Stadionsicherheit: Interview mit Roland Meier von Dallmeier
Für die Absicherung von Sportstadien ist Videotechnik mittlerweile zu einem unverzichtbaren Instrument geworden. Mit der Einführung des Multifocal-Sensorsystems „Panomera" hat de...
Für die Absicherung von Sportstadien ist Videotechnik mittlerweile zu einem unverzichtbaren Instrument geworden. Mit der Einführung des Multifocal-Sensorsystems „Panomera" hat der deutsche Entwickler und Hersteller Dallmeier einen komplett neuen Ansatz für die Videoüberwachung weitreichender Areale vorgestellt. Für die Sicherheitsverantwortlichen in Stadien bringt die einzigartige Technologie viele Vorteile mit sich. Wir sprachen mit Roland Meier, dem Team Leader Panomera Multifocal Sensor Systems bei Dallmeier.
GIT-SICHERHEIT.de: Herr Meier, was ist das Besondere an Panomera?
Roland Meier: Mit dem Multifocal-Sensorsystem Panomera kann von einem einzigen Standort aus ein riesiges Areal hocheffizient überblickt werden. Beeindruckend ist dabei vor allem die Kombination von Gesamtübersicht und gleichzeitig höchster Detailauflösung: Auch weiter entfernte Objekte werden mit derselben Auflösung dargestellt wie Objekte im vorderen Bildbereich.
Welche Vorteile hat dies für die Überwachung von Stadien?
Roland Meier: Panomera eignet sich sowohl für sehr breite Szenen als auch Bereiche mit großen Distanzen. Mit nur zwei Panomera-Systemen kann ein gesamtes Stadion ständig beobachtet werden! Im Prinzip ist das so, als ob Sie die Vorteile einer Übersichtskamera und einer PTZ-Kamera mit hohem optischem Zoom miteinander kombinieren: Wie bei einer Übersichtskamera zeichnet Panomera ständig den gesamten Bereich auf - und nicht etwa wie bei einer PTZ-Kamera nur den Bereich, in den gerade gezoomt wird. Gleichzeitig können Sie sich in der Gesamtszene aber beliebig bewegen und zoomen - selbst auf eine Entfernung von über 160m sind Personen noch eindeutig erkennbar!
Wenn nur eine Kamera die gesamte Szene aufnimmt - kann dann auch nur ein Security Operator mit der Kamera arbeiten?
Roland Meier: Nein, anders als bei PTZ-Kameras, bei denen immer nur einer die Kamera bedienen kann, können mit Panomera beliebig viele Operators unabhängig voneinander über die gesamte Szene navigieren. Obwohl sich alle Operators also mit derselben Kamera verbinden, kann jeder einzelne Bediener seine Ansicht individuell auswählen und nach Belieben zoomen oder schwenken. Oder gleichzeitig Auswertungen in den Aufzeichnungen durchführen. Es können also gleichzeitig von beliebig vielen Mitarbeiten an verschiedenen Arbeitsplätzen Analysen durchgeführt werden, beispielsweise betrachtet einer live das Übersichtbild, ein anderer zoomt live auf verdächtige Fans, wieder ein anderer geht in den Aufzeichnungen um eine Stunde zurück, um zu sehen, wie sich das Stadion gefüllt hat.
Braucht man dafür nicht eine riesige Bandbreite?
Roland Meier: Durch die sogenannte Multicast-Fähigkeit kann das Bildmaterial der Panomera von mehreren Anwendern gleichzeitig eingesehen werden, ohne dass dabei die Daten mehrmals über das Netzwerk verschickt werden müssen. Dadurch verringert sich die benötigte Bandbreite erheblich.
Wie flüssig werden die Bilder dargestellt?
Roland Meier: Panomera liefert Bildmaterial in Echtzeit mit Frameraten von bis zu 25 fps, das ist also eine völlig flüssige Darstellung. Und ganz ehrlich: Wenn ein Videosystem tatsächlich zur Aufklärung von Vorfällen beitragen soll, dann ist das auch absolut notwendig. Nehmen wir mal an, jemand hat ein bengalisches Feuer entzündet und Sie möchten nun nachvollziehen, wer dies getan hat. Wenn Sie nun eine Kamera haben, die gerade mal ein Bild pro Minute aufzeichnet, können Sie höchstens erkennen, aus welcher Richtung das bengalische Feuer gekommen ist, aber nie den genauen Urheber feststellen. Mit Panomera hingegen können Sie in Einzelschritten Bild für Bild in den Aufzeichnungen rückwärts gehen und so ganz genau erkennen, wer das Feuer gezündet hat.
Das hört sich alles einleuchtend an - ist aber sicher auch sehr komplex...
Roland Meier: Es ist schwierig, Panomera allein mit Worten zu beschreiben und dabei alle Aspekte zu erfassen. Man muss das einfach mal live gesehen haben. Das erlebe ich sehr oft bei Kundenpräsentationen: Wer das System mit eigenen Augen gesehen hat, bei dem stellt sich schnell ein „Aha-Erlebnis" ein. Wir bezeichnen das als den „Panomera-Effekt": Panomera geht weit über die Grenzen herkömmlicher Kameras hinaus. Deshalb betonen wir auch immer wieder, dass Panomera nicht einfach nur eine weitere Kamera ist, die Produkte von Mitbewerbern lediglich mit der Zahl ihrer Megapixel übertreffen will. Darum geht es gar nicht - hinter Panomera steckt eine grundsätzlich neue Herangehensweise an das Thema Videosicherheit überhaupt, eine komplett neue Technologie.
Wie sieht es mit dem Preis aus? So ein System ist doch sicherlich sehr teuer, oder?
Roland Meier: Ganz im Gegenteil - Panomera ist das derzeit kosteneffizienteste System am Markt! Sicherlich ist eine Panomera im Vergleich teurer als eine einzelne herkömmliche HD-Kamera. Aber dafür brauchen Sie für die gleiche Fläche, für die vorher mehrere Kameras notwendig waren, nur noch ein einziges Panomera-System. Dabei liegt die größte Ersparnis bei den Aufwendungen für die Infrastruktur. Das sollte man sich noch einmal bewusst machen: Das Teuerste bei einer Kamerainstallation ist nicht die Kamera selbst, sondern die dafür benötigte Infrastruktur, sprich: Kameramasten, Verkabelung, Strom und dergleichen. Wenn nur noch ein einziger Kamerastandort notwendig ist, sparen Sie also enorm viel Geld. Von daher lohnt es sich, ein Projekt auf Basis der Panomera durchrechnen zu lassen!
Muss ein vorhandenes Videosystem komplett erneuert werden, wenn sich ein Stadion für eine neue Panomera-Lösung entscheidet?
Roland Meier: Nein, bestehende Kameras können in das Panomera-Konzept eingebunden werden. Ein Stadion kann sich beispielsweise dafür entscheiden, zunächst den Heim- und Gästefanbereich, die einer besonders intensiven Überwachung bedürfen, mit Panomera abzudecken, während in den restlichen Bereichen nach wie vor die bestehenden Kameras genutzt werden. Trotzdem kann die gesamte Videoanlage über ein einziges Managementsystem überwacht und gesteuert werden. Darüber hinaus kann es durchaus sinnvoll sein, existierende PTZ-Kameras auch im Gästefanbereich weiterhin einzusetzen und in die Panomera-Lösung zu integrieren.
Dallmeier hat weltweit zahlreiche Stadion-Referenzen...
Roland Meier: Das stimmt. Die Projekte reichen dabei von kleineren regionalen Stadien bis hin zu riesigen Arenen wie etwa dem Soccer City Stadium in Südafrika, in dem das Eröffnungs- und Finalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 stattfand, oder dem Olympiastadion in Athen. In Griechenland haben wir übrigens insgesamt 22 Stadien mit unserer Technik ausgerüstet - und alle diese 22 Stadien werden über eine gemeinsame Zentrale gesteuert! Auch dieses standortübergreifende Arbeiten ist dank der flexiblen IP-Technologie möglich.
Wie sieht es mit der Investitionssicherheit aus? Die Entwicklungszyklen neuer Technologien werden ja immer kürzer...
Roland Meier: Durch die offene Systemarchitektur des Dallmeier-Systems bleibt die Videoanlage flexibel und skalierbar: Erweiterungen oder Anpassungen in der Zukunft sind einfach und unkompliziert möglich, auch ein Mischbetrieb mit Geräten verschiedener Generationen ist unproblematisch. Dadurch bietet die Stadien-Lösung von Dallmeier langfristigen Investitionsschutz.
Herr Meier, schönen Dank für das Gespräch.
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