einen Überblick?
Bernhard Sommer: Wir haben das Programm ja 2015 mit rund 400 Teilnehmern gestartet – und zwar mit großem Erfolg. Innerhalb eines Jahres haben wir ein Qualitäts- und Trainingsprogramm realisiert. Es gab eine ganze Reihe von Partnerevents – eines davon war die eben erwähnte Partnerveranstaltung auf der Security in Essen. Die Teilnehmer profitieren fachlich davon – und wir arbeiten im Projektgeschäft eng mit ihnen zusammen. Mit der Qualifikation im Rahmen dieses Programms kann ein Partner auch die erwähnte 5-Jahres-Garantie an seine Kunden weitergeben. Das ist ein wichtiges Verkaufsargument – ebenso wie der Umstand, dass wir in Deutschland produzieren. Es geht ja aus Kundensicht um Investitionsgüter, die ggf. zehn oder zwanzig Jahre halten sollen. Für das Jahr 2017 planen wir das 2. Partnertreffen – und zwar im November in Köln. Dort werden wir unter anderem exklusiv neue Lösungen und Produkte vorstellen.
Im September jährte sich ja die Zugehörigkeit von SimonsVoss zu Allegion. Könnten Sie einmal Bilanz ziehen, wie sich das auf Ihr Unternehmen ausgewirkt hat?
Bernhard Sommer: Interessanterweise hat das am ehesten bei unseren Wettbewerbern für Aufmerksamkeit gesorgt. Für unsere Kunden war es offenbar überhaupt nicht wichtig – es scheint geradezu komplett am Markt vorbeigegangen zu sein. Und ich kann sagen, dass wir mit Allegion einen sehr gut passenden Gesellschafter gefunden haben. Das erste Jahr ist sehr positiv verlaufen. Bei Allegion kennt man sich mit Gebäude- und Sicherheitstechnik aus – und dazu passen wir einfach sehr gut. Entscheidend für solche Zusammenschlüsse ist immer der Grad der Komplementarität – und das ist in unserem Fall extrem gut gelagert. Es gibt keine Überlappungen, so dass wir wie ein Puzzle-Teil dazu passen. Allegion ist ja ein „House of Brands“, vereint also viele eigenständige Unternehmen unter einem Dach. Gerade die Positionierung von SimonsVoss auf dem Markt mit seinen Stärken bei Qualität, Kundennähe und Service sowie unser mittelständischer Spirit machen das Unternehmen wertvoll für Allegion. Das macht natürlich Spaß. Künftig noch wichtiger wird für uns auch die weltweite Präsenz von Allegion. Das wird uns neue Märkte erschließen – und ist bereits in Vorbereitung. Auch technologisch profitieren wir sehr vom gegenseitigen Austausch.
Welche weiteren Pläne gibt es insoweit?
Bernhard Sommer: Es wird weiter darum gehen, die digitale, schlüssellose Welt noch weiter voranzutreiben – das wird sich auch in den Innovationen und Lösungen widerspiegeln, die wir bei den Partnertreffen 2017 präsentieren werden. Mit Blick auf den Endkunden werden wir Marketing und Vertrieb weiter intensivieren. Wir haben vor allem auch vor, das Potential bestehender mechanischer Anlagen besser zu erschließen und den Nutzen der digitalen Welt noch besser zu vermitteln – dazu gehören etwa die Möglichkeiten der Kostenersparnis für den Kunden. Dabei werden wir auch bei den gewerblichen Kunden noch einen stärkeren Schwerpunkt setzen. Wir wollen alle Endkundensegmente ansteuern, die aus verschiedenen Gründen heute noch keinen rechten Zugang zu digitalen Schließsystemen haben.
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